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suchten die Schaluppen und Männer in Beibooten und erwischten immer wieder einige von ihnen.

      Er hielt die Luft an, solange er konnte und schwamm unter Wasser weiter. Erst als seine Lungen zu platzen drohten, tauchte er auf und streckte ganz vorsichtig den Kopf aus dem Wasser. Dann sah er sich für einen kurzen Augenblick um.

      Er war ein Stück abgetrieben, aber das hatte den Vorteil, daß sie ihn in dieser Ecke nicht suchten. Ihre Suche konzentrierte sich vielmehr auf die Nähe der Galeere. Er hatte auch noch mitgekriegt, daß es zwei Männern gelungen war, die Mole zu überwinden. Sie waren in der Dunkelheit verschwunden.

      Er schwamm und schwamm um sein Leben, tauchte, wenn er ein Boot entdeckte, und hielt wieder die Luft an, bis er feurige Ringe vor seinen Augen sah. Erst dann holte er ganz schnell einmal Luft.

      Zum Glück war es jetzt so dunkel, daß die Schergen alle Mühe hatten, noch Männer aufzufischen. Bei Tage wäre das wesentlich schwieriger und mit größerer Gefahr verbunden gewesen.

      Seine rechte Hand stieß plötzlich an ein Hindernis im Wasser, und er erschrak im ersten Augenblick. Unter Wasser tastete er es ab und spürte, daß es die Planken eines Schiffes waren, das ziemlich tief im Wasser lag.

      Vorsichtig zog er sich hoch und warf einen Blick in die Runde. Es war tatsächlich ein Schiff, das an einer hölzernen Pier lag. Jetzt zog er sich mit beiden Händen hoch.

      Auf dem Schiff waren ein paar Männer. Er vernahm Worte in einer Sprache, die er schon einmal gehört hatte, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er war jetzt auch so erschöpft, erledigt und ausgelaugt, daß ihm fast alles egal war.

      Vielleicht entdeckten ihn die Männer, vielleicht lieferten sie ihn den Behörden aus, aber vielleicht halfen sie ihm auch.

      Auf den Planken blieb er ein paar Augenblicke reglos liegen. Die Männer sahen ihn nicht. Sie blickten zu der Galeere hinüber, auf der jetzt überall Laternen entzündet waren.

      Er robbte mühsam weiter und entdeckte einen Niedergang, den er hinunterkroch. Er fand eine Kammer, in der eine Funzel brannte, die von einem Deckenbalken hing. An der Wand in der Kammer stand eine Koje. Einen Augenblick zögerte Ali Mustafa, ob er sich auf die verlockend dastehende Koje legen sollte.

      Er entschied sich dafür, sich unter die Koje zu legen. Im Schein der trüben Funzel sah er noch, daß ein Schlüssel im Schloß des Schotts steckte. Er zog ihn ab und legte ihn auf den kleinen Teppich.

      Dann rollte er sich unter die Koje und schlief augenblicklich vor Erschöpfung ein.

      Zwei Stunden später kehrten auch die anderen Arwenacks in kleinen Gruppen zurück an Bord. Für die meisten war es ein recht anstrengender Tag gewesen.

      Old O’Flynn berichtete ihnen, was vorgefallen war, und so wurde an Deck noch darüber diskutiert.

      Die Bordhündin Plymmie begann auf dem Achterdeck zu schnüffeln und zu kratzen, aber niemand schenkte ihr Beachtung. Die Zwillinge Hasard und Philip nahmen sie mit nach vorn.

      „Mir langt’s für heute“, sagte Old Donegal. „Ich werde erst einmal meine Pflichtübung absolvieren und in die Koje gehen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.“

      „Das ist anzunehmen“, sagte der Profos grinsend. „Denn wenn morgen kein Tag ist, sieht es verdammt schlimm aus.“

      Old O’Flynn verzog sich nach unten, doch nach ganz kurzer Zeit war er wieder an Deck und blickte die anderen mürrisch an.

      „Ist was?“ fragte der Profos. „Ich denke, du wolltest auf deinen Lauscherposten gehen.“

      „Du mußt gerade noch so dämlich fragen“, motzte der Alte. „Das ist doch wieder mal dein Werk. Aber ich habe jetzt keine Lust, mit dir herumzustreiten. Gib mir also den Schlüssel.“

      „Welchen Schlüssel?“

      „Den zu meiner Kammer. Und tu nicht wieder so unwissend.“

      Carberry sah den Alten forschend und etwas besorgt an.

      „Hast du zuviel gesoffen, Mister O’Flynn? Was, zum Teufel, soll ich mit deinem Schlüssel?“

      „Weiß ich nicht“, sagte der Alte erbost. „Aber dem einzigen, dem ich solche Lumpereien zutraue, bist nun mal du.“

      Der Profos kniff die Augen zusammen und schob sein Rammkinn vor.

      „Sieh dich vor, Old Man. Ich habe keine Lumpereien getrieben, und von deinem Schlüssel weiß ich nichts.“

      „Was geht hier eigentlich vor?“ fragte Hasard. „Kann mir das mal einer erklären, ohne daß ihr euch gegenseitig immer gleich anstänkern müßt?“

      „Einer hat meine Kammer abgeschlossen und den Schlüssel versteckt“, sagte Old Donegal wütend zu Hasard. „Und man weiß ja mittlerweile, wer für solche Bubenstücke zuständig ist. Aber auf solche lausigen Scherze bin ich heute nicht scharf.“

      „Hast du den Schlüssel, Ed?“ fragte Hasard.

      „Nein, Sir, mein Wort darauf. Außerdem war ich den ganzen Nachmittag an Land und bin eben erst zurückgekehrt. Old Donegal wird wohl mal wieder Tomaten auf den Augen haben, wenn er den Schlüssel nicht sieht.“

      „Dann sehen wir noch einmal nach“, sagte Hasard unwillig.

      Sie gingen hinunter und sahen nach. Das Schott war dicht, und der Schlüssel verschwunden.

      „Ich habe ihn von innen steckenlassen“, sagte Donegal.

      „Das spielt keine Rolle, ob von außen oder innen. Jedenfalls ist das Schott dicht.“

      Hasard wollte sich gerade abwenden, als sein Blick auf den Boden fiel.

      Auf den Dielen befand sich ein feuchter Fleck, der vor Donegals Kammer abrupt endete. In dem kurzen Gang war auch so etwas wie eine Schleifspur zu erkennen.

      „Das ist aber merkwürdig“, sagte der Profos nachdenklich. Dann grinste er ein wenig. „Vielleicht haben dir deine Enkelchen einen kleinen Schabernack gespielt. Wollten vielleicht mal das alte Zauselchen ein bißchen auf die Schippe nehmen, was, wie?“

      „Das tun meine Enkelchen nicht“, verwahrte sich der Alte.

      Hasard ließ sie trotzdem holen, weil er das geklärt haben wollte.

      Sie brachten Plymmie mit, und kaum war die Hündin in dem Gang, als sie sich auch schon eigenartig benahm. Sie streckte die Pfote nach dem Schott aus, winselte, bellte heiser und kratzte daran herum.

      „Vielleicht hat sich ein Wassermann in deine Kammer geschlichen“, höhnte Carberry, „sieht ganz danach aus. Ein türkischer Wassermann natürlich, mit einem grünen Fez auf der Rübe und Tang an den Ohren.“

      Er ahnte nicht, wie nahe er damit bei der Wahrheit lag – im übertragenen Sinne natürlich.

      Der Alte sah schaudernd auf die feuchte Schleifspur, und dann wurde ihm der Hals zu eng. Er schien tatsächlich den Stuß zu glauben, den Carberry ihm grinsend verklarte.

      „Glaubst du wirklich?“ fragte er verwirrt.

      „Aber sicher. In Istanbul schleichen jede Menge Wassermänner rum. Mal erkennt man sie sofort, manchmal haben sie sich aber auch hinter einem Schleier getarnt. Oder sie rauchen Wasserpfeife, wie sich das für einen Wassermann gehört. Daher …“

      „Ed“, sagte Hasard sanft. „Geh bitte in meine Kammer und hole den anderen Schlüssel. Er hängt an dem Brett links neben dem Schott.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Als Carberry weg war, fragte Old O’Flynn: „Und wenn wirklich einer drinliegt – ein Wassermann, meine ich.“

      „Dann darfst du ihn behalten“, sagte Hasard trocken. „Du kannst ihn dir auch ausstopfen – ganz wie du willst. Hier nimmt man das mit Wassermännern nicht so genau.“

      Carberry kehrte mit dem Schlüssel zurück, und dann wurde das Schott geöffnet.

      Die

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