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Geräusch wie bei einer hallenden Explosion. Dann flogen nach allen Seiten Holztrümmer davon.

      Wie ein riesiges Einhorn donnerte der Rammsporn in die berstenden Planken. Die Dhau erhielt Schlagseite und wurde von der nachdrängenden Galeere quer durch das Wasser geschoben, bis sie sich immer mehr zur Seite neigte. Gleichzeitig schlitterte und krachte es weiter, und immer mehr durchbohrte Holzplanken flogen ins Wasser. Die Dhau wurde regelrecht zermalmt.

      Schreie von verwundeten Männern drangen herüber. Im Wasser schwammen Wrackteile und Menschen herum.

      Eine kleine Schaluppe hatte losgemacht und nahm Kurs auf die Männer. Sie fischte einen nach dem anderen heraus. Die Schiffbrüchigen wurden noch an Deck in Ketten gelegt und dann in den Laderaum verfrachtet.

      „Wenigstens haben sie nicht auf die im Wasser treibenden Männer geschossen“, sagte Hasard. „Das haben wir ja leider schon oft erleben müssen. Ich hätte dann eingegriffen.“

      Sie sahen zu, wie die Dhau unterging. Sie bestand ohnehin nur noch aus einem Trümmerhaufen, an dem nichts mehr heil war.

      „Wenn wir eingegriffen hätten“, sagte Ben nachdenklich, „dann wäre von uns vermutlich nicht mehr viel übriggeblieben. Die Galeere hätte uns so im Vorbeimarsch erledigt.“

      „Zumindest hätte ich nicht tatenlos zugesehen, wenn auf hilflose Menschen im Wasser geschossen wird. Ob es nun Spione sind oder nicht, mag dahingestellt bleiben.“

      „Jedenfalls ist diese Lösung etwas besser – für beide Teile“, setzte Ben hinzu.

      Hasard sah der Schaluppe nach und nickte unmerklich. Sicher, Ben hat recht, dachte er. Mit der Dubas können wir gegen die mächtige Galeere so gut wie nichts ausrichten.

      Die Schaluppe vertäute an einer entfernt liegenden Pier, wo schon die Soldaten bereitstanden. Die Gefangenen wurden sofort an Land gebracht und mußten in Dreierreihen Aufstellung nehmen. Der Trupp zog unter scharfer Bewachung los und verschwand nach einer Weile in einer der Hafengassen. Im Hafen selbst schwammen nur noch ein paar Trümmer. Die große Galeere drehte langsam ab.

       8.

      Auf dem unteren Deck der Galeere war eine heimliche Verschwörung im Gange, von der die Offiziere und Bewacher noch nichts mitgekriegt hatten. Ali Mustafa und Ahmed hatten damit begonnen, und sie fanden auch sofort viele Sympathisanten, die genug vom Galeerenleben hatten.

      „Eine andere Möglichkeit, hier zu entkommen, gibt es nicht“, sagte Ali Mustafa. „Wir müssen sie provozieren und für einen Unfall sorgen, bei dem einiges zu Bruch geht. Das kann aber nur dann geschehen, wenn mit hoher Schlagzahl gerudert wird und die Galeere hohe Fahrt draufhat.“

      Sie flüsterten nur aus den Mundwinkeln miteinander, damit der Peitschenschwinger nichts mitkriegte, der alle paar Augenblicke durch den Gang lief.

      „Aber ein solch großes Schiff ist nicht so einfach kleinzukriegen“, meinte Ahmed. „Da geht nichts zu Bruch, wenn es mal aus dem Kurs läuft und irgendwo aneckt.“

      „Es ist durch seine riesige Masse empfindlich. Die schiebt und drückt und zehrt sich nicht so schnell auf.“

      „Und wenn es nicht klappt?“

      „Dann werden wir ausgepeitscht“, flüsterte Ali Mustafa. „Aber lieber lasse ich es auf den Versuch ankommen. Ich will nicht den Rest meines Lebens auf diesem Höllenschiff verbringen.“

      Unter den Gefangenen herrschte Aufregung, die sich die meisten jedoch nicht anmerken ließen, um nicht aufzufallen.

      Das, was Ali Mustafa vorgeschlagen hatte, ging im Flüsterton von einer Bank zur anderen, bis es überall die Runde gemacht hatte.

      Alis Vorschlag war ganz einfach. Er hörte sich vielleicht zu einfach an, und so gab es natürlich einige Zweifler.

      Ali schlug vor, daß sie ein anderes Schiff oder die steinerne Pier rammen sollten, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Das sollte dann geschehen, wenn die Galeere unter vollem Riemenschlag lief. Auf der Backbord- oder Steuerbordseite sollte scharf gerudert werden. Die der Situation angepaßte andere Seite sollte das Rudern einstellen und die Riemen sausen lassen. Zwangsläufig würde die große Galeere dann aus dem Kurs laufen und mit dem entsprechenden Hindernis kollidieren. Daß dabei einiges zu Bruch gehen würde, stand für Ali Mustafa außer Zweifel.

      Es gab im Unterdeck jedoch nur zwei Ruderer, die einen Ausblick auf das Umfeld hatten. Sie saßen dicht bei einer der wenigen Öffnungen, durch die frische Luft in das untere Deck strömte.

      Auf die beiden Männer mußte er sich verlassen.

      Es war eine wahnwitzige Idee, aber sie war trotzdem einen Versuch wert. Daß die Galeere bei einer solchen Kollision unterging, war nicht zu befürchten. Daher würde für die Ruderer im unteren Deck auch keine große Gefahr bestehen, und niemand würde ertrinken.

      An diesem Tag ergab sich die Gelegenheit allerdings nicht mehr. Die Ruderer durften, wie üblich, ein paar Minuten frische Luft schnappen. Dann wurden sie wieder angekettet, und die Galeere nahm ihren Liegeplatz ein.

      Am späten Nachmittag des nächsten Tages krebste sie wieder durch den Hafen und nahm Kurs auf eine Galeone, die auf der Innenreede vor Anker lag und gerade eingelaufen war. Die Mannschaft war noch mit dem Klarieren beschäftigt.

      Offenbar waren es Portugiesen, aber die mißtrauischen Türken glaubten an Spanier, die sich wieder einmal eingeschlichen hatten.

      Ein ähnliches Drama wie am Vortag nahm seinen Lauf.

      Kaum nahm die Galeere Kurs auf die Galeone, brach da fast eine Panik aus, als sich die höllische Mordmaschine näherte.

      Der Kapitän der Galeone verlor die Nerven und handelte in blinder Angst. Auch er ließ das Ankertau kappen und die Segel setzen, denn es hatte ganz den Anschein, als würde die Galeere sie rammen. Der riesige Rammsporn wurde immer größer und näherte sich beängstigend rasch der Bordwand.

      Die Galeone war schwerfälliger als die Dhau, und die Manöver dauerten entsprechend länger.

      Vom Oberdeck ertönte der Befehl, den Riemenschlag zu erhöhen. Das Tam-Tam der Trommel schwoll an. Hektik herrschte auf den Ruderbänken. Zwei peitschenschwingende Aufseher liefen an den Bänken vorbei.

      Die Ruderer gaben ihr Bestes und legten sich in die Riemen. Auch Ali Mustafa und Ahmed packten zu, um die Schlagzahl einzuhalten.

      Ali hörte sein Herz im Rhythmus der Trommel schlagen. Vermutlich war jetzt die Gelegenheit da.

      Er und Ahmed blickten zu den beiden Männern, die den Überblick nach draußen hatten. Der Schweiß lief ihnen in die Augen. Die Schlagzahl wurde noch einmal erhöht, und dann vernahmen sie das bekannte Geräusch, als im Oberdeck stehend gerudert wurde. Immer schneller glitt die Galeere durch das Wasser.

      Was um sie herum geschah, konnten Ali und Ahmed nicht sehen. Sie hörten nur das Keuchen der Männer und das Rauschen des Wassers, das an der Bordwand vorbeigurgelte.

      Scharfe Befehle erklangen vom Oberdeck. Der Kurs des Riesenschiffes wurde geändert.

      Ali Mustafas Blicke saugten sich an den beiden Männern fest. Noch gaben sie kein Zeichen – oder sie trauten sich nicht. Vielleicht hatte sie plötzlich der Mut verlassen.

      Das ganze Schiff war in Aufruhr. Im Unterdeck herrschte eine ungeheure Spannung. Die Männer pullten verbissen und mit einem Lauern in den Augen.

      Ali sah, daß einer der Männer einen kurzen Blick nach achtern warf. Der andere schien noch unsicher zu sein. Er starrte auf den Holm des Riemens, blickte wieder nach draußen und geriet aus dem Takt. Die anderen Männer zogen ihn mit, doch dem Peitschenschwinger waren die Unsicherheit und das Zögern nicht entgangen. Er schlug aus dem Handgelenk zu und über einen anderen Mann hinweg.

      Die Striemen wanden sich um den Hals des Mannes wie feurige Schlangen. Er verzog das Gesicht und drehte sich zur Seite.

      Dann ließ er den

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