ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe Paket 29. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 29
Год выпуска 0
isbn 9783954399970
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Zum Abschluß gab es Kabak Dolmasi, das war ein ziemlich großer gefüllter Kürbis mit unzähligen Leckereien. Danach wurde wieder Tee oder Fruchtsaft getrunken, diesmal zur Abwechslung hinter dem kleinen Laden, wo man einen herrlichen Blick auf Istanbul und den Hafen hatte.
Aladin kniff die Augen zusammen, ein Schatten fiel über sein Gesicht.
Die Arwenacks drehten die Köpfe zur Seite und blickten interessiert auf eine riesige Galeere, die in den Hafen einlief.
Es war ein prachtvolles Schiff mit einem gewaltigen Rammsporn am Bug und reichen Verzierungen. Vorn und achtern und an den Oberdecks waren große Armbrüste montiert, die schenkelstarke Eisenbolzen verschießen konnten.
Die Galeere lief nur unter dem Großsegel, die anderen Segel waren aufgetucht. Die Riemen tauchten ein, wurden durchgezogen, und die Galeere glitt wie ein riesiger Vogel durch das Wasser. Der Anblick war beeindruckend. Hasard sagte das auch.
„Ja, es ist ein schönes Schiff“, gab Aladin widerwillig zu. „Eine Dromone, aber man nennt sie hier nur die große Galeere. Es ist das stärkste Kampfschiff der Türken in Istanbul. So prächtig der Anblick von außen ist, so bejammernswert sieht es unter Deck aus. Dort rudern nur Gefangene, die meist zu lebenslänglich auf der Galeere verurteilt sind. Zu Unrecht allerdings“, fügte er leise hinzu. „Es sind kaum wirkliche Verbrecher dabei.“
„Und trotzdem sind sie verurteilt worden?“ fragte Don Juan.
„Das Osmanische Reich geht seinem Untergang und Verfall entgegen, das ist unausbleiblich, und es zeigt sich besonders kraß hier in Istanbul, wo Haremsintrigen, Zank und Hader bei den Führungskräften an der Tagesordnung sind. Seltsamerweise verschwinden immer mehr jüngere Männer, die wohlhabend sind. Man beschuldigt sie und klagt sie an, bringt sie dann um oder steckt sie auf die Galeeren. Es wird gemunkelt, daß die drei obersten Kadis dahinterstecken.“
„Weshalb beschuldigt man sie?“ fragte Hasard.
„Damit man sie los wird, denn wer in der Türkei Geld hat, der verfügt auch über einen gewissen Einfluß, und das versucht man, von oben herab auszumerzen. Zudem fällt das konfiszierte Vermögen dann meist auf Umwegen und dunklen Kanälen den Richtern zu.“
„Wie in vielen anderen Ländern auch“, sagte Hasard. „Korruption, Geldgier, Machthunger, Einflußreichtum und was der Dinge mehr sind. Wir haben es oft genug kennengelernt. Dieses Übel wird nie auszurotten sein.“
„Ganz sicher nicht. Es gab hier kürzlich einen Fall, der in ganz Istanbul großes Aufsehen erregt hat. Er liegt erst zwei Wochen zurück. Da wurde ein junger Mann zum Tode verurteilt. Man warf ihm vor, mit den Spaniern und Venezianern paktiert zu haben. Eine lächerliche Anschuldigung. Dieser Mann, er hieß Ali Mustafa, wäre ebenfalls sang- und klanglos verschwunden, aber er verfluchte nach seiner Verurteilung den Kadi und den Henker.“
„Und sein Fluch hat sich erfüllt?“
„Ja, das ist es ja, was hier soviel Aufsehen erregt hat. Der Kadi brach kurz nach der Urteilsverkündung tot zusammen.“
„Ein Zufall“, sagte Hasard. „Ich glaube nicht an die Wirksamkeit eines Fluches. Ähnliche Sachen sind schon oft passiert. Möglicherweise hat sich der Kadi so über den Fluch erregt, daß sein Herz dabei versagte, zumal er sicher kein junger Mann mehr war.“
„Das ist richtig, er war schon alt. Nun, dieser Ali Mustafa, der nie mit den Spaniern oder gar Venezianern paktiert hat, wurde oben auf der Festung vor das Rohr einer großen Kanone gebunden. Dann wurde das Rohr von dem Henker Omar gezündet.“
„Ich nehme an, diesem Ali Mustafa passierte nicht viel“, meinte Hasard.
„So war es. Das Pulver wurde aus unerklärlichen Gründen durch das Zündloch und einen Riß im Kanonenrohr abgeblasen und verbrannte mit langer Stichflamme. Ali passierte nichts, absolut nichts. Aber der Henker geriet in die Stichflamme und zog sich schwere Verletzungen zu. Seither ist er erblindet. Was halten Sie davon?“
„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, sagte Hasard vorsichtig. „Es kann eine Verkettung besonderer Umstände sein, die zu den Ereignissen geführt hat. Mir leuchtet nicht so richtig ein, daß der Fluch sich so prompt erfüllt hat.“
„So war es aber.“
„Und was geschah mit diesem Ali dann?“
„Nach den Gesetzen des Koran mußten sie ihn begnadigen, und das haben sie getan, indem sie ihn lebenslänglich auf die Galeere verbannten. Jetzt sitzt er dort im Unterdeck und rudert, und er hat wohl kaum Aussicht, jemals lebend diese Dromone zu verlassen.“
Die Galeere steuerte eine breite Pier an. Die Riemen wurden eingezogen, und die Arwenacks sahen nachdenklich auf das schöne, aber auch schaurig wirkende Schiff.
Wie viele unschuldige Männer mochten dort sitzen, Männer, die irgendwelchen Intrigen zum Opfer gefallen waren und nun ihr Leben als Galeerensträflinge beschließen mußten – welche Schicksale hatten diese Männer hinter sich?
Hasards Blicke verfinsterten sich, wenn er daran dachte. Er kannte die menschenunwürdige Behandlung, und auch seine Arwenacks kannten sie, denn einige von ihnen hatten schon die Ketten getragen und sich auf den Ruderbänken abgeschunden.
Die Galeere hatte jetzt angelegt, doch sie blieb nicht lange an der Pier liegen. Männer eilten geschäftig hin und her und brachten irgendwelche Sachen an Bord.
Schon nach einer halben Stunde legte das große und beängstigend wirkende Schiff wieder ab. Diesmal fuhr es ohne Segel, es wurde nur gerudert. Das nervtötende dumpfe Tam-Tam der Trommel war bis hier oben zu hören.
7.
Aladin hatte sie gar nicht mehr gehen lassen wollen. Aber Hasard hatte versprochen, daß es nicht bei diesem einen Besuch bleiben würde. So waren sie an Bord zurückgekehrt.
Der Kutscher war völlig überrascht, als Hasard ihm die Bücher gab.
„Medizin, Kochkunst, Heilkunde, Magie und Latein“, zählte der Seewolf auf. „Wir haben alles mitgenommen, was uns interessant erschien. Du kannst mit den Büchern sicher etwas anfangen, und Mac wird vielleicht auch mal einen Blick hineinwerfen wollen.“
Der Kutscher bedankte sich und versprach, sich am heutigen Abend mit einem „Gala-Essen“ zu revanchieren. Er war überglücklich über die vielen Bücher.
„Dann werden wir ihn wohl einige Tage lang nicht mehr sehen“, lästerte Smoky. „Der Kutscher muß doch erst alles lesen, sonst gibt er keine Ruhe.“
Hasard sah den Profos an und stutzte. Dem „lieben Ed“ war der linke Wangenknochen geschwollen und bläulich verfärbt. Er hatte auch eine dunkle Stelle am Hals und ein paar weitere Flecken.
„Was ist denn mit dir passiert?“ fragte Hasard. „Bist du jener Galeere dort vor den Rammsporn gelaufen?“
Carberry hüstelte verlegen und grinste ein bißchen. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
„Oder hat es wieder beim Landgang in einer Kneipe eine Schlägerei gegeben?“ hakte er nach.
„Aber nein, Sir“, versicherte Carberry rasch. „In der Kneipe war alles sehr friedfertig, nett und freundlich. Wirklich, die Leute waren alle sehr zuvorkommend. Da werde ich doch keinen Streit anfangen.“
„Und woher stammen die Blessuren?“
„Die – äh – Blessuren, Sir? Ach, du meinst diese kleinen Flecken?“
„Genau die meine ich.“
„Ja, die – ja, also die stammen von Ibrahim. Der hat nämlich behauptet, der stärkste Mann der Welt zu sein.“
„Der Bulle vom Großen Basar? Den habe