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Seewölfe Paket 23. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 23
Год выпуска 0
isbn 9783954397822
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
In ihm sammelte sich berstende Wut – und er würgte sie herunter.
Was du tun konntest, hast du getan, sagte der eine Philip Hasard Killigrew. Du hättest die Schinder aufhängen sollen, sagte der andere Philip Hasard Killigrew.
Da war noch ein Killigrew, der sagte: „Bist du Richter?“
„Nein, bin ich nicht“, murmelte Hasard – die Stimme von Pater Aloysius war verklungen.
Er schaute den Mann an, der bei ihm stand, aufrecht, aber das Gesicht verkantet. Sanft fragte Pater Aloysius: „Was bist du nicht, Bruder?“
Hasards Erstarrung löste sich.
„Es ist nichts“, sagte er, und sein Kopf ruckte hoch: „Es ist noch einiges zu tun.“
Pater Aloysius lächelte mit den Augen. „Da hast du recht, Bruder Hasard. Dann laß es uns anpacken.“
Und sie geleiteten die Spitze der Elenden in den Hof der Residenz. Dort stand auch der Prior der Kathedrale. Er murmelte Worte aus dem heiligen Buch. Und er segnete. Er segnete unaufhörlich, seine Kreuze in der Luft reihten sich aneinander wie die Kugeln seiner Gebetskette, die beide aus schwerem Silber waren, über seinen Bauch hingen und im Sonnenlicht blitzten.
Er sagte: „Sie sprachen: Wir haben hie nichts denn fünf Brote und zween Fische. Und er sprach: Bringet sie mir her. Und er hieß das Volk sich lagern im Gras, und nahm die fünf Brote und die zween Fische, sah auf gen Himmel, und dankte, und brach’s, und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk. Und sie aßen alle, und wurden satt …“
Hasards scharfe Stimme schnitt in die Segnungen und das Gebet: „Sie sind ein Heuchler, Kirchenmann! Was beteten Sie denn, als diese Menschen im Berg schufteten, hungerten, zusammengeschlagen wurden und für Sie das Silber holten, das jetzt um Ihren Hals und über Ihrem fetten Bauch hängt? Waren Sie da der Sohn Gottes, der fünf Brote und zween Fische brach, um den Hunger zu stillen?“
Der Prior starrte ihn an. Seine rosigen Wangen – und auch sein Gesicht – hatten einen purpurnen Ton angenommen.
„Du bist ein Ketzer, Fremder!“ zischte er. „Du versündigst dich! Der Herr wird seinen Bannstrahl über dich ausschütten!“
Hasard schaute hinauf in den Himmel, der von einer fast überirdischen Bläue war.
„Ob der Herr das wohl tun wird, Kirchenmann?“ fragte er, und sein Blick flammte den Prior an. „Bisher hat er’s nicht getan, und ich glaube fest, daß er mir recht gibt, wenn ich sage, daß Sie ein Heuchler sind!“
Der Prior zerrte das Kreuz hervor, hielt es Hasard entgegen und rief beschwörend: „Ketzer! Der Bannstrahl des Herrn trifft dich! Sinke dahin und sei verflucht!“
Es war so: Totenstille lag über dem Hof. Die Padres aus der Kathedrale starrten und stierten. Die Indios standen vor den Tischen, die unter der Last dessen, was diese Hungernden kaum noch kannten, fast zusammenbrachen. Hasards Männer hatten schmale Augen. Don Ramón saß auf einem Klappstuhl und atmete heftig. Der Zweite Bürgermeister stand neben ihm mit hölzernem Gesicht.
Hasard hatte die Arme über der Brust verschränkt und schaute auf das Kreuz, das ihm der Prior entgegenhielt. Er schaute, bis dieses Kreuz zu zittern begann, und dann sank das Kreuz nach unten.
„Kirchenmann“, sagte er ruhig. „Ich weiß nicht, was Sie unter einem Ketzer verstehen. Es ist mir auch gleichgültig. Nun gut, ich bin nicht dahingesunken, und niemand hat mich verflucht. Der Bannstrahl des Herrn ist – bisher jedenfalls – auch ausgeblieben. Lassen Sie mich also meine Arbeit tun, die ich mir vorgenommen hatte: diese versklavten Menschen zu befreien und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu ihren Familien zurückzukehren, von denen sie mit Gewalt und Totschlag getrennt wurden. Ich schätze, das ist im Sinne Gottes, wie ich ihn verstehe. Sie können gehen. Wir brauchen Sie nicht – mit Verlaub gesagt: Sie kotzen mich an!“
„Sie rebellieren gegen Seine Majestät den König!“ empörte sich der dickliche Prior.
„Ihr König ist ein Popanz!“ sagte Hasard grob. „Ein Silberschlucker, der nicht satt wird, ein Größenwahnsinniger, der Menschen anderer Hautfarbe ausrotten läßt. Aber lassen wir das – Sie begreifen es nicht. Sie leiern Ihre Gebete, schlagen Ihre Kreuze, fressen sich einen dicken Bauch an, behängen sich mit Silber, und es kümmert Sie einen Dreck, ob ein paar hundert Schritte von Ihnen entfernt in diesem verfluchten Berg Menschen verrecken!“ Und sehr langsam wiederholte Hasard: „Es – hat – Sie – nicht – gekümmert! Und darum passen Sie nicht hierher, wenn ‚fünf Brote und zween Fische‘ verteilt werden, was ja nur noch als Witz aufgefaßt werden kann, als Beweihräucherung des eigenen Versagens. Sie sind hier so fehl am Platz wie der Teufel vor dem Altar des Herrn!“
„Un-unverschämtheit!“ keuchte der dickliche Prior und umklammerte das große schwere Kreuz aus purem Silber, das zudem mit Diamanten und Edelsteinen besetzt war.
„Ed“, sagte Hasard sanft, „bitte geleite diesen Menschen, der mit seiner Dummheit schon genug bestraft ist, in eine Zelle mit Gittern. Dort möge er nachdenken – oder es bleiben lassen.“ Sein Blick wanderte über die Padres. „Sie können hierbleiben und helfen, wie’s beliebt. Aber ich hindere niemanden, wenn er seinem Prior folgen möchte. Es ist Ihre Entscheidung, nicht meine.“
„Mir nach, Brüder!“ befahl der dickliche Prior triumphierend. „Wir sind Märtyrer für unseren Herrn und für unseren König! Wir nehmen das Los der Kerkerzelle auf uns, wie es Märtyrern geziemt – aufrechten Hauptes und ungebrochenen Bekennermutes.“
„Amen!“ sagte Pater Aloysius trocken.
„Amen“, sagte auch der Profos, der vor einigen Minuten zurückgekehrt war und still zugehört hatte. Innerlich war ihm die Galle hochgestiegen.
Nun hatte der Prior seinen Padres zwar „Mir nach!“ befohlen, aber keiner traf Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Sie hatten die Köpfe gesenkt und begutachteten ihre Füße, an denen sie teils Sandalen, teils Schuhwerk trugen.
Sie schwiegen.
„Mir nach!“ schrie der Prior noch einmal, schrill jetzt, und es fehlte auch das gesalbte Öl in seiner Stimme, jenes gesalbte Öl, mit dem er den Indios, verkündet hatte, daß Gottes Sohn das Volk, das im Gras lagerte, mit „fünf Broten und zween Fischen“ gesättigt habe.
Sie schwiegen weiter, diese Padres, und ihre Köpfe blieben gesenkt.
Und die Indios warteten geduldig, die Augen auf die Tische gerichtet. Die ganze lange Schlange der Geschundenen bis hin zum Silberberg wartete.
Hasard war es satt. Und er hatte keine Zeit zu verlieren.
„Ab mit dem Kerl, Ed!“ sagte er fast wild. „Soll er in der Zelle sein Märtyrertum besingen! Die Padres haben schweigend gegen ihn abgestimmt – also: was soll’s!“
„Recht so – was soll’s!“ sagte der Profos und nickte dem Prior zu, wobei er gleichzeitig zum Portal deutete. „Wenn ich bitten darf!“
„Ich weiche der rohen Gewalt!“ rief der Prior mit Flammenblick, als sei er einer der Erzengel.
„Dann tu’s endlich, du Clown“, sagte Carberry respektlos, „du klaust uns hier nur die Zeit!“
Der dickliche Prior warf den Kopf hoch – sehr theatralisch machte er das –, raffte sein Gewand und wich „der rohen Gewalt“, von der ihn nicht mal ein Hauch angeweht hatte.
Als er vor Carberry durchs Portal verschwand, schien es, als atmeten die Padres auf, zumindest hatten sie plötzlich sehr fröhliche Gesichter.
So geriet das Ganze wieder in Bewegung. Die Indios rückten vor und passierten einer nach dem anderen den ersten Tisch, wo Pater David stand und die Silbermünzen austeilte. Er schöpfte gewissermaßen aus dem vollen. Am nächsten Tisch empfingen die Indios eine Kumme mit dampfender Hühnersuppe, in der die dicken Fleischbrocken schwammen. An den nächsten Tischen ließen sie sich nieder, umsorgt von den Padres. Nach