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könnte, wenn wir uns nicht in einem grell beleuchteten Flur befänden.

      Seine Hände wanderten an mir herab, bis er meine Taille umfasste und mich ohne Vorwarnung in einer fließenden Bewegung näher an sich heranzog. So nah, dass sich meine Brüste gegen seinen warmen Oberkörper pressten. All meine Sinne waren darauf gepolt, Josh zu spüren. Seinen Atem an meinem Ohr zu hören und seinen einzigartigen Geruch aufzunehmen. Er roch nach frisch gewaschener Wäsche, seinem Aftershave und etwas, das ganz er selbst war.

      »Em?« Er beugte sich vor und vergrub sein Gesicht an meinem Hals, wo er mit seinen Lippen sanft über meine Haut strich. Sein Dreitagebart kratzte mich dabei leicht und sandte mit jeder Bewegung kleine Stromstöße durch meinen Körper. »Wenn du nicht bald die Tür öffnest, bieten wir dem Nächsten, der vorbeikommt, eine grandiose Show.«

      Das war der Moment, der mich aus meiner Josh-Trance holen sollte. Der Moment, in dem ich meinen Verstand einschalten und ihn von mir stoßen sollte. Doch ich war zu berauscht, um überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Aber es war nicht der Alkohol, der meine Sinne benebelte. Es waren Josh und dieses einzigartige Gefühl, ihm wieder nah zu sein.

      Mit zitternder Hand suchte ich hinter meinem Rücken nach dem Schlüssel und fand ihn nach endlos scheinenden Sekunden, in denen sich Josh einen Weg von meinem Hals bis zu meinem Schlüsselbein küsste. Die Tür sprang auf, und ich stolperte rücklings in den Flur meines kleinen Apartments. Der Mann, von dem ich mir geschworen hatte, nie wieder auf ihn hereinzufallen, folgte mir, ohne zu zögern.

      2. Kapitel

      Wir waren kaum über die Schwelle getreten, als Josh die Tür ins Schloss trat. Bevor ich ihn daran erinnern konnte, dass uns nur eine dünne Wand von Grace und Noah trennte, hatte er mich auch schon hochgehoben. Instinktiv schlang ich die Beine um seine Hüften und die Arme um seinen Hals, während seine Lippen von meinem Ohrläppchen quälend langsam in Richtung meines Mundes glitten. Die Vorstellung, ihn zu küssen, hätte mir unter normalen Umständen eine Heidenangst eingejagt. Aber rationales Denken war unmöglich, als Josh seinen Körper an all den richtigen Stellen gegen meinen presste. Seine Erektion, die sich gegen meinen Oberschenkel drückte, war ein überdeutliches Zeichen dafür, dass er mich genauso wollte wie ich ihn.

      Es war falsch. Es war unvernünftig. Es war etwas, das wir beide am nächsten Tag bereuen würden - und dennoch war mir all das in diesem Moment völlig egal.

      Der Kuss war sanft, fast so, als wären wir wieder schüchterne Teenager, die nicht wussten, was sie taten. Joshs Lippen strichen federleicht über meine, während er mit dem Daumen seiner linken Hand in kreisenden Bewegungen über meine Wange strich. Die Zeit stand still, als ich mit dem nächsten Atemzug die Augen schloss. In diesem Moment war ich wieder das sechzehn Jahre alte Mädchen, das seinen ersten Kuss mit dem Jungen erlebte, in den es schon so lange aus der Ferne verliebt war.

      Als ich mich Josh ungeduldig entgegendrängte, verstärkte er den Druck seiner Lippen, und ich ließ ihn nur zu gern gewähren. Vier lange Jahre hatten wir uns nicht mehr berührt, dennoch fühlte sich nichts fremd an. Es war erschreckend und aufregend zugleich, wie mein Körper seinen erkannte. Wie gut sich seine Haut unter meinen Fingern anfühlte, als ich sie unter sein T-Shirt schob. Josh biss mir sanft in die Unterlippe, während ich seinen Rücken liebkoste. Wo auch immer ich ihn berührte, spürte ich seine Gänsehaut. In dieser Nacht wollte ich für ein paar Stunden nicht mehr das Mädchen sein, dem er das Herz gebrochen hatte. »Mein Zimmer.«

      Er verstand sofort und trug mich durch den Flur, bis wir im Wohnzimmer standen.

      »Zweite Tür rechts.«

      Er nickte, drückte seine Lippen wieder auf meine und bugsierte uns überraschend zielsicher in mein kleines Schlafzimmer. Viel mehr als ein Bett, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank fanden hier keinen Platz. Am Fenster hing eine Lichterkette, die ich selten ausschaltete. Sie tauchte das Zimmer in schummriges Halbdunkel. Leise fluchend, stolperte Josh über den Koffer mit meinen Acrylfarben, der immer irgendwo auf dem Boden lag. Kichernd vergrub ich das Gesicht an seinem Hals.

      »Lachst du mich gerade aus?« Seinen Worten folgte ein sanfter Biss in mein Ohrläppchen, der Schockwellen durch meinen ganzen Körper bis zu meinen Zehenspitzen sandte.

      »Vielleicht?«

      »Das ist nicht nett, Em.« Er liebkoste mein Ohr erneut mit den Zähnen, was mich leise seufzen ließ. Josh wusste genau, wie und wo er mich berühren musste. »Das ist überhaupt nicht nett.«

      Meine Hände fuhren an seinen Rippen entlang. Eine Stelle, an der er früher fürchterlich kitzelig gewesen war.

      »Du spielst nicht fair.« Mit zwei langen Schritten hatte er mein Bett erreicht und ließ mich darauf fallen. In der nächsten Sekunde war er über mir und attackierte meinen Mund ein weiteres Mal mit seinen Lippen.

      Meine Hände fanden den Saum seines T-Shirts und zupften ungeduldig daran, bis er verstand, was ich von ihm wollte. Josh löste sich von mir, um es sich über den Kopf zu ziehen. Mit großen Augen betrachtete ich seinen Oberkörper. Bereits mit siebzehn war Josh gut gebaut gewesen, doch der Anblick, der sich mir jetzt bot, war nicht mit dem von damals zu vergleichen. Natürlich wusste ich, dass Footballer regelmäßig trainierten. Grace war oft genug genervt, wenn ihr Freund Noah unbedingt noch mitten in der Nacht joggen gehen wollte. Dass man aufgrund des Football-Trainings jedoch aussah, wie aus Marmor gemeißelt, war mir nicht bewusst gewesen. »Ist das dein fucking Ernst, Sanders?«

      Josh hob den Kopf und sah mich irritiert an. »Was habe ich falsch gemacht?«

      Hätte ich meine Hände nicht in den dunkelblonden Locken in seinem Nacken vergraben, hätte ich sie mir wohl vor das Gesicht geschlagen. »Nichts.« Jedenfalls nicht in dieser Nacht ...

      Er sah hinreißend aus, wie er mich mit hochgezogener Braue musterte. »Sicher? Wenn du es dir anders überlegt hast, ist das okay. Wir müssen das hier nicht tun, Em.«

      Josh hauchte mir einen zarten Kuss auf die Nasenspitze, der überhaupt nichts mit dem fiebrigen Drängen zu tun hatte, das uns noch vor wenigen Augenblicken angetrieben hatte. Diese kleine Geste war unglaublich süß und erinnerte mich daran, wie es früher zwischen uns gewesen war. Meine Beine schlangen sich um seine Hüften. Ein eindeutiges Signal dafür, dass ich wollte, was wir begonnen hatten.

      »Bist du wirklich sicher?« Ein zweiter, sanfter Kuss folgte, dieses Mal auf meine Stirn.

      »Ganz sicher.« Meine Antwort war nicht mehr als ein Flüstern.

      Josh hielt einen Moment inne, fast so, als würde er abwägen, ob wir gerade einen verdammt großen Fehler machten.

      Ich beendete seine Grübelei, indem ich seinen Kopf zu mir herunterzog und ihn küsste, als hinge mein Leben davon ab. War er eben noch zurückhaltend gewesen, brachen meine Lippen seinen Widerstand mit Leichtigkeit. Wir atmeten beide schwer, als ich mir den Pullover hastig über den Kopf zog, er sich aus seiner Jeans schälte und danach an meiner Leggings zupfte.

      Ich setzte mich auf, um mir den BH auszuziehen. In meiner Erinnerung war der siebzehnjährige Josh nie besonders geschickt darin gewesen, die klitzekleinen Haken zu öffnen. Mein BH flog achtlos auf den Boden, während Josh seine Hände von meinen Knöcheln bis zu meinen Oberschenkeln gleiten ließ. Am Bund meiner Leggings hielt er inne und sah mich fragend an. Als ich nickte, war es, als wäre die letzte Hürde gefallen. Blitzschnell hob er mich an und zog mir den schwarzen Stoff vom Körper, um ihn achtlos neben das Bett fallen zu lassen. Nur seine weißen Boxershorts und mein rosafarbener Slip trennten uns jetzt noch voneinander. Hätte ich gewusst, dass die Nacht solch eine Wendung nehmen würde, hätte ich mich nicht für rosa Baumwolle entschieden. Josh schien meine Alltagsunterwäsche jedoch nicht zu stören. Langsam glitt sein Blick über meinen Körper, als würde er mich zum ersten Mal nackt sehen. Was natürlich nicht stimmte, auch wenn all das hier auf eine verrückte Art neu und vertraut zugleich war.

      Das hier war Josh. Mein Josh. Wenn ich mich nur ein wenig anstrengte, konnte ich vielleicht für eine Nacht so tun, als wäre alles zwischen uns noch so wie vor vier Jahren.

      Kaum hatte ich die Hand nach ihm ausgestreckt, war

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