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Modekönigin. Anny von Panhuys
Читать онлайн.Название Modekönigin
Год выпуска 0
isbn 9788711570500
Автор произведения Anny von Panhuys
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Seine Augen strahlten sie an.
„Liesel, wie lieb von dir, daß du zu mir gekommen bist. Das vergesse ich dir nicht! Du ahnst ja nicht, wie sehr ich mich nach dir gesehnt habe. Daß ich neulich gleich so wütend war, dafür wurde ich hart bestraft.“ Seine Stimme wurde unsicher vor Erregung. „Man glaubt, ich hätte das Geld unterschlagen! Was sagst du dazu?“
Elisabeth legte ihre Wange gegen die seine.
„Ich sage, wenn es nicht so ernst und traurig wäre, müßte man darüber lachen. Aber laß den Mut nicht sinken, Liebster, deine Unschuld muß sich herausstellen.“
„Das hoffe ich natürlich auch“, gab er zurück, „aber manchmal packt mich die Verzweiflung.“
„Ich wäre schon eher zu dir gekommen“, erklärte sie, während ihr Gesicht noch immer dicht an dem seinen lag, „aber ich habe erst gestern abend von deiner Verhaftung gehört. Als ich von Berlin zurückkam, erfuhr ich es von Mutter. Gestern abend.“
Er nahm ihre Arme von seinem Hals und sie an den Handgelenken festhaltend, fragte er: „Was hast du denn in Berlin getan?“
Sie war sehr rot geworden und sah aus, als hätte sie ein ganz böses Gewissen.
Er preßte ihre Hände fester.
„Du hast doch nicht etwa die Stellung in dem Berliner Modesalon angenommen?“
Die letzten Worte drängten sich unwillig durch seine Zähne. Es klang wie ein Knirschen.
Der Kommissar beobachtete die Szene aufmerksam. Die beiden schienen sich gar nicht seiner Gegenwart zu erinnern.
Das schöne Mädchen tat ihm leid, Staufen benahm sich zu herrisch zu dem armen Ding.
Ob er sich einmischen sollte?
Aber wer weiß, ob er dem Paar damit einen Gefallen erwies.
Elisabeth verharrte noch immer in Schweigen und überlegte, ob sie lügen sollte.
Er erriet wohl ihre Gedanken.
„Wahrheit verlange ich! Hast du etwa die Stellung angenommen?“
Er preßte ihre Handgelenke so stark, daß sie am liebsten laut aufgeschrien hätte.
Sie stotterte: „Weil du dich nicht mehr sehen ließest und ich meinte, du wolltest nichts mehr von mir wissen, nahm ich die Stellung an. Aber ich will sie sofort wieder aufgeben.“
Er stieß sie so plötzlich zurück, daß sie taumelte.
„Also doch!“ empörte er sich. „Hast der Verlockung nicht widerstehen können! Aber ich denke und hoffe, die blendende Aussicht, vielleicht Modekönigin von Berlin zu werden, entschädigt dich reichlich für die Liebe eines Menschen, mit dem du sowieso keinen Staat mehr machen könntest.“
Er schritt auf den Kommissar zu.
„Ich möchte mich nicht weiter mit der Dame unterhalten, sie und ich haben uns nichts mehr zu sagen.“
Der Kommissar war empört.
Elisabeth Tann tat ihm bitter leid.
„Wie darf man sich von seinem Zorn nur gleich so fortreißen lassen“, sagte er kopfschüttelnd, „Sie danken der jungen Dame den Besuch schlecht, den sie Ihnen gemacht hat.“
Elisabeth hielt Heino Staufen die gefalteten Hände entgegen.
„Heino, sei nicht so unbarmherzig hart. Ich versprach dir doch, die Stellung wieder aufzugeben. Du hast keinen Grund, um so eine Kleinigkeit mit mir zu brechen. Laß uns doch ruhig über alles reden.“
Heino Staufen blickte über sie hinweg.
„Ich wäre Ihnen dankbar, Herr Kommissar, wenn ich wieder gehen dürfte!“
Der Kommissar klingelte und der Schutzmann erschien.
Ohne Elisabeth zu beachten, folgte ihm Staufen.
Als sich die Tür vor beiden öffnete, stürzte Elisabeth vor und ihre Hände krampften sich in Heinos rechten Ärmel.
„Du darfst so nicht gehen, ich habe dich doch lieb, Heino!“ schrie sie auf.
Ein hartes, unerbittliches Gesicht wandte sich ihr zu.
„Das hast du bewiesen, Elisabeth, mir genügt der Beweis jedenfalls. Und nun laß mich, bitte, sofort los, oder ich bedaure, dir wehe tun zu müssen.“
Da fielen ihre Hände wie leblos von seinem Ärmel nieder, und im nächsten Augenblick schloß sich die Tür hinter Heino Staufen und dem Schutzmann.
Mit todblassem Antlitz und zuckenden Lippen stand Elisabeth Tann vor dem Kommissar.
Der hätte ihr gern ein paar Trostworte gesagt, aber diesem bleichen, verstörten Jungmädchengesicht gegenüber fand er alles, was ihm einfiel, zu ungeschickt und plump.
Er brachte nichts anderes zustande, als die mitleidige Frage, ob sie ein Glas Wasser trinken wolle.
Sie trank, fast ohne zu wissen, daß sie es tat.
Sie war vor Schmerz völlig wirr.
Eine halbe Stunde später stand sie schon wieder vor dem Hause, in dem sie wohnte. Sie starrte es an, als hätte sie es nie zuvor gesehen, als müßte sie sich erst besinnen, daß in diesem Steinkasten hoch oben im vierten Stockwerk ihr kleines Daheim lag.
*
Martha Tann schrie auf, als sie die Tür öffnete und Elisabeth einließ.
Wie konnte ein Mensch nur so entsetzlich bleich aussehen wie ihr Kind.
Sie zog Elisabeth ins Zimmer, drückte sie auf das Sofa nieder. Dann nahm sie ihr den Hut ab, fragte weich und leise: „Was hat man dir getan, du armes Ding?“
Die zärtliche Mutterstimme riß aus Elisabeth heraus, was sie wie eine tiefe blutende Wunde trug, seit Heino Staufen sie so hart von sich gestoßen.
Sie schüttete der Mutter ihr Herz aus, klagte ihr, was ihr geschehen.
Zuerst erzählte sie von der Unverschämtheit Leonhard Mosbachs, dann klagte sie ihr, wie grausam Heino zu ihr gewesen.
Sie redete hastig und zuweilen verwirrte sich der Redefaden. Als sie geendet, lehnte ihr Kopf müde an der Rückwand des Sofas und über ihre blassen Wangen zogen die Tränen in langen Reihen, schienen kein Ende nehmen zu wollen.
Ihr war erbärmlich zumute und sie sann verzweifelt: Was sollte sie nur um des Himmels willen tun?
Was lag ihr noch an der kurz zuvor so heiß begehrten Stellung in dem Modesalon! Heino sollte nur wieder gut mit ihr sein, sie wieder liebhaben.
„Arme Liesel“, seufzte die mit ihr erregte Mutter. „Wenn ich nur wüßte, wie ich dir helfen könnte.“
Sie merkte mit Entsetzen, wie heiß die Stirn ihres Kindes war, wie Elisabeths Hände glühten.
„Ich glaube, du fieberst, Liesel“, stellte sie fest, „geh ins Bett, Kind, ich besorge Chinin.“
Elisabeth war es, als höre sie dumpfen fernen Trommelschlag.
Sie wußte nicht, daß es sich nur um eine Sinnestäuschung handelte.
Sie sagte leise mit lauschend vorgeneigtem Kopf: „Es marschiert wohl ein Verein vorbei, Mutter, nicht wahr? Ich glaube, es wird ein alter Soldat begraben. Sei ganz still, Mutterchen, gleich wird man die Schüsse hören, die über sein Grab abgegeben werden. Der Friedhof ist doch nahe bei uns.“
Der Friedhof war fast eine Stunde entfernt von dem Mietshause, in dem Mutter und Tochter wohnten. Martha Tann wußte vor Angst kaum, was sie zuerst tun sollte.
Sie sagte in bebender Verzweiflung: „Warte einen Augenblick, Kind, ich hole nur etwas von Frau Schulten, bin aber sofort zurück.“
Sie rannte die Treppe hinunter, bat die alte Frau, den Arzt zu rufen.
Als