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Modekönigin. Anny von Panhuys
Читать онлайн.Название Modekönigin
Год выпуска 0
isbn 9788711570500
Автор произведения Anny von Panhuys
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sollte er den Menschen wecken, ihn befragen, ob er irgendeine Person im Walde getroffen? Um auf diese Weise vielleicht die Spur des Diebes zu entdecken?
Unsinn, er mußte den armen Teufel in Ruhe lassen. Der brauchte seinen Schlaf und der wußte ihm auch bestimmt keinen Wink zu geben.
Er befand sich hier in einem ganz entfernten Teil des Waldes, weitab von der Stelle, wo er den Umschlag verloren.
Und plötzlich zeigte sich ihm eine Hoffnung.
Das Geld war vielleicht gar nicht unterschlagen worden!
Der Finder des Umschlags mochte ihn, weil er keine Anschrift trug, nur aus dem Grunde geöffnet haben, um sich zu überzeugen, was sich darin befand. Und das Geld mochte er längst in der Stadt auf der Polizei abgegeben haben, während er sich hier im Walde herumtrieb und sein armes Hirn bis zur Weißglut erhitzte.
Von dem neuen Gedanken ganz in Fesseln geschlagen, eilte er davon, ohne noch einen einzigen Blick an den Schläfer zu verschwenden.
Er durchraste die Straßen der Stadt, als wäre ihm der Leibhaftige auf den Fersen, und betrat das Hauptbureau der Polizei in erhitztem und atemlosem Zustand.
Ein Schutzmann fragte nach seinem Begehr und hörte ihn etwas ungeduldig an, weil er weitschweifend wurde, weil er sich, ohne daß eigentlich Grund dazu vorhanden, unwillkürlich zu entschuldigen versuchte.
Der Schutzmann unterbrach ihn.
„Mir ist nichts davon bekannt, daß jemand bei uns eine Summe von zwanzigtausend Mark abgegeben hat, aber ich werde mich erkundigen.“
Er stand auf und gleich darauf wurde Heino Staufen in das Zimmer eines sehr energisch blickenden Kommissars gerufen.
Der ließ sich ebenfalls seine Geschichte erzählen und stellte dann allerlei Fragen, die nach Heino Staufens Ansicht gar nicht zur Sache gehörten.
Und schließlich, von den vielen an ihn gerichteten Fragen wie zermartert, war er so klug wie vorher.
Er erklärte erregt: „Ich werde jetzt ins Kontor gehen und mit meinem Chef sprechen.“
Der Kommissar machte eine schroff abwehrende Handbewegung.
„Herr Mosbach wird von mir sofort benachrichtigt werden, Sie aber müssen vorläufig hierbleiben!“
„Weshalb?“ fragte Heino Staufen, von einer jähen bösen Ahnung befallen.
„Weil Ihre Erzählung ein wenig unglaubwürdig klingt“, war die kühle Antwort. „Denn welcher Angestellte, wenn er eine solche Summe bei einer seinem Chef befreundeten Firma abgeben soll, läuft damit in der Zeit, in der die Angestellten sonst zu Mittag essen, draußen im Walde herum! Ich möchte vor allem erst hören, wie sich Herr Mosbach über das Geschehene äußert. Aus dem aufgerissenen Umschlag ist nicht viel zu entnehmen. Den Umschlag kann jeder aufgerissen haben, auch Sie selbst.“
Da schrie Heino Staufen laut auf: „Herr, hüten Sie Ihre Zunge, Sie dürfen mich nicht beleidigen!“
Der Kommissar zuckte die Achseln.
„Besinnen Sie sich, bitte, wo Sie sich befinden. Ich habe nur Tatsachen festgestellt.“
Heino Staufen atmete schwer, ihm war es, als müsse er ersticken und wie zerschlagen sank er auf einen Stuhl nieder.
Den Kommissar rührte die Haltung des ihm verdächtig Scheinenden gar nicht. Er hatte in seiner Praxis schon viel mit Simulanten zu tun gehabt. Sie verstanden es oft, sich so zu verstellen, daß man leicht darauf hineinfallen konnte, wenn man sich nicht mit der Brille des Mißtrauens bewaffnete.
III.
Elisabeth hatte das einfache, aber schmackhafte Essen, das ihr die Mutter vorgesetzt, hinuntergewürgt.
Der Ärger über den Streit mit Heino Staufen war noch nicht abgeflaut und sie mußte sich sehr zusammennehmen vor der Mutter.
Nach dem Essen setzten sich Martha Tann und ihre Tochter stets zu einem Plauderstündchen auf das Sofa. Auch heute blieb es bei der alten Gewohnheit.
Elisabeth benützte die Gelegenheit, der Mutter von dem Angebot der Berliner Modistin zu sprechen und ihr die Vorteile des Angebots klar zu machen.
Die Mutter blickte nachdenklich.
„Vorteile würdest du in Berlin entschieden haben, aber auch mancherlei Unbequemlichkeiten. Schon die Fahrerei morgens und abends ist anstrengend.“
Elisabeth ließ den Grund nicht gelten.
„Ich stehe eine Stunde früher auf und gehe abends eine Stunde später schlafen, damit sind die Unbequemlichkeiten wohl so ziemlich erledigt. Aber bedenke, Muttchen, ich würde dreimal so viel Gehalt beziehen wie bei Frau Vollhard. Auch könnte ich in Berlin noch viel lernen. Ich würde dort die elegantesten Modelle sehen und wertvolle Erfahrungen sammeln können für meine spätere Selbständigkeit. Außerdem habe ich bei Frau Weilert Aussicht, Modekönigin zu werden. Bares Geld bekäme ich dann, vielleicht tausend Mark oder mehr. Wir würden es gut anwenden, nicht wahr, Mutter?“
Die vergrämte Frau nickte.
„Dann müßten wir hier alles ein bißchen hübscher einrichten, damit sich Vater, wenn er kommt, bei uns wohlfühlt.“
Elisabeth seufzte heimlich. Da fing die Mutter richtig wieder mit ihrer fixen Idee an.
Aber widersprechen würde sie der Mutter nicht mehr.
Nach einem Weilchen sagte Martha Tann: „Tue, was du für klug und richtig hältst, Liesel. Die Hauptsache ist ja wohl Heino. Wenn es ihm recht ist, was du vorhast, ist es ja gut.“
„Und wenn es ihm nicht recht wäre, Mutter?“ fragte Elisabeth langsam und mit Nachdruck.
Martha Tann sah sie groß an und in ihren Augen stand ein Leuchten.
„Brauchst du da überhaupt noch zu fragen, Kind? Wenn der Mann, den du liebst, etwas, was du tun willst, nicht wünscht, dann ist es doch ganz selbstverständlich, daß du es unterlassen mußt. Eine Frau, die liebt, denkt gar nicht darüber nach. Was der Vater wollte, das wollte ich stets auch, nie war das anders. Ehe ich heiratete nicht und auch nachher nicht.“
Elisabeth sah nicht recht ein, warum die liebende Frau blind tun sollte, was der Mann wünschte, aber sie widersprach nicht, weil sie es sich vorgenommen.
Aber als sie die Straßenecke erreichte, wo sie Heino Staufen auf dem Weg ins Geschäft zu treffen pflegte, wurden die Worte der Mutter wieder wach in ihr.
Weshalb war Heino aber auch gleich so schroff und rücksichtslos zu ihr gewesen?
Das hatte ihren Trotz herausgefordert.
Sie dachte, wenn er nun hier stände und auf sie wartete, hätte sie ihm wahrscheinlich nachgegeben. Ein bittendes Wort von ihm hätte sie veranlaßt, Frau Weilert für ihren lockenden Vorschlag zu danken.
Sie ging langsamer, kehrte ein Stückchen um, schaute angestrengt in die Richtung, aus der er kommen mußte, aber umsonst, er schien nicht zum Nachgeben bereit zu sein.
Ihr Trotz erwachte wieder.
All die schmeichelhaften Worte, die ihr Frau Weilert vormittags gesagt, wurden lebendig in ihr.
Ihr Köpfchen legte sich etwas selbstbewußter in den Nacken.
Wenn Heino nicht einsah, wie abscheulich er sich benommen, so warf das kein gutes Licht auf seinen Charakter.
Als sie die Nähstube betrat, wo vier Gehilfinnen und zwei Lehrmädchen eben mit ihren Arbeiten beginnen wollten, wurde ihr gesagt, sie möchte gleich zu Frau Vollhard kommen.
Sie fand ihre Chefin mit Frau Weilert im Wohnzimmer beim Kaffee und sie wurde eingeladen, mitzutrinken.
Elisabeth setzte sich