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als sie war. Niemand hätte sie auf ihr wirkliches Alter, dreiunddreißig Jahre, geschätzt.

      »Was ist los?« fragte sie und streifte ihre weißen Waschlederhandschuhe ab. »Gibt’s einen Grund zum Feiern?«

      »Wir haben das Klettergestell für die Jungen fundamentiert.«

      »Dolle Leistung. Herzlichen Glückwunsch.«

      »Du kommst doch raus? Es ist ein so schöner Abend.«

      »Klar. Wenn du mich so nett bittest, da kann ich nicht widerstehen. Obwohl mir ein Whisky, ehrlich gestanden, lieber wäre.«

      Arnold zog die Flasche unter seinem Arm vor und ließ Ethel einen Blick auf das Etikett tun. »Ein erstklassiges Tröpfchen!«

      »Aus dem Supermarkt?« fragte sie skeptisch.

      »Was dachtest du? Aber der ist wirklich gut.«

      »Ich glaub’s dir ja, Bruder.«

      »Dann hol dir ein Glas und komm.« Er ging auf die Loggia zurück.

      Ethel wurde im Gartenzimmer erst noch von den beiden Jungen aufgehalten, die Sabine gerade in die Betten gesteckt hatte.

      »Onkel Anno hat botteniert«, erzählte Andy wichtig.

      Chris fügte stolz hinzu: »Und wir haben gehelft!«

      Ethel lachte. »Na, dann wundere ich mich, daß er trotzdem fertig geworden ist!« Sie richtete sich auf und hielt Andy, der im oberen der beiden Betten schlief, den Mund entgegen.

      Der Junge gab ihr einen schmatzenden Kuß und hielt sie fest. »Zähl uns eine Geschichte!«

      Ethel löste sich aus seinem Griff. »Kommt ja nicht in Frage. Wißt ihr, wie spät es ist? Jetzt wird geschlafen.« Sie bückte sich und küßte Christian. »Schlaft gut, ihr Schlingel! Wenn ich morgen früher nach Hause komm’, kriegt ihr eure Geschichte!«

      Sabine umarmte die Schwägerin herzlich, und Arm in Arm traten sie in den Garten.

      Arnold hatte die Flasche inzwischen entkorkt und die Gläser gefüllt. Egon zündete die Windlichter an und drehte sich, als Ethel ihn begrüßte, zu ihr um.

      Ethel hielt Arnold ihr Glas hin. »Herrje, bin ich ab! Das war wieder mal eine Affenhitze in der Redaktion. Und geschuftet habe ich wie die Wahnsinnige.«

      »Sieht man dir aber nicht an«, sagte Arnold.

      »Nein, wirklich nicht«, fügte Sabine mit einer Bewunderung hinzu, die nicht ganz ohne Neid war, »du siehst fabelhaft aus. Wie machst du das bloß?«

      »Ich kann dich immer bloß anstarren«, behauptete Egon.

      »Ach, hört auf damit.« Ethel stellte ihr Glas auf den Tisch. »Ich werd’ ja ganz verlegen.« Sie legte ihre weiße Lederhandtasche ab und zog sich die Jacke ihres zartrosa Kostüms aus, zu dessen Rock sie einen rosa-weiß-grau geringelten ärmellosen Pulli trug – die beiden Rosas genau aufeinander abgestimmt.

      »Soll ich dir nicht etwas zu essen machen?« fragte Sabine.

      Ethel schüttelte sich mit einer Kopfbewegung ihr glänzendschwarzes, zu einer Pagenfrisur gelegtes Haar zurecht. »Nein, danke, Liebes, wirklich nicht! Vielleicht eß ich später oben noch was. Aber jetzt möchte ich mich erst mal entspannen.« Sie ließ sich in einem der Korbsessel nieder und streckte die schlanken Beine von sich. »Trinken wir?«

      Sie nahmen alle einen Schluck.

      »Ah, das tut gut!« rief Ethel. »Darauf habe ich mich den ganzen Tag gefreut … auf den Willkommenstrunk zu Hause!« Sie setzte das Glas noch einmal an und leerte es.

      Arnold schenkte ihr nach.

      Der Alkohol lockerte die Stimmung. Alle sprachen lebhaft miteinander, wenn auch mit gedämpfter Stimme, um die Zwillinge nicht zu stören und weil auch die Nachbarn sich in den Gärten hinter den Häusern aufhielten. Ein Radio dudelte, und immer wieder klang Gelächter herüber. Sie störten sich nicht daran, sondern genossen den schönen Abend, die laue Luft und das friedliche Beisammensein.

      Sabine wedelte eine Mücke von sich. »Wenn wir erst wieder etwas Geld haben«, schlug sie vor, »sollten wir uns unbedingt den Kamin bauen, den wir mal geplant hatten. Das wäre genau das, was noch fehlt.«

      »Daran ist in absehbarer Zeit gar nicht zu denken«, erwiderte ihr Mann.

      »Ich weiß ja. Aber man wird doch wohl noch träumen dürfen!« Sabine lachte leise.

      Er streichelte ihre Hand. »Natürlich darfst du! Nur zu! Solange dich deine Träume nicht von mir entfernen!«

      Sie zuckte zusammen und bemühte sich, im ungewissen Licht der Kerzen seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Er wirkte durchaus gelassen. Sie begriff, daß er seine Bemerkung ohne Hintergedanken gemacht hatte. Es war ihr eigenes schlechtes Gewissen, das sie beunruhigte.

      »Wenn ihr schon was bauen wollt«, ließ Ethel sich vernehmen, »dann wüßte ich was Wichtigeres! Ich möchte euch die gute Laune ja nicht verderben, aber mal muß es ja gesagt werden: Ich brauche dringend eine Garage!«

      Einen Augenblick herrschte Schweigen.

      »Du meinst, ich soll sie dir bauen?« fragte Arnold dann mit deutlichem Unbehagen.

      »Es würde mir schon genügen, wenn ihr mir den Platz dazu abtreten würdet!« Ethel wandte sich Sabine zu. »Ich habe mich bisher immer zurückgehalten, weil ich dir deinen geliebten Garten nicht zerstören wollte. Aber nun, wo die Zwillinge hier einen Spielplatz kriegen …«

      »Du hast ganz recht«, sagte Sabine rasch, »der Garten ist gar nicht so wichtig. Natürlich sollst du einen Platz für deine Garage haben! Nicht wahr, Arnold?«

      »Ja, aber wo?« fragte er zögernd.

      »Vielleicht könnte man die alte Garage nach hinten erweitern«, schlug Sabine vor, »seitwärts geht es ja nicht.«

      »Daß die Autos hintereinander stehen? Das wäre aber umständlich. Man würde einander ständig behindern.«

      »Nicht, wenn man den Eingang auf die Seite legt«, sagte Ethel, »ich habe mir, wie ihr euch denken könnt, alles gut überlegt. Morgen, bei Tag, werde ich euch zeigen, wie ich es mir vorstelle.«

      »Du hast also fest mit unserem Entgegenkommen gerechnet?«

      »Klar!« gab Ethel zu. »Ich weiß doch, daß ihr nette Menschen seid!« Sie stand auf.

      »Hast du auch schon eine Firma, die es dir baut?«

      »Nein. Ehrlich gestanden, ich wollte dir die Vorhand lassen. Ich dachte, vielleicht würde es dir Spaß machen. Selbstverständlich gegen Bezahlung. Du kannst doch so was. Bis zum Winter würdest du es sicher schaffen.«

      »Das kommt darauf an, wie schnell wir die Baugenehmigung kriegen. Die brauchen wir nämlich auch.«

      »Ach, das wird schon hinhauen!« Ethel gab ihrem Bruder einen raschen Kuß. »Wenn ich nur deine Genehmigung habe, die von der Behörde kriege ich bestimmt! Du bist ein Schatz.« Sie ergriff ihre Handtasche und ihre Jacke und schlug, um die Zwillinge nicht zu stören, den Weg zur Haustür ein.

      Auch Egon nahm die Gelegenheit wahr, sich zu verabschieden.

      Die Eheleute blieben allein zurück.

      Arnold hob die Flasche Wein – es war die dritte – gegen das Windlicht. »Es ist gerade noch ein Tröpfchen für uns beide drin.« Er schenkte ihr und sich selber ein. Sie hatte eigentlich keine Lust mehr, noch etwas zu trinken, aber sie wollte seine gute Stimmung so lange wie möglich erhalten und verzichtete deshalb darauf, Einspruch zu erheben. »Du bist so lieb heute abend«, sagte sie.

      »Zu deutsch: Normalerweise bin ich ein patentiertes Ekel!«

      »So habe ich es nicht gemeint!« protestierte sie.

      »Laß nur. Ich weiß selber, daß ich in letzter Zeit schwer zu ertragen bin.«

      Sie

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