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dass du ausziehst, Wesley.«

      Er lachte. »Sehr witzig. Was ist die Pointe?«

      »Ich mache keine Witze.«

      Sein Lachen verflog. »Du meinst das also ernst?«

      »Todernst. Das kann dich wohl kaum überraschen. Ich will, dass wir uns trennen! Du weißt, dass ich mich in unserer Ehe nicht … glücklich fühle.«

      »Ich werde mir Mühe geben, in Zukunft mehr Zeit für dich zu haben.«

      »Ich will nicht mehr Zeit, Wesley. Wir können beide nicht so leben. Deine Wutanfälle sind völlig außer Kontrolle geraten. Du kannst dich absolut nicht beherrschen.«

      »Ach, es ist also alles meine Schuld?«, fragte Wesley hämisch.

      »Letzte Woche hast du mich fast krankenhausreif geschlagen.«

      »Vielleicht gehörst du da auch hin.«

      Sie biss die Zähne zusammen. »Deine Drohungen ziehen bei mir nicht mehr. Ich habe mich entschieden. Heute Abend verlasse ich dich, und die Kinder nehme ich mit.«

      Es entstand eine unangenehme Pause.

      »Mir scheint, dass du nur an dich denkst und an das, was du willst. Hast du auch mal daran gedacht, was das bei den Kindern anrichten wird?«

      »Natürlich habe ich das«, fuhr sie ihn an. »Ich denke an nichts anderes. Kannst du das von dir auch behaupten?«

      »Du willst sie also gegen mich aufhetzen? Genau, wie deine Mutter es mit dir und deinem Vater immer gemacht hat.« Seine Stimme triefte nur so vor Abscheu.

      »Lass meine Eltern gefälligst aus dem Spiel. Das hier hat nichts mit ihnen zu tun, sondern einzig und allein mit der Tatsache, dass du deine Wut nicht in den Griff bekommst und dich weigerst, professionelle Hilfe zu suchen.«

      »Und was willst du den Kindern erzählen?«

      Sie zuckte die Achseln. »Ella wird es nicht verstehen, dafür ist sie noch zu jung. Und Colton wird langsam zu alt, als dass ich mir noch weiter Entschuldigungen für dich ausdenken kann. Er ist schließlich schon fast ein Teenager.«

      Wesley äußerte sich dazu nicht.

      »Weißt du, was er letzte Nacht zu mir gesagt hat, Wesley? Er sagte, dass du anscheinend lieber wütend bist, als dass du mit uns zusammen bist. Und er hat recht, oder?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte sie aus seinem Büro. Denn sie kannte die Antwort bereits.

      Am Abend packte Wesley zwei Koffer.

      »Ich gehe ins Fairmont McDonald. Ich liebe dich immer noch, Becca.«

      Das überwältigte sie. Sie war darauf vorbereitet gewesen, mit den Kindern zu Kelly zu ziehen. Sie hatte sogar erwartet, dass Wesley versuchen würde, sie wieder zu schlagen. Einen einfachen Rückzieher hatte sie allerdings von ihm nicht erwartet, auch nicht, dass er sich zur Abwechslung mal wie ein Gentleman benehmen würde.

      »Du gehst?«, fragte sie schockiert.

      »Das wolltest du doch«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Dann sollst du das auch haben.«

      Einen Sekundenbruchteil lang wollte sie ihm sagen, dass sie sich geirrt hatte, dass sie keine Trennung wollte. Dass sie ihm eine bessere Frau sein wollte, mehr Geduld an den Tag legen und lernen würde, mit seinen Wutanfällen umzugehen.

      Doch dann erinnerte sie sich an all die Prellungen und Wunden. »Dann mach's gut Wesley.«

      »Aber nur fürs Erste.«

      Sie beobachtete, wie er in sein Auto stieg, und wartete dann, bis die Rücklichter angingen und schließlich die Straße hinunter verschwanden. Dann atmete sie langsam aus und ging den Flur entlang ins Badezimmer und versuchte, an die guten Zeiten zu denken. Aber davon gab es nicht allzu viele.

      Sie starrte ihr Spiegelbild an und fuhr mit dem Finger über die kleine Narbe am Kinn. Ebenfalls ein Geschenk von Wesley zum Valentinstag vor zwei Jahren. Er hatte ihr vorgeworfen, mit dem Paketdienstboten geflirtet zu haben.

      »Du hast was Besseres verdient«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Und die Kinder auch.«

      Jetzt, wo sie nur zwei Sitze von ihm entfernt in der Eishockeyhalle saß, wurde Rebecca klar, dass ihr Mann immer noch alles in seiner Kraft liegende tat, um sie unter Kontrolle zu halten.

      »Ein Königreich für deine Gedanken«, sagte er jetzt.

      »So viel sind die nicht wert.«

      »Wozu auch, du hast ja schließlich mehr als genug Geld.«

      »Das gehört den Kindern, Wesley, und das weißt du auch.«

      Ihre Fingernägel gruben sich tief in ihre Handflächen. Fang nicht an, mit ihm zu streiten. Nicht hier. Nicht vor Ella.

      Sie fing seinen Blick auf. »Wenn Colton das nächste Mal spielt, brauchst du dir nicht extra die Mühe zu machen, zu kommen.«

      »Ich würde es um nichts in der Welt verpassen wollen.« Er lächelte sie kalt an. »Das da unten ist schließlich mein Sohn.«

      »Welchen Teil von »festgelegten Besuchstagen« verstehst du …«

      Beifallsrufe brachen nun auf den Rängen aus, als die beiden Eishockeyteams in die Arena fuhren und zu ihren Torhütern stießen. Alle standen auf, als die Nationalhymne gespielt wurde, und dann ertönte die Spielsirene.

      Rebecca stieß einen schweren Seufzer aus.

      Das Spiel begann.

      ***

      Nach dem Ende des Spiels war der Parkplatz voller Abgase und eine Brutstätte von Streit. Alle wollten die Ersten an ihren Autos sein, besonders das Team, das verloren hatte.

      Rebecca war froh, dass sie ihren Hyundai Accent weiter unten an der Straße geparkt hatte.

      »Mommy fahren wir jetzt nach Hause?«, fragte Ella.

      »Ja Honey. Es ist schon fast Zeit fürs Abendessen.«

      »Kommt Daddy auch mit nach Hause?«

      »Nein Honey. Daddy fährt zu seinem eigenen Zuhause.«

      Rebecca war sich sicher gewesen, dass Wesley auf dem Parkplatz zu seinem Van gehen würde, doch er blieb immer noch an ihrer Seite. Sie gab sich Mühe, ihn zu ignorieren, und nahm Ellas Hand, als sie die Straße überquerten. Colton schleppte die Tasche mit seiner Ausrüstung und dem Eishockeyschläger.

      Als sie das Auto erreicht hatten, schloss Rebecca die Türen auf, ließ sich auf den Fahrersitz sinken und machte den Motor an, während die Kinder sich von ihrem Vater verabschiedeten. Sie stieg wieder aus, öffnete die hintere Tür und biss die Zähne zusammen, als sie laut quietschte.

       Colton stieg hinten ein. Ella schaute sie hoffnungsvoll an.

      »Auf die Rückbank«, sagte Rebecca.

      Brav stieg Ella neben ihrem Bruder ein und Colton half ihr, den Gurt über dem Kindersitz festzumachen.

      Mit der Hüfte stieß Rebecca die Tür zu. Sie fing Wesleys Blick ein. »Du hast immer gesagt, dass wir die Tür benutzen sollen, die klemmt. Dass sie dann vielleicht nicht mehr so klemmen würde. Hat aber nicht funktioniert.«

      Wesley betrachtete das Auto. »Ich kann nicht glauben, dass du dir kein neues Auto gekauft hast.«

      Der Hyundai hatte schon bessere Zeiten gehen, dieser Tag zählte allerdings nicht dazu. Sie hatten ihn 2003 gebraucht gekauft, als sie von dem zweitürigen Supra – Wesleys Spielzeug – auf ein viertüriges Auto umgestiegen waren, das nicht so ein Feger war, wie die Kinder den Supra genannt hatten. Inzwischen blätterte an einigen Stellen der Lack ab, die Kofferraumscharniere ächzten und die Hintertür auf der Beifahrerseite klemmte ständig, sodass die Kinder sie nicht mehr öffnen konnten. Das alles war das Resultat eines Unfalls. Wesley war damals von einer rücksichtslosen Fahrerin unter zwanzig, die während des Fahrens getextet hatte, gestreift

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