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mir auch keins leisten.

      Colton machte nun die Tür auf und streckte den Kopf heraus. »Dad hat gesagt, dass er mir nächsten Monat zum Geburtstag ein Handy schenkt. Eins, mit dem man texten kann.«

      Rebecca machte die Autotür zu und starrte Wesley mit eisigem Blick an. »Was?«

      »Hör mir erst mal zu, bevor du was dagegen sagst. Colton ist alt und verantwortungsbewusst genug für ein Telefon. Außerdem kümmere ich mich um alles; um die Rechnungen und so weiter. Wenn er dann eines Tages alt genug zum Jobben ist, zahlt er später selbst dafür.«

      »Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich nichts davon halte, wenn Kinder ständig mit einem Handy rumlaufen. Das ist doch albern.« Sie ging zurück zur Fahrerseite.

      »Und wenn mal ein Notfall ist und Colton einen von uns dringend anrufen muss?«, fragte er und folgte ihr.

      »Dann kann er irgendwo an ein Telefon gehen oder uns von einem Erwachsenen anrufen lassen. Er fährt ja schließlich kein …«

      »Rebecca, das ist meine Entscheidung als sein Vater.«

      »Tja, und ich bin seine Mutter und sage Nein zu Handys.«

      Sie starrte ihn finster an und verfluchte sich im Stillen dafür, schon wieder in alte Verhaltensweisen zu verfallen – kindische Verhaltensweisen. Sie hatte nämlich den Streit über das Handy schon im Kopf durchgespielt, als Wesley es das erste Mal erwähnt hatte. Aber ihr Stolz ließ sie nun keinen Rückzieher machen. Jetzt nicht mehr!

      »Ich finde, du bist da echt etwas unfair«, sagte Wesley.

      »Unfair? Das musst du gerade sagen.«

      Sie drehte sich um, als sie das elektrische Summen der Fensterscheibe hörte.

      »Hast du's ihr gesagt, Dad?«, fragte Colton.

      »Hey, lass mich nur kurz …«

      Rebecca runzelte die Stirn. »Hast du ihm schon gesagt, dass er ein Handy bekommt?«

      »Lass uns ein anderes Mal über das Handy reden.«

      »Gut.«

      Wesley trat von einem Fuß auf den anderen. »Becca, ich wollte dich noch um einen Gefallen bitten.«

      Sie hielt den Atem an. Jetzt kommt es.

      »Ich möchte, dass Colton im Juli zu mir kommt.«

      Ihr Sohn im Auto nickte. »Sag ja, Mom.«

      Sie war außer sich vor Wut. Mit einer knappen Handbewegung bedeutete sie Colton, das Fenster hochzukurbeln, und drehte sich zu Wesley um. »Was soll das? Das ist ja wohl etwas, über das du zuerst mit mir sprechen solltest.«

      »Ich spreche doch gerade mit dir darüber.«

      »Du hättest mich anrufen sollen, statt es direkt vor ihm zu erwähnen.« Sie versuchte, Colton zu ignorieren, dessen grinsendes Gesicht geradezu an der Scheibe klebte. »Warum hast du nicht Bescheid gesagt, damit wir darüber reden können?«

      »Ich hab doch versucht, dich anzurufen. Ich hab dir letzte Woche zwei Nachrichten auf Band gesprochen.«

      Rebecca blinzelte. Sie hörte den Anrufbeantworter jeden Tag ab, und von Wesley waren bestimmt keine Nachrichten dabei gewesen.

      Wesley verzog den Mund. »Ich lüge dich nicht an.«

      »Vielleicht habe ich sie ja aus Versehen gelöscht.«

      »Vermutlich. Mit der Technik hast du ja schon immer deine Probleme gehabt. Und damit, mit den Finanzen klarzukommen.«

      »Zum allerletzten Mal«, brauste sie auf, »dass wir in den Miesen sind, ist bestimmt nicht meine Schuld. Wir haben beide zu viel ausgegeben.«

      »Aber du hast schließlich noch deinen heimlichen Spargroschen.«

      »Du weißt ganz genau, dass das Geld da ist, damit die Kinder aufs College gehen können.«

      Als Wesley herausgefunden hatte, dass das Geld nur für die Kinder angelegt war, hatte ihn eine solche Wut überfallen, dass er seinen Van auf dem Nachhauseweg von einem Restaurant mit Absicht in ein Brückengeländer gefahren hatte.

      Rebecca war auch nicht ungeschoren davongekommen. Sie hatte viele Abschürfungen und Prellungen erlitten, die sich allerdings nach außen leicht mit dem Unfall erklären ließen. Der Arzt hatte nicht geahnt, dass Wesley sie, nachdem er sie aus dem Wrack gezogen hatte, auch noch verprügelt hatte. Sie konnte sich an den Vorfall kaum noch erinnern, aber sehr wohl an die anderen, die in den Tagen danach gefolgt waren. An das gebrochene Handgelenk. An die blauen Flecken auf ihrem Rücken und ihren Hüften.

      Jeden Tag hatte Wesley ihr versichert, dass er sie liebte. Aber Liebe sollte einem doch keine körperlichen Schmerzen bereiten – oder doch?

      Jetzt schaute sie ihn an und war dankbar dafür, dass er wenigstens die Kinder noch nie geschlagen hatte. Zumindest das war ihr gelungen: Ihn zu verlassen, bevor er sich versucht fühlte, seine Wut auch noch an Colton oder Ella auszulassen.

      »Becca was starrst du mich so an?«

      »Ich führe mir nur gerade noch einmal vor Augen, warum du bald mein Ex-Mann sein wirst.«

      Als Wesley zusammenzuckte, wusste sie, dass ihre Worte ihn getroffen hatten.

      Gut. Er verdient das.

      »Meinst du, es wäre möglich, höflich miteinander umzugehen?«, fragte er.

      Sie warf einen Blick über die Schulter auf Ella und Colton. »Wenn du dazu bereit bist, bin ich es auch.«

      »Für die Kinder, ja?«

      Sie fing seinen Blick ein. »Für uns alle.«

      Es folgte eine unangenehme Stille.

      »Hör mal, Becca«, sagte er in einem reumütigen Tonfall. »Ich bin bei einem Psychologen gewesen und ich habe einen Kurs mitgemacht, wie man seine Wut besser beherrschen kann. Ich mache alles, was ich kann, damit du siehst, dass du mir die Kinder in Zukunft anvertrauen kannst. Ich würde ihnen doch niemals wehtun.«

      »So wie du mir auch nie wehtun würdest?«

      Er schaute weg. »Ich habe mich für das, was gewesen ist, entschuldigt. So bin ich nicht mehr.«

      Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Ihr wurde das Herz schwer wegen der Entscheidung, die sie nun treffen musste. Wenn sie falsch lag und Colton etwas passierte, würde sie sich das niemals verzeihen können.

      Aber was, wenn er die Wahrheit sagt? Ich kann ihn doch nicht von seinen eigenen Kindern fernhalten. Sie brauchen ihn schließlich.

      Wieder schaute sie über die Schulter zu Colton. Er lächelte und flehte sie mit gefalteten Händen an. Wie konnte sie ihm da widerstehen?

      Schließlich sagte sie: »Wie lange soll Colton denn bei dir bleiben?«

      »Eine Woche lang. Mitte Juli.«

      Sie biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht recht …«

      »Mir ist klar, dass das nichts ist, was wir abgemacht haben, aber ich nehme mir die Woche frei und hatte gehofft, dass ich sie mit meinem Sohn verbringen könnte.«

      »Nur du und Colton?«

      Er verdrehte die Augen. »Und Tracey.«

      Tracey Whitaker hatte früher einmal als Rezeptionistin in der Anwaltskanzlei seines Vaters gearbeitet. Ein paar Monate, bevor Rebecca Wesley gebeten hatte, auszuziehen, hatte er mit ihr ein Verhältnis begonnen. Rebecca hatte es herausgefunden, als sie eines Tages ihren Schwiegervater angerufen hatte. Walter hatte ihr daraufhin offenbart, dass er Wesley schon wochenlang nicht mehr gesehen hatte. Dann hatte er sie gefragt, ob sie es denn schon bei Tracey versucht hätte. Alle in der Kanzlei, inklusive ihres Schwiegervaters, hatten über Tracey und Wesley Bescheid gewusst. Ihr Mann hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, seine Affäre geheim zu halten – außer vor Rebecca.

      Als Rebecca in das Büro

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