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besser geht.«

      Die Tür öffnete sich unerwartet, und Schwester Berta steckte ihren Kopf ins Zimmer. »Ah, hier sind Sie! Ich habe schon Roy Erichson verdächtigt, daß er Sie versteckt hätte!«

      »Bitte, Berta!«

      Berta lachte. »Seien Sie doch nicht so empfindlich, man muß auch Spaß vertragen können.«

      Daniela folgte der Kollegin auf den Gang hinaus.

      »Schwerer Fall, wie?« fragte Berta mit einer Kopfbewegung zum Krankenzimmer hin.

      »Sehr merkwürdig«, sagte Daniela. »Haben Sie nicht manchmal das Gefühl, daß sie ... daß sie doch alles versteht, was man sagt?«

      »Könnte ich nicht behaupten. Allerdings ... ich habe gar nicht versucht, mich mit ihr zu unterhalten.«

      Berta übergab Daniela den Schlüssel zum Schrank mit den rezeptpflichtigen Medikamenten, dem »Giftschrank«, wie ihn die Schwestern unter sich nannten.

      »Die Liste liegt drinnen«, sagte sie. »Ist noch was unklar?«

      Daniela schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Berta.« Sie hatte das Gefühl, Schwester Berta durch ihre Überempfindlichkeit verletzt zu haben, und fügte versöhnlich hinzu: »Sie werden sich auch freuen, wenn wieder etwas mehr Betrieb auf der Station ist, nicht wahr? Den ganzen Tag allein zu arbeiten, das ist sicher kein Spaß.«

      Schwester Berta zuckte die runden Schultern. »Ach, mir macht’s nichts aus. Schließlich ... für lange Zeit ist es sowieso nicht mehr.«

      »Nicht?« fragte Daniela erstaunt. »Wollen Sie fort?«

      Berta errötete überraschend. »Ich habe nichts gesagt.«

      »Doch. Sie haben eine Andeutung gemacht, als ob ...«

      »Na und? Haben Sie etwa vor ... ewig als Schwester zu arbeiten?«

      Bertas Stimme hatte so gereizt geklungen, daß Daniela rasch einlenkte: »Entschuldigen Sie meine Neugier«, sagte sie, »das ist natürlich einzig und allein Ihre Sache.«

      Sie half Schwester Berta in den Mantel, sah nachdenklich hinter ihr her, als sie mit raschen, energischen Schritten den Gang hinunterschritt.

      Als Schwester Daniela das Krankenzimmer — Ulli hatte sie ganz unnötigerweise gerufen — verließ, sah sie überrascht zwei Herren in Ärztekitteln auf dem Gang stehen. Sie erkannte Dr. Wörgel und Professor Kortner.

      Es war ganz ungewöhnlich, daß Professor Kortner um diese Stunde – es war fast zehn Uhr abends — noch Visite machte. Eisiger Schreck fuhr in Danielas Herz. Ob mit Frau Spielmann etwas geschehen war? Aber das hätte sie doch als erste wissen müssen.

      Grüßend ging sie an den beiden Herren vorbei, mußte sich zurückhalten, nichts zu fragen. Dr. Wörgel nickte ihr freundlich zu; beide beachteten sie nicht weiter.

      Daniela ließ die Tür des Schwesternzimmers offen und setzte sich an den Schreibtisch. Die Ärzte sprachen gedämpft — nicht ihretwegen, das wußte sie, sondern um die Patienten nicht zu stören. Niemand hätte etwas dabei gefunden, daß sie sich für das sachliche Gespräch interessierte. Dennoch fühlte sie sich wie eine unbefugte Lauscherin.

      »Ganz recht, Herr Professor, es wird uns nichts anderes übrigbleiben«, war das erste, was sie verstand; aber sie begriff nicht, auf was Doktor Wörgel damit anspielte.

      »Ich kann und kann es mir nicht erklären«, sagte der Professor, »bei der Operation ergab sich doch ein durchaus günstiges Bild. Die Schädeldecke ist gebrochen, ja, aber keineswegs gesplittert, die Dura völlig unverletzt. Mehr Sorgen als die Schädelfraktur hat mir, ehrlich gestanden, die Konstitution der Kranken gemacht. Und nun dies! Ich stehe vor einem Rätsel!«

      »Wir sind auf derartige Fälle nicht eingerichtet«, sagte Dr. Wörgel, »nur auf einer Gehirnstation ist eine wirklich genaue Diagnostizierung möglich.«

      »Ich weiß. Mit Hilfe von Kontrastdarstellungen käme man natürlich ein gutes Stück weiter. Nur ... ich bin doch schließlich kein Anfänger mehr! Ich muß doch wissen, was ich operiert habe, sonst müßte ich an mir selbst zweifeln!«

      »Es gibt immer außerordentliche und ganz und gar ungewöhnliche Fälle, Herr Professor.«

      »Wem sagen Sie das?« Professor Kortners Stimme klang ungeduldig. »Schließlich bin ich auch kein Gehirnchirurg im engeren Sinne. Ich hätte nicht einmal diese Operation durchgeführt, wenn mir nicht Eile notwendig erschienen wäre. In jedem Lehrbuch steht, daß man auch bei äußerlich günstig verlaufenen Fällen mit einer Gehirnschädigung rechnen muß. Ich weiß das alles! Aber es leuchtet mir nicht ein! Irgend etwas ist faul an dieser Sache, glauben Sie mir, Kollege. Ich spüre das. Ich rieche es förmlich, und ich habe mich bisher immer noch auf meinen Instinkt verlassen können.«

      »Daß ein Schock als solcher so lange andauern könnte, ist schwer denkbar«, sagte Dr. Wörgel. »Sie haben sich doch sicher mit ihrem Mann unterhalten. Was meint denn der?«

      Obwohl niemand sie sehen konnte, errötete Schwester Daniela, als die Rede auf Harald Spielmann kam.

      »Ein ganz undurchsichtiger Bursche«, sagte der Professor, »spielt den absolut Ahnungslosen und kann sich angeblich nicht vorstellen, was die Frau ausgerechnet am Heiligen Abend zu dieser irrsinnigen Fahrerei veranlaßt haben könnte! Sie hat ja hundert Sachen draufgehabt, wie das polizeiliche Protokoll angibt... hundert Sachen, und das mitten in der Stadt! Aber dieser Herr Spielmann weiß von nichts und kann sich auch beim besten Willen keine Ursache vorstellen.«

      »Sie meinen, er hält etwas zurück?«

      »Ganz bestimmt. Daran besteht gar kein Zweifel. Die Frage ist nur, ob das, was er uns nicht sagen will, wesentlich für den Fall ist.«

      »Wie wär’s, wenn Sie die beiden konfrontierten?«

      »Habe ich auch schon dran gedacht, nur ... ich verspreche mir nicht allzuviel davon.«

      Was Dr. Wörgel darauf antwortete, konnte Schwester Daniela nicht mehr verstehen, denn die beiden Ärzte entfernten sich durch die Glastür.

      Unwillkürlich sprang sie auf, um ihnen nachzulaufen — aber im letzten Moment verließ sie der Mut. Was hätte sie fragen, was sagen sollen?

      Unmöglich konnte sie die Wahrheit bekennen.

      Ihr Verstand sagte ihr, daß es das beste war, gar nichts zu tun, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Sie glaubte nicht daran, daß Irene Spielmann beim Wiedersehen mit ihrem Mann ein Zeichen des Erkennens geben würde.

      War es so wirklich nicht das beste? Wenn sie Irene Spielmann nicht mehr sah, vielleicht würde sie sie vergessen können, sie und Harald. Noch war sie jung, und das Leben lag vor ihr mit all seinen Überraschungen und Verheißungen. Ihre Liebe zu Harald war ein Irrtum gewesen. Konnte man diesen Irrtum nicht einfach ausstreichen? Noch während Daniela dies dachte, spürte sie in ihrem Herzen, daß sie nicht dazu fähig war. Sie fühlte sich für die schwerkranke Frau verantwortlich, überzeugt, daß ihre Liebe schuld am Unglück der anderen war.

      Aber wenn sie sich irrte? Wenn Irene Spielmann gar nichts von ihrer Existenz ahnte? Wenn ihre Liebe in keinem Zusammenhang mit jenem Unglücksfall stand?

      Wie elektrisiert sprang Schwester Daniela auf. Sie mußte es wissen. Sie konnte es erfahren. Jetzt. Sofort.

      Sie lief über den Gang in das Zimmer Irene Spielmanns, und erst, als sie die Tür schon geöffnet hatte, kam ihr der Gedanke, daß die Patientin vielleicht schlafen könnte. Aber sie tat es nicht. Irene Spielmann blickte Schwester Daniela aus großen glanzlosen Augen entgegen.

      »Oh, ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt«, sagte Daniela und preßte unwillkürlich die Hand auf das klopfende Herz. »Es ist nur ... ich muß Ihnen etwas sagen, Frau Spielmann!«

      Das Gesicht der Patientin blieb völlig gleichgültig. »Ich glaube, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Schwester Daniela!« Nach einer kleinen erwartungsvollen Pause fügte sie hinzu: »Daniela Kreuzer!«

      Es

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