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und Pantoffeln anzuziehen, so wäre er gewiß mit von der Partie...

      264. Franz Liszt186

      19. Juni 1833

      [Liszt an Hiller, Paris, 20. Juni 1833:] ... j’ai rencontré hier Heine qui m’a chargé de vous grüßen herzlich und herzlich...

      265. Hans Christian Andersen131

      Juni 1833

      [Andersen an Christian Voigt, 26. Juni 1833:] Ich wurde in „L’Europe littéraire“ eingeführt, eine Art Athenäum für die Schöngeister von Paris. Ich hatte mir vorgenommen, Heine nicht aufzusuchen; aber das Schicksal wollte, daß er der erste war, den ich hier traf; er kam mir recht freundlich entgegen, sprach sehr anerkennend von unserer Literatur und sagte laut vor allen, daß Öhlenschläger gewiß Europas erster Dichter sei. Man hat mich aufgefordert, eine Übersicht über unsere Literatur zu geben, besonders über Öhlenschläger und die jüngeren Dichter; sie wird jetzt ins Französische übersetzt und gedruckt; erzähle das aber niemandem, der davon weiterschwatzt. – Heine hat mich [im Hotel Vivienne] besucht oder richtiger den Portier; ich habe seine Karte nicht; doch will ich mich nicht mit ihm abgeben, ich glaube, man muß sich vor ihm sehr in acht nehmen.

      266. Hans Christian Andersen130

      Juni 1833

      Eines Tages kam ich in „L’Europe littéraire“, eine Art Pariser Athenäum; Paul Duport hatte mich dort eingeführt; da trat ein kleiner Mann von israelitischem Aussehen mir freundlich entgegen. „Ich höre, Sie sind Däne,“ sagte er, „ich bin Deutscher! Dänen und Deutsche sind Brüder, darum reiche ich Ihnen die Hand!“

      Ich fragte nach seinem Namen und er sagte: „Heinrich Heine!“

      Der Dichter also, der damals in der jungen erotischen Periode meines Lebens mich so ganz erfüllt, so ganz meine Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck gebracht hatte. Niemand wollte ich lieber sehen und treffen als ihn; und alles dies sagte ich ihm.

      „Das sind Redensarten!“ lächelte er. „Hätte ich Sie so interessiert, wie Sie sagen, dann hätten Sie mich besucht.“

      „Das konnte ich nicht!“ antwortete ich. „Sie haben so viel Sinn für das Komische und hätten es komisch finden müssen, wenn ich, ein Ihnen ganz unbekannter Dichter aus dem wenig bekannten Dänemark, gekommen und mich selbst als dänischen Dichter präsentiert hätte! Auch hätte ich mich linkisch betragen, das weiß ich, und wenn Sie dann gelacht oder darüber gespottet hätten, würde es mich unendlich betrübt haben, gerade weil ich Sie so hoch schätze, daher wollte ich lieber darauf verzichten, Sie zu sehen!“

      Meine Worte machten einen guten Eindruck auf ihn; er war sehr freundlich und liebenswürdig. Gleich am nächsten Tag besuchte er mich im Hotel Vivienne, wo ich wohnte; wir begegneten uns öfter, spazierten ein paarmal auf dem Boulevard, aber ich hatte damals noch nicht das rechte Zutrauen zu ihm, empfand auch keine herzlichere Annäherung, wie er sie mir einige Jahre später [1843] bei einer zweiten Begegnung, als er den „Improvisator“ und einige meiner Märchen kannte, entgegenbrachte.

      267. Varnhagen von Ense103

      Juni 1833

      Der dänische Dichter Andersen besuchte Heine in Paris und sprach deutsch mit ihm, nicht ganz geläufig; nach einiger Zeit sagte Andersen: „Wollen wir nicht lieber französisch sprechen?“ Heine war sogleich bereit. Aber auch das ging sehr holperig und Andersen kam schwer fort. Da fragte Heine nach einer Weile mit verbindlichster Artigkeit: „In welcher Sprache wünschen Sie, daß wir uns ferner unterhalten?“ Andersen geriet hierdurch ganz außer Fassung und hat Heine den Spott nie verziehen.

      268. Philarète Chasles114

      Ende Juli 1833?

      Es war an einem Jahrestage der Julirevolution; die Sonne hatte keine Festtagslaune, ein dichter Schlagregen prasselte in derben Güssen gegen die Fenster, die Regenschirme segelten wider den Wind, und die Pferde, ungeduldig ob der Tropfen, die wie Pfeile auf sie schossen, rissen ungestümer an den Strängen... Ich ging auf Pontroyal zu und sah unterwegs manches verdrießliche Gesicht, manche Beine, welche der plötzliche Sturm aus dem Takt und aus der Richtung gebracht hatte. Da fiel mir dem Pavillon Marsan gegenüber ein kleiner blonder Mann auf, der, an die Brustwehr des Kais gelehnt und seinen triefenden Hut mit einer Hand haltend, die Vorübergehenden musterte und dem Unwetter zusah. Die Wolke riß, auf sein wallendes Haar fiel ein Sonnenstrahl und beleuchtete eine höchst originelle Gesichtsbildung. Ich betrachtete den Mann aufmerksam: es war eine jener Figuren, wie sie weder der Weltmann hat noch der Musterreiter, weder der Pflastertreter noch der Handwerker, weder der Gimpel noch der Kaufmann. Als die Sonne wieder vollkommen Meister geworden war, steckte er ruhig die Hände in die Taschen und fuhr in seinem Geschäfte fort, und das bestand darin, die Leute zu betrachten. Ich machte es ihm nach, schlenderte langsam vor ihm dahin, kehrte um und ging beobachtend um den Beobachter her. Sein ganzes Wesen war mir höchlich aufgefallen, der Mann erschien mir wie ein Rätsel, dessen Lösung ich zu suchen hatte... Wohlgefällig und schwermütig ruhte sein Blick auf den vorübergehenden Kindern, auf den jungen Weibern, die mit den Nachzüglern des Ungewitters kämpften und sich der wiederkehrenden Sonne freuten, auf den Schuhputzern, die sich wieder an ihren Stationen niederließen und ihr Gewerbe ausschrien. Der Mann hatte in seinem ganzen Wesen etwas so Unbekümmertes und Schwermütiges, sein Blick war so lang gehalten und doch so beweglich, seine Neugier so gar nicht französisch, so echt germanisch träumerisch, die Sentimentalität, die aus seinem Gesichte sprach, so sonderbar mit Melancholie versetzt, daß er mir nicht aus dem Kopfe kam, als ich ihn längst aus den Augen verloren. Waren nicht alle ungewöhnlichen Menschen Menschenbeobachter auf Markt und Straße?... Menschenkenntnis, die große Kunst, lernt sich nur auf der Straße... Ich sah ihn seitdem wieder, meinen deutschen Beobachter, ich sah ihn glänzend als Stern erster Größe, bewundert, gehaßt, eifrig gesucht und nachgeahmt: Es war Heinrich Heine...

      [1835 war Heine mit Chasles schon bekannt; 1834 kommt für die obige Schilderung nicht in Betracht, da sich Heine seit dem 15. Juli nicht in Paris, sondern in Boulogne aufhielt. Daher erschien mir 1833 als das wahrscheinlichste Datum für jene Begegnung auf der Straße.]

      269. Hans Christian Andersen131

      10. August 1833

      [Andersen an Henriette Wulff, Lausanne, 23. August:] Am 16. verließ ich Paris mit schwerem Herzen. Heine nahm sehr freundlichen Abschied von mir.

      [Statt einiger Stammbuchverse schrieb ihm Heine am 10. August einen kurzen, liebenswürdigen Abschiedsbrief.]

      270. Karl Wolfrum84

      August 1833

      Auf Börne kann ich mich von diesem ersten Besuch [mit dem Bruder Hermann Wolfrum] nur so viel erinnern, daß er ein kleiner, dürrer, schwarzhaariger Mann war. Später bin ich einige Male mit noch andern bei ihm gewesen, da er als ehrlicher Charakter von den deutschen Republikanern in Paris hoch geschätzt wurde.

      Von Heines Besuch aber weiß ich noch etwas, weil Hermann mir von ihm mehr als von Börne sprach, daß er ein sehr gefeierter Dichter wäre, sehr geistreich sei, aber stark im Verdachte stünde, von Metternich bezahlt zu sein, um perfide Korrespondenzen in die „Allgemeine Zeitung“ zu schreiben. Wenn er mich fragen sollte, ob ich sein Buch der Lieder gelesen hätte, von welchem ich noch kein Wort gehört hatte, so sollte ich es bejahen und hinzufügen, daß es unter den Handwerksburschen stark gelesen würde.

      Als wir zu Heine kamen, es war frühzeitig, war er noch im Schlafrock und ließ sich gerade rasieren. Er war auch ein kleiner, wenigstens nicht großer Mann, mäßig korpulent und blond und fragte mich richtig gleich, ob ich sein Buch der Lieder gelesen hätte. Ich antwortete wie verabredet, und helle Freude leuchtete aus dem ganzen Gesichte Heines über meine Lüge. Er fragte mich noch aus, was in Deutschland die Gemüter bewegte. Ich habe aber Heine nie mehr gesehen, da er von den republikanischen

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