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anbrennen lassen“, sagte Mac O’Higgins. Er erntete dafür einen bitterbösen Blick des Kutschers.

      „Woher willst ausgerechnet du das wissen?“

      Higgy grinste schräg.

      „Weil ich es mit eigenen Augen sehe“, erklärte er. „Überzeuge dich selbst.“

      Fast alle blickten in die Richtung, die Mac ihnen zeigte. Tatsächlich wirbelten von einer der Galeonen Rauchschleier auf.

      „Das ist die ‚Respeto‘“, sagte Carberry verblüfft.

      „Und wenn schon.“ Der Kombüsenmann verschluckte sich und mußte husten, im nächsten Moment richtete er sich steif auf und beschattete die Augen mit beiden Händen. Unbewegt starrte er zur „Respeto“ hinüber.

      „Da brennt bestimmt kein Essen an.“

      „Der Schlorren hat schon wieder Feuer gefangen“, bestätigte Old Donegal. „Möchte bloß wissen, was die Burschen da drüben treiben.“

      Der Profos gab Alarm.

      Die von der Galeone aufsteigende Rauchwolke wurde allmählich dichter, so daß der Wind sie nicht mehr auseinandertreiben konnte. Noch wehte sie in geringer Höhe auf die offene See hinaus, aber über kurz oder lang würde sie auch unter der Kimm zu sehen sein – sofern bis dahin die „Respeto“ nicht in Flammen aufgegangen war.

      Solange der Kapitän noch unter den Folgen der Rauchvergiftung litt, lag es am Bootsmann und dem dürren Ersten, die Rettung des Schiffes zu versuchen. Die Fracht war zu kostbar, als daß sie kampflos aufgegeben werden durfte. Ein Umladen auf die anderen Galeonen barg die Gefahr, daß das Feuer plötzlich offen ausbrach und übersprang. Andererseits war wegen der dichten Qualmentwicklung unter Deck jeder Löschversuch von vornherein zum Scheitern verurteilt.

      „Reißt die Luken auf!“ befahl d’Alvarez. „Die Stückpforten ebenfalls. Der Rauch muß wenigstens vom oberen Deck leichter abziehen können.“

      Jemand meldete, daß Capitán de Vilches’ Schebecke den Kurs geändert habe und sich rasch näherte. D’Alvarez winkte barsch ab.

      „Der soll sich um seinen eigenen Kram kümmern. Von dem und seinen Leuten habe ich die Nase voll.“

      Das war nicht einmal übertrieben und sogar wörtlich zu nehmen. Ein großer, mordshäßlicher Kerl mit vernarbtem Gesicht und gewaltigem Kinn hatte ihn mit der Gewalt eines auskeilenden Pferdes niedergeschlagen. Ihm wollte d’Alvarez nicht noch einmal begegnen – schon deshalb, weil er sich revanchieren und vermutlich zur Waffe greifen würde. Der Bootsmann hielt es mit dem Bibelvers, der da besagte: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

      Inzwischen hatte sich der Qualm auch einen Abzug über die Back gesucht, unter der einer der Wohnräume der Mannschaften lag. Für die Männer auf den anderen Schiffen des Konvois mußte es so aussehen, als brenne die „Respeto“ an allen Ecken und Enden. Der vorangegangene Schwelbrand war in seiner Rauchentwicklung nicht halb so schlimm gewesen.

      D’Alvarez fragte sich, was derart heftig kokelte. Wahrscheinlich hatte die Glut diesmal auf die Fässer mit Teer und Pech übergegriffen. Das bedeutete aber auch, daß sie es verflucht schwer haben würden, das Feuer zu löschen.

      Er beugte sich über die Lukenöffnung.

      „Was ist los da unten?“ brüllte er. „Ich darf wohl erwarten, daß ihr euch beeilt!“

      Eine Antwort blieb aus. Aber endlich war das Poltern der schweren, an eisernen Bändern aufgehängten Pfortendeckel zu hören. Sie schlossen die Geschützpforten wasserdicht ab. In rascher Folge zerrten die Männer nun die Pforten an beiden Seiten des Schiffes auf. Die Maßnahme hatte tatsächlich den gewünschten Erfolg, denn auch außenbords wirbelte plötzlich der Rauch auf.

      Kommentarlos übernahm Pigatto wieder die Schiffsführung. Er wirkte zwar noch blaß, und sein Gesicht glänzte vom Schweiß, aber er ließ es sich nicht nehmen, selbst die Befehle zu erteilen.

      „Dreht das Schiff quer zum Wind, damit er die oberen Decks frei bläst!“

      „Davon würde ich abraten, Capitán“, sagte Zapata. „Die Gefahr, daß die Brise das Feuer erst richtig entfacht, ist zu groß.“

      Pigatto funkelte ihn zornig an. „Du bist Decksmann! Wie ein Schiff zu führen ist, dürfte dir kaum bekannt sein.“

      „Ich verstehe genug …“

      „Willst du meine Anordnungen anzweifeln?“ unterbrauch der Capitán schroff.

      „Nein“, sagte Zapata.

      „Dann schweig!“

      Die Segel killten, als sich die „Respeto“ quer vor den Wind legte. Die Krängung nach Backbord war deutlich zu spüren.

      „Tucht die Segel auf!“

      Während die Crew noch verbissen arbeitete, segelten die nachfolgenden Schatzschiffe in Luv heran. Pigatto sah, daß die Boote klariert wurden. Offenbar glaubten die Kapitäne, schon jetzt die Mannschaft abbergen zu müssen.

      „Die sollen kein solches Affentheater aufführen“, schnaubte Pigatto. „So wahr ich auf diesen Planken stehe, ich bringe die ‚Respeto‘ heil ans Ziel.“

      Er ließ zu den Schiffen signalisieren, daß sie auf Distanz bleiben sollten. Gleiches galt für die Schebecke, doch Don Julio de Vilches scherte sich offensichtlich einen Dreck um die Wünsche des Capitáns.

      Pigatto zupfte schon wieder in seinen Nasenlöchern herum. Daß plötzlich Blut an den Fingerspitzen klebte, schien ihn zu irritieren.

      „Wenn de Vilches unbedingt meint, sich einmischen zu müssen, knall ich ihm einen Drehbassenschuß vor die Figur, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Linares, den Einpfünder auf der Back laden!“

      Téofilo Linares wollte abwehren und sagen, daß es Wahnsinn sei, den Sonderbeauftragten seiner Majestät auf diese Weise zu provozieren, aber als er Pigattos Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich, dem Befehl Folge zu leisten. So wenig ihm schmeckte, de Vilches’ Leute an Bord zu sehen, noch weniger gefiel ihm, der Meuterei bezichtigt zu werden. Und Miguel Pigatto war mit derartigen Anschuldigungen schnell bei der Hand.

      Die voraussegelnde „Reputación“ halste, drehte in den Wind und bezog Warteposition. Auch auf der „Santos los Reyes Mayos“ und dem Flaggschiff des Generalkapitäns, der „Salvador“, war man auf den Qualm aufmerksam geworden. Beide Galeonen näherten sich auf Kreuzkurs.

      Pigatto brüllte ein halbes Dutzend Namen. Die Betreffenden erhielten Zimmermannsbeile, Äxte und Sägen und sollten versuchen, von oben her zum Brandherd vorzustoßen.

      „Wer den Qualm nicht mehr aushält, soll sich ablösen lassen. Aber ich erwarte, daß jeder sein Bestes gibt.“

       6.

      „Da haben wir die Sauerei“, schimpfte Old Donegal Daniel O’Flynn inbrünstig. „Die Spanier sind zu blöd, ein mickriges kleines Feuerchen unter Kontrolle zu halten. Möchte bloß wissen, wie die das angestellt haben, daß die Galeone schon wieder qualmt.“

      „Schwimm hin und frag sie“, riet Big Old Shane.

      Old Donegals Granitgesicht wies schlagartig einige Falten mehr auf. Nachdenklich kratzte er sich den Kopf.

      „Zu was sollte das gut sein?“

      „Du erfährst vielleicht, was los ist.“

      „Deshalb springe ich nicht wie ein Verrückter ins Wasser. Wie ich Hasard kenne, bringt er die Schebecke ohnehin auf Enterkurs.“

      „Auf die Art geht es natürlich auch.“

      Old Donegal bedachte den Schiffsschmied mit einem mißtrauisch forschenden Seitenblick.

      „Du versuchst doch nicht etwa, mich für dumm zu verkaufen?“ fragte er lauernd.

      „Ganz

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