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Chaco.

      „Sie hatten früher ein paar magerer Rinder. Aber eines Tag es tauchte ein Gringo bei ihnen auf und berichtete, dass er wilde Mustangs in den Bergen gesehen hätte. Niemand glaubte es. Doch Jiminez Spinola ritt in die Berge und brachte zwei eingefangene Wildpferde mit. Don Carlos nahm auch das noch nicht ernst. Aber Spinola fing immer neue Pferde. Sehr gute Mustangs. So fing das an. Als Don Carlos dann sah, dass es eine gute Zucht wurde, die er zu fürchten hatte, wollte er den Rancho kaufen. Er versprach Spinola sogar, ihn und seinen Bruder und die Peone als Angestellte zu halten. Aber Jiminez lehnte natürlich ab.“

      „Zu der Zeit ist aber noch nichts passiert?“, fragte Carringo. „Ich meine, dass es zu Kämpfen kam?“

      „Aber nein! Auf der Hazienda arbeiteten ehrenwerte Männer. Die konnten zwar verstehen, dass Don Carlos die lästigen Spinolas los sein wollte, aber die hätten keine Waffe gegen die Brüder erhoben. Man hatte ihnen ja nichts getan. Aber so nach und nach hat Don Carlos seine alten Leute in die Wüste geschickt, einen nach dem anderen. Dafür erschienen neue Reiter. Rohes Gesindel wie jene, die eben hier waren. Die lassen sich auf jede Schweinerei ein, wenn sie dafür nur bezahlt werden. Und sie werden dafür bezahlt.“

      „Hat Spinola niemals Pferde an Don Carlos verkauft?“, fragte Chaco.

      „Am Anfang hin und wieder einen Hengst. Doch, das schon. Aber so etwas ist ja üblich. Später dann nicht mehr. Dieser Kampf geht bereits seit Jahren. Scharf wurde er erst in der jüngsten Zeit, seit Spinola Don Carlos den Armeeauftrag wegschnappen konnte. Das ist sozusagen das äußerliche Zeichen der Anerkennung für seine besseren Pferde. Ein Offizier der Kavallerie war da und hat die Tiere begutachtet, die von Don Carlos und die von Spinola. Und die Spinolas erhielten den Zuschlag.“

      „Das muss Don Carlos allerdings wie ein Blitz getroffen haben“, gab Carringo zu.

      „Der hat vor Wut geschäumt. Er muss sich wohl augenblicklich vorgenommen haben, Spinola und seinen Bruder zu vernichten, bevor die ihnen noch richtig über den Kopf wachsen. Seitdem laufen noch mehr so finsterer Typen hier herum. Sie tauchen oft genug in Rio Verde auf. Hier, bei mir. Aber freilich kann niemand genau sagen, dass sie für Don Carlos reiten.“

      „Was?“ Chaco beugte sich vor. „Wie meinen Sie das, niemand könnte es genau sagen?“

      „Na ja, es wurde uns nie gesagt. Und niemand von uns hat die Kerle bis zur Hazienda verfolgt. Das geht uns doch auch nichts an. Also vermuten wir nur, dass Ramirez, dieser Hüne, und die anderen für Don Carlos Falange reiten.“

      Chaco schaute Carringo an. „Er weiß es gar nicht genau.“

      „Es wird aber schon so sein“, erwiderte Carringo. „Don Carlos spielt dabei den Ehrenmann, wie?“

      „Genau! Der würde es weit von sich weisen, mit den Übergriffen auf den Rancho etwas zu tun zu haben. Aber er wird sich kaum genieren, den Rancho eines Tages für ein Butterbrot zu kaufen.“

      „Falls dann noch einer lebt, der verkaufen könnte“, schränkte Chaco ein.

      „Ja, vorausgesetzt, einer der Spinola-Brüder lebt noch, wenn es so weit ist. Denn dabei geht es ja noch um eine sagenhafte Herde schwarzer Mustangs, die in der Sierra versteckt sein soll. Das hat Spinola jedenfalls mehr als einmal erzählt. Allerdings hat noch niemand die Pferde gesehen.“

      Die Freunde blickten sich verstohlen ah, sagten jedoch nichts.

      „Aber das soll uns hier in der Stadt egal sein. Jedenfalls danke ich Ihnen noch vielmals für die Hilfe. Einen trinken wir noch darauf, was, Señores?“

      „Aber nur einen“, sagte Chaco.

      Der Wirt schenkte die Gläser voll Tequila.

      Aus der Küche quoll blauer Dunst durch die offene Tür, der beträchtlichen Gestank mitbrachte.

      „Himmel, das Feuer!“, rief der Wirt und fuhr herum. „Ich habe den Topf nicht ganz mit Wasser gefüllt und auf dem Herd stehenlassen. Es muss verdunstet sein.“

      Als der Mann verschwunden war, sagte Carringo leise: „Wir verkrümeln uns.“

      Chaco nickte. „Mit so einer Sache sollten wir besser wirklich nichts zu tun haben.“

      „Das ganze Wasser ist verkocht“, sagte der Wirt, der zurückkam. „Also dann!“ Er nahm sein Glas und hob es an.

      „Das ist aber wirklich der Letzte, Señor.“ Carringo griff nach seinem Glas und stieß mit Georgio und Chaco an. Er legte das leere Glas ins Spülbecken und wandte sich um.

      Der Raum sah wüst aus. Die Trümmer lagen überall verstreut. Stühle und Tische waren zusammengeschoben, manche Stühle lagen in Haufen aufeinander.

      „Das bringe ich alles wieder in Ordnung“, murmelte der Wirt. „Sieht schlimmer aus, als es ist.“

      „Wir wollten sie noch fragen, ob Sie einen gelbhäutigen Mann hier gesehen haben? Einen Fremden, der ein kleines Kind bei sich hat.“

      „Ein gelbhäutiger Mann? Einen Chinesen?“

      „Keinen Chinesen, einen Japaner. Er ist jedoch wie ein Mexikaner gekleidet.“

      „Nein. So einen Mann habe ich nicht gesehen. So einer war nicht in Rio Verde.“

      „Und das wissen Sie genau?“, fragte Chaco.

      „Mir entgeht keiner, der in die Stadt reitet. Und bei mir schaut auch jeder Fremde herein.“ Der Wirt blickte zu den Fenstern hinaus. Auf der anderen Straßenseite war ein Mann in einer grauen Uniform aufgetaucht.

      „Auch der noch“, sagte Georgio. „Sieht ihm aber ähnlich. Als er gebraucht wurde, hat er sich in seiner Hütte verkrochen.“

      Die Freunde sahen den Sheriff, der die Straße überquerte, die Veranda vor der Cantina betrat und die Basttür aufschob.

      Er war ein kleiner, bärbeißiger Mann. Mit leicht gespreizten Beinen, eine schwarze Revolvertasche vor dem Bauch und die Hände auf dem Rücken, so blieb er stehen.

      Draußen führte der Stallmann die gesattelten Pferde der Freunde auf die Straße. Carringo und Chaco wussten sofort, dass der Sheriff das veranlasst haben musste. Es kam sonst kaum jemand in Rio Verde dafür in Frage.

      „Unruhestifter können wir hier nicht gebrauchen“, sagte der Mann schroff.

      Der Wirt schwieg mit zusammengepressten Lippen. Mit dem Sheriff schien er sich unter keinen Umständen anlegen zu wollen.

      „Wir wollten sowieso gerade die Stadt verlassen“, sagte Carringo freundlich.

      Der Blick des Sheriffs verfinsterte sich. „Mich auch noch auf den Arm nehmen wollen, was?“, fragte er.

      „Nein, sie wollten wirklich gerade aufbrechen!“, sagte der Wirt hastig.

      Ein vernichtender Blick traf ihn von dem kleinen Ordnungshüter. Der Wirt zog den Kopf ein und schob sich vom Tresen weg.

      Draußen ließ der Stallmann die Pferde stehen und verschwand.

      Der Sheriff trat zur Seite. „Auf was wartet ihr dann noch, wenn ihr sowieso verschwinden wollt?“

      „Komisch ist das schon“, sagte Chaco.

      „Was ist komisch?“, schnauzte der Sheriff mit böse funkelnden Augen.

      „Dass Sie auch schon aufkreuzen.“

      Chaco grinste den Mann an und tat, als bemerke er dessen Wut nicht. „Zumal doch der Rummel bereits vorbei ist und die wichtigsten Unruhestifter die Bühne sozusagen längst verlassen haben.“

      „Vielleicht ist das gerade der Trick an seiner Arbeit“, sagte Carringo, während er hinter dem Freund vorbeiging und die Cantina verließ.

      „Unverschämt!“, fauchte der Sheriff.

      Chaco verließ die Cantina ebenfalls. Sie stiegen auf die

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