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auf die Piste, die sich zwischen den Hügeln vor dem Wald in der Ferne verlor. Staub stand über der Straße. Ihn schienen die Pferdehufe aufgewirbelt zu haben.

      „Es kam von dort.“ Chaco streckte den Arm nach Norden aus. „Und aus dieser Richtung hörten wir auch den Knall.“

      „Und dieser Jiminez Spinola ritt auf dem Gaul dort, als er seinen Bruder Adolpho in dem versteckten Bergtal besuchte und uns quasi aus dem Loch befreite.“

      „So ist es“, stimmte Chaco zu. „Dann liegt er jetzt vermutlich nördlich von hier. Bleibt nur die Frage offen, ob es noch Sinn hat, nach ihm zu suchen.“

      „Das werden wir sehen, wenn wir ihn finden.“ Carringo ritt zu dem Pferd hinunter, nahm es am Zügel und folgte der Piste nach Norden.

      „Jetzt reiten wir in den ganzen Schlamassel erst richtig hinein“, murmelte Chaco.

      „Wollen wir ihn einfach seinem Schicksal überlassen, falls er noch am Leben ist?“

      „Natürlich nicht. Aber falls er bereits jenseits des Jordan ist, sollten wir so schnell wie möglich verschwinden!“

      Jiminez Spinola war noch im Diesseits. Als die Schatten der Reiter und Pferde auf ihn fielen, wälzte er sich stöhnend von der einen Seite auf die andere. Dabei sahen die Freunde den großen Blutfleck auf seinem Hemd.

      Der Verletzte öffnete die Augen nicht.

      Carringo saß ab. Chaco hielt die Zügel der Pferde. Carringo untersuchte den Liegenden rasch, während Chaco die Decke vom Sattel schnallte und dem Freund zuwarf, damit der sie dem Stöhnenden unter den Kopf schieben konnte.

      Carringo schaute sich um. Überall Sand, spärliches Gras und trostlose Hitze. „Hier können wir nichts für ihn tun.“

      „Es dürfte zu seinem Rancho nicht mehr weit sein“, erwiderte Chaco. „Sie sprachen davon, dass er in den Hügeln am Fuße der Sierra liegt. Das muss hinter der Furt sein.“

      „Jetzt stecken wir wirklich schon fast bis zum Hals in der Geschichte.“ Chaco saß ab und kauerte sich an den Boden. „Liegenlassen können wir ihn nicht, denn dann stirbt er innerhalb der nächsten Stunden. Bestimmt, bevor die Sonne untergeht.“ Carringo öffnete dem Verletzten das Hemd und untersuchte ihn noch einmal gründlich. Er gelangte zu dem Ergebnis, dass sie den Mann ein paar Meilen transportieren konnten, wenn sie dabei keine zu große Eile entwickelten.

      Sie verständigten sich über das Weitere durch einen Blick. Da sie beide das Gleiche dachten, bedurfte es sonst keiner Worte. Sie hoben Jiminez Spinola auf, trugen ihn zu seinem Pferd und setzten ihn in den Sattel.

      Carringo hielt den Mann fest, bis der Freund im Sattel saß und diese Aufgabe übernehmen konnte. Dann stieg er selbst auf. Mit Spinola zwischen sich ritten sie langsam zur Furt des Rio Verde zurück und durch das Wasser zur anderen Seite.

      „Hoffentlich bilden wir uns nicht nur ein, richtig zu sein.“ Chaco wurde unsicher über die Richtung.

      „Aber er ist nach Süden geritten. Das war an den Spuren zu erkennen. Wir müssen richtig sein!“

      Sie folgten der Piste, bis sie Hufspuren sahen, die nach Westen abzweigten.

      Chaco stieg ab und untersuchte die Eindrücke. „Sie sind mehrere Tage alt“, erklärte er, als er wieder in den Sattel stieg.

      „Dann könnten sie von seinen Pferden stammen.“

      Sie bogen von der Piste ab und folgten den Hufspuren nun direkt in das Hügelland. Hier und da standen horstartige Fichtengehölze. Wachsam hielten die Freunde nach versteckten Gegnern Ausschau, ohne jedoch etwas Verdächtiges zu sehen.

      Jiminez Spinola dämmerte noch immer mehr bewusstlos als wach dahin und stöhnte im Schmerz manchmal leise.

      „Wenn es noch lange dauert, müssen wir ihn verbinden“, sagte Carringo, als sie einmal anhielten und sich umschauten. „Sonst verblutet er uns noch.“

      Chaco lenkte sein Pferd ganz dicht an das Tier des Verletzten heran, richtete den Oberkörper des stöhnenden Mannes auf und blickte auf dessen Hemd. „Es geht im Moment. Wir dürfen nur nicht schneller werden.“

      Sie blieben zwischen den Hügeln, folgten dabei den Pferdespuren und hofften, so den Rancho zu finden.

      19

      Das Abendrot verglühte im Westen über den Bergen, als Mario Ramirez auf seinem von Schaum und Staub bedeckten Pferd die Hazienda erreichte.

      Die Hufe des erschöpften Pferdes polterten über das Pflaster.

      „Ramirez!“, rief im Innenhof jemand.

      Der Hüne sprengte hinein und sprang vom Pferd, bevor es ausgelaufen war.

      Don Carlos tauchte oben an der Tür auf und stemmte die Hände in die Hüften.

      An den Mauern des Hofes und vor dem Mannschaftshaus standen ein paar Männer.

      Don Carlos starrte ihn an. „Herein mit dir!“, sagte er scharf, wandte sich abrupt um und verschwand durch die Tür.

      Ramirez stieg die breite Freitreppe hinauf und folgte Falange in die Halle mit dem großen Tisch und den kunstvoll geschnitzten Stühlen, die hohe Lehnen hatten, als müssten sie noch die Köpfe der Sitzenden mit stützen. Die Wände der Halle waren rau geputzt. Ein paar Gemälde hingen in schweren Goldrahmen an den Wänden. Sie stellten Krieg und Tod dar, und eines war ein Selbstbildnis von Don Carlos, das ihn in der Uniform eines hohen Offiziers der mexikanischen Armee zeigte. Ramirez hatte keine Ahnung, ob Don Carlos jemals im Leben auch wirklich Offizier gewesen war.

      „Was fällt dir ein?“, fauchte Falange ihn an, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

      „Was meinen Sie, Señor Falange?“

      „Señor?“, schrie Falange. „Ich bin für dich immer noch Don Carlos, verstanden!“

      „Verstanden, Don Carlos“, erwiderte der Hüne gleichmütig.

      Falange atmete tief durch, ging zum Fenster, schaute hinaus und wandte sich mit einem Ruck um. „Es war vereinbart, dass wir über meine Leute Kontakt miteinander halten. Oder hast du schon wieder vergessen, dass ich dich hier nicht sehen will?“

      Ramirez blieb ruhig. „Sie haben das nie so deutlich gesagt, Don Carlos.“

      Falange trat wieder näher und blickte forschend in das von Carringos Schlägen gezeichnete Gesicht des Hünen. „Richtig. Mir wurde von den beiden Reitern berichtet, dass dich ein Gringo fürchterlich verprügelt haben soll. Wieso denn das, Ramirez? Hast du mir nicht tausendmal versichert, mit den Fäusten, mit dem Messer und dem Gewehr der Größte in ganz Mexiko tu sein?“

      Mario Ramirez presste die Lippen aufeinander. Diese Niederlage fraß so sehr an ihn, dass er sich daran am liebsten nie mehr im ganzen Leben erinnert hätte.

      Falange lachte, wandte sich um und ging um den langen Tisch und die Stühle herum. „Du bist ein Angeber, Ramirez. Ein Aufschneider! Nichts weiter als ein Windmacher!“ Der Hüne antwortete nicht. Falange trat wieder auf ihn zu, blieb zwei Schritte entfernt stehen und wippte böse grinsend auf den Zehen. „Wie kann man sich nur in der Kneipe von Rio Verde verprügeln lassen? Es gibt weit und breit nur diese eine Kneipe. Alle reiten irgendwann einmal dorthin und werden von der Sache erfahren! Du hast dich unsterblich blamiert. Sage doch selbst, was ich noch mit einem wie dir soll?“

      Der Hüne schwieg.

      Falange drehte die zweite Runde um Tisch und Stühle, schaute zum Fenster hinaus und erneut Ramirez an. „Nun sag schon endlich etwas dazu!“

      „Spinola ist tot“, sagte Ramirez. Falange wurde wie von einem Schlag getroffen. Er taumelte förmlich zurück. „Was?“

      Der Hüne wiederholte sich nicht. „Wieso denn? Wann denn?“

      „Haben

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