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die Armee hundert, zweihundert und noch mehr Pferde auf einen Schlag ab. Woher wollen Sie die dann nehmen, Spinola? Sie sind aus dem Geschäft schneller wieder draußen, als Sie sich vorstellen können. Die kleinen Unternehmen hatten gegen größere noch nie eine Chance und werden auch in der Zukunft keine haben. Deshalb nochmals mein Angebot: Verkaufen Sie an mich!“

      „Den Satan werde ich!“, stieß Spinola hervor. Er wirbelte herum und hastete hinaus.

      Der Peon war verschwunden. Doch Jiminez Spinolas Pferd stand noch im Hof. Spinola sprang die Treppe hinunter, nahm den Zügel auf und schwang sich in den Sattel.

      Niemand hielt ihn auf. Er galoppierte über das Pflaster und durch das Tor.

      16

      „Halt!“, befahl Mario Ramirez, der Hüne. Er hob die Hand und zügelte zugleich sein Pferd.

      Die beiden anderen Mexikaner hielten rechts und links von ihm die Tiere an.

      Hufschlag hallte von Westen den Reitern entgegen. Sie hielten in der Schneise im Wald und schauten auf den Weg, auf dem noch nichts von dem Reiter zu sehen war.

      Mario Ramirez griff nach seiner Sharps-Rifle und zog sie aus dem Scabbard. Er hatte die Folgen der Niederlage in der Kneipe von Rio Verde überwunden und war froh, dass sich etwas zu tun schien, was davon ablenken konnte.

      „Ein einzelner Reiter“, sagte einer seiner Begleiter.

      „Das höre ich selbst, du Idiot!“

      Der Kerl zog den Kopf ein.

      „Los, weg von der Straße!“, befahl Ramirez. Er lenkte sein Pferd nach links und ritt von der Piste in den Wald.

      Die beiden anderen folgten ihm. Die Äste bogen sich von ihren Körpern geschoben und schlugen hinter ihnen peitschend zusammen. Sie saßen ab.

      „Haltet die Gäule!“, befahl der Hüne. „Und achtet darauf, dass sie uns nicht verraten!“ Er ließ sein Pferd stehen und pirschte an den Saum des Waldes zurück. Bei den letzten Bäumen ging er in die Knie und wartete.

      Es dauerte nur noch ein paar Minuten, dann war der Reiter nahe heran.

      Ramirez schaute über die Schulter.

      Seine Kumpane hielten den Pferden die Nüstern zu. Als er wieder zur Piste schaute, auf die das grelle Sonnenlicht fiel, erkannte er den Reiter.

      Es war Jiminez Spinola. Doch der ritt so schnell, dass er bereits vorbei war, als Ramirez das Gewehr angeschlagen hatte. Nur noch der aufgewirbelte Staub stand vor der Mündung.

      Der Hüne ließ das Gewehr sinken, richtete sich auf und ging zu den anderen zurück.

      „Habe ich richtig gesehen, es war Spinola?“, fragte der eine.

      „Ja.“

      „Der hat es eilig, was? Will bestimmt zu seinem Rancho.“

      „Er hat mich überrascht, verdammt!“

      „Wenn man nach Süden reitet, kann man zwei Meilen abschneiden“, sagte der andere Kerl. „Daran scheint Spinola selbst heute nicht zu denken, dass er der Piste folgt.“

      „Natürlich!“ Ramirez riss dem Kerl den Zügel seines Pferdes aus der Hand.

      „Aber wir sollen zur Hazienda reiten“, sagte der andere.

      „Das werdet ihr auch tun. Ich reite allein!“ Ramirez schwang sich in den Sattel und ritt quer durch den Wald nach Süden.

      17

      Jiminez Spinola schaute nicht nach rechts und links. Als würde er verfolgt, so sprengte er auf der Piste dahin.

      Hinter ihm blieb das letzte Waldstück zurück. Weit und breit war das Gelände vor den Hügeln.

      Spinola sah den Mann im Westen vor den Bergen nicht, der zwischen Saguarokakteen auftauchte und sein Gewehr anschlug. Aber er hörte dafür den fernen Knall eines Schusses und spürte einen Schlag gegen den Körper. Seine Hände griffen in die Mähne des dahingaloppierenden Pferdes. Noch vermochte er sich daran festzuhalten. Da das Pferd aber nicht auslief, rutschte Jiminez Spinola im Sattel, verlor den Halt und stürzte zu Boden.

      Das Pferd wieherte. Staub hüllte den Mann ein, der um seine Achse gerollt wurde und am Rande der Fahrstraße liegenblieb.

      Das Pferd entfernte sich.

      Im Westen stieg Pulverrauch über den Kakteen auf und verwehte wieder. Mario Ramirez verschwand hinter den Saguaros, stieg auf sein Pferd und ritt zufrieden mit sich und der Welt davon.

      18

      Die Freunde waren dem Fluss gefolgt, der einen Bogen nach Westen beschrieb und sie aus der Richtung brachte. Sie hielten jedoch noch immer vergebens nach einer Furt Ausschau.

      Als der Schuss in der Ferne gefallen war, hatten sie kurz angehalten, waren dann jedoch in dem Glauben weitergeritten, sich geirrt zu haben. Eine Hütte mit einem kleinen Korral davor und zwei Maisfeldern dahinter am Fluss tauchte vor ihnen auf.

      Eine Mexikanerin mit einem Gewehr in der Hand trat aus der Hütte. Ein kleines Kind, das ihr folgen wollte, schob sie zurück.

      Die Freunde zügelten die Pferde, als sie die abweisende Miene der Frau und ihre drohende Haltung gewahrten. Das Gewehr war auf sie gerichtet.

      „Entschuldigen Sie, wir wollen nur eine Auskunft“, sagte Carringo. „Wir suchen nach einem Japaner, der mit einem Kind zu Pferd unterwegs nach Südosten sein müsste. Kam ein solcher Mann vielleicht hier vorbei?“

      „Hier war niemand“, sagte die Stimme eines Mannes schräg links hinter den Freunden.

      Sie schauten hinüber und sahen den Campesino aus dem Maisfeld treten. Er trug einen Colt in der Hand, der wie das Gewehr der Frau auf die Reiter deutete.

      „Sonst noch etwas?“, fragte der Mann.

      „Nein.“

      „Dann verschwindet. Wir wollen mit Fremden hier nichts zu tun haben. Wir haben genug eigene Sorgen.“

      „Die reden offenbar auch von Don. Carlos und seinem Krieg gegen den Rancho“, sagte Chaco leise.

      „Entschuldigen Sie.“ Carringo tippte an seinen Hut. „Wo finden wir eine Furt durch den Rio Verde?“

      „Eine Meile weiter flussauf.“

      „Danke.“ Carringo zog den Hengst herum und ritt an dem kleinen Korral vorbei.

      Chaco kam an seine Seite. Schweigend entfernten sie sich von dem Anwesen und folgten dem Fluss in umgekehrter Richtung, als die Strömung lief.

      Buschwerk tauchte vor ihnen auf und flankierte den Rio Verde auf den beiden Seiten.

      „Hier haben alle Angst“, sagte Chaco nach geraumer Zeit. „Dieser Don Carlos wirft einen gewaltigen Schatten. Eigentlich würde ich den zu gern einmal kennenlernen.“

      „Wir reiten weiter und suchen Marido“, sagte Carringo. Und um seine Worte zu unterstreichen, trieb er Fox zu einer schnelleren Gangart an.

      Die Büsche blieben zurück. Dort, wo der Rio Verde breiter wurde, war deutlich der Sandstreifen zu sehen, der sich über den Grund zog und die Furt bildete. Und dort stand ein gesatteltes Pferd am Wasser und soff.

      Carringo und Chaco hielten an und schauten sich um. Das Land war so karg, dass sie einen Mann hätten sehen müssen, wäre einer in der Nähe gewesen.

      „Nichts“, sagte Chaco.

      „Erinnerst du dich an den fernen Knall, der wie ein Schuss klang?“, fragte Carringo.

      „Und ob ich mich daran erinnere!“

      Sie schauten sich immer

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