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ich würde ihn nicht einholen. Aber das war ein Irrtum.“

      „Rede!“

      „Wir waren unterwegs hierher, als wir ihn sahen. Er folgte der Piste. Ich schnitt ihm den Weg ab und schoss ihn aus dem Sattel.“

      „Wo?“

      „Nicht weit vom Rio Verde entfernt.“

      Falanges Miene hatte sich sichtlich aufgehellt.

      „Aus und vorbei“, sagte Ramirez und begann von einem Ohr zum anderen zu grinsen.

      Falange lachte aufgekratzt. „Das ist wirklich endlich mal eine gute Nachricht. Aber ...“ Er wurde wieder ernst.

      „Was noch?“

      „Da ist noch sein Bruder – Adolpho Spinola. Und jene sagenhafte Herde schwarzer Mustangs, die irgendwo in den Bergen versteckt sein soll.“

      „Ja, ich weiß.“ Ramirez schaute zum Fenster hinaus und sah in der Ferne die in der Dämmerung versinkenden Berge, hinter denen es noch golden in den Himmel flammte. „Aber diese Berge sind weit und zerklüftet. Es gibt Hunderte oder gar Tausende von Tälern. Man kann zufällig das richtige finden oder sein Leben lang vergebens herumreiten.“

      „Kann sein, dass Glück dazu gehört“, gab Falange zu. „Finden müssen wir es trotzdem. Ich will diese Herde haben. Und dieser Adolpho Spinola muss so mausetot sein wie sein Bruder Jiminez!“

      Mario Ramirez ging zum Fenster. „Vielleicht ist das alles nur dumme Rederei. Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der die Herde gesehen hat.“

      „Doch, es gibt sie. Ich spüre es. Und ich will sie haben!“

      Der Hüne wandte sich um und sah den fast irren Blick des Hazienderos. „Ich habe wochenlang erfolglos danach gesucht.“

      „Du wirst weitersuchen, Ramirez! Bis du das richtige Tal in der Sierra Potosi gefunden hast! Ich muss die schwarzen Mustangs haben, verstehst du!“

      „Ja, Don Carlos“, erwiderte der Hüne.

      „Dan geh und schaff sie herbei!“ Der flammende Blick Falanges ließ Ramirez zur Tür gehen.

      „Das mit Jiminez Spinola war gut“, sagte der Haziendero hinter ihm. „Dafür kriegst du eine Prämie, Ramirez. Aber bring mir auch die schwarzen Mustangs herbei. Schaffe sie her, dann zahle ich dir noch eine dicke Prämie!“

      Der Hüne war schon auf der breiten Freitreppe.

      Im Innenhof griff die Dunkelheit rasch um sich, so dass die Peons an den Wänden nur noch undeutlich zu erkennen waren. Keiner sprach ein Wort.

      Mario Ramirez stieg in den Sattel, lenkte sein Pferd zum offenen Tor und ritt hinaus. Laut klirrten die Hufe auf dem Pflaster.

      Falange stand an der offenen Tür und schaute dem Reiter nach, bis der draußen verschwand. Er wandte sich den Männern im Hof zu. „Eduardo, hole mir eine Flasche Wein. Von der Sorte aus dem untersten Regal. Du weißt schon, was ich meine.“

      Ein Mann löste sich von der Wand und öffnete die kleine Tür des Kellers.

      Falange ging ins Haus zurück. Zufrieden rieb er die Hände aneinander, als er in der dunklen Halle stand. Er lachte leise. Das war ein Fest wert. Jiminez Spinola tot. Darauf wollte er einen seiner besten Tropfen trinken.

      20

      Mario Ramirez ritt durch die Nacht nach Westen. Das ferne Heulen eines Kojoten schallte aus den Bergen und erschreckte das Pferd so sehr, dass es ein paar bockende Sprünge vollführte.

      Ramirez fluchte und schmetterte dem Tier brutal die Faust zwischen die Ohren.

      Es lief schnaubend auf dem Wagenweg weiter. Bald wurde dieser aber von dem Hünen verlassen. Er strebte einer Hütte entgegen, aus der Lichtschein über die Mulde fiel. Das Licht verlosch jedoch, noch bevor Ramirez sich richtig genähert hatte.

      Er ritt weiter, bis er die Umrisse des Anwesens deutlich erkannte, dann hielt er und rief: „Ich bin es, Ramirez.“

      Knarrend öffnete sich die Tür. Eine Gestalt trat heraus. Der Lauf eines Gewehrs schimmerte im Dunkel.

      Der Hüne ritt weiter und erreichte den Fallensteller, der allein hier am Rande der Berge lebte.

      „Und?“, fragte Ramirez, indem er sich vom Sattel niederbeugte.

      „Ich habe niemanden gesehen, Señor.“

      „Idiot! Wie willst du dir zwanzig Pesos verdienen, wenn du Dreck auf den Augen hast?“

      „Tut mir leid, Señor. Ich habe niemanden gesehen. Wer weiß, ob es die Mustangs wirklich gibt. Keiner hat. sie gesehen.“

      Ramirez zog den Stiefel aus dem Steigbügel. Er ritt weiter auf den Mann zu, fluchte und trat dem Fallensteller mit solcher Gewalt gegen die Schulter, dass der umgeworfen wurde.

      Der Hüne ritt weiter in die Mulde und erreichte einen Canyon, dem er folgte. Er wusste, dass er die Herde in den Bergen finden oder den Beweis dafür antreten musste, dass es sie nicht gab. Früher würde Falange mit dem Geld nicht herausrücken, noch nicht einmal mit der Prämie, die er für Jiminez Spinola versprochen hatte.

      21

      Die Freunde zügelten die Pferde, als sie das Anwesen im Mondlicht erkannten.

      Vor den Hütten standen einige Korrals. Eine Herde Pferde galoppierte am Zaun entlang.

      Jiminez Spinola lag auf dem Pferdehals. Als sie hielten, war sein leises Stöhnen wieder zu hören.

      „Das muss sein Rancho sein“, sagte Chaco. „Es ist niemand da. Er lebte mit dem erschossenen Peon hier allein.“

      Sie ritten mit dem Verletzten zwischen sich um die Korrals herum und hielten vor der weißen Hütte aus Adobelehm. Das Haus war größer, als es ausgesehen hatte.

      Carringo zog den Verletzten mit sanfter Gewalt vom Hals des Pferdes in die Höhe.

      Spinola blickte verständnislos auf das Pferd, und als Carringos Griff sich lockerte, sank er sofort wieder auf den Hals des Tieres.

      „Sinnlos“, sagte Chaco, saß ab und ging zur Hütte.

      Ein Balken war in große Holzkrampen vor der Tür gehängt. Chaco nahm ihn heraus und warf ihn an die Wand. Er ging hinein und zündete eine Lampe an. Eine lange Lichtbahn fiel in den Hof.

      „Ja, hier sind wir schon richtig“, sagte Chaco, als er wieder nach draußen trat. Er hielt den Verletzten fest.

      Carringo stieg ab, ging um die Pferde herum und fasste mit an. Gemeinsam hoben sie den stöhnenden Mexikaner herunter, trugen ihn ins Haus und legten ihn auf eine Pritsche an der Wand, die mit Fellen bedeckt war.

      Während sich Chaco um die Pferde kümmerte, entfachte Carringo im gemauerten Herd das Feuer, legte Holz auf und trat mit dem Wasserkessel hinaus, um ihn zu füllen.

      Chaco durchsuchte erst noch die Remise und die andere Hütte. Als er zurückkam, hatte Carringo dem Verletzten Jacke und Hemd ausgezogen und wusch mit kaltem Wasser die Wunde aus.

      Chaco nahm auch diese Hütte noch in Augenschein, um auf jeden Fall vor einer Überraschung sicher zu sein.

      „Und?“, fragte, er, als er bei dem Freund stehenblieb.

      „Die Kugel ist unter der zweiten Rippe eingedrungen. Sie steckt noch drin.“

      „Dann will ich zusehen, dass ich geeignete Werkzeuge finde.“

      „Ja, tu das.“ Carringo wusch die Haut des Mannes weiter ab.

      Spinola befand sich noch immer in einem Zustand der Abwesenheit, der zwar keine Ohnmacht war, von dieser aber auch nicht sehr weit entfernt sein konnte. Manchmal hatte er die Augen offen und blickte

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