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Wohl!“ Jiminez Spinola hob sein Glas an und grinste die Männer an.

      Sie tranken gemeinsam und stellten die leeren Gläser auf den Tresen.

      „Geben Sie noch einen aus, Spinola?“, fragte ein etwas älterer, gebeugter Mann in schäbiger Leinenkleidung. Hosenträger spannten sich über sein Hemd.

      „Warum so eilig?“

      „Wenn Sie nur noch einen für die ausgeben, die mit Ihnen zum Rancho reiten, dann bin ich nicht unter den Glücklichen. Deshalb frage ich.“

      Spinola schaute die Männer der Reihe nach an.

      „Wir wissen bereits, dass Silva tot ist“, erklärte der fette Keeper, der sich nun selbst einen Whisky einschenkte und ihn hastig hinunterkippte.

      „Ach so.“

      „Ja.“

      „Und woher?“

      „Wir wissen es eben.“ Der Wirt verkorkte die Whiskyflasche und stellte sie unter den Tresen.

      „Ich suche Leute!“, stieß Spinola hervor. „Na und? Ich habe einen Rancho und beste Pferde. Und jeder weiß das!“

      „Nicht mit uns!“ Einer der Männer winkte den anderen zu.

      Gemeinsam verließen sie die Cantina.

      Der Wirt schenkte Jiminez Spinola das Glas erneut mit Tequila voll. „Nichts zu holen in Rio Verde, Spinola. Sie hätten sich nie mit Don Carlos Falange anlegen dürfen. Der ist für Sie ein paar Nummern zu groß.“

      „Ich habe mich nicht mit ihn angelegt, ich züchte lediglich bessere Pferde als er.“

      „Selbst das ist angelegt“, erwiderte der Wirt. „Aber ich will da nichts gesagt haben.“

      „Wo steckt Augusto?“, rief eine keifende Frauenstimme auf der Straße. „Wo habt ihr ihn gelassen, ihr Hurensöhne? Ah, der ist doch wieder bei dieser Schlampe! Na warte!“

      Die Schwingtür flog auf. Eine resolute, dicke Frau rauschte mit wutrotem Gesicht herein, einen langen knüppel in der Hand. Ihre sprühenden Augen erfassten sofort die Lage. Schimpfend wie ein Rohrspatz eilte sie vorbei und die Treppe hinauf.

      „Na warte, Freundchen, na warte!“ Oben riss die Frau eine Tür auf und schrie: „Hab ich dich doch endlich erwischt, Augusto, du geiler Bock!“

      Ein Krachen schallte herunter.

      Der Keeper zog den Kopf zwischen die Schultern.

      „Gehen Sie mit ihm zum Teufel!“, rief das Barmädchen. „Und das nächste Mal fragst du sie erst, ob du zu mir gehen darfst!“

      Der Mexikaner stürzte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, verfolgt von der resoluten Frau, die den Knüppel schwang und ihn mehr als einmal auch traf. Der Mann schnallte noch den Gürtel zu und musste das graue Hemd erst in die Hose stopfen.

      Von der Galerie warf die Barschöne, unbekleidet auftauchend, den Sombrero und die Weste des Mannes hinunter. Der Hut landete dem Mann auf dem Kopf, die Weste auf dem hochgeschwungenen Knüppel der Frau, die dadurch behindert wurde, stehenblieb und nach oben schaute. „Warte nur, du Buhlerin, wir sprechen uns noch!“

      „Schreib vorher dein Testament, bevor du dich noch mal zu mir wagst!“, rief das Mädchen hinunter. „Mit so einer wie dir nehme ich es jeden Tag auf!“

      „Konnten Sie die anderen denn nicht noch ein paar Minuten aufhalten?“, schimpfte der Mexikaner, während er an Jiminez Spinola vorbeihastete und durch die Tür raste. Die Frau lief keifend hinterdrein. Der Keeper atmete hörbar auf und schob die leeren Gläser ins Spülbecken.

      „Blöde Gans“, sagte das mexikanische Barmädchen, wandte sich um und ging ins Zimmer zurück. Krachen schmetterte sie die Tür zu. Das Haus schien zu beben.

      „Und das alles wegen zwei Pesos“, sagte der Wirt mit verdrehten Augen.

      Jiminez Spinola wusste, was gemeint war und legte zwei Pesos auf den Tresen.

      Der Keeper strich das Geld ein. „Es war nicht so gemeint, Spinola, das mit Falange. Er ist eben mächtiger als Sie und hat eine ganze Menge Leute. Und er wird neben sich keinen anderen dulden.“

      „Wir haben nichts weiter getan als bessere Pferde gezüchtet“, entgegnete Spinola. „Ist das etwa verboten?“

      „Zu allen Zeiten haben die Mächtigen versucht, die Macht nicht mit anderen zu teilen. Es spielt dabei keine Rolle, was der andere an Qualität zu liefern hat.“

      „Ihr habt also Angst vor ihm?“

      „Wenn er wütend ist und seine Leute hier mal durchdrehen, dann bleibt kein Stein auf dem anderen und kein Auge trocken, Spinola. Sie wissen doch, wie schnell das geht. Hier in Rio Verde läuft nichts gegen den Willen von Don Carlos. Und hier hat auch keiner Lust, wie Silva ins Gras zu beißen.“

      „Dann hat man mit Absicht durchsickern lassen, dass mein Peon ermordet wurde, was?“

      „Von einem Mord war keine Rede. Aber dass Silva tot ist, das hörten wir.“

      „Wer hat es gesagt?“

      „Spielt keine Rolle dabei. Geben Sie auf, Spinola, bevor es dazu zu spät ist!“

      Spinola schleuderte sein Glas wütend ins Spülbecken. „Mein Bruder und ich haben die beste Pferdeherde, die es weit und breit gibt. Die schwarzen Mustangs sind gut versteckt. Und sie sind der stärkste Trumpf, den es in der ganzen Gegend gibt. Mit ihnen läuft das beste Geschäft für mich!“

      Der Keeper wusch die Gläser aus und trocknete sie nacheinander ab. Für ihn schien das Thema bereits erledigt zu sein. Er hatte gesagt, was es aus der Sicht eines Bürgers der Stadt dazu zu sagen gab.

      „Niemand kennt das Versteck der schwarzen Mustangs“, fuhr Jiminez Spinola mit glänzenden Augen fort. „Niemand! Don Carlos werden die Augen übergehen, wenn mein Bruder und ich das Geschäft abwickeln.“

      „Nie hat jemand die sagenhaften Mustangs gesehen“, erwiderte der Keeper. „Und manche Leute bezweifeln, dass es sie überhaupt gibt.“

      „Ihr bezweifelt es?“

      „Wir kennen sie nur aus euren Reden. Keiner hat sie je gesehen. Wo sind sie denn?“

      Jiminez Spinola presste die Lippen aufeinander.

      Am oberen Absatz der Treppe tauchte das Barmädchen wieder auf. Es hatte sich angezogen und einen Kamm in das lange schwarze Haar gesteckt. Es stieg die Treppe hinunter, trat an den Tresen und stellte das große leere Glas darauf. „Immerhin war es ein lohnender Tag, Señor Spinola. Wo haben Sie die Pferde denn versteckt?“

      „An einem Ort, an dem sie niemand findet. Ihr nicht und andere auch nicht.“

      „Vielleicht weiß Georgio einen Abnehmer für die Tiere, wenn sie wirklich so sagenhaft schön sind“, fuhr das Mädchen fort. „Georgio kennt Gott und die Welt. Das wissen Sie doch, Señor Spinola. Geben Sie noch einen aus?“

      Jiminez Spinola sah dem Keeper an, dass der auch gespannt war. Sie wollten etwas erfahren, was er, Jiminez Spinola, unter gar keinen Umständen preisgeben durfte.

      Er wirbelte herum und hastete durch die Basttür nach draußen.

      „Alles aus den Fingern gesogen, Señor!“, rief das hämisch lachende Barmädchen ihm nach.

      Wenig später sprengte er an den Fenstern vorbei.

      „Es wäre doch ein gutes Geschäft, nicht wahr?“ Das Mädchen blickte den Keeper an.

      „Unsinn.“

      „Doch. Ich habe euch schon von den sagenhaften Rappen reden hören. Hier in der Kneipe. Kann man denn gar nicht herausfinden, wo die Tiere sind?“

      „Wenn du dir nicht die Finger verbrennen willst,

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