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im Osten. „Gehen Sie dort den Weg hinunter. Die Pferde mit den Waffen an den Sätteln sehen Sie dann schon.“

      Abermals wechselten die Freunde einen Blick.

      Lopez steckte den Colt weg und schob den verstaubten Poncho über die Waffe.

      Jiminez Spinola trat zur Seite, damit für die Freunde der Weg frei sein sollte.

      Carringo warf noch einen Blick zu den herrlichen Pferden hinüber. Sie standen in diesem Augenblick auf der Südseite des Tales. Es interessierte ihn schon, was hier vorging. Aber ein Blick auf die Mexikaner ließ es ihm angeraten sein, keine Fragen mehr zu stellen.

      „Wir können also jetzt sofort verschwinden?“, fragte Chaco misstrauisch.

      „Aber ja, Señor. Sie sind frei und können gehen, wohin es Ihnen beliebt. Nur diese Gegend sollten Sie schnellstens hinter sich bringen und vergessen.“

      „Also dann.“ Carringo ging an den Männern vorbei.

      Chaco marschierte neben ihm her. Es war ihnen unangenehm, die drei Mexikaner hinter sich zu wissen. Doch sie waren einigermaßen sicher, dass nichts geschehen würde. In der Tat gelangten sie unangefochten aus dem Bergtal und konnten einem steilen Weg in die Tiefe folgen, in dessen Mitte die mit abgewaschenem Geröll bedeckte Mulde der Schmelzwasserrinne lag. Am Ende des Hanges standen hohe Nadelbäume, zwischen die von Wasser und Geröll eine Schneise geschlagen worden war.

      Die Pferde standen gesattelt und mit allen ihren Waffen hinter den ersten Bäumen. Erleichtert atmeten die Freunde nachträglich noch einmal auf, als sie die Tiere bemerkten.

      Chaco schaute zur Höhe zurück und erkannte die drei Mexikaner in der breiten Spalte zwischen den schroffen Felsen. Sie blickten zu ihnen.

      Carringo stieg bereits in den Sattel, während er leise mit seinem Hengst Fox sprach, dem er beruhigend den Hals tätschelte. Chaco folgte dem Beispiel des Freundes und ritt hinter ihm in die Schneise. Bald konnte er zurückschauend nichts mehr von den Mexikanern und dem versteckten Hochtal sehen.

      Chaco ritt neben den Freund, schnallte den Patronengurt um und sah nach, ob die Waffen geladen waren. Carringo hatte das seinerseits bereits erledigt.

      „Entschuldigen konnten die sich wenigstens“, sagte Chaco. „Noch gestern wären wir von den beiden aus Versehen glatt erschossen worden, hätte einer von uns eine falsche Bewegung getan.“

      „Ja“, gab Carringo zu. „Und doch können wir froh sein, es hinter uns zu haben.“

      Chaco warf abermals einen Blick über die Schulter. „Interessieren würde mich schon, was das alles zu bedeuten hat. Die herrlichen Pferde. Und dieser Don Carlos Fa... Wie hieß er doch gleich?“

      „Falange.“

      „Natürlich, Falange.“

      Carringo blickte nicht hinter sich. Obwohl es auch ihn interessiert hätte, was der tiefere Sinn war, schätzte er sich doch heilfroh, alles überstanden zu haben.

      9

      Adolpho Spinola blickte noch zu der Schneise im Wald. Er sah unzufrieden aus.

      Jiminez, sein älterer Bruder, und der Peon sahen es.

      „Was hast du, Bruder?“, fragte Jiminez Spinola.

      „Auch wenn die beiden an dem Überfall auf dich und Silva nicht beteiligt waren, was ja wohl feststeht, können sie doch zu Falanges Leuten gehören. Wenn dem so ist, dann wird Falange bald wissen, wo die schwarzen Mustangs zu finden sind.“

      „Nein.“ Jiminez schüttelte entschieden den Kopf.

      „Warum nicht?“, fragte Adolpho.

      „Weil sie nicht dabei waren? Falange kann sie ausgesandt haben, unser Versteck in den Bergen zu suchen.“

      „Sie sahen nicht dumm aus, die beiden, Bruder. Nicht dumm und nicht käuflich.“

      „Nicht dumm? Was meinst du damit?“

      „Wenn sie nach einem Versteck hier oben gesucht hätten, wären sie kaum wie blinde Hühner in eure Arme gestolpert?“

      „Das ist wahr“, murmelte der Peon. „Die waren derart überrascht, dass es wirklich so aussah, als schauspielerten sie.“

      Adolpho schaute den jungen Peon und danach seinen Bruder an. „Ich hoffe, ihr behaltet recht.“

      „Sicher.“ Jiminez ging zu seinem Pferd und zog den Sattelgurt nach.

      Adolpho und der Peon Lopez folgten ihm.

      „Was tun wir nun?“, fragte Adolpho.

      „Ich reite zum Rancho. Dort ist kein Mensch mehr. Ich werde versuchen, in der Stadt neue Peons zu finden.“

      „Das wird wohl schwierig sein, weil Falange das bestimmt nicht gern sieht. Und das wird bekannt sein.“

      „Ich weiß.“ Jiminez stieg in den Sattel. „Versuchen muss ich es trotzdem.“

      „Wichtig ist, dass wir die schwarzen Mustangs noch haben. Sie sind unser eigentliches Kapital.“

      Jiminez nickte seinem Bruder zu. „Du sagst es. Es ist das Beste und Wertvollste, was wir haben. Wenn sie uns den Rancho zerstören, bauen wir ihn eben wieder auf. Aber das hier ist nicht zu ersetzen, wenn wir es erst mal verloren haben.“ Jiminez’ Blick glitt über die schönen Rappen. Im Sonnenlicht schimmerten die Felle ein wenig bläulich, so wie das Haar der jungen Apachen im fernen Arizona.

      „Also, dann bis bald.“ Jiminez trieb sein Pferd an.

      Adolpho schlug dem Tier auf die Hinterhand. Es trabte leise schnaufend durch das Tal und in die Rinne, die hinunter in den Wald führte.

      10

      Purpurn flammte der Himmel über den Bergen. Um einen hohen Gipfel stand ein goldener Strahlenkranz. Von Osten kroch bereits die Dämmerung über die Hügel und den Wald, der lange Strecken der großen Mulden bedeckte.

      Die Freunde hielten an einem Fichtensaum und stiegen von den Pferden. Nach der Nacht in dem Loch wollten sie sich hier ordentlich ausschlafen. Sie sattelten die Pferde ab und banden sie an einen Baum, um am Morgen keine langwierige Suche nach den Tieren veranstalten zu müssen.

      Chaco blieb plötzlich geduckt stehen und lauschte in das dunkle Gehölz.

      Carringo beobachtete den Freund, ohne etwas zu sagen.

      Da schüttelte Chaco bereits den Kopf. „Ich muss mich verhört haben.“

      Carringo breitete seine Decke auf dem Moosboden aus. Er hatte Hunger und war überzeugt, dass es Chaco genauso erging. Sie hatten jedoch nichts Essbares mehr bei sich und jagdbares Wild war ihnen auch nicht über den Weg gelaufen.

      Auf einmal lauschte Chaco wieder. „Ich kann mir nicht helfen, da ist noch jemand im Wald!“

      Carringo spähte in das Dunkel zwischen den Stämmen.

      Die beiden Pferde ließen die Ohren spielen.

      Die Freunde legten die Hände auf die Kolben der Revolver. Carringo wandte sich um und blickte über die Lichtung. Die Waldstücke lagen in allen Richtungen jeweils mindestens hundert Yards entfernt. Aber es war nichts Verdächtiges zu entdecken.

      Da fiel ein Schuss.

      Carringo spürte den Luftzug einer Kugel und hörte im Stamm hinter sich ein Klatschen, als die Kugel dort einschlug.

      Auf der Ostseite der langen Mulde quoll Pulverrauch aus dem Gehölz.

      Carringo wollte sich nach dem Gewehr bücken, als es hinter ihnen im Unterholz raschelte. Mexikaner tauchten auf und griffen ohne Umschweife an.

      Die Freunde hatten die Kerle niemals zuvor gesehen. Carringo erhielt

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