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erst mal in das Loch.“

      „Also vorwärts!“ Lopez winkte mit dem Colt in Richtung der Hütte.

      Carringo ging so nahe an ihm vorbei, dass er eine Chance sah, die er nicht verstreichen lassen wollte. Er wirbelte herum, packte den jungen Mann und wollte ihn gegen den anderen stoßen.

      Lopez flog auch wirklich zurück. Doch Spinola hatte augenblicklich reagiert, sprang zurück und feuerte über die Freunde weg.

      „Hände hoch!“

      Die Pferde wieherten und jagten hinter Chaco vorbei.

      Lopez hatte sich gefangen und schoss in die Luft.

      Spinola stand geduckt, den Colt auf Carringo gerichtet.

      Carringo musste die Hände wieder heben; er konnte dabei noch von Glück sagen, dass keiner der beiden sofort schoss. Das allerdings bewies ihm auch, dass sie im Augenblick nicht in Lebensgefahr waren.

      „Da hinüber!“, befahl Spinola. Er deutete mit der Waffe in Richtung der Hütte.

      „Vorwärts!“, fuhr Lopez sie an.

      Sie drehten sich um und marschierten in die angewiesene Richtung.

      „Halt!“, befahl Spinola, als ein großer Holzdeckel erreicht war, der auf dem Gras nicht weit von der leeren Mulde des Schmelzwassers auf dem Rasen lag.

      Carringo und Chaco hielten an.

      „Du da, schieb den Deckel weg!“

      Carringo wurde mit der Waffe angestoßen.

      Er trat den letzten Schritt vor, bückte sich, hob den Deckel an und kippte ihn um.

      Ein tiefes, spaltartiges Loch klaffte im Rasen. Vier Yards tiefer war der Boden zu sehen. Der Spalt war ungefähr einen Yard breit und nicht ganz doppelt so lang. In einem winzigen Rest setzte er sich nach den beiden Seiten fort, war jedoch schon jeweils am Anfang so schmal, dass ein Mensch darin nicht genügend Raum finden konnte.

      „Uns legt man nicht aufs Kreuz“, sagte Spinola. „Auch kein Don Carlos schafft das.“

      „Wir kennen keinen Don Carlos“, sagte Carringo, der es nicht wagte, sich umzuschauen.

      „Schweig, Gringo!“, knurrte Lopez und stieß Carringo so heftig und schmerzvoll mit der Coltmündung an, dass der ins Leere trat und hinunter in den Spalt stürzte. Er prallte mit der Schulter gegen die Wand und meinte, die Beine zu brechen. Da flog Chaco schon hinterher und stürzte auf ihn. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Chaco fluchte lästerlich, während über ihren Köpfen der Deckel auf die Felsspalte geschoben wurde und es augenblicklich finster wurde.

      Nur durch ein paar Ritzen war noch die Tageshelligkeit zu erkennen.

      Sie standen auf! Carringo tastete über die Wände. Aber sie waren ohne Scharten und glatt wie gehobelte Bretter. An ein Erklimmen konnten sie nicht denken. Auch die schmalen Fortsetzungen der Spalte zu beiden Seiten boten keinen Halt für Hände und Füße.

      „Zum Teufel, die halten uns für Revolvermänner“, sagte Chaco.

      „Zu unserem Glück haben sie wenigstens nicht gleich losgeballert“, erwiderte Carringo. Er setzte sich auf den Boden, nachdem er einsah, dass an ein Entwischen nicht zu denken war.

      Chaco setzte sich neben ihn. Zwischen ihnen war die schmale Fortsetzung der Spalte. Nur so konnten sie nebeneinander die Beine ganz ausstrecken.

      „Don Carlos ... Wie hat er gleich gesagt?“ Chaco schaute den Freund an.

      „Falange.“

      „Richtig, Falange. Hast du den Namen schon mal gehört?“

      „Bestimmt nicht“, erwiderte Carringo, ohne nachzudenken. .Aber ich war ja auch nie in dieser Gegend.“

      „Hätten wir nur den Weg nach Tampico nicht verloren“, murmelte Chaco. „Das hätte uns unter Garantie einen Haufen Ärger erspart.

      Carringo nickte. Denn auch er hatte das Gefühl, dass sie ohne eigenes Zutun schon wieder einmal bis zum Hals im dicksten Schlamassel steckten.

      5

      Es dämmerte, als Schritte im knirschenden Sand zu vernehmen waren. Sie verklangen über den Köpfen der Freunde. Beide schauten sie nach oben.

      Der Holzdeckel wurde zur Seite geschoben. Das Grau des Himmels war zu erkennen. Davor tauchte das Gesicht des jungen Peon auf, der etwas hinunterwarf.

      Die Freunde zogen die Köpfe weg. Carringo jedoch fing gleichzeitig das kleine Paket auf.

      „Damit ihr nicht verhungert“, erklärte der Mexikaner über ihren Köpfen. „Es ist aber nur Maisbrot. Wir haben selbst nichts anderes mehr hier oben.“

      Carringo legte das Paket zwischen sich und dem Freund.

      „Wie lange wollt ihr uns hier eigentlich noch festhalten?“, rief Chaco.

      „Ihr kriegt schon noch früh genug, was ihr verdient“, entgegnete der Peon.

      „Zum Teufel mit dir!“

      Der Mexikaner nickte gleichmütig. „Wir wissen, dass Don Carlos euch hergeschickt hat, um uns oder zumindest die Pferdeherde zum Teufel zu schicken. Aber ihr habt euch dabei nicht sehr geschickt angestellt, Gringos! Euch wird der Satan holen!“

      Das Gesicht verschwand, und der Holzdeckel wurde über das Loch geschoben. Dunkelheit umgab die Freunde.

      Carringo packte das Maisbrot aus, zerbrach es und gab Chaco die Hälfte.

      Schritte entfernten sich.

      Carringo aß. Seine Ruhe übertrug sich auf Chaco, so dass er auch zu essen anfing.

      Nachdem Carringo sein Brot gegessen hatte, knüllte er das Papier zusammen und steckte es in den schmalen Teil der Spalte hinter sich.

      „Hast du schon irgendetwas begriffen?“

      „Ja.“ Carringo nickte. „Irgendein mächtiger Mann, der Don Carlos Falange heißt, steht im Verdacht, amerikanische Revolvermänner angeworben zu haben, um die beiden Mexikaner oder die wunderschönen Rappen zu erschießen. Und die beiden Mexikaner denken, dass wir diese Revolvermänner seien. Da sie aber ganz offensichtlich einen mutmaßlichen Gegner nicht einfach abknallen, leben wir noch. Und so haben wir die Chance, dass sich der Irrtum aufklärt.“

      „Wann?“

      „Irgendwann.“

      „Das kann am jüngsten Tag sein.“

      „Die können uns nicht immer und ewig hier unten festhalten“, widersprach Carringo. „Einmal müssen sie uns hinauflassen, uns Bewegung gönnen und was sonst noch zum Leben gehört. Vielleicht ergibt sich dabei eine Möglichkeit der Veränderung. Wollen wir versuchen, erst mal zu schlafen? Ich bin ziemlich müde.“

      „Wir sehen auch nicht sehr vertrauenerweckend aus, was?“ Chaco lächelte schwach durch das fahle Dunkel.

      „Wirklich nicht.“ Carringo schaute an sich hinunter. Viel vermochte er nicht zu erkennen, aber dass er sehr schmutzig und seine Kleidung schon regelrecht speckig und stellenweise zerrissen war, das wusste er auch so. Sie hatten von daher keinen vertrauenerweckenden Eindruck auf die Mexikaner machen können. Andererseits sagte sich Carringo, dass so schäbig wie sie ins Land gerufene Revolvermänner kaum herumlaufen würden. Das aber wiederum war den beiden Kerlen kaum zu erklären. Er lehnte den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken, um ein schlafen zu können. Chaco mühte sich damit auf der anderen Seite des Spalts ebenfalls. Als es Carringo nicht gelang, begann er langsam und lautlos zu zählen. Und damit überlistete er sein überlastetes Hirn doch und schlief ein.

      6

      Am Morgen hatte sich die Situation nicht

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