Скачать книгу

war stolz auf seine Pferde. Es war eine prächtige Zucht. Alle Tiere waren zwischen vier und acht Jahren alt. Sie standen sozusagen in voller Blüte. Es gab weit und breit keine besseren Pferde als die von Jiminez Spinola und seinem Bruder Adolpho, der jedoch nicht anwesend war.

      Drüben, vor der kleinen Scheune, war der einzige Peon aufgetaucht, der mit Jiminez Spinola auf dem Anwesen weilte. Silva, der alte Peon, lächelte, als er Spinolas verträumten Blick bemerkte. Silva hatte die Aufzucht miterlebt und war genauso stolz wie Jiminez Spinola auf das Ergebnis ihrer Arbeit.

      Spinola verließ das weiße Haus und wandte sich zu den Korrals. Er war zweiundvierzig Jahre alt, mittelgroß, breitschultrig und kräftig. In seinem breiten Gesicht leuchteten schwarze Augen. Ebenfalls schwarzes Haar fiel unter der Krempe seines Sombreros hervor. Spinola war in graues Leinenzeug gekleidet, trug einen Patronengurt und einen Revolver. Er legte auf Kleidung keinen Wert. Für ihn zählten nur diese wunderschönen Tiere.

      Gerade sprengte die Herde wieder am Zaun entlang zur östlichen Seite des Korrals. Ein paar Tiere wieherten. Andere stiegen in die Höhe und ließen die Hufe wirbeln und die Mähnen flattern.

      Der alte Peon ging zum Brunnen, auf dessen Mauer eine gusseiserne Pumpe montiert war. Silva war fünfundfünfzig Jahre alt, nicht größer als sein Patron, hatte aber völlig ergrautes Haar und ein stoppelbärtiges Gesicht. Er trug einen durchlöcherten Sombrero aus Stroh, eine zerschlissene graue Leinenhose und einen abgeschabten Poncho, der an einigen Stellen noch die ehemals grüne Farbe zeigte.

      Silva erreichte den Brunnen und setzte die laut klappernde Pumpe in Betrieb, indem er den Schwengel betätigte. Über eine Bretterrinne lief alsbald Wasser zu einem Tümpel hinter dem Korralzaun.

      Die Pferde näherten sich und soffen von dem klaren Wasser, das von der Holzrinne lief.

      Indessen schaute sich Jiminez Spinola weiter um. Der Rancho lag am östlichen Rande der Sierra Potosi. Dunkelgrüner Wald schob sich im Norden und Süden hinter saftigem Grasland von den Bergen in die Hügellandschaft hinaus. Im Westen wuchsen gigantische Felsmassive in die Höhe.

      Plötzlich war der ferne Klang eines Schusses zu hören. Mehr als eine halbe Meile entfernt quoll im Westen zwischen den grauen Felsen der Sierra ein Pulverrauchwölkchen in die Höhe und zerflatterte im grellen Licht.

      „Silva, hör auf!“, rief Jiminez Spinola und lauschte.

      Das Klappern und Knarren des Holzkolbens der Pumpe im Rohr verstummte. Fragend schaute der Peon seinen Patron an. Er hatte von dem fernen Schuss nichts gehört.

      Auch die Pferde verhielten sich ruhig.

      Spinola schaute nach allen Seiten.

      „Was ist?“, fragte Silva. „Sie brauchen noch mehr Wasser!“

      In diesem Augenblick meinte Spinola ein dünnes Pfeifen über sich zu hören. Nur für einen winzigen Moment. Dann ertönte wieder der ferne Knall, und Pulverrauch stieg zwischen den Felsen auf.

      Im Korral wieherten die Pferde und stoben vom Wasser weg.

      „Jemand schießt auf uns!“, rief der Peon entsetzt. „Das wird doch nicht wieder ...“

      Er brach ab, als wieder ein bösartiges Wimmern über den Hof raste. Dann wieherte ein Pferd abgerissen im Korral und brach zusammen. Die anderen Tiere galoppierten längs des Zaunes weiter.

      Silva warf sich an der Brunnenmauer in Deckung.

      Spinola stürmte zum weißen Adobelehmhaus zurück und holte sein Gewehr. Als er wieder über die Schwelle trat, brach im Korral mitten im galoppierenden Rudel ein weiterer prachtvoller Hengst zusammen, und aus der Ferne hallte der Klang des nächsten Schusses herüber.

      Jiminez Spinola repetierte sein Gewehr, trat an die Ecke des Gebäudes, legte die Waffe an und schoss dorthin, wo er den Pulverrauch aufsteigen sah. Der Kolben schrammte ihm hart gegen die Schulter. Feuer fuhr aus der Mündung.

      Silva robbte über den Hof zur Remise hinüber.

      Im Korral prallten die schweren Körper der jagenden Pferde gegen die sich ächzend biegenden Bretter, weil die Tiere die Kurven nicht schnell genug zu nehmen vermochten.

      Silva war in der Remise verschwunden. Wenig später erschien er jedoch mit einem Gewehr, schoss planlos nach Westen, stürmte bis zum Brunnen und warf sich dort in Deckung. Sein Keuchen war bis zu Spinola herüber zu hören.

      „Sei vorsichtig, Silva!“, rief ihm Spinola zu. „Das ist ein Wahnsinniger!“

      Die Pferde gelangten nicht zur Ruhe. Ein galoppierender Hengst wurde in den Kopf getroffen und brach zusammen, ohne dass Spinola die Kugel gehört hätte. Auch das ferne Krachen wurde indessen vom Stampfen der Hufe übertönt, und den Pulverrauch konnte er wegen des nach Westen ziehenden Staubes bereits ebenfalls nicht mehr erkennen.

      Jiminez Spinola hatte Tränen der Wut in den Augen, als er, so schnell er konnte, sein Gewehr repetierte und immer wieder schoss, bis die letzte Kugel aus dem Lauf war. Er schimpfte und fluchte und lud die Waffe mit zitternden Händen nach.

      Der Peon hatte das Feuer eingestellt. Er schaute an der Brunnenmauer vorbei ein paar Herzschläge lang nach Westen, dann richtete er sich auf.

      Abermals schlug Jiminez Spinola das Gewehr an und feuerte.

      „Er schießt nicht mehr“, sagte Silva.

      Jiminez Spinola hörte es nicht. Fast mechanisch jagte er Kugel um Kugel heraus. Die Tränen liefen ihm über das Gesicht und tropften von seinem Kinn. In den Augen brannte der Pulverrauch.

      „Er ist weg, Patron!“, rief der alte Peon mit den grauen Haaren und dem stoppelbärtigen Gesicht.

      Spinola schoss wie in Trance weiter.

      Der Krach jagte die Pferde durch den großen Korral, vorbei an den drei Kadavern, die auf der Strecke geblieben waren und mitten hindurch durch den Tümpel, aus dem das Wasser aufpritzte.

      Silva lief zu seinem schießenden Patron, rüttelte ihn am Arm und schrie: „Er schießt doch nicht mehr! Er ist weg!“

      „Was?“ Spinola ließ das rauchende Gewehr langsam sinken und starrte den Peon an.

      „Er ist weg!“

      Jiminez Spinola schämte sich der Tränen und wischte sie mit dem Ärmel von den Wangen.

      „Es schießt niemand mehr“, sagte der alte Peon noch einmal. „Es scheint ihm zunächst einmal zu reichen.“

      Jiminez Spinola wandte sich um und blickte in den Korral.

      Das Pferderudel kam am östlichen Ende des Zaunes zur Ruhe. Der Staub trieb träge über das weiße Haus. In der Umzäunung lagen die drei erschossenen Zuchthengste.

      Spinola krampfte sich das Herz zusammen, solche Schmerzen empfand er bei diesem Anblick.

      Im Korral wieherte ein Pferd und stob weiter. Angesteckt und noch von panischer Angst erfüllt folgten die anderen.

      „Schnell!“, rief Jiminez Spinola. „Hilf mir, ein Pferd zu satteln, Silva!“

      „Aber wozu?“

      „Ich werde ihn töten, diesen Killer.“

      „Er wird längst weg sein“, sagte der Peon. „Oder er lauert in einem Hinterhalt.“

      „Hilf mir, mein Pferd zu satteln!“, befahl Spinola.

      Sie liefen zum Korral. Die Pferde sprengten noch immer am Zaun entlang dahin, jagten gerade an der Fenz vorbei und bogen ab.

      „Es hat sicher keinen Sinn“, sagte Silva.

      „Hilf mir!“, beharrte Spinola.

      Sie hängten die Fenz aus und ließen sie fallen. Sie schlug in den Hof.

      Spinola nahm das Lasso vom Pfosten und stellte sich den wieder auftauchenden Pferden in den Weg.

      Die

Скачать книгу