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den Büschen hingen und der kleine Tresor aufgesprengt und ausgeplündert worden sei.

      Endlich lief kein Wasser mehr aus dem Rohr.

      „Ist noch was drin?“, fragte der Heizer, ergriff das Rohr und lenkte es in den Tank rechts des Kessels.

      „Ein Fingerhut voll ist es noch“, sagte Cass.

      „In Ordnung, lass es herauslaufen. Wir werden ja sehen, wie weit wir es damit schaffen.“

      Cass zog den Schieber wieder nach oben. Das Wasser plätscherte in den Tank.

      Der Expressschaffner schleifte den Lokführer zum letzten Waggon und zeigte laut klagend auf den offenstehenden Tresor hinter wüst herumliegenden Trümmern. „Wir müssen sofort etwas unternehmen!“

      „Was denn?“, knurrte der andere.

      „Wir fahren zur nächsten Stadt weiter. Buzz nehmen wir am besten gleich mit, damit er seine Geschichte selbst erzählt. Sonst lädt der Fahrdienstleiter wieder alles auf uns beiden ab, wie das so üblich ist.“

      „Es ist der Wertpapierschrank!“, rief der entsetzte Schaffner.

      „Na und? Ich habe die Banditen nicht eingeladen, das Ding zu knacken, verdammt.“ Wütend stampfte der Lokführer zurück und wurde von den ängstlichen Reisenden bedrängt, die wohl fürchteten, die Halunken könnten noch einmal auftauchen.

      „Steigen Sie ein!“, befahl der Mann schroff. „Wir fahren, so schnell es geht, weiter.“

      Seufzend kletterten die bleichen Leute in die Wagen zurück und blickten über das in der Dunkelheit versinkende Gestrüpp. Den Hufschlag vernahmen sie nicht mehr, was sie aber keineswegs beruhigte. Die einzige Frau zwischen den geschockten Männern hielt ihre Handtasche krampfhaft an sich gepresst.

      „So, jetzt ist der Saft alle“, meldete der Heizer. „Schließ die Klappe wieder, Cass!“

      Der Bremser schloss den Schieber hinter dem Rohr und kletterte am Gerüst nach unten.

      „Das reicht bis zur nächsten Stadt.“ Der Heizer turnte an der Maschine zurück in den Fahrstand, öffnete den Feuerschlund und warf nasses Holz hinein.

      „Alles einsteigen, es geht los!“

      Die Bremser bugsierten den Streckenwärter ins Dienstabteil und kletterten hinterher.

      Ein scharfer Pfiff schrillte in die Nacht hinaus, die Kolbenstangen begannen zu arbeiten. Fauchend setzte sich der Zug in Bewegung.

      30

      Meine Hand lag auf dem Revolverkolben, als der Wagen an der Ecke auftauchte und in die Phoenix Street einbog.

      Chaco stand mit mir schräg unserem Haus gegenüber an einer Wand im Dunkel, unmöglich zu sehen für die Banditen. Über der Straße brannten zwei trübe Laternen, die nur spärliches Licht verbreiteten.

      Der Wagen hielt noch vor dem Haus an. Der Mann im Buggy stieg ab.

      „Fahren Sie ihn bis vor das Haus“, befahl Duncan an der Ecke der Station.

      „Sie bezahlen mich nicht dafür, Kugelfang zu spielen“, maulte der Kutscher. „Und überhaupt, so was gehört nicht zu meinem Job.“

      „Zur Hölle, stellen Sie sich nicht so an. Die Banditen möchten die Stadt verlassen. Die riskieren jetzt kein Blutbad mehr.“

      Ich war nahe daran, auf den Kutscher zuzugehen und ihm die gefährliche Arbeit abzunehmen.

      „Du nicht“, murmelte Chaco, der meine Gedanken zu ahnen schien. „Dir verpassen sie doch noch eine Kugel, wenn es sich so glücklich für sie fügt!“

      Schimpfend führte der Mann das Pferd vor dem Buggy weiter, geriet in den Lichtkreis der zweiten Laterne vor dem Haus mit den zerschossenen Fensterscheiben, ließ es dort los und eilte zurück.

      In meinem Haus rührte sich nichts. Nur manchmal verriet das leise Wackeln der Gardine, dass die Banditen wachsam blieben.

      „Wo bleiben die Pferde, verdammt?“, brüllte die Banditenstimme.

      „Die werden gleich gebracht“, versicherte Duncan. „Wir wissen immer noch nicht, was Sie mit den Geiseln vorhaben.“

      „Wir lassen die beiden zurück, sobald wir die Stadt ein Stück hinter uns haben und sicher sind, dass keine Verfolger auf unseren Fersen sitzen!“

      „Der muss denken, wir ziehen die Hosen mit der Feuerzange an“, sagte ich leise.

      „Was meinst du?“

      „Die würden Manuela und Jellico mitschleppen, so weit sie die beiden lebend nur bringen können“, sagte ich überzeugt. „Aber die kommen mit ihnen keinen Yard weit vom Haus fort.“ Ich zog den Revolver und spannte den Hammer, und ich war in dieser Minute bereit, ein Ende mit Schrecken jeder anderen Lösung vorzuziehen. Wenn es so sein sollte, würde sich unser Schicksal in diesen Minuten vollenden. Die Banditen jedoch würden nicht entwischen, nicht mit den beiden Geiseln.

      Der Mietstallbesitzer tauchte mit den drei gesattelten Pferden an der Ecke auf.

      „Hierher mit den Gäulen!“, rief der Bandit hinter dem ersten Fenster.

      Chaco zog ebenfalls seinen Colt unter dem Poncho hervor und spannte den Hammer.

      „Gehen Sie, es geschieht nichts“, sagte Duncan an der Ecke.

      Der Mietstallbesitzer schritt mit den Pferden weiter und ließ neben dem Buggy die Zügel aus der Hand gleiten. So hastig wie der Kutscher suchte er das Weite.

      Minuten reihten sich aneinander. Nichts geschah, nichts bewegte sich. Doch auf einmal wurde das Hoftor nach innen geschoben.

      Meine Spannung konnte sich kaum noch steigern.

      Zwei Banditen zerrten Manuela auf die Straße. Ich meinte ihr verzerrtes, graues Gesicht zu erkennen und die Angst in ihren großen Mandelaugen.

      Der dritte Kerl schleifte Jellico mit sich, der sich wütend sträubte, dem Halunken in die Hand biss, sich dadurch befreite und davonrannte.

      Kopflosigkeit bemächtigte sich der Banditen.

      „Ich habe doch gesagt, man darf denen die Fesseln nicht abnehmen!“, brüllte einer.

      Manuela sank in den Armen der anderen zusammen, weil die Anstrengung für sie zu groß wurde.

      Konfus ließen die Halunken los und stürmten zu den Pferden.

      „Halt!“ Ich verließ die Wand und lief los.

      Chaco begleitete mich und feuerte.

      „Jellico, lauf zur Ecke!“, rief ich dem Jungen zu, weil ich mich nicht um ihn kümmern konnte.

      Die Banditen schossen aus Colts auf uns und trieben die Pferde an. Wir erwiderten das Feuer.

      Regan wurde getroffen, stürzte kopfüber vom Pferd und blieb liegen.

      Ich erreichte einen der Kerle, ehe dessen wieherndes Pferd gehorchte, ließ die Waffe fallen, sprang und erfasste gerade noch das Bein des Schurken.

      Ich riss ihn vom Pferd, stürzte mit ihm zu Boden und erhielt einen Tritt, der mich zurückwarf. Dennoch war ich schneller als er auf den Beinen und schmetterte ihm die Faust entgegen. Mit rudernden Armen stolperte er, prallte gegen das Pferd, federte zurück und griff an. Aber mir gelang es, seinen Schlag mit dem Unterarm abzulenken und noch einmal seine Stirn zu treffen. Diesmal war die Wucht so groß, dass er steif umkippte.

      Andere Leute eilten herbei. Doc Walter gab Befehl, Manuela aufzuheben und ins Haus zu tragen.

      Ich war unentschlossen, ob ich folgen oder mich erst einmal um den Banditen kümmern sollte, gelangte aber zu dem Ergebnis, dass jetzt sowieso Doc Walter zusehen musste, was für Manuela zu tun blieb.

      Chaco

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