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sehr, dass es sie beinahe zerriss, weil er jetzt verheiratet war?

      Ganz glauben wollte Roberta es nicht, aber es stand ihr auch nicht zu, sich darüber ein Urteil zu erlauben.

      »Wenn du nicht zu mir kommen willst, dann komme ich eben zu dir«, sagte sie, »oder wir treffen uns anderswo. Nur, wenn ich zu dir komme, dann kann es durchaus sein, dass ich meinem Exmann begegne. Mit Max war es so schrecklich, dass ich sagen könnte, ich will ihn nicht mehr sehen.«

      »Roberta, das kannst du nicht vergleichen. Du kannst dem Himmel danken, dass du dich von diesem Schmarotzer befreit hast. Du hättest ihn niemals heiraten dürfen, und wenn ich daran denke …«

      Es war gute Idee, ihren Ex zu erwähnen, und über Max wollte Roberta nun wirklich nicht sprechen.

      »Nicki, lass uns damit aufhören«, bat Roberta. »Es gibt doch wirklich andere Themen als Männer.«

      Bei Nicki klingelte es an der Tür, sie entschuldigte sich kurz, um zu öffnen.

      Man hörte sie lachen, und sie war bestens gelaunt, als sie ans Telefon zurückkam.

      »Bitte, entschuldige mich, Roberta. Wir können morgen miteinander telefonieren. Der Pilot, der die Maschine gelenkt hat, mit der ich aus Paris gekommen bin, besucht mich gerade. Wir hatten in der Lounge in Paris am Flughafen ein sehr nettes Gespräch, das wir jetzt vertiefen wollen.«

      Sie beendeten das Gespräch, und Roberta war sich sicher, dass sie sich um ihre Freundin Nicki keine Sorgen machen musste.

      Jetzt war es also ein Pilot.

      Eines konnte man von Nicki auf jeden Fall lernen. Es war schon unglaublich, wie sie es immer wieder schaffte, sich sofort mit den Männern zu verabreden, die sie interessierten. Doch wollte Roberta das?

      Nein, das wollte sie nicht, aber jetzt zu wissen, wer der Fremde mit den schönen blauen Augen war, das würde ihr sehr gefallen.

      Sie legte ihr Telefon weg und griff nach einem Roman, der in Island spielte, und bald war sie von der Handlung so sehr gefesselt, dass sie darüber sogar den Fremden vergaß, und das war schon beachtlich.

      *

      Ricky war unglücklich, weil es zwischen Fabian und ihr nicht mehr so war wie sonst. Und das war ihre Schuld, es war so, seit sie sich in seinem Büro aufgeführt hatte wie eine Furie.

      Sie war noch immer der Meinung, dass diese Frau Doktor Klinger hinter Fabian her war wie der Teufel hinter der Seele. Aber Fabian wollte über dieses Thema nicht mehr sprechen.

      Auch das war neu, normalerweise diskutierten sie Themen, bis die Köpfe heiß wurden.

      Fabian war ihr gegenüber freundlich und nett, doch es fehlte die Herzlichkeit zwischen ihnen, die legte er nur bei den Kindern an den Tag. Den Kindern gegenüber verhielt er sich wie immer. Er war ein hinreißender Papa.

      Sollte sie in ein Wespennest gestochen haben, und an ihren Vorwürfen war etwas Wahres dran?

      Vielleicht war auch Fabian nicht abgeneigt gegen ein Abenteuer?

      Diese Person war eine attraktive Frau, und welchem Mann gefiel es nicht, bewundert zu werden?

      Sie und Fabian waren, wenn man so wollte, schon ein altes Ehepaar, da ging man anders miteinander um als in den Werbewochen.

      Und wenn man dann auch noch einige wohlgeratene gemeinsame Kinder hatte, verschoben sich die Prioritäten noch mehr.

      Ricky nahm es beinahe den Atem, als sie sich das verinnerlichte – Fabian und diese Frau!

      Fabian war ein verantwortungsbewusster Mann. Ricky glaubte nicht, dass er sie und die Kinder verlassen würde. Aber eine kleine, heiße Liebesgeschichte so nebenbei?

      Ein solcher Gedanke war geradezu unerträglich für sie, zumal sie sicher war, dass diese Klinger sich sofort darauf einlassen würde.

      Oder lief da schon etwas?

      Früher hatte sie mehr oder weniger über jeden Schritt ihres Mannes Bescheid gewusst. Seit diesem Eklat in seinem Büro erfuhr sie nicht mehr alles.

      Vielleicht erfuhr sie es nicht, weil es da keine Konferenzen gab, sondern heiße Schäferstündchen?

      Nein!

      So wollte sie nicht denken, denn so etwas war Gift für eine Beziehung, ein Gift, das sich immer mehr ausbreitete, bis alles vergiftet war.

      Nicht ihr Fabian!

      Oder doch?

      Er war schließlich auch nur ein Mann!

      Ricky blickte auf die Uhr.

      Wo blieb er denn heute?

      Er hätte längst daheim sein müssen!

      Am liebsten hätte sie ihn angerufen, und es kostete sie einige Überwindung, es nicht zu tun.

      Bei Fabian und ihr war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Seit sie sich kannten, waren sie so eng miteinander, dass kein Blatt Papier zwischen sie passte. Sie waren Liebende, Komplizen, Vertraute, und sie waren Eltern, die für jedes ihrer so sehr geliebten Wunschkinder da waren.

      Das konnte Fabian nicht vergessen haben!

      Nein, das gab es nicht.

      Doch es gab auch das große Aber …

      Warum war er so anders geworden, seit sie in seinem Büro die Szene hingelegt hatte?

      Er kannte sie, und deswegen kannte er auch ihr Temperament. Es hatte immer mal Ausbrüche gegeben, und da hatte sie meistens lachend in die Arme genommen. Nun ja, da war es nicht um eine attraktive Frau gegangen, die nichts anderes im Sinn hatte, als sich Fabian um jeden Preis zu schnappen.

      Sollte sie ihn zur Rede stellen?

      Sollte sie ihm sagen, dass es so nicht weiterging?

      Sie hatte ja versucht, mit ihm zu reden, doch da hatte er jedes Mal abgewunken und ihr zu verstehen gegeben, dass er über dieses Thema nicht mehr sprechen wollte.

      Es machte keinen Sinn, weiter darüber nachzudenken, sie drehte sich im Kreis, und je länger sie grübelte, umso mehr sah sie Fabian und diese Frau, und jetzt war es beinahe schon so weit, dass sie sich sagte, dass alles möglich war. Wenn sie es geschickt anstellte, würde er ganz seinen Verstand verlieren, und eine attraktive Frau, die sich womöglich auf allerlei verstand, was einen Mann anmachte, die war auf jeden Fall attraktiver als eine Mutter seiner Kinder, die man in- und auswendig kannte und die nicht viel Neues zu bieten hatte, die nicht das siebte Glockenspiel beherrschte.

      Wäre sie an diesem verhängnisvollen Tag bloß nicht in sein Büro gegangen!

      Hätte sie doch bloß ihren Mund gehalten!

      Hätte sie das getan, dann wäre sie nicht sie. Ricky konnte sich einfach nicht verstellen, und sie war ein intuitiver Mensch. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass diese Person hinter Fabian her war, und was hätte sie dann tun sollen?

      Nichts?

      Nein, das ging überhaupt nicht.

      Ricky war ratlos. Sie blickte zum gefühlten hundertsten Male auf ihre Armbanduhr.

      Fabian hätte längst daheim sein müssen. Da stimmte etwas nicht. Wenn sie nur wüsste, wo diese Person wohnte! Aber vielleicht war es gut so, dass sie es nicht wusste, denn für sich konnte sie nicht garantieren. So, wie sie jetzt drauf war, würde sie zu Frau Doktor Klinger fahren und ihr noch einmal ganz gehörig die Meinung sagen.

      Ricky zuckte zusammen, als sie hörte, wie draußen im Flur ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, jemand hereinkam.

      Fabian?

      Sie hielt den Atem an. Ja, er war es. Sie erkannte es an seinen dynamischen Schritten.

      Vielleicht war es ja doch eine Konferenz, die länger gedauert hatte. Wie gern wollte sie das glauben.

      Obwohl es ein wenig albern war, setzte sie sich ordentlich hin, Beine nebeneinander, gerade

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