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und andere Nobelkarossen. Die meisten von ihnen hatten Kennzeichen, die nicht aus der näheren Umgebung waren.

      Rosmarie zögerte einen Augenblick ins Geschäft zu gehen. Es war eine andere Situation als sonst. Dann erinnerte sie sich, dass es doch für einen guten Zweck war. Teresa von Roth hatte kein Problem damit, von Haus zu Haus zu wandern und Spenden für das Tierheim zu erbitten. Sie wollte keine Spende, sie wollte Gold zu Geld machen, und das würde für Herrn Tellkamp gewiss ein gutes Geschäft sein, denn ihr war schon klar, dass sie nicht das von ihm bekommen würde, was er ihr abgenommen hatte.

      Entschlossen drückte Rosmarie die bronzene Klinke herunter, die einen Löwenkopf darstellte.

      Das Geschäft war ziemlich groß, und es war so gestaltet, dass die Kunden unbehelligt voneinander ihre Auswahl treffen konnten, ohne von anderen Leuten argwöhnisch oder neugierig betrachtet zu werden.

      Der Chef selbst war frei und kam mit ausgebreiteten Armen auf Rosmarie zugelaufen, umarmte sie freudig.

      »Verehrte gnädige Frau, herzlich willkommen. Ich freue mich ja so sehr, Sie begrüßen zu dürfen«, rief er überschwänglich. »Und wie bezaubernd Sie wieder aussehen. Sie werden immer jünger, meine Liebe. Und dieses taupefarbene Ensemble steht Ihnen ganz ausgezeichnet.«

      Es war übertrieben, und Rosmarie war peinlich berührt.

      Dabei war es immer so gewesen, und sie hatte sich von ihm mit seinen plumpen Komplimenten hofiert gefühlt. War sie deswegen wie eine Geistesgestörte in seinen Laden gerannt und hatte die Kreditkarte glühen lassen?

      Er führte sie zu einem ein wenig abseits stehenden Counter, der für besondere Kunden reserviert war. Das wusste Rosmarie, schließlich war es ihr Stammplatz.

      Er bot ihr galant Platz an, winkte jemanden herbei, um ihr Champagner bringen zu lassen, dann flötete er: »Meine Verehrteste, ich habe da ein ganz besonderes Schmuckstück, wie für Sie gemacht. Ich bin überzeugt davon, dass Sie dem nicht widerstehen werden.«

      Oh Gott!

      Es war seine Masche, und sie war immer darauf hereingefallen, hatte sich geschmeichelt gefühlt, dabei ging es diesem Mann nicht um sie, sondern nur um ihr Geld, und das hatte sie ihm für ein paar schale Komplimente bereitwillig gegeben.

      Rosmarie räusperte sich.

      »Herr Tellkamp, ich bin heute nicht hier, um bei Ihnen etwas zu kaufen.«

      Sein Interesse ließ sofort nach.

      »Nicht?«

      »Nein, ich möchte Ihnen ein paar Schmuckstücke zum Rückkauf anbieten, die ich bei Ihnen erworben, aber nie getragen habe.«

      Er hüstelte, fasste nervös an seine Brille. Ihm war anzusehen, dass er mit so etwas nicht gerechnet hätte, doch nicht bei dieser Kundin. Wieso wollte sie etwas verkaufen? Er hatte doch gerade gestern erst gehört, dass Notar Rückert wieder ein paar lukrative Beurkundungen gemacht hatte und dafür saftige Honorare eingestrichen hatte. Am Geld konnte es nicht liegen.

      Ein Rückkauf?

      Er würde alles tun, das zu verhindern, vielleicht konnte er ja eintauschen und kam mit einem blauen Auge davon.

      Ehe er etwas sagen konnte, holte Rosmarie alle Schmuckstücke aus ihrer Tasche, legte sie nebeneinander hin. Sie waren alle wunderschön, edel, an keinem war etwas auszusetzen, und Juwelier Tellkamp erinnerte sich, dass es besonders schöne Schmuckstücke waren.

      Erwartungsvoll blickte Rosmarie den Juwelier an.

      »Hm, ja … Verehrteste, warum wollen Sie diese Teile verkaufen? Eines ist schöner als das andere, und jedes ist in der Tat wie für Sie gemacht. Unvorstellbar, so etwas an einer anderen Frau zu sehen.«

      Sie fiel auf so etwas nicht mehr herein. »Herr Tellkamp, ich habe noch sehr viel anderen Schmuck, und bei diesen Stücken habe ich mich verkauft, sonst hätte ich sie ja getragen. Ich möchte sie verkaufen, weil ich das Geld brauche.«

      Ging es den Rückerts doch nicht so gut, wie allgemein angenommen wurde?

      »Ich …, äh …, ich möchte nicht neugierig erscheinen, doch darf ich fragen, wofür Sie das Geld benötigen?«

      Es machte Rosmarie nichts aus, es ihm zu sagen, ganz im Gegenteil.

      »Ich will es dem Tierheim spenden, dort braucht man sehr viel Geld, und Sie können auch etwas Gutes tun und etwas spenden, jeder Euro zählt. Und selbstverständlich bekommen Sie eine Spendenbescheinigung.«

      Juwelier Tellkamp starrte seine Kundin an, als sei aus ihr plötzlich eine Märchenerzählerin geworden.

      Tierheim?

      Frau Rückert engagierte sich für das Tierheim?

      Das ging doch überhaupt nicht.

      Er blickte sie an, und an ihrem Gesichtsausdruck sah er, dass es ihr ernst war. Wie sollte er sich verhalten? Hatte er sie endgültig als Kundin verloren, weil sich ihre Interessen offensichtlich geändert hatten? Dann musste er keine Rücksicht nehmen! Aber es konnte sich auch nur um einen vorübergehenden Spleen handeln. Das hatten reiche ­Frauen manchmal, weil sie mit sich nichts anzufangen wussten. Dann konnte er darauf hoffen, dass sie wiederkommen würde, um ihr Geld beidhändig auszugeben. Und das durfte er sich nicht verscherzen. Verflixt, es war eine blöde Situation.

      »Wie großzügig von Ihnen, meine Gnädigste«, sagte er, eine Spende erwähnte er lieber nicht.

      Artur Tellkamp war ein Mann, der lieber das Geld einnahm anstatt es auszugeben.

      Er sollte sich nicht mit der Vorrede aufhalten.

      »Das Tierheim braucht dringend Geld, also, was bekomme ich für den Schmuck?«

      Sie wollte wirklich verkaufen!

      Er kannte jedes der Stücke, aber er tat so, als müsse er sich alles genau ansehen. Was sollte er tun? Er hatte keine Lust, einen Batzen Geld für eine spinnerte Idee hinzulegen. Also wirklich, diese reichen Frauen kamen manchmal auf Ideen. Geld für ein Tierheim!

      »Herr Tellkamp, ich warte.«

      Sie wurde ungeduldig, und das war für ihn ein Zeichen, sie nicht länger hinzuhalten.

      »Also, es sind ausnehmend schöne Stücke, aber der Geschmack der Zeit ändert sich in Windeseile.«

      So sollte er ihr nicht kommen.

      »Herr Tellkamp, was hier auf dem Tisch liegt, haben Sie mir als Designerstücke verkauft, die immer in Mode sein werden, und nun sollen sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprechen?«

      Wie dumm, manchmal redete er sich um Kopf und Kragen, um etwas an den Mann zu bringen. Er überschlug die Summen im Kopf, und es schmerzte ihn, wenn er bedachte, welchen Gewinn er abschreiben konnte. Das ging nun überhaupt nicht.

      »Sie sind eine gute Kundin, und deswegen möchte ich Ihnen entgegenkommen.«

      Er nannte ihr einen Betrag, und Rosmarie glaubte, sich verhört zu haben. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie auf seine Worte reagieren konnte.

      »Herr Tellkamp, es ist nicht einmal der Goldpreis, was Sie mir da geben wollen.«

      Ohne ein weiteres Wort zu sagen, packte sie alle Schmuckstücke wieder zusammen.

      »Meine Liebe, was tun Sie da?«

      Sie stand auf.

      »Herr Tellkamp, ich habe Sie bislang für einen seriösen Geschäftsmann gehalten, Ihr Angebot zeigt mir, wie sehr ich mich in Ihnen getäuscht habe, und natürlich stellt sich mir jetzt auch die Frage, ob der Schmuck, den man bei Ihnen kauft, seriös kalkuliert ist. Mich sehen Sie auf jeden Fall hier nicht wieder, und Reklame für Ihr Unternehmen kann ich reinen Gewissens auch nicht mehr machen. Schade, dass es so enden muss.«

      Dass es eh geendet hätte, weil sie keine Lust mehr dazu hatte, sich mit Schmuck zu behängen, musste sie ihm ja nicht sagen. Rosmarie machte zwar einen großen Wandel durch, was die Dinge des Lebens betraf. Ihr Verstand hatte darunter jedoch

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