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gewesen, wenn …, du hast dich von Roberto getrennt, und nun musst du akzeptieren, dass er sich anderweitig orientiert hat. Er ist ein sehr gut aussehender Mann, und er hat einen wunderbaren Charakter. Ist doch klar, dass so ein Mann nicht lange allein bleibt.«

      »Ja, ja, mach nur weiter so«, klagte Nicki, »schütte ruhig Salz in meine Wunden.«

      »Nicki, das ist Unsinn. Mir tut alles so leid, weil Roberto und du das ideale Paar wart. Aber es ist vorbei, und das musst du akzeptieren, es macht doch keinen Sinn, dass du dich immer weiter quälst.«

      »Ich kann nichts dafür. Es tut so weh, und es ist ein so großer Schmerz, der nicht hätte sein müssen, wäre ich nicht dermaßen verbohrt gewesen.«

      »Bitte, Nicki, hör davon auf. Irgendwann wird man müde davon, ein abgeschlossenes Thema immer wieder durchzukauen.«

      Nicki wusste, dass ihre Freundin recht hatte, aber es war für sie einfach unmöglich, nicht immer wieder an Roberto zu denken. Das war schon eine Art von Masochismus, sich so zu quälen.

      »Und worüber sollen wir reden, über deine Patienten?«, erkundigte Nicki sich. »In deinem Leben passiert ja sonst überhaupt nichts.«

      »Oh, ich hatte einen Autounfall«, sagte Roberta, »und ich trug die Schuld.«

      Dann erzählte sie Nicki, was geschehen war, und sie und Nicki waren so eng miteinander, dass sie ihr auch nicht verheimlichte, welchen Eindruck dieser Fremde auf sie gemacht hatte.

      Männer, das war ein Thema, für das Nicki immer zu begeistern war. Und sie sprang auch jetzt sofort darauf an.

      »Und, hast du dich mit ihm verabredet? Wie heißt er? Wie er aussieht, hast du ja so plastisch beschrieben, dass ich diesen Mann beinahe schon zeichnen könnte.«

      »Es ging alles so schnell, er …, er wollte zu einem Termin, und ich musste ja meine Praxis aufmachen.«

      Nicki ahnte etwas.

      »Roberta, was heißt das?«

      Roberta antworte nicht sofort, aber ewig schweigen durfte sie auch nicht. Sie erzählte, dass sie sich nicht mit dem Fremden verabredet hatte, dass sie nicht einmal seinen Namen wusste.

      »Aber mal ganz ehrlich, Nicki, ich habe noch nie einen Mann mit solchen Augen gesehen, überhaupt, der ganze Mann war schon beeindruckend.«

      »Und dennoch hast du ihn einfach so ziehen lassen. Verflixt noch mal, Roberta, wann begreifst du endlich, dass manchmal auch die Frauen die Initiative ergreifen müssen, wenn ein Mann ihnen gefällt? Warum hast du ihn nicht gefragt, ob du ihn, als Schmerzensgeld quasi, zum Essen einladen darfst? Wenigstens seinen Namen und seine Adresse hättest du aus ihm herausquetschen können, und dabei hättest du dir nicht einmal etwas vergeben. Du bist schließlich die Unfallverursacherin, du hättest dir den Namen geben lassen können, um dich abzusichern. Also, mir wäre da schon etwas eingefallen. Und ich hätte mich mit ihm mindestens schon einmal getroffen, und ich hätte bereits mehrfach mit ihm telefoniert.«

      Nicki kriegte sich überhaupt nicht mehr ein, und das lenkte sie ein wenig von ihren eigenen Problemen ab.

      »Roberta, gescheite Männer gibt es kaum auf dem Markt, und wenn da mal ein gutes Exemplar auftaucht, dann greift man mit beiden Händen zu.«

      Ein wenig hatte Nicki recht, Name und Anschrift hätte sie ganz unverbindlich erfahren können. Und dann hätte sie die Chance gehabt, etwas daraus zu machen.

      »Nicki, ich bin nicht wie du.«

      »Nein, bist du nicht, aber du kannst dich damit nicht andauernd herausreden, sonst findest du niemals einen gescheiten Mann, und ewig allein sein kannst du auch nicht, bei allem Respekt vor deinem Beruf.«

      Jetzt schoss ihre Freundin aber deutlich übers Ziel hinaus.

      »Nicki, dieser Fremde ist ein toller Typ, aber deswegen ist er doch nicht der Mann fürs Leben. Ich weiß nichts über ihn.«

      »Aber er hätte es werden können, zumindest ist er ein Mann, der dir aufgefallen ist, sogar die Farbe deiner Augen hast du behalten. Vielleicht wohnt er ja in der Gegend? Höre dich ein bisschen um, und wenn …«

      Roberta unterbrach ihre Freundin.

      »Nicki, hör bitte auf. Ich werde den Teufel tun, und ich möchte jetzt über diesen Fremden auch nicht mehr sprechen. Wenn ich geahnt hätte, dass du sofort eine Story daraus machst, hätte ich überhaupt nicht davon angefangen. Komm, lass uns das Thema wechseln. Erzähl mir von Paris. Da möchte ich irgendwann auch wieder einmal hin. An Paris habe ich die schönsten Erinnerungen. Aber vielleicht wäre es heute ganz anders. Damals war ich eine junge, unbeschwerte Studentin.«

      »Paris ist auch für jemanden schön, der am Stock geht«, sagte Nicki. »Und von allen Städten, in denen ich beruflich zu tun habe, hat Paris einen besonderen Platz für mich, und das, obschon ich da noch niemals eine Affäre mit einem Mann hatte.«

      Roberta lachte.

      »Vielleicht liebst du ja Paris deswegen. Es gibt keine unschönen Erinnerungen an einen Mann.«

      »Wie zuletzt London. Da bin ich auch immer sehr gern hingefahren. Es ist etwas dran, an dem swinging London. Aber jetzt ist es mir verdorben. London ist immer mit Malcolm Hendersen verbunden, der geglaubt hat, mich kaufen zu können.«

      »Nicki, du wusstest nicht, dass er verheiratet ist, und als du dahinterkamst, da hast du dich von diesem Mann getrennt.«

      Sie sagte jetzt nicht, dass sie von Anfang an bei diesem Malcolm ein ungutes Gefühl hatte. Das wusste Nicki, und es musste nicht wiederholt werden.

      »Nicki, es wird ihn einholen. Das, was dieser Malcolm tut, ist schändlich, einmal der Frau gegenüber, die er gerade anbaggert, und mehr noch seiner Ehefrau, die daheim sitzt, während er deren Geld für seine Amouren ausgibt. So etwas geht niemals gut. Und wenn die Frau ­dahinterkommt, dann ist sie hoffentlich schlau genug, ihn vor die Tür zu setzen.«

      Über dieses Thema wollte Roberta jetzt aber auch nicht mehr in epischer Breite reden, und deswegen erkundigte sie sich: »Wann kommst du mich denn wieder mal besuchen?«

      Davon wollte Nicki nun gar nichts wissen.

      »Um noch einmal Roberto und seiner schwangeren Frau zu begegnen?«, rief Nicki ganz entsetzt. »Oh nein, ein zweites Mal könnte ich das nicht durchhalten, und der Sonnenwinkel ist nicht groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.«

      »Nicki, Ihr seid nicht mit Messern aufeinander losgegangen, sondern habt ein paar höfliche Worte miteinander gewechselt, und als du danach Roberto noch einmal allein getroffen hast, habt ihr euch ausgesprochen.«

      Nicki lachte bitter auf.

      »Erst einmal hat er mich erwischt, als ich voller Sehnsucht und Verlangen auf den ›Seeblick‹ gestarrt habe, und dann habe ich ihm erzählt, dass ich in den Sonnenwinkel gekommen bin, um für immer bei ihm zu bleiben. Er hat es als Gentleman hingenommen, aber wenn wir uns ein weiteres Mal begegnen, dann muss er denken, dass ich noch immer hinter ihm her bin. Nö, aus den Augen, aus dem Sinn. Und so soll es bleiben.«

      Roberta sagte jetzt nichts dazu. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis Nicki ihre Niederlage, und als solches sah sie das Scheitern ihrer Beziehung zu Roberto, überwunden hatte. Und da konnte man ihr eigentlich nur wünschen, dass sie einen neuen Mann kennenlernte. Nicki war schnell entflammbar. Sie war eine intelligente, gut aussehende Frau, sie hatte Charme. Irgendwo musste es noch einen Mann für sie geben, bei dem sie keine Abstriche machen musste. Roberta war sich nämlich nicht sicher, ob Roberto es auf Dauer gewesen wäre. Als Mann schon, aber es standen äußere Dinge im Wege, und das war einmal der Sonnenwinkel, den Nicki schrecklich fand. Einmal hatte sie sich sogar sehr verächtlich darüber geäußert, als sie sagte, sie wolle im Sonnenwinkel nicht tot überm Zaun hängen. Und Robertos Beruf …, da gefiel ihr ganz besonders nicht, dass er in der halben Nacht zum Großmarkt fahren musste, um einzukaufen.

      Als Nicki mit diesem Malcolm zusammen gewesen war, da hatte sie nicht an Roberto gedacht und sich erst auf ihn besonnen, als das Andere unschön

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