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Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн.Название Römische Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783843803038
Автор произведения Cassius Dio
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
44. Cassius. 269 (485 v.Chr.).
Spurius Cassius wurde, nachdem er sich um die Römer verdient gemacht hatte, von denselben zum Tode verurteilt. Wieder ein deutlicher Beweis, wie treulos die Menge ist; ihre verdientesten Freunde stürzen sie gleich den größten Verbrechern ins Verderben. Wenn sie sie ausgenutzt hat, so gelten sie ihr nicht mehr als die tödlichsten Feinde. Cassius, der es so gut mit ihnen meinte, töteten sie ob derselben Handlung, die er sich zum Ruhm anrechnete; und es ist erwiesen, dass er aus Eifersucht und keines Verbrechens wegen mit dem Tod bestraft wurde.
45. Wenn die Männer, welche den Staat verwalteten, das Volk auf keine Weise in Ordnung halten konnten, so begannen sie geflissentlich Kriege auf Kriege, damit dasselbe, mit diesen beschäftigt, keine Umtriebe wegen Ackerverteilungen machte. So wurden sie von beiden aufgereizt, dass sie den Führern den Sieg zuschworen; denn in ihrer augenblicklichen Kampfeslust glaubten sie sich Herren des Glücks.
Die meisten Menschen pflegen sich dem, der sich widersetzt, selbst wider ihren Vorteil entgegenzustellen, dem Nachgebenden aber oft über ihre Kräfte gefällig zu sein.
46. Die Fabier. 277 (477 v.Chr.)
Die Fabier, welche sich durch Geschlecht und Reichtum den Vornehmsten gleichstellen konnten, hatten nicht so bald ihren Kleinmut bemerkt […]. Oft geschieht es, dass Menschen, wenn sie in viele und schwierige Geschäfte verwickelt worden sind, gegen die Menge und das Unvorhergesehene, der Gefahren des Rates ermangelnd, an den leichtesten Dingen verzweifeln und, ohne Not Besinnung und Vertrauen verlierend, als hätten sie sich bisher vergebens angestrengt, freiwillig ihre Sache aufgeben und am Ende, den blinden Wechselfällen des Schicksals sich überlassend, erwarten, was immer das Glück ihnen bringen würde.
Die Fabier wurden, 306 an der Zahl, von den Tyrrhenern erschlagen; […] wer seiner Tapferkeit zu viel vertraut, geht oft durch eben diese Zuversicht zugrunde, und wer sich seines Glücks überhebt, kommt durch seinen Übermut zu Fall.
Die Fabier, welche sich durch Geschlecht und Reichtum den Vornehmsten gleichstellen konnten, wurden, 306 an der Zahl, von den Tyrrhenern erschlagen; und größer, als sich nach der Zahl der Gefallenen erwarten ließ, war in Rom die Trauer vonseiten der Einzelnen wie des Staates. Aber auch ihre Zahl schon war immerhin für eine Patrizierfamilie nicht unbedeutend; hinsichtlich ihres Wertes und hoher Gesinnung dagegen glaubten sie, ihre ganze Stärke verloren zu haben. Deshalb zählten sie den Tag, an welchem jene gefallen waren, zu den unglücklichen und belegten das Tor, durch welches sie ausgezogen waren, mit dem Namen Unglückstor, sodass keiner der Staatsbeamten durch dasselbe gehen durfte. Auch wurde der Feldherr Titus Menenius, unter welchem sich dieses Unglück ereignete, weil er ihnen nicht zu Hilfe gekommen war und darauf eine Schlacht verlor, vor dem Volk angeklagt und verurteilt.
47. Im Jahr der Stadt 281 (473 v.Chr.).
Die Patrizier traten öffentlich nur selten, und auch dann nur mit Verwünschungen, gegen sie auf, insgeheim aber brachten sie viele der Verwegensten ums Leben.
48. Im Jahr der Stadt 281 (473 v.Chr.).
Neun Tribune (die von den Patriziern getötet worden waren) wurden einmal vom Volk verbrannt; dies schreckte aber die anderen nicht ab; mehr Hoffnung aus ihrer Beharrlichkeit als Furcht aus dem Schicksal der Früheren schöpfend, wurden sie nicht nur nicht eingeschüchtert, sondern vielmehr in ihrem Trotz noch bestärkt; die Ermordeten betrachteten sie mehr als Vorwand ihrer Rache und stellten sich hoch erfreut, dass sie wider Erwarten noch ungefährdet am Leben waren, sodass mehrere Patrizier die Niedrigkeit des Volks bei der Aussicht auf das Tribunat höher als die Ohnmacht ihrer patrizischen Ehren erachteten, besonders da viele, obgleich es vom Gesetz verboten war, zum zweiten, dritten Mal und noch öfter ununterbrochen Tribunen wurden, und sich in bürgerliche Familien aufnehmen ließen.
49. Hierzu wurde jedoch das Volk von den Patriziern selbst angetrieben. Denn was diese zum Vorteil der eigenen Partei zu tun glaubten, dass sie immer neue Kriege veranlassten und sie durch die Gefahren nach außen bei Vernunft zu halten suchten, machte sie nur noch trotziger. Denn da sie nicht zu Felde ziehen wollten, wenn man ihren Wünschen nicht willfahrte, oder, wenn sie auch auszogen, verdrossen kämpften, so setzten sie alles durch, was sie wollten; und in der Tat fingen auch viele der Grenznachbarn, mehr auf die Uneinigkeit jener als auf die eigene Stärke vertrauend, Feindseligkeiten an.
Sowohl im Lager als auch in der Stadt gab es Unruhen, die Soldaten setzten ihren Ruhm darein, den Machthabenden nicht zu gehorchen, und gaben aus freien Stücken sowohl das eigene wie das Gemeinwohl preis; und die in der Stadt freuten sich nicht mit über den Untergang der Ihrigen durch die Feinde, sondern richteten selbst viele der Tatkräftigeren, welche die Sache des Volkes begünstigten, zugrunde, woraus sich ein nicht unbedeutender Aufstand unter ihnen entwickelte.
50. Übermut der Aequer. 296 (458 v.Chr.).
Nach der Einnahme Tusculums und dem Sieg über Marcus Minucius wurden die Aequer so übermütig, dass sie den Gesandten, welche die Römer an sie abgeordnet hatten, um sie über die Besitznahme der Stadt zur Rede zu stellen, auf ihre Beschwerde keine Antwort gaben, sondern durch ihren Feldherrn Coelius Gracchus eine Eiche zeigen ließen: Dieser sollten sie sagen, was sie wollten.
51. Cincinnatus. 361 (393 v.Chr.).
Als die Nachricht nach Rom kam, dass Minucius mit einem Teil des Heeres in einem hohlen, mit Buschwerk bewachsenen Platz eingeschlossen sei, wählte man zum Diktator wider sie (die Aequer) den Lucius Quintius, einen unbemittelten Mann, der mit eigener Hand sein einziges Landgütchen bebaute. Denn er war überhaupt an Verdienst Roms ersten Männern gleich und übertraf alle an Mäßigkeit. Sein Haar, das er in Locken wachsen ließ, gab ihm den Beinamen Cincinnatus (dt.: der Gelockte).
52. Die Eroberung von Falerii. 361 (393 v.Chr.).
Die Römer belagerten die Stadt der Falisker, und sie hätten noch lange Zeit vor ihr liegen müssen, wenn nicht folgender Vorfall sich ereignet hätte. Ein Schulmeister, welcher daselbst viele vornehme Kinder unterrichtete, führte sie alle, sei es aus Ärger oder aus Gewinnsucht, unter irgendeinem Vorwand aus der Stadt (denn man hatte noch so wenig zu fürchten, dass man wie zuvor die Kinder die Schule besuchen ließ) und brachte sie zu Camillus, mit den Worten, er übergebe ihm mit ihnen die ganze Stadt, denn die Belagerten würden nicht länger widerstehen, wenn sie ihr Teuerstes in Feindes Händen wüssten.
Er richtete jedoch nichts aus. Denn Camillus hielt es, der römischen Tugend und der Wechselhaftigkeit menschlicher Schicksale eingedenk, für unwürdig, die Stadt durch Verrat in seine Gewalt zu bekommen. Er ließ vielmehr dem Verräter die Hände auf den Rücken binden und ihn so durch die Knaben selbst in die Stadt zurücktreiben. Auf diesen Vorfall leisteten die Falisker nicht mehr Widerstand, obgleich ihre Stadt schwer zu erobern war und sie Mittel im Überfluss hatten, den Krieg noch weiter zu führen, sondern ergaben sich freiwillig, indem sie in ihm einen trefflichen Freund erwarteten, den sie als Feind so gerecht befunden hatten. Camillus aber wurde darob von seinen Mitbürgern nur noch mehr gehasst und von den Volkstribunen angeklagt, dass er von der Vejenterbeute nichts in den Staatsschatz gelegt habe. Er ging noch vor dem Urteilsspruch in die Verbannung.
53. Im Jahr der Stadt 361 (393 v.Chr.).
Die Römer begannen, nachdem sie in vielen Schlachten gegen die Falisker teils gesiegt hatten, teils besiegt worden waren, die hergebrachten gottesdienstlichen Gebräuche zu vernachlässigen und bei Fremden ihr Heil zu suchen. Denn die Menschen lieben es, in Unglücksfällen das Gewohnte, wenn auch göttlichen Ursprungs, zu missachten und das Unbekannte zu bewundern. Von jenem erwarten sie für den Augenblick keine Hilfe und versprechen sich auch für die Zukunft nichts Gutes; vom Fremden aber, als von etwas Neuem, hoffen sie alles, was sie sich nur wünschen. Ihre Eifersucht und Zwietracht erreichte einen solchen Grad, dass sie nicht mehr zusammen, wie früher, sondern einzeln der Reihe nach herrschten; woraus nichts Gutes entspross. Da jeder nur auf den eigenen, nicht auf den Vorteil des Ganzen sah und lieber das Ganze in Schaden als den Amtsgenossen zu Ehren kommen ließ, geschah viel Ungebührliches.
54. Die Volksherrschaft besteht nicht darin, dass alle ohne Unterschied das Gleiche haben, sondern dass jeder das seinem