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Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн.Название Römische Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783843803038
Автор произведения Cassius Dio
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
28. Die Veranlassung der Vertreibung der Tarquinier durch Brutus war folgende. Als bei der Belagerung von Ardea die Söhne des Tarquinius mit Collatinus und Brutus, ihren Jugendgenossen und Vettern, zusammen speisten, kamen sie auf die Tugend ihrer Frauen zu sprechen, und gerieten in Streit, weil jeder der seinigen den Vorzug gab. Da keine derselben im Lager gegenwärtig war, beschlossen sie, sogleich in der Nacht sich aufs Pferd zu setzen, und ehe jene von ihrer Ankunft etwas erfahren konnten, alle der Reihe nach zu überraschen. Sie taten es und fanden die anderen in Unterhaltung, des Collatinus Gattin aber mit Wollarbeit beschäftigt.
Sie wurde überall dafür gerühmt, und den Sextus kam die Begierde an, sie um ihre Ehre zu bringen; vielleicht, dass er sie auch liebte, denn sie war äußerst schön; jedoch war es mehr seine Absicht, ihren Ruhm als ihre Keuschheit zu beflecken. Er ersah sich einmal die Zeit, da Collatinus im Land der Rutuler war und eilte nach Collatia. Wie er in der Nacht bei ihr als einer Verwandten ankam, erhielt er Tisch und Obdach.
Anfangs suchte er sie zur freiwilligen Erfüllung seiner Wünsche zu bereden, als er aber nichts ausrichtete, brauchte er Gewalt. Da es ihm aber auch so nicht glückte, erfand er eine neue Art, durch die er sie in sonderbarer Weise zwang, sich freiwillig der Entehrung hinzugeben. Dass er ihr drohte, sie niederzustoßen, beeindruckte sie nicht. Auch dass er einen Sklaven neben ihr töten wollte, stimmte sie nicht um. Als er aber drohte, den Leichnam des Sklaven neben sie zu legen und überall zu verbreiten, er habe sie beieinander schlafend gefunden und getötet, fand sie sich nicht mehr stark genug. Aus Furcht, er möchte Glauben finden, zog sie es vor, sich ihm hinzugeben und nach diesem Vorgang zu sterben, als durch augenblicklichen Tod Schande zu hinterlassen. Aus dieser Rücksicht ließ sie den Ehebrecher gewähren.
Sie schob sodann einen Dolch unter ihr Kopfkissen und ließ ihren Mann und ihren Vater holen. Sie erschienen in Eile, sie zerfloss in Tränen. Tief aufseufzend sprach sie: »Vater, – dir gestehe ich’s mit minderer Scham als dem Manne: Heute Nacht habe ich Schlimmes begangen. Aber Sextus zwang mich dazu, indem er drohte, einen Sklaven über meiner Leiche zu töten und vorzugeben, er habe mich im Beischlaf mit ihm überrascht. Diese Drohung zwang mich zur Sünde, damit ihr ihm nicht glaubtet, es sei dem wirklich so. Und ich als Frau tue jetzt, was einer Frau ziemt. Ihr aber, wenn ihr Männer seid und für eure Frauen und Kinder Sorge tragt, rächet mich! Befreiet euch und zeigt den Tyrannen, welche Frau welcher Männer sie schändeten! Mit diesen Worten zog sie, ohne Antwort zu erwarten, den Dolch, und stieß ihn sich in die Brust.
29. Das Volk beurteilt insgemein die Angelegenheiten nach den Lenkern derselben, und wie es diese findet, so erscheinen ihm auch jene. Immer zieht man das Unbekannteste der ungünstigen Erfahrung vor, indem man dem verhassten Gegenstand gegenüber große Hoffnung auf das Ungewisse setzt. Alle Veränderungen sind höchst gefährlich, vor allem aber die politischen. Denn sie schaden am häufigsten und meisten den Einzelnen wie den Staaten selbst; weshalb die Verständigen lieber in demselben Zustand bleiben, wenn er auch nicht der beste ist, als dass sie sich von einer Veränderung in die andere werfen lassen. Neigungen und Begierden wechseln mit den Glücksumständen; und je nach der Gegenwart bildet sich die Gesinnung. Das Regieren erfordert nicht nur Tugend, sondern auch Einsicht und vor allem Erfahrung; denn ohne sie weiß sich einer nicht zu mäßigen. Viele, auf eine unerwartete Höhe gehoben, ertrugen diese nicht, sondern stürzten schwindelnd herab und rissen ihre Untertanen mit sich ins Verderben.
Auf die Zukunft werdet ihr aus früheren Handlungen und nicht aus den Reden des Hilfeflehenden untrügliche Schlüsse ziehen, denn Frevel verübt jemand mit Vorbedacht; schöne Worte aber sind leicht gefunden, weshalb einer beurteilt wird nach dem, was er getan hat, nicht nach dem, was er gesprochen hat.
30. Valerius. 245 (509 v.Chr.).
Konsul Valerius, den Kollegen des Brutus, hätte das Volk, obgleich er jenem sehr zugetan war, beinahe in Stücke zerrissen. Es beargwöhnte ihn, als strebe er nach Alleinherrschaft, und hätte ihn umgebracht, wenn er nicht zeitig genug der Macht des Volkes geschmeichelt hätte. Er trat mit gesenkten fasces, die er bisher aufrecht tragen ließ, in die Versammlung und nahm die darin eingebundenen Beile ab. In diesem demutsvollen Aufzug stand er lange mit trauriger Miene und weinte. Als er aber zu reden begann, tat er es mit gedämpfter, bebender Stimme.
Dass man die Pläne geheim hält, zur rechten Zeit tatkräftig einschreitet, mit sich allein zurate geht, sich nicht auf fremde Hilfe verlässt und die Folgen des Verlaufs auf sich selbst nimmt, trägt sehr viel zu günstigen Resultaten bei.
31. Im Jahr der Stadt 245 (509 v.Chr.).
Dass in Rom zwei Konsuln gewählt wurden, damit man, wenn der eine untauglich wäre, zu dem anderen eine Zuflucht hätte.
Tribunus heißt (bei den Griechen) δήμαρχος, Diktator εσηγητής, Prätor στρατηγός, Zensor τιμητής. Zensus ist nämlich die Zählung des Volkes.
32. Horatius. 245 (509 v.Chr.).
Die Einweihung des Iupitertempels fiel durch Los dem Horatius zu. Obgleich ihm Valerius den Tod seines (des Horatius) Sohnes meldete und auch andere schickte, die ihm dasselbe während der Einweihung verkünden mussten, damit er in der Betrübnis, und weil es überhaupt nicht erlaubt war, in der Trauer ein heiliges Amt zu verrichten, ihm die Einweihung des Gebäudes überließe, so hielt er die Nachricht zwar für wahr, welche ihm von vielen glaubwürdigen Männern bestätigt wurde, nahm aber doch nicht von der Einweihung Abstand; vielmehr befahl er einigen, die Leiche des Knaben – als wäre sie eine fremde, damit sie mit seiner Weihehandlung in keiner Berührung zu stehen scheine – unbeerdigt zu lassen, und vollzog, was seines Amtes war.
33. Im Jahr der Stadt 256 (498 v.Chr.).
So gerieten sie in Zerwürfnis. Die Reichen nämlich wollten, als die Herren der Ärmeren, überall Vorrang haben, die Ärmeren dagegen, als Gleichberechtigte, nicht im Geringsten gehorchen; die Armen, unersättlich in der Freiheit, trachteten nun auch nach den Schätzen der Reichen. Diese hielten sich mit übertriebener Strenge an die Schätzung und missbrauchten selbst die Leiber der Armen; so trennten sie sich, die früher unter wechselseitiger Dienstleistung in Eintracht gelebt hatten, voneinander und schieden das Heimische nicht mehr vom Fremden; das Maß überschreitend, hier nach der höchsten Macht, dort nach unbeschränktester Unabhängigkeit strebend, verfehlten beide das Ziel und begingen, die einen, indem sie sich wehrten, die anderen einem Angriff zuvorkommend, mancherlei Ungebühr gegeneinander. Wenn nicht in den beständigen Kriegen eben um dieses Zwiespalts willen ihnen die höchste Gefahr drohte, lagen sie in ewigem Zwist; woher denn auch viele der Großen dieselben oft geflissentlich veranlassten; seit der Zeit litten sie weit größeres Ungemach durch sich als von fremden Völkern; und diese Vorgänge lassen mich schließen, dass sie einst auf keine andere Weise ihrer Macht oder Herrschaft verlustig gehen werden, als wenn sie sich selbst zu Falle bringen.
Noch mehr brachte sie auf, dass die Väter nicht nach wie vor der Erreichung dessen, wessen sie sie bedurften, gleichen Sinnes blieben. Im Augenblicke der Gefahr machten sie ihnen viele und große Verheißungen, war die Not vorbei, so erfüllten sie nicht das Geringste davon.
34. Im Jahr der Stadt 258 (496 v.Chr.).
Damit sie, nicht zusammen kämpfend, sondern jeder vereinzelt für sein Haus streitend, leichter zu besiegen wären, teilten sie das Heer.
35. Im Jahr der Stadt 261