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Römische Geschichte. Cassius Dio
Читать онлайн.Название Römische Geschichte
Год выпуска 0
isbn 9783843803038
Автор произведения Cassius Dio
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
AUS DER EINLEITUNG VON
LEONHARD TAFEL
Cassius Dio Cocceianus wurde zu Nikaia in Bithynien in der Nähe des durch seine Fische berühmten Asklepischen Sees um das Jahr 908 seit der Gründung Roms, d.h. um 155 n.Chr. geboren. Den Beinamen Cassius scheint einer seiner Vorfahren von einem Cassius, der ihm das römische Bürgerrecht verschaffte, angenommen zu haben. Sein Vorname ist unbekannt. Dio Cocceianus hieß er nach seinem mütterlichen Großvater Dio Chrysostomus, welcher sich den Beinamen Cocceianus wahrscheinlich zu Ehren des Kaisers Cocceius Nerva beigelegt hatte. Sein Vater Cassius Apronianus, römischer Senator, wurde unter Mark Aurel, vermutlich um das Jahr 163, Statthalter in Kilikien, wohin ihn Dio begleitete, um sich unter ihm nach der Gewohnheit der jungen Römer praktisch auszubilden.
Nach Rom zurückgekehrt, wurde er unter Mark Aurel, oder gleich nach dessen Tod 180 n.Chr. noch vor der Ankunft des Commodus, in den Senat aufgenommen, aber unter Letzterem zu keinen Ehrenstellen befördert. Während der 13 Regierungsjahre desselben brachte er es kaum zur Quästur und zur Ädilität und blieb zu Rom, wo er seinen Freunden in ihren Rechtshändeln beistand und sich wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet zu haben scheint. Als aber Pertinax (geb. 192), der sein Freund war, auf den Thron gelangte, wurde er teils auf andere Weise ausgezeichnet, teils auch zum Prätor für das folgende Jahr designiert. Als nach dessen Ermordung durch die Soldaten Iulianus als Meistbietender den Thron erstanden hatte, hörte er in aller Devotion dessen Rede in der Curia, bestätigte ihn mit seinen Kollegen in der Kaiserwürde und machte ihm, der soeben noch die Leiche seines kaiserlichen Freundes und Gönners verhöhnt hatte, mit jenen seine Aufwartung im Palast, um ihm zur Thronbesteigung Glück zu wünschen. Bald darauf, als ein neuer Herr der Stadt sich nahte, erschien er gleich bereit im Senat und verurteilte den machtlosen Iulianus zum Tode, rief den Severus auf den Thron und beschloss für den ermordeten Pertinax die Verehrung als Held.
Ein neuer Glücksstern schien Dio unter Severus aufzugehen. Seine Schrift über die Träume und Wunderzeichen, welche diesem Hoffnung auf den Kaiserthron gemacht hatte, wurden von dem neuen Kaiser huldvoll aufgenommen, und Dio erhielt in der folgenden Nacht im Traum die göttliche Weisung, Geschichtsschreiber zu werden. Er schrieb die Regierungsgeschichte des Commodus, wozu er schon früher die Materialien gesammelt hatte, während er, selbst in Rom anwesend, Augenzeuge von dessen Untaten war. Er übersandte sie Severus, noch bevor derselbe wider den Gegenkaiser Niger zu Felde zog, und fand eine so günstige Aufnahme, dass er die ganze römische Geschichte zu schreiben beschloss. Als aber Severus nach Besiegung des Albinus den Senat, welchen er einer günstigen Gesinnung für diesen beargwöhnte, hart anging, den Commodus verehrte und seinen Bruder nannte, wurde Dios schriftstellerischer Eifer abgekühlt und musste von der Göttin im Traum durch Verheißung der Unsterblichkeit aufs Neue angefeuert werden. Jetzt sammelte er zehn Jahre lang die Materialien seiner Römergeschichte und verwendete zwölf weitere Jahre auf die Bearbeitung derselben, was nach Reimar so zu verstehen ist, dass sich Dio von 201 bis 211 die historischen Belege verschaffte, wozu er in Rom die beste Gelegenheit hatte, und nach dem Tod Severus’ mit der Bearbeitung des gesammelten Stoffs bis zum Jahr 222 n.Chr., da Alexander Severus zur Regierung gelangte, fortfuhr und im Sinne hatte, das Übrige bis zu seinem Tod nachzuliefern, davon aber, durch Letzteren zu wichtigen Staatsgeschäften und von einer Statthalterschaft in die andere gerufen, Abstand nahm und, zumal von Alter und Krankheit geschwächt, die Geschichte Alexanders und seiner Zeit nur noch oberflächlich berührte.
Was nun seine politische Laufbahn betrifft, so bekleidete er im Jahr der Stadt 947 (194 n.Chr.) unter Severus die Prätur, zu welcher er von Pertinax designiert worden war. Beim Ausbruch des Kriegs zwischen Severus und Albinus gehörte er zu denjenigen Senatoren, welche sich, mit kluger Vorsicht den Ausgang erwartend, öffentlich weder für den einen noch für den anderen entschieden. Dies und Severus’ Sinnesänderung über Commodus waren vielleicht hauptsächlich schuld, dass er von diesem zu keiner Ehrenstelle befördert noch außerhalb Roms verwendet wurde, sondern sich in Muße teils in Rom, teils in Capua seinen historischen Studien widmen konnte.
Nach der Ermordung seines Bruders Geta Alleinherrscher geworden, blieb der tyrannische Caracalla stets der Lehre seines Vaters Severus eingedenk: »Bereichert die Soldaten und verachtet die anderen!« Er schaffte durch jede Art von Bedrückung die zur Befriedigung seiner Soldaten erforderlichen Summen herbei und suchte das Vermögen der angesehenen Senatoren planmäßig zugrunde zu richten. Immer mussten ihn, wie Dio selbst erzählt, wenn er Rom verließ, Senatoren begleiten, und ihm, auf eigene Kosten mitten auf seinen Reisen Häuser, Quartiere und, wo er überwinterte, Amphitheater und Rennbahnen erbauen und Wild zur Jagd herbeitreiben lassen. So musste ihm denn auch Dio, welcher jetzt zum ersten Mal Italien verließ, nebst anderen auf seiner Reise in den Orient folgen, vorgeblich, weil sie dem Kaiser zu den Gerichtssitzungen und zur Beratung nötig wären, in Wirklichkeit aber, um seiner Willkür ihr Vermögen aufzuopfern und den Soldaten und Eunuchen zur Zielscheibe des Spotts zu dienen. In den Winterquartieren in Nikomedia wurden sie, nach Dios eigenem Geständnis, oft vor Tagesanbruch von dem Kaiser zur Gerichtssitzung oder zum Rat berufen und mussten bis Mittag, zuweilen sogar bis zum Abend vor der Tür warten, ohne eingelassen oder begrüßt zu werden, während er wilde Tiere erlegte, im Wagen fuhr, Fechterspiele trieb oder mit den Soldaten Trinkgelage hielt. Auf seinem Zug wider die Parther scheint ihn jedoch Dio nicht begleitet zu haben, sondern irgendwo in Vorderasien zurückgeblieben zu sein, wo ihn dann Macrinus, nach Caracallas Ermordung, zum Statthalter in die unruhigen Städte Smyrna und Pergamus berief. Hier blieb er, bis nach Elagabals Fall Alexander Severus auf den Thron gelangte.
Nach dieser Statthalterschaft begab er sich in seine Vaterstadt Nikaia und erkrankte daselbst. Während seines dortigen Aufenthalts scheint er, vielleicht zur Belohnung seiner Dienste in den beiden Städten, zum ersten Mal zum Konsul ernannt worden zu sein, sein Amt aber, der Krankheit wegen, nicht angetreten zu haben. Aus Asien ging er als Prokonsul nach Afrika und wurde, kaum von da zurückgekehrt, nach Dalmatien, wo auch sein Vater Statthalter gewesen war, abgeschickt und im folgenden Jahr mit der Verwaltung