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Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild. Albrecht Thoma
Читать онлайн.Название Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild
Год выпуска 0
isbn 4064066118990
Автор произведения Albrecht Thoma
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Die Zeit der ersten Liebe schildert der Wittenbergische Doktor obwohl „nicht von unmäßiger Liebesglut entflammt“, mit den gleichen Worten wie unser moderner Dichter: „Die höchste Gnade Gottes ist's, wenn im Ehestande Eheleute einander herzlich stets für und für lieb haben. Die erste Liebe ist fruchtbar und heftig, damit wir geblendet und wie die Trunkenen hineingehen; wenn wir die Trunkenheit haben ausgeschlafen, alsdann so bleibet in Gottesfürchtigen die rechtschaffene Liebe, die Gottlosen aber haben den Reuwel.“[150]
Freilich diese Zeit seines jungen Ehestandes ging dem Reformator weder als müßig tändelnde Flitterwochen, noch als ein ungetrübtes Idyll dahin. Dafür sorgte der Drang seines gewaltigen Werkes, wie der Haß seiner Gegner. Und mindestens eben so schwer, wie er, hatte seine junge Gattin unter den giftigen und schmutzigen Angriffen zu leiden, die sofort die Heirat des Reformators und ehemaligen Mönchs mit der gewesenen Nonne beleidigten.
Luthers Heirat mit Katharina war eine zu ungeheuerliche That in den Augen seiner Zeitgenossen, als daß sie nicht das gewaltigste Aufsehen erregen und auch zu den abenteuerlichsten Verdächtigungen Anlaß geben mußten[151].
Schon sofort nach der Trauung hatte Luther um dieses Werkes willen Schmähungen und Lästerungen zu ertragen. Und nicht nur von den Feinden. Die Klüglinge „belächelten“ seine Ehe oder verdammten sie auch: „Die Weltweisen, auch unter den Unserigen, sind heftig darüber erzürnt.“ Das war nicht nur Dr. Schurf, sondern sogar sein naher Freund Melanchthon; jener hatte gemeint, die ganze Welt, ja die Teufel würden darüber lachen, und Luther würde sein ganzes Werk vernichten. Dieser mißbilligte wohl die That an sich nicht, wohl aber, daß sie nicht opportun sei und unbedachtsam geschehen, so daß die Feinde darin ihr großes Vergnügen haben und lästern; er meinte auch, „Luther habe sich durch Nonnenkünste fangen lassen und sei hereingefallen“[152].
So war es für die Eheleute schon ein Schmerz, daß der Hausfreund nicht bei der Hochzeit war, ja nicht einmal dazu eingeladen werden konnte. Und auf Luther mochte dies Verhalten der Freunde wenn auch nur zeitweilig verstimmend und niederschlagend wirken. Da hatte Käthe wohl eine schwere Aufgabe, ihn aufzurichten und zu ermuntern. Die anderen Freunde, seine Gevattersleute Kranach vor allem, halfen dabei. Und schließlich mäßigte auch Melanchthon seinen Verdruß, ja er tröstete Luther und beeiferte sich, seine Traurigkeit und üble Laune durch Freundlichkeit und fröhliche Unterhaltungen zu erheitern[153]. So kehrte Luthers Gemüt wieder zur alten Lebhaftigkeit zurück. Schon drei Tage nach der Trauung schreibt er an Spalatin mit bezug auf Schurfs Rede im alten Ton frohen und getrosten Trutzes: „Ich habe mich durch diese Heirat so geringschätzig und verächtlich gemacht, daß ich hoffe, es sollen die Engel lachen und die Teufel weinen. Die Welt mit ihren Klüglingen kennet dies Werk nicht, daß es göttlich und heilig sei: sie nennen's an meiner Person gottlos und teufelisch. Derohalben ich auch größeren Gefallen daran habe, daß ihr Urteil durch meinen Ehestand verdammt wird, so daß sich daran stoßen und ärgern die, so ohne Erkenntnis Gottes mutwillig zu bleiben fortfahren“[154].
Viel ärger als die Freunde trieben's natürlich die Widersacher. Emser verfertigte Spott- und Schmähgedichte, ja Eck gab ein ganzes Büchlein von solchen Liedern auf Luthers Hochzeit heraus. Der Herzog Georg von Sachsen, Luthers besonderer Feind, erließ ein Schreiben an Luther, worin er ihn aufs heftigste schalt, und in einem Instruktionsschreiben zum Speierer Reichstag (15. Mai 1526) an Otto von Pack beschimpft er ihn mit der falschen Anschuldigung: „Es erscheint auch klärlich, indem Martinus verworfen hat den Mönchsstand und so auch die Mönche aus dem Kloster zu Wittenberg, daß er desto mehr Raum habe mit seiner Käthchen zu wohnen, davon sich ein ganzer Konvent hat nähren mögen.“ Der theologische König Heinrich VIII. von England, damals noch Defensor Fidei (Verteidiger des römischen Glaubens) nachher Ritter Blaubart, fuhr in einem Briefe den Reformator an: „Was? Du hast ihr nicht nur beigewohnt, sondern, was noch unendlich fluchwürdiger ist, hast sie sogar öffentlich als Gattin heimgeführt!“[155]
Diese Schriften — außer der Georgs — waren lateinisch und gingen zunächst in die Gelehrtenwelt. Unter das Volk aber wurden ehrenrührige Verleumdungen gegen die beiden Ehegatten gestreut. Der Humanistenkönig Erasmus machte sich lustig, indem er mit schnödem Witze meint: wenn der Antichrist ein Mönchs- und Nonnenkind wäre, müßte die Welt voll Antichristen laufen; aber die Lüge von einem frühgeborenen Kinde hat er mit boshafter Geflissentlichkeit in seinen Briefen an hohe Herren verbreitet, bis er sie dann widerrufen mußte. Die Heirat Luthers ist dem hochmütigen Humanisten aber immerhin eine Posse, mit der der gelehrte Doktor den Philosophenmantel abgelegt und sich zu einem gewöhnlichen Menschen erniedrigt hätte[156].
Aber noch näher trat der jungen Frau bald nach ihrer Heirat die
Schmähung. „Ein Bürgersweib Klara, Eberhard Lorenz Jessners eheliche
Hausfrau hat unnütze Worte gehabt und Herrn Dr. Luther und seine ehrbare
Hausfrau geschmäht und gescholten,“ freilich „auch des Pfarrers Eheweib
übel angefahren“ in Magister Joh. Lubecks Wirtschaft zu Wittenberg[157].
Endlich verfaßten zwei Leipziger Magister, Joh. Hasenberg und Joachim von der Heidten (Miricianus), in Prosa und Poesie lateinische und deutsche Sendbriefe und ließen sie drucken. Hasenbergs Schmähschrift richtete sich „an M. Luder und seine uneheliche Gattin Catharina von Bohra, damit sie entweder mit dem verlorenen Sohn sich bekehren und zur Buße und Heiligkeit des Klosterlebens zurückkehren oder doch Luther seine Nonne ihrem Bräutigam Christus und ihrer Mutter Kirche zurückstelle“ bei Höllenstrafe. Heidten schrieb „Ein Sendbrieff Kethen von Bhora, Luthers vermeynthem eheweib sampt einem geschenk freundlicher Weise zuvorfertigt“. Die beiden jungen Menschen hatten die Frechheit, diese Schriften durch einen eigenen Boten Luther und seiner Frau ins Haus zu schicken, allerdings in der thörichten Hoffnung, wenigstens Käthe von ihrem Manne abwendig zu machen und zur Rückkehr ins Kloster zu bewegen.
Natürlich hatten diese beiden Schriften den entgegengesetzten Erfolg. Luthers Diener trieben mit denselben ihren Spott, schickten sie den „jungen Löffeln illuminiert (illustriert) im Hintergemach“ mit dem Boten zurück und dazu ein viereckiges Täfelein, darauf waren die 6 Buchstaben ASINI (Esel) so verteilt, daß man sie von der Mitte aus gesehen, an vierzig mal lesen konnte. Der ritterliche Luther aber nahm sich seines Weibes an und ließ „Eine neue Fabel Aesopii vom Esel und Löwen“ mit behaglichem Witze drucken und sandte sie an seinen Freund Link mit den Worten: „Die Leipziger Esel haben meine Käthe mit albernen Schmähungen verunglimpft; denen ist geantwortet worden, davon du hier vor Augen siehst.“[158]
Zu den Beschimpfungen gesellten sich Gefahren. In der Nacht vor Michaelis 1525 hatte Luther es gewagt, im Gebiete seines heftigsten Widersachers, des Herzogs Georg von Sachsen-Meißen, dreizehn Jungfrauen aus dem fürstlichen Kloster Freiberg entführen zu lassen. „Ich habe diese Beute dem wütenden Tyrannen entrissen“, meldet er triumphierend seinem Freund Stiefel. Darüber war natürlich Georg wütend, aber auch der Adel zürnte über Luthers Gewaltthat — mußten doch die Angehörigen der Nonnen durch ihren Austritt Vermögenseinbuße befürchten: sogar adelige Freunde der Reformation nahmen es Luther übel. Es wurden Drohungen gegen ihn laut, und sein Leben stand in Gefahr, wenn er irgendwie einem Haufen Reisiger oder Bauern in die Hände fiele, denn auch die Bauern waren ihm ja seit dem Aufstand wenig günstig. Nun war Luther auf den 19. November zu Spalatins Hochzeit nach Altenburg geladen, wo der ehemalige Geheimschreiber des verstorbenen Kurfürsten jetzt Stadtpfarrer war. Luther wollte durchaus zu des Freundes Ehrentag. Aber Käthe hielt ihn zurück und beschwor ihn sogar mit Thränen vor der gefährlichen Reise. Also daß ihr Gatte heldenmütig seines reformatorischen Befreieramtes waltete und anderen armen Jungfrauen that, was ihr geschehen, und „dem Satan diese Beute Christi abjagte“, das hinderte Frau Käthe nicht, aber das setzte sie durch, daß er sich nicht ohne