ТОП просматриваемых книг сайта:
Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild. Albrecht Thoma
Читать онлайн.Название Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild
Год выпуска 0
isbn 4064066118990
Автор произведения Albrecht Thoma
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Da wurde denn droben in der Familienstube um den großen Eichentisch oder unten im Hof unter dem schattigen Birnbaum oder auch wohl vorm Elsterthor draußen bei dem murmelnden Lutherbrunnen Gesellschaft und Mahlzeit gehalten und Frau Käthe mußte die Wirtin machen, ihr treffliches Hausbräu aufsetzen und auch zu den Kosten der Unterhaltung ihr Scherflein beitragen.
8. Kapitel
Katharinas Haushalt und Wirtschaft[200].
Für eine so zahlreiche Haus- und Tischgenossenschaft galt es eine Menge Gemächer zu beschaffen und auszustatten; es mußte Küche und Keller in großem Maßstabe in stand gesetzt werden; es war nötig, Stall und Garten zu besorgen; es war erforderlich Markt und Einkauf, Rechnung und Vermögensverwaltung zu verstehen; und endlich zur Regierung eines so umfangreichen Hauswesens mit seinen vielen und vielerlei Gliedern, Tischgängern und Hofmeistern, Kindern und Gesinde galt es eine weise Umsicht, aber auch ein strammes Herrschaftstalent zu entfalten.
Das alles fiel nun der Hausfrau anheim. Denn es wäre unmöglich gewesen, daß Luther neben den gewaltigen Arbeiten seines Berufs als Prediger, Seelsorger, Professor, Ratgeber für einzelne Personen wie ganze Städte und Länder, als Reformator nicht nur Deutschlands, sondern der halben Christenheit sich um die Hauswirtschaft kümmern konnte, namentlich eine so umfangreiche, die allein schon eine ganze Menschenkraft erforderte[201]. Sodann aber war es des Doktors Anschauung, daß in Haus und Wirtschaft die Frau zu walten und zu regieren habe: „Das Weib habe das Regiment im Hause, ohnbeschadet des Mannes Recht und Gerechtigkeit; dafür ist es geschaffen. Denn das ist wahr, die häuslichen Sachen, was das Hausregiment betrifft, da sind die Weiber geschickter und beredter als wir.“ „Ich bin zur Haushaltung sehr ungeschickt und fahrlässig. Ich kann mich in das Haushalten nicht richten. Ich werde von meinem großen Hauswesen erdrückt.“ Vor so etwas hatte er sich schon als Junggesell gefürchtet. 1523 sagte er: „Nimmst Du ein Weib, so ist der erste Stoß: wie willt Du nun Dich, Dein Weib und Kind ernähren? Und das währet Dein Lebenlang; beim ersten Kind denken die Eltern daran, ein Haus zu bauen, Vermögen zu erwerben und die Nachkommenschaft zu versorgen“[202]. Andererseits aber war auch Frau Käthe so veranlagt und gewillt, daß sie dies Regiment gerne führte und ihrem Gatten alles das fernhalten wollte, was ihn in seiner Wirksamkeit hindern und stören konnte. Und Luther ließ sich das gerne gefallen. „Meine Frau kann mich überreden, wie oft sie will, denn sie hat die ganze Herrschaft allein in ihrer Hand, und ich gestehe ihr auch gerne die gesamte Hauswirtschaft zu“[203].
So richtete nun Katharina zunächst das Haus her und ein, und der Kurfürst und die Stadt Wittenberg, die Freunde des Hauses und die Eltern der Kostgänger stifteten dazu mancherlei Baubedarf und Geräte.
Das schwarze Kloster war 1502 von Staupitz mit Unterstützung des Kurfürsten gebaut, aber nur zu einem Drittel vollendet worden. Die Kirche war nur angefangen, die Wirtschaftsgebäude kaum vorhanden. Eigentlich war nur das sog. Schlafhaus (dormitorium), die früheren Wohnräume der Mönche fertig, die für 40 Menschen reichten. Aber die Zellen — meist im dritten Stock — waren zahlreich, dagegen klein, und daher mußte wohl manche Wand durchgebrochen und manche auch aufgerichtet werden. Auf der Gartenseite war ein größerer Saal (jetzt die Aula) und ein kleinerer, welche beide von Luther zu Vorlesungen und Hausandachten benutzt wurden. Ein Zimmer daneben hatte oder erhielt eine Thüre in Luthers Studierstube. Im oberen Stock wurden die Gelasse zu Gastzimmern für die mancherlei Hausgenossen benutzt.
Das Erdgeschoß hatte Frau Käthe zu Wirtschaftsräumen eingerichtet und zum leichteren Verkehr mit dem Oberstock eine Treppe in das Zimmer neben das Schlafgemach führen lassen.
Im Jahre 1539 auf 40 erfreute Frau Käthe ihren Gatten mit einem sinnigen Geschenk: aus Pirna ließ sie — durch den dortigen Pfarrer Lauterbach — eine schöngearbeitete Pforte aus weißem Sandstein kommen, einen Spitzbogen mit hübschen Stäben; auf der einen Seite Luthers Brustbild, auf der anderen sein Wappen, die weiße Rose mit dem roten Herzen und schwarzen Kreuz darin, vom goldenen Ring der Ewigkeit umfaßt, und die lateinische Inschrift: „Im Stillesein und Hoffen ruht meine Stärke.“ Auf beiden Seiten der Thüre waren zwei Sitze angebracht zum Ausruhen am Feierabend[204].
Der Klosterhof war gegen die Straße mit einem Zaun abgeschlossen; später kamen an das Thor zwei Buden, wohl für die Bewachung des Anwesens in der unruhigen und gefährlichen Zeit des Festungsbaues, wo die Stadtmauern am Elsterthor abgerissen und die Stadt allem Gesindel geöffnet war[205].
An der Westseite des Hofes wurden nun allerlei Wirtschaftsgebäude errichtet.
Eine Braustube war schon im Kloster vorhanden; denn der Kurfürst hatte diesem die Braugerechtigkeit für 12 „Gebräude“ verliehen; diese ging auf den neuen Besitzer über und wurde von Frau Käthe selbst ausgeübt. Das war ein großer Vorteil für den starken Haushalt; denn das Bier war in Wittenberg auffällig teuer: die Kanne kostete drei Pfennige. Aber die Herstellung des Brauhauses und die Geräte kosteten 150 fl. Eine Badestube mit Wanne und Ständer baute sie nun auch und D. Lauterbach mußte ihr das Baumaterial dazu besorgen. Auch allerlei Viehställe ließ sie errichten und hielt Pferde, Kühe und namentlich Schweine, um Arbeitskräfte, Milch und Fleisch für den Hausbedarf zu haben: Schon 1527 hatte man einen Stall voll Schweine, mehr als fünf Stück; 1542 waren es zehn und drei Ferkel, so daß ein eigener Schweinehirt gehalten werden mußte; ferner hatte Käthe mehrere Pferde, fünf Kühe, neun Kälber und eine Ziege mit zwei Zicklein. Ein Hühnerhof lieferte die nötigen Eier. Endlich wurden auch noch einige Keller ausgebessert oder neu angelegt, so der Weinkeller, der neue Keller und der große Keller. Bei der Besichtigung des letzteren kam das Ehepaar fast um's Leben, denn das Gewölbe stürzte hinter ihnen ein, gerade als sie es besichtigt und eben herausgetreten waren[206].
Im Laufe der Zeiten wurden in dem halbfertigen Hause gar mancherlei Reparaturen nötig und ebenso allerlei Neubauten. So erhielten Johann Crafft und M. Plato ihre Stübchen, auch der Sohn Hans, als er herangewachsen war; Muhme Lene hatte ihr Stüblein mit Kammer und Schornstein — jedes kostete 5 fl. herzurichten. Die obere Stube und Kammer kam aber auf 100 fl. zu stehen und die untere auf 40 fl. Außer dem großen Keller, der (mit dem „Schaden“ beim Einsturz) auf 130 fl. gekommen war, wurde noch der neue Keller für 50 fl. gebaut und ein Weinkeller für 10 fl. eingerichtet. Endlich wurde noch ein „new Haus“ gebaut, welches 400 fl. kostete. Die Treppe mußte zweimal hergestellt werden und das Dach öfters geflickt[207].
Dazu brauchte es manches Tausend Dachsteine (Ziegel) und Backsteine, auch nicht wenige Tonnen und Wagen Kalk, besonders in den Baujahren 1535-39: 280 Wagen Kalk und 12500 Mauersteine und 1300 Dachsteine und wieder von beiden Arten zusammen 2600. Freilich, das Tausend „Dachsteine“ kostete nur 40 Groschen, Mauersteine 57 Groschen und der Wagen Kalk nur 4-5 Groschen. Das lieferte die Stadt, aus der eigenen Brennerei. Luther machte sie bezahlt durch seine Dienste (unentgeltliche Predigt und Seelsorge u.a.) und durch Abtretung von Boden an seinem Klosterhof. Im Jahre 1542 hatte Luther allein 1155 fl. verbaut[208].
Später erlebte man im Lutherhause schweren Ärger durch den neuen Festungsbau. Der Zeugmeister Friedrich von der Grüne war den Lutherschen offenbar nicht grün. Er verschüttete nicht nur — mit Luthers Bewilligung — das untere Gemach, sondern auch ohne Not und Zustimmung das mittlere, verderbte das Brauthor, bedrohte die Gartenmauer und die Erdmauer am hinteren neuen Haus. Und wie der Herr, so machten's die Knechte: die Deichknechte warfen Fenster ein und trieben sonst noch allerlei Mutwillen. Luther fürchtete sogar für seine geliebte Studierstube, darin er so viele schwere Stunden mit Studieren und Anfechtungen erlebt, „daraus er den Papst gestürmet“ und seine wunderbaren Schriftwerke und Episteln in die Welt gesandt. Da mußte der Doktor einen gar zornigen Brief an den Zeugmeister schicken, der wahrscheinlich seinen Eindruck nicht verfehlte[209].
Im Hof, dem ehemaligen Spitalkirchhof, waren die Fundamente der Kirche angelegt, aber nur der Erde gleichgebracht. Mitten