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den Famulus Wolf wurde um 20 fl. ein Gärtlein gekauft, wo er wahrscheinlich seinen Vogelherd anlegte, mit dem ihn Luther verschiedentlich neckt. Ferner wurden einige Hufen gekauft am „Eichenpfuhl“[221].

      Zwei Jahre vor Luthers Tode kam endlich noch zu Frau Käthes Wirtschaft um 375 fl. ein Hopfengarten hinzu, der „an der Specke“, einem Eichwäldchen auf der nahen Gemarkung des Dorfes Lopez, gelegen war, wo die Studenten gerne lustwandelten und auch manchen Unfug trieben. Aus diesem Garten gewann die Frau Doktorin ihren Hopfenbedarf für ihr Klosterbräu[222].

      So schaltete und waltete Frau Käthe im Haus und in ihren Gärten und Hufen als „Küchenmeisterin“, „Bäuerin und Gärtnerin“, fuhrwerkte, baute Aecker, kaufte Vieh, weidete Tiere u.s.f. Besonders verlegte sie sich mit ihrem Gemahl auf die Obstzucht: Kirschen, Pfirsiche, Nüsse, Apfel, Birnen erntete die Doktorin. Auch mit Rebbau gab sie sich ab, und ihr Faktotum Pfarrer Lauterbach mußte ihr aus Pirna dazu die Pfähle, allein 10 Schock d.h. 600 Stück, besorgen; freilich wurde aus den Trauben nicht Wein bereitet, sondern sie dienten zur Nachkost auf der Tafel. Selbst mit Feigen- und Maulbeerbäumen versuchte sie sich. Und als Gemüse pflanzte sie nicht nur die einheimischen: Kraut, Erbsen und Bohnen, sondern auch Gurken, Kürbisse und Melonen, wozu Link aus Nürnberg die Samenkerne schickte. Mit Erfurter Riesenrettichen wollte Luther seine Freunde nicht nur in Erstaunen setzen, sondern sie auch selbst gezogen haben. Frau Käthe war sehr unglücklich, wenn Ungeziefer ihr das Gemüse schädigten: „denn Raupen im Kohl und Fliegen in der Suppe — ein sehr nützlich und lieblich Vieh!“ hieß es da. Aber noch ärger war ihr's, wenn Studenten, Spatzen und Dohlen ihr in die Gärten einfielen, und ihr Gemahl hätte gern ein strenges Edikt „gegen die unnützen Sperlinge und Krähen, Raben und Spechte erlassen, welche alles verderben“[223].

      In einem der Gärten waren Bienenstöcke, vor welchen der grübelnde Doktor das wunderbare Treiben der fleißigen Tierlein belauschte, die praktische Hausfrau aber den süßen Ertrag berechnete für Met, Süßwein und Honigkuchen. Im großen Garten draußen vor der Stadt, hatte Frau Käthe ihre Fischteichlein, worin sie Hechte und Schmerle, Kaulbarsche und Karpfen, sogar Forellen zog und von denen sie bei guter Gelegenheit etliche „gesotten auf den Tisch brachte und mit großer Lust und Freude und Danksagung davon aß“, und sie hatte „größere Freude über den wenigen Fischen, denn mancher Edelmann, wenn er etliche große Teiche und Weiher fischet und etliche hundert Schock Fische fähet“[224].

      Mit diesen Gärten waren aber die Gütererwerbungen der Lutherischen Familie noch nicht abgeschlossen. Zunächst kam ein unwillkommener Erwerb hinzu, den Luther aus Gefälligkeit übernahm. Es war das kleine Haus „Bruno“, eine „Bude“ ohne Gerechtigkeiten und Zubehör an Garten, unmittelbar neben dem Kloster, aber vorn an der Kollegiengasse gelegen. Das hatte Luthers letzter Klosterbruder Brisger für sich bauen lassen, dann aber bei seinem Wegzug dem Pfarrer Bruno Brauer zur Verwaltung gegeben und Luther oft angeboten; dieser konnte es aber wegen anderer Käufe nicht erwerben, auch forderte Brisger, der von seiner katholisch gebliebenen Mutter enterbt wurde und, scheint es, in Geldbedrängnis war, einen zu hohen Preis (440 fl.). Endlich kaufte es Luther als Lehen für seinen Diener Wolf Sieberger bezw. als Leibgedinge für seine Gattin, mußte aber den Kaufschilling völlig schuldig bleiben. Der Besitz dieses Hauses war unwillkommen, weil es erst wieder vermietet werden mußte und mehr Sorgen als Ertrag brachte; es kostete 250 fl. und mußte noch um 70 fl. „geflickt“ werden[225].

      Der Sinn von Frau Käthe stand viel mehr auf landwirtschaftliche Besitztümer, weil diese ihrer nutzbringenden Thätigkeit mehr entsprachen. So bekam sie nach einem großem Pachtgut Verlangen, um daraus ihre großen häuslichen Bedürfnisse zu beschaffen; sie wollte nicht abhängig sein von den teuren Lieferanten und störrischen Bauern, welche manchmal eine künstliche Teuerung veranlaßten. So hatte sie schon 1536 ihren Gevatter, den Landrentmeister Hans von Taubenheim, um Ueberlassung eines günstig gelegenen Gutes, Booß, gebeten, hatte es aber nicht bekommen. Drei Jahre später fing sie aufs neue Verhandlungen mit Taubenheim an. Ihr Brief lautet in der ursprünglichen Schreibweise so:

      „Gnad vnd fride yn Christo zuuor, gestrenger, ernuester, lieber herr geuatter. Euch ist wol wissentlich, wie ich E.g. vngeferlich fur dreyen jaren gebeten, daß myr das gut „Booß“ myt seynen zugehorungen vmb eynen gewonlichen zynß zu meyner teglichen hawßhaltung wie eynem andern mochte gelassen werden, als denn auch meyn lieber herr bey doctor Brug[226] diselbige zeyt deshalben hat angeregt; ist aber dasselbig mal vorblieben, daß ichs mecht bekommen, vylleycht daß doselbst nicht loß ist gewesen von seynem herrn, der es vmb den zynß hat ynnen gehabt. Ich byn aber unterrichtet, wie der kruger von Brato, welcher es dysse zeyt ynnengehabt, soll iezund solch gut loßgeschrieben haben, wo solchs also were, ist meine freuntliche bytte an Euch also mynen lieben gevattern, wollt myr zw solchem gut fodderlich seyn vmb denselbigen zynß, ßo eyn ander gybt, wyll ichs von herczen gerne annehmen vnd die zynße deglich an zwen orth vberychen. Bitte gancz freuntlich, e.g. wolde myr Ewer gemueth wyder schreyben vnd das beste rathen yn dyssem fall vnd anzceygen, wo ich etwas hyrin vnbyllichs begert vnd woldet denen nicht stadgeben myt yrem argkwone, alß ßolde ich solchs gut fur mich odder meyne kinder erblich begeren, welche gedanken yn meyn hercz nie kommen synd. Hoffe zu gott, er werde meynen kindern, ßo sie leben vnd sich fromlich vnd ehrlich halten wurden, wol erbe beschern, bytte alleyne, das myrs ein jar odder zwey vmb eynen zymlichen geburlichen zynß mochte gelassen werden, damyt ich meyne haushaltung vnd vyhe deste bek(w)emer erhalten mochte, weyl man alles alhier vfs tewerst kewfen muß vnd myr solcher ort, der nahe gelegen, ßer nuezlich seyn mochte. Ich habe meynen lieben herrn iczt yn dvßer sachen nicht wollen beschweren, an Euch zuschreyben, der sunst vyl zu schaffen, ist auch on noth, daß E.g. solchs meyn antragen ferrer an ymandes odder an m. g'sten herrn wolde gelangen lassen, ßunder ßo Ir solche myne bytte fur byllich erkennet, daß Irs myt dem schoßzer zw Seyda bestellen wolt, daß myr solch gut vmb eynen geburlichen zynß wie eynen andern mochte eyngethan werden. Domyt seyet gott bepholen. Gegeben zu Wyttembergk, Montag nach Jubilate ym 1539. jhare.

      Catherina Lutherynu“[227].

      Wiederum wurde aus der Pacht nichts. Dagegen kam Frau Käthe im folgenden

       Jahre unverhofft zu einem eigenen Hofgut, das sogar ihr persönlich als

       Leibgeding gehörte und ihr um so werter sein mußte, als es der letzte

       Rest von dem Erbgut der Bora war, welches sonst der Familie anscheinend

       vollständig abhanden gekommen war.

      Es war das Gütchen Zulsdorf, das ihr Bruder Hans vor sieben Jahren übernommen hatte, aber trotz der Mitgift der Witwe Apollonia von Seidewitz, die er geheiratet hatte, nicht halten konnte, oder das zu gering war, um ihn selbst zu ernähren. Es war freilich weitab von Wittenberg gelegen, wohl zwei Tagereisen; aber es zog sie doch hin nach dieser ihrer mutmaßlichen einstigen Heimat und ihrem künftigen Witwensitz. So wurde Frau Käthe die Nachbarin von Amsdorf, dem Bischof von Naumburg, dem sie jetzt ihren Gruß entbietet als „gnädigem Nachbar und Gevatter“. Ihr Gemahl that alles, „um die neue Königin würdig in ihr Reich einzusetzen“ und titulierte sie seitdem als die „Zulsdorferin“, „die gnädige Frau von Zulsdorf“, oder „Ihro Gnaden Frau von Bora und Zulsdorf“[228].

      Hier in ihrem, „neuen Königreich“ und Sondereigentum konnte ihr unternehmender thatkräftiger Geist so recht nach Behagen schalten und walten und ein Neues pflügen und schaffen. Denn das Gütchen war verlottert, das Land eine „wüste Mark“, die Gebäulichkeiten baufällig. Sie riß nieder, baute, besserte, fuhrwerkte und nahm dabei, wie gewohnt, auch die Hilfe der Freunde ihres Hauses in Anspruch: der Herr von Ende mußte ihr Hafer und Saatkorn liefern, der von Einsiedel Wagen stellen, Spalatin ihre Fuhrleute beherbergen. Sie steckte viel Geld hinein, der Kurfürst gab ihr Eichenbalken und anderes Holz und 600 fl. „Begnadigung“, aber auch das reichte zum Schmerze Käthes nicht für Reparatur und Zustandhaltung des heruntergekommenen Anwesens, so daß Luther im ersten Jahr schreibt: „Sie verschwendet in diesem Jahr dort, was erzeugt wurde“[229].

      Dabei hatte die Doktorin allerlei Aerger und Mißgeschick: die Eichenstämme, die ihr der Kurfürst aus dem Altenburger Forst angewiesen und die Luther selbst ausgesucht hatte, ließ sie fällen, um sie in Bretter schneiden zu lassen für ein Scheunlein. Als sie aber mit ihrem Fuhrwerk kam, die Bäume abzuholen, waren sie vom Amtmann verkauft oder unterschlagen.

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