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Nun wollen wir unser gutes Glück versuchen. Alle ab.

      Siebzehnter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      (Ein kleines dunkles Zimmer.)

      Ein UNBEKANNTER sitzt im Winkel. Ein BÄCKERKNECHT, der halb betrunken ist, geht auf und ab.

      BÄCKERKNECHT. Nein! wenn's wieder so lange währen soll, so mag der Henker die ganze Welt holen – ich will mich dann nicht so viel drum scheeren.– Krieg und immer Krieg – und nichts als Krieg; – das ist zum Tollwerden!

      DIE ALTE WAHRSAGERIN tritt herein; sie hat eine harte sächsische Aussprache. Nehmen Sie's nicht vor unlieb, meine Herren, daß ich Sie habe warten lassen; es seind im Hauswesen immer allerhand Geschäfte abzumachen; meine Tochter hat's Unglück getroffen, daß sie nach Kalandshoff gebracht ist, und auf die unschuldigste Weise von der Welt.

      BÄCKERKNECHT. Nun sieht sie, Frau, ich habe nicht lange Zeit, – mach sie schnell, wo sind die Karten? – Ich muß Ihr sagen, ich bin meines Standes ein Bäckergesell, – ich wollte nur fragen, ob wir wieder marschiren müssen, und ob sie mich wieder mitnehmen thäten.'

      WAHRSAGERIN mischt die Karten, setzt sich die Brille auf und läßt ihn abheben; dann legt sie.

      Der UNBEKANNTE erhebt sich, es ist AHLFELD.

      AHLFELD. Ei, mein Freund, da könnt Ihr sicher sein, denn ich muß Euch sagen, Preußen führt vor's erste keinen Krieg mehr: die Conjugation und die Consternationen von ganz Europa widersprechen dem geradezu. Ich will Euch beweisen –

      BÄCKERKNECHT sieht ihn von der Seite an. Sagt Er wahr, oder die Frau?

      AHLFELD. Nein –

      BÄCKERKNECHT. Nun so bekümmere Er sich um Sein Handwerk, und lasse Er jedem das seinige.

      WAHRSAGERIN, Ja, sehn Sie – da seh' ich hier die Treffeldame, das bedeutet, daß Sie eine Frau Liebste, einen Schatz haben; denn sehen Sie hier, der Treffelbauer liegt dicht darunter.

      BÄCKERKNECHT. Richtig – sie kann hexen, glaub' ich.

      WAHRSAGERIN. Sie sein Ihres Standes nach ein Bäcker, und wollen diese Perschon bei Gelegenheit heirathen.

      BÄCKERKNECHT. Ja – soll ich?

      WAHRSAGERIN. Sie ist Ihnen gut, sie ist hübsch, und hat ein redliches Gemüth.

      BÄCKERKNECHT. Wo steht denn das redliche Gemüth?

      WAHRSAGERIN. Hier. – Sie warten nur noch auf eine Zeit, um was Großes anzufangen.

      BÄCKERKNECHT. Ganz recht, ich möchte gern Meister werden – und es fehlt noch am besten.

      WAHRSAGERIN. Wenn Sie's werden, und Sie halten sich gute Waare, so werden Sie immer ein gutes Brod haben.

      BÄCKERKNECHT. Nun, das ist mir lieb. – Adieu! Ab.

      AHLFELD. Nun hört einmal, ich muß Euch sagen, ich glaube an all dergleichen Narrenstreiche nicht, ich bin nämlich aus einer Art von Spaß hiehergekommen – so zu sagen, passe temps, Zeitvertreib – aber man hat mir gesagt – nun seht, ich will Euch einen Gulden geben, wenn Ihr Euch recht Mühe gebt, wenn Ihr's besser macht als bei dem Einfaltspinsel da. – Hier.

      Achtzehnter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. Die GESELLSCHAFT; sie setzen sich in den Hintergrund.

      AHLFELD. Wer sind denn die Leute da?

      WAHRSAGERIN. Herrschaften, Ihr Gnaden; – o! ich habe vielen Zuspruch, Ihr Gnaden, von Herrschaften, – hoch und niedrig – und niemand wird bei mir übertheuert.

      AHLFELD. Nun, fangt nur an, –

      JULIE. Mein Gott, ist das nicht mein Oheim?

      WAHRSAGERIN. Belieben Sie abzuheben, gnäd'ger Herr, aber mit der linken Hand, denn die kommt vom Herzen.

      AHLFELD, thut's. Nun, ich bin doch begierig. –

      WAHRSAGERIN, legt die Karten. Ihr Gnaden, das fängt alles sehr glücklich an. – Herzendaus – Pikachte –

      AHLFELD. Nun?

      WAHRSAGERIN. Wie ich aus allem ersehe, gnädiger Herr, so suchen Sie ein Amt, einen Rang, –

      AHLFELD. Wirklich.

      WAHRSAGERIN. Hier liegt der Pikbube, das ist ein Mann, auf den Sie sich verlassen.

      AHLFELD. Richtig.

      WAHRSAGERIN. Coeur liegt dabei, – er ist verliebt, und, – o weh! da kommen viele Treff.

      AHLFELD. Was bedeuten die?

      WAHRSAGERIN. Geld oder Unglück, – hier Unglück; – Sie verlassen sich mit Unrecht auf ihn.

      AHLFELD. Wie?

      WAHRSAGERIN. Er kann Ihnen nichts helfen; Sie werden sehen, Sie werden nächstens, vielleicht heut noch einen Brief bekommen, der Ihnen Vieles klar machen wird.

      AHLFELD. Ei das gesteh' ich! – Aber sagt mir einmal, macht mir nur deutlich, wie Ihr das alles so gleichsam im voraus wissen könnt? – Ich bin erstaunt, ich habe das immer für Narrenspossen gehalten, Charlatanerien, – aber wahrhaftig, fast möcht' ich, – ist das alles Zufall? sagt mir einmal die Wahrheit.

      WAHRSAGERIN. Zufall, gnädiger Herr? Glauben Sie, daß es in der ganzen Welt einen Zufall giebt, oder geben kann?

      AHLFELD. Sie hat Recht; solche alte Leute haben oft mehr Verstand als man glaubt. – Ihr habt wohl viel Erfahrung?

      WAHRSAGERIN. Die Menge!

      AHLFELD. Aber mit den Karten, – ich bitte Euch, – ich kann's nicht begreifen.

      WAHRSAGERIN. Es muß auch unbegreiflich bleiben, denn sonst würde es jedermann machen können.

      DORNBERG, der auf AHLFELD zugeht. Ei, ei! liebster Freund, treffen wir uns hier an?

      AHLFELD. Was? Wie?

      JULIE. Liebster Onkel, das hätt' ich nicht geglaubt, da sie uns erst so beschämten. –

      AHLFELD. Kinder, – was ist denn das? – wahrhaftig die ganze Gesellschaft! – Je, mein Gott! je, – was soll ich denn sagen? – Ihr glaubt am Ende im Ernst, ich glaube an so etwas, ich komme hieher, um mir prophezeien, die Zukunft aufschließen zu lassen: – nicht im geringsten! – Seht, ich wollte einen Spaß machen, und Euch heut Abend mit der Erzählung überraschen, – ich werde am Ende den ganzen Vorfall bekannt machen lassen, denn er ist doch gar zu lustig. – Nun, wollt Ihr nicht auch herantreten?

      ROTHMANN. Ich will die Alte recht anführen, – geben Sie Acht, wie sie sich mit mir prostituiren wird. –

      JULIE. Oheim! das kann ich Ihnen so bald noch nicht vergessen.

      AHLFELD. Possen, Kind! – Nimmt den BARON beiseit. Aber lieber Baron, haben Sie wohl gehört, was die Frau da sagte? ich verließe mich –

      DORNBERG. Sind Sie denn wirklich so abergläubisch?

      AHLFELD. Es ist auch wahr, ich dachte gar nicht daran. – Es ist ja der pure Aberglaube, weiter nichts.

      ROTHMANN. Nun, liebe Frau, ich möchte gern mein Schicksal wissen, –

      WAHRSAGERIN. Nun, mein Herr! dazu liegen ja die Karten hier. Sein Schicksal kann man immer erfahren, wenn man nur recht ernstlich will. – Sie legt die Karten.

      ROTHMANN. Ich bin ein armer, unglücklicher Mensch, ein Papiermacher, und nun fehlt es meiner Mühle ganz an Lumpen. Sage Sie mir, wie soll das werden?

      WAHRSAGERIN. Papiermacher?

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