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das ist gewiß, — aber die Menschen sind oft wunderlich. Ja, was meint Ihr dann?

      MARTIN. Ihr seid ja der Rathgeber.

      RATHGEBER. Sehr richtig, — ja, dann ist mein Rath, — daß man sich nachher darauf besinne, wenn wir erst so weit sind; Ihr habt ihn ja dann bei der Hand, und könnt mit ihm machen was Euch gut dünkt.

      CONRAD. Das ist auch wahr; warum wollen wir uns jetzt schon den Kopf zerbrechen?

      HEYMON. Nun, so laßt uns denn nicht zaudern, sondern hastig aufbrechen. (sie wollten gehn.)

      CLAUS. Aber halt! haltet doch! — Habt Ihr so wenig Geduld, daß Ihr ins Schlachtfeld hinein laufen wollt, als ging’ es zum Frühstück? Wer langsam geht, kömmt auch zu seinem Tode noch früh genug.

      CONRAD. Zum Tode?

      CLAUS. Nun, wenn Ihr nicht siegt, sondern besiegt werdet? Und der Blaubart schneidet Euch den Rückzug ab? — Wie dann? — Wenn Ihr nun besiegt werdet, sag’ ich! Denn das kann man doch so genau nicht wissen, man muß doch auf alle Fälle denken, ein guter Feldherr wird auch dafür sorgen.

      HEYMON. Ein guter Feldherr, sagt er? Zum Henker, er hat Recht, und es soll jetzt gleich daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes Willen die Sachen nicht einseitig betrachtet!

      CLAUS. Nun also, so denkt! Rathgeber, denkt einmal recht tüchtig!

      RATHGEBER. Ja, der Kleine hat Recht, so klein er auch ist, und so rathe ich denn, nach reiflichem Ueberlegen, daß Ihr noch fürs erste den ganzen Feldzug seyn lasset.

      HEYMON. Ist das Euer Rath?

      RATHGEBER. Wenn wirs beim Lichte besehn, wirds ohngefähr auf so etwas hinaus laufen.

      HEYMON. Das ist nichts, Rathgeber. Etwas Besseres.

      RATHGEBER. Ihr glaubt wohl, daß man den guten Rath nur so aus den Ermeln schüttelt. Ich weiß nichts Bessers.

      CONRAD. Hm, — wenn man — nein!

      HEYMON. Hm. — Könnte man nicht, — bewahre!

      MARTIN. Hm! — Ich dächte — Ich weiß nicht, was ich dachte.

      EIN RITTER. Aber Herr Ritter, Ihr vergaßt ja ganz, daß Claus nur ein Narr ist.

      CONRAD. Richtig! Da steckt der Knoten! — Und wir stehn da alle und überlegen!

      RATHGEBER. Wir haben uns von dem Narren alle in den April schicken lassen.

      HEYMON. Künftig schweig bis man dich frägt.

      CLAUS. Verzeiht, es geschah nur, um mir mit dem Reden einen Zeitvertreib zu machen. Ihr wißt, ich plaudre gern, und da beseh’ ich denn die Worte vorher nicht so genau; es ist doch bald vorbei, wenn man redet, und da lohnts der Mühe nicht, daß man es so genau nimmt.

      HEYMON. So wollen wir denn aufbrechen!

      MARTIN. Nehmt Ihr den Rathgeber nicht mit?

      HEYMON. Ja das verdient Ueberlegung.

      RATHGEBER. Laßt mich lieber zu Hause, hochgeschätzte Herren; ich bin alt, und ihr wißt ja wohl das Sprichwort: guter Rath kömmt immer hinter her. Ihr könnt mich eilig holen lassen, wenn Ihr mich nöthig habt.

      CONRAD. Das ist wahr, Ihr seid doch ein kluger Mann. — Aber den Narren wollen wir mitnehmen.

      CLAUS. Mich? — O ihr Herren, ich bin im Felde ganz unnütz, ich kann keine Trommel hören, ohne Colik zu bekommen, ich sitze immer bei den Marketendern und mache nur die Lebensmittel theuer; als Soldat bin ich gar nicht zu gebrauchen, weil ich vor Angst die Parole vergesse. Warum wollt Ihr mich denn mitnehmen?

      CONRAD. Erstlich zur Strafe, damit du siehst, daß wir wohl siegen werden; zweitens, damit wir doch auch einen Narren unter uns haben. Drittens, um den Feind durch deine Person zu ärgern, — und viertens sollst du mitgehn!

      CLAUS. Dieser letzte Grund ist so verdammt gründlich, daß sich nichts von Bedeutung dagegen einwenden läßt. Nun, wenn es denn seyn muß, so will ich nur mein Bündel schnüren und mein Testament machen.

      HEYMON. Dein Testament?

      CLAUS. Aus meinem Narrenstock läßt sich ein herrlicher Commandostab machen, man darf nur oben den Eselskopf herunter brechen; den vermach’ ich Euch! Meine Mütze Eurem Bruder Conrad, die Ohren sind so schon ziemlich abgetragen; meinen Witz dem Rathgeber da, und meine Krücke demjenigen, der nur mit einem Beine aus dem Felde zurück hinkt.

      RATHGEBER. Deinen Witz magst Du selbst behalten, er ist so durchgescheuert, daß man die Fäden zählen kann.

      CLAUS. So könnt Ihr immer noch euren vernünftigen Rath damit flicken, denn ich glaube, daß Verstand kein besseres Unterfutter finden kann, als Narrheit. Ich versichere Euch, nichts hält so warm und bewahrt vor Husten und Schnupfen, Schwindel und dergleichen, so gut, als ein Brusttuch von derber Narrheit. Trügt Ihr es nur unter Eurem Panzer, Herr Ritter, Ihr würdet Euch wohl dabei befinden, dann bliebet Ihr lieber zu Hause, und ergötztet Euch hier bürgerlich mit mir, oder dem Rathgeber, oder ginget auf die Jagd. Warum muß es denn gerade Krieg seyn? Krieg ist ein gefährliches Spiel; ich kann schon das bloße Wort nicht leiden; glaubt mir, es liest sich besser davon in Büchern, als dort im Felde zu stehn und zu passen und zu passen, — und wenn man nun in der Hinterhand sitzt und der Feind bekömmt die Matadore!

      HEYMON. Der Narr schwazt und kann kein Ende finden. Du sollst uns den Marsch verkürzen durch deine Mährlein.

      CLAUS. Soll ich reiten oder gehn?

      CONRAD. Gehn.

      CLAUS. Nun, Gott segne Euch, ich werde so auf meine Art gehn müssen.

      HEYMON. Kommt, Vetter Martin, kommt Ritter, der Sieg winkt uns, wir wollen uns nicht säumig finden lassen.

      CONRAD. Wenn wir nur erst die eroberten Fahnen aufhängen! (alle ab.)

      CLAUS. O über die lumpige Welt! — Wahrhaftig, ich schäme mich jetzt. Ich werde dafür bezahlt, um ein rechter wahrer Narr zu seyn, und nun bin ich ein Pfuscher gewesen, und war offenbar der verständigste von allen. Sie pfuschen dafür in mein Handwerk, und so ist kein Mensch mit seinem Stande zufrieden. Wollte nur Gott, ich könnte die Klugheit so wacker spielen, als sie sich in der Narrheit gut ausgenommen haben! — Nun, Schicksal, du Vormund der Unmündigen, wirst du dich ihrer so sehr annehmen, als sie fest auf dir vertrauen, so werden sie diesen Feldzug bald geendigt haben. — (ab.)

       Inhaltsverzeichnis

      (Zimmer.)

      Winfred, ein Knecht.

      WINFRED. Er ist aber doch zu Hause, der Junker Leopold von Friedheim? du mußt wissen, ich bin sein Freund.

      KNECHT. Wer, sag’ ich, daß Ihr seid?

      WINFRED. Ich nenne mich Winfred, sage nur diesen Namen, so kennt mich dein Junker schon daran. (Knecht ab.) Wie das Schicksal seine Gaben ungleich und verwunderlich austheilt! So kann ich es doch nun und nimmermehr dahin bringen, daß mir der Hut so angenehm schief von der Seite sitzt, wie meinem Freunde Leopold, und Schuh und Strümpfe und alles, es ist und wird nimmermehr der nachlässige liebenswürdige Anstand, so viel ich mich auch übe, so sehr ich mich auch von früh Morgen darauf abarbeite. Freilich, meine Beine haben auch nicht den gehörigen Schnitt, sie sind gar zu dünn. Und dann seine Art hinein zu kommen, und mir nichts dir nichts den ersten besten Diskurs anzufangen, daß ihm die Worte nur so aus dem Munde stäuben. Mir erstirbt die Rede auf der Zungenspitze, und die besten Einfälle klammern sich so fest, daß ich sie nicht losschütteln kann. Er gefällt allen Menschen, und auch den Weibern, aber wenn sie auch manchmal über mich lachen, so kann ich doch nicht ihre rechte Liebe erwecken. Die Sterne haben wohl bei meiner Geburt etwas in der Queere gestanden, so deutet auch Hand und Fuß; ja wahrlich, wenn ich nicht so gar enge Schue trüge, schauten die Füße aus, wie die einer

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