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Wie? Die Uebrigen lachen.

      WAHRSAGERIN. Papierverderber mein' ich nur so; denn Sie schreiben viel, und das Papier ist doch nachher zu nichts mehr zu brauchen. – Sie haben da einen guten Freund, mit dem Sie viel umgehn, einen wunderlichen Menschen, – Sie haben ihn zum Besten; aber er braucht Sie eigentlich zu seinem Zeitvertreibe.

      ROTHMANN. Schon gut! – Sie ist des Teufels!

      AHLFELD. Werden Sie auch abergläubisch, Herr Rothmann? – Ja, ja; der Mensch ist manchmal schwach, das geht nicht anders. – Wunderbar ist es immer, daß sie so die Wahrheit trifft.

      ROTHMANN. Die Wahrheit?

      AHLFELD. Nun, ich meine eigentlich nicht so recht die Wahrheit, sondern nur, daß, – enfin, Sie verstehn mich wohl.

      JULIE. Nun bin ich zu ungeduldig. – Sie tritt mit DORNBERG an den Tisch. – Sagen Sie uns beiden zugleich unser Schicksal.

      WAHRSAGERIN. Ist eigentlich gegen die Regel – aber so eine schöne Mamsell –

      JULIE. Sehn Sie, sie kann auch Komplimente machen.

      ROTHMANN. Aber wie tief ist in unsern Zeiten das delphische Orakel gesunken!

      AHLFELD. Ja wohl, zu Delphi, oder Delos, wie das Zeug heißt, da war's noch eine Lust, sich wahrsagen zu lassen! Da wurden einem die Karten anders gelegt!

      WAHRSAGERIN. Wenn ich so die Wahrheit sagen soll, – sehn Sie hier, – so haben Sie zwei Liebhaber, wovon es der eine ehrlich meint, der andre nicht.

      DORNBERG. Sehn Sie, Julie?

      WAHRSAGERIN. Der eine liebt nur Ihr Vermögen, der andre aber Ihre Perschon.

      JULIE. Wirklich?

      WAHRSAGERIN. Ei, ei! den redlichen haben Sie abgeschafft –

      JULIE. Wie?

      WAHRSAGERIN. Und doch sind Sie ihm noch immer gut – im Herzen, verstehn Sie mich, innerlich.

      DORNBERG. Was hör' ich?

      JULIE. Werden Sie auch abergläubisch?

      DORNBERG. Nicht doch, ich scherze nur.

      WAHRSAGERIN. Der alte Liebhaber ist Ihnen auch immer noch gut, denn verstehen Sie mich, die Liebe ist nicht so schnell zu vertreiben – er will sich's aber selber nicht gestehn, und darum ist er jetzt etwas wunderlich.

      DORNBERG. Wer ist denn der?

      JULIE. Je, wer sollt' es sein? Niemand. –

      WAHRSAGERIN. Sie, gnädiger Herr, werden bald eine wichtige Nachricht bekommen.

      DORNBERG. So?

      WAHRSAGERIN. Sie werden sich darüber wundern, denn, – verstehen Sie mich, es wird Sie verdrießen, Sie werden sich ärgern.

      DORNBERG. Wirklich?

      WAHRSAGERIN. Sie sind jetzt im Begriff, in den Stand der heiligen Ehe zu treten, Sie thun eine schöne Partie, – denn, Sie verstehen mich, Geld ist da, an der Liebe liegt Ihnen nicht viel.

      JULIE. Wie, Baron?

      DORNBERG. Können Sie so abergläubisch sein, auf dies Zeug zu hören?

      JULIE. Verzeihen Sie, – man wird hier ganz betäubt.

      WAHRSAGERIN. Ei, ei! – was seh' ich? – Lieben Kinder, verstehen Sie mich wohl; – hier fallen die Karten zu wunderlich, – Sie sind nicht das, wofür Sie sich ausgeben.

      AHLFELD und JULIE. Was?

      WAHRSAGERIN. Ja, ja! Sie sind kein Baron, Sie haben kein Vermögen, Sie lieben Ihre Braut nicht.

      DORNBERG. Unverschämtes Thier!

      WAHRSAGERIN. Nun, Herr Baron, soll ich's Ihnen alles beweisen?

      ALLE. Was ist das? – Wie?

      WERNER wirft die Verkleidung ab. Ich bin's, meine Herren, ich: – erstaunen Sie nicht. – Er zündet die Lichter an. Hier, Herr Ahlfeld, Er überreicht ihm Briefe. dieser Herr ist nichts als ein falscher Spieler, der Sie hinterging, um sich ein ansehnliches Vermögen zu erheirathen. Ein guter Freund giebt mir hier den Auftrag, ihn aufzusuchen, und schickt mir zugleich einige Dokumente mit, die es unumstößlich beweisen. Seine Frau will sich von ihm scheiden lassen.

      AHLFELD. Ei! Sie! – ei! was? – mir ein Amt verschaffen? Mich in die Höhe bringen? – Mich –

      DORNBERG. Ich empfehle mich; – wart', Schändlicher, ich treffe Dich wohl! Schnell ab.

      WAGEMANN. Aber um's Himmelswillen!

      WERNER. Nun, Julie, was sagen Sie? – So viel Wahrheiten hatten Sie hier wohl schwerlich vermuthet?

      JULIE. Ach, Werner! wie bin ich gestraft, wie gedemüthigt!

      EHLERT. Aber sage mir nur, Werner, – ich bin wie betrunken; – Du bist doch ein toller Kerl.

      ROTHMANN. Ein charmantes, witziges Kerlchen.

      WERNER. Vergeben Sie mir, Julie?

      JULIE. Können Sie mir vergeben?

      WERNER. Darf ich hoffen? – Sie schweigen? – Herr Ahlfeld, Sie haben einen Mann für Ihre Nichte gewünscht – der Baron ist verschwunden; wollen Sie nun einen Bürgerlichen nicht verschmähn?

      AHLFELD. Nein, wahrlich nicht; Sie haben uns heut auf eine Art die Wahrheit gesagt, daß ich noch immer in einer gewissen Ekstase dastehe.

      WERNER. Julie!

      JULIE. Ich bin die Ihrige. – Ich hatte Sie nicht vergessen – aber mein Oheim – meine Thorheit –

      WERNER. Lassen Sie uns das nicht mehr berühren. – Ich wollte Ihnen schon heut Abend alles entdecken; aber Sie ließen mich nicht zu Worte kommen – ich konnte Sie unmöglich so hintergehn lassen.

      EHLERT. Hatt' ich nicht Recht? – Du warst noch immer verliebt, so sehr Du's auch läugnen wolltest.

      WAGEMANN. Nun, das sind doch noch vernünftige Wahrsagungen, die alle so eintreffen. Werner ist nun unter den neuen Propheten der einzige, dem ich glauben will. –

      Der Blaubart

       Inhaltsverzeichnis

       Personen

       Erster Akt

       Erste Scene

       Zweite Scene

       Dritte Scene

       Zweiter Akt

       Erste Scene

       Zweite Scene

       Dritte Scene

       Dritter Akt

       Erste Scene

       Zweite Scene

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