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Ihnen nicht so geradezu sagen, ich will dann erst Ihr unparteiisches Urtheil hören. Aber, es darf sich zur Noth sehen lassen.

      DORNBERG. Ich habe nicht gewußt, daß Sie auch Dichter sind

      AHLFELD. Ach was ist man nicht alles, wenn man seine Nichte, sein Kind recht lieb hat. – Herr Baron, ein Wort, wenn ich bitten darf.

      DORNBERG. Sie haben zu befehlen. Sie gehen beiseit.

      JULIE. Die Menschen bleiben heut lange.

      AHLFELD. Julchen denkt, wir werden jetzt von Ihrem Geburtstage reden, und eben drum nehm ich mir die Freiheit, Sie zu rufen: – sagen Sie mir doch, wie steht's denn?

      DORNBERG. Ganz vortrefflich.

      AHLFELD. Das ist schön! – Schon lange habe ich mir immer ein Amt, einen gewissen Titel, ein Ansehen gewünscht; ich sprach auch mit einigen davon, die Menschen hatten aber gleich die Impertinance, mich zu fragen: auf welchen Theil der Wissenschaften, auf welche Kenntnisse ich mich denn vorzüglich gelegt hätte?

      DORNBERG. Vorwand, um Sie auf irgend eine Art abzuweisen.

      AHLFELD. Nein, purer Neid: denn da müßte es doch weit bei uns gekommen sein, wenn man sich auf Kenntnisse legen müßte, um die Leute zu protegiren, um zu machen, daß Kutschen vor unsrer Thür halten? – um, – enfin, – wer wird sich denn auf etwas legen, um mit einzuwirken, mit in die große Maschinerie einzugreifen. Es können ja wahrhaftig nicht Hände genug da sein, um die gewaltige Friktion gleichsam aufzuheben.

      DORNBERG. Sehr richtig.

      AHLFELD. Aber an Ihnen hab' ich nun endlich meinen Mann gefunden. – Man will doch auch nicht gern so umsonst in der Welt gelebt haben, – es ist freilich ein kleiner Stolz, wenn Sie es so nennen wollen, – eine Elegance, – eine Energie der Seele, wollt' ich sagen; aber was thun die Wörter zur Sache; Sie verstehn mich doch.

      DORNBERG. Vollkommen.

      AHLFELD. Ich habe mich nie viel mit Schreiben oder Lesen abgegeben; denn ich habe mehr zu thun, und die geringern Leute wollen doch auch leben, und sich unterhalten. – Mein Amüsement ist mehr das Denken und Sprechen.

      DORNBERG. Sie gehn sogleich zu den Zwecken über, statt sich lange bei den Mitteln aufzuhalten.

      AHLFELD. Ja, ja, das ist es ganz genau, was ich sagen wollte. Mit Ihnen ist es eine wahre Freude zu sprechen; – so lange wir uns kennen, haben Sie noch nicht ein einzigmal: Wie so? gesagt.

      DORNBERG. Wirklich?

      AHLFELD. Gewiß! Ich gebe sehr genau auf solche Kleinigkeiten Acht; denn daraus erkennt man am ersten die Charakteristik eines Menschen. – Nun, Nichtchen, Dir ist indessen wohl die Zeit lang geworden? Ich hatte mit dem Herrn Baron nur etwas zu sprechen.

      JULIE. Geniren Sie sich nicht.

      AHLFELD. Ich bitte, Kind, wir sind jetzt zu Ende, – ganz gewiß.

      Achter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. REFERENDARIUS BERGER.

      BERGER tritt ein; Verbeugungen; er küßt Julien die Hand. Sie haben befohlen; – Ihr gehorsamster Diener, mein Herr Baron.

      DORNBERG. Ah bon jour, mon cher.

      AHLFELD. Wollen wir uns nicht setzen?

      WALTHER bringt Theezeug und setzt es hin.

      WALTHER, heimlich zu AHLFELD. Auch das Gebackne dürfte wohl seine Placirung hier antreffen?

      AHLFELD. Allerdings. Nicht weniger auch die Butterschnitte, das Butterbrod; – man ißt es zum Thee nämlich.

      WALTHER. Ganz wohl. Ab.

      BERGER. Es ist ein angenehmes Wetter.

      JULIE. Recht angenehm.

      AHLFELD. Und warm.

      BERGER. O ja.

      WALTHER bringt Butterbrod und Gebackenes.

      WALTHER. Nun ist wahrscheinlich alles zu seiner Vollendung gelangt?

      AHLFELD. Ja.

      WALTHER geht mit großer Zufriedenheit ab.

      Neunter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. GEHEIME RATH WAGEMANN.

      WAGEMANN. Diener, Diener! – Küßt Julie. Guten Tag, liebes Kind; – Bon jour, Herr Baron! Reicht ihm die Hand.

      DORNBERG, mit einer tiefen Verbeugung. Ihr ganz gehorsamster Diener, Herr Geheime Rath; ich freue mich, daß ich die Ehre habe, sie wiederzusehn.

      WAGEMANN, legt den Hut weg. Na, wie geht's? –

      JULIE. Ist Ihnen eine Tasse Thee gefällig?

      WAGEMANN. O ja, das schlag ich nie ab. Setzt sich auf der andern Seite neben Julien am Tisch.

      JULIE. Kömmt die Frau Geheime Räthin nicht?

      WAGEMANN. Sie ist unpaß; sie hat immer ihre Streiche im Kopf, von Migraine und dergleichen. – Zu AHLFELD. Nun, Alter, was machst Du denn?

      AHLFELD. Passabel, es muß gut sein.

      WAGEMANN. Ist das Butterbrod?

      JULIE präsentirt es; er nimmt mehrere Stücke, und legt sie vor sich hin.

      BERGER. Gehorsamster Diener, Herr Geheime Rath!

      WAGEMANN, essend. Ah! – Diener! Diener! – Munter?

      BERGER, setzt sich neben ihn. Aufzuwarten. – Haben der Herr Geheime Rath schon die Akten, in denen ich arbeiten mußte, erhalten?

      WAGEMANN. Akten? – Ah! das ist in dem Ehescheidungsprozeß, – ja, – habe sie erhalten. – Das ist eine närrische Geschichte. – Hören Sie doch 'mal, wie ist denn der Umstand. – Er redet leise mit BERGER.

      AHLFELD. Herr Baron, wie finden Sie heut Juliens Aufsatz?

      DORNBERG. Excellent! Ganz charmant! Man kann nichts reizenderes sehn!

      Zehnter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. ROTHMANN.

      ROTHMANN tritt sehr verlegen herein, grüßt, läßt den Hut fallen, kneift die Augenbraunen. Ergebenster, – Sie haben –

      AHLFELD. Ah! sieh da, Herr Rothmann! – Nur näher, Herr Gelehrter, nur näher!

      ROTHMANN. Ich bitte – – Er stellt sich hinter einen Stuhl.

      JULIE. Ist's nicht gefällig, sich zu setzen?

      ROTHMANN. Ich bitte recht sehr –

      WAGEMANN, lacht. Ha, ha, ha! – Ja da haben Sie Recht, das ist sehr kurios! – Aber was sagt denn der Gegenpart? Na, lassen Sie 'mal hören. Spricht wieder leise mit BERGER.

      AHLFELD. Legen Sie doch ab. Er will ROTHMANN den Hut abnehmen; beide laufen nach der andern Seite des Theaters. – Haben Sie die Verse?

      ROTHMANN. Ihnen gehorsamst aufzuwarten, – hier sind sie. Giebt sie ihm.

      AHLFELD. Sie müssen's mir einigemal vorrecitiren oder declamiren, daß sie mir bekannt werden.

      ROTHMANN. Sie haben nur zu befehlen.

      AHLFELD. Nun, es findet sich wohl eine Zeit. – Es soll schon werden.

      JULIE. Trinken Sie Thee?

      ROTHMANN.

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