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und hat daher unmöglich Zeit, Erfahrungen zu sammeln; er nennt mich Kerlchen, Biedermann, drückt mir die Hände und geht mit mir spazieren. Ich kann es nicht lassen zu übertreiben, wenn er bei mir ist, und so erschein' ich gewiß nächstens in einem recht abgeschmackten Buche, auf die ausführlichste Art abgehandelt, und in das grellste Licht gestellt.

      EHLERT. Vor dem Menschen muß man sich hüten. – Wie heißt denn der?

      WERNER. Rothmann.

      EHLERT. Je, den kenn' ich noch von alten Zeiten her. – Es klopft.

      WERNER. Gewiß dieser schöne Geist. Er öffnet die Thür.

      Zweiter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. ROTHMANN, der mit vielen linkischen Bücklingen hineintritt.

      ROTHMANN. Guten Abend, wie gehts? – Ei sieh da, lieber Ehlert! – Kommen Sie auch einmal wieder nach Berlin? Sie sehn recht wohl aus; Sie sind wohl immer noch recht gesund?

      EHLERT. Ja.

      WERNER. Er ist jetzt Justizkommissarius und Bräutigam.

      ROTHMANN. Da gratulire ich von ganzem Herzen. – Sie haben recht, der Mensch ist immer noch nicht, – wie soll ich sagen, – so ganz glücklich, – so ganz ein wahrer Weltbürger, – bis er verheirathet ist.

      EHLERT. Ja.

      ROTHMANN. Und wenn man denn auch eine Wirthschaft führt, so muß man es schon aus ökonomischer Rücksicht thun.

      EHLERT. Ja. –

      ROTHMANN. A propos! Werner! man spricht ja wieder von einem türkischen Gesandten.

      WERNER. So?

      ROTHMANN. Und morgen sind die neuen Arkadier.

      EHLERT. Die neuen?

      WERNER. Der Titel ist ein wenig unverständlich, so wie das neue Sonntagskind. Man glaubt, das Neue lockt.

      ROTHMANN. Und Kosegarten hat eine neue Ekloge geschrieben.

      EHLERT. Ist sie gut?

      ROTHMANN. So, so! Sie könnte besser sein. – Nächstens werden wir in Berlin wieder die Affen-Akademie haben.

      EHLERT. Das ist ein wunderlicher Titel.

      WERNER. Du weißt ja, daß der Affe ein nachahmendes Thier ist: warum soll er nicht einmal auch so nachahmen?

      ROTHMANN. Sie reisen wohl blos durch Berlin?

      EHLERT. Blos durch.

      ROTHMANN. Ach das Reisen ist eine herrliche Sache, – man sieht so viel Neues, man kömmt immer zu neuen Gegenständen, man bleibt nicht so an demselben Orte.

      EHLERT. Ja, das ist wahr.

      ROTHMANN. Lieber Werner, seid einmal ein gescheidtes Kerlchen, und geht noch ein wenig mit mir unter den Linden: – wenn es Ihnen nicht zuwider ist.

      EHLERT. O im geringsten nicht.

      ROTHMANN. Es ist doch gut, wenn man zuweilen ausgeht.

      EHLERT. Ja wohl.

      ROTHMANN. Ich bin heut Abend bei Herrn Ahlfeld zum Souper.

      WERNER. Ich auch, aber ich habe fast keine Lust hinzugehn.

      ROTHMANN. Nun so wollen wir heut Abend zusammen bleiben.

      WERNER. (Der fatale Mensch!) – Oder, wie wär's, Ehlert, wenn wir alle zu Ahlfeld gingen? – Ich stelle Dich vor, – Du giebst Deine Briefe ab; –

      EHLERT. Wenn Du meinst.

      WERNER. Du wirst Dich freuen, den Mann kennen zu lernen.

      EHLERT. Aber ich bin nicht angezogen.

      WERNER. Du kömmst von der Reise: wer wird sich um solche Kleinigkeiten kümmern! – Ich gehe und ziehe mir nur einen Rock an, ich bin sogleich wieder da. Ab.

      Dritter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      EHLERT, ROTHMANN.

      ROTHMANN. Ja das ist wahr, das ist einer von den Vorzügen in solchen Städten, wie Berlin, daß man sich gar nicht zu geniren braucht.

      EHLERT. Ja wohl.

      ROTHMANN. Und hier ist der Ton darin ganz vorzüglich gut, man ist allenthalben wie zu Hause, man handelt und spricht, ohne eben sehr auf sich Acht zu geben.

      EHLERT. So?

      ROTHMANN. Bei Ahlfeld ist es sehr angenehm, es ist ein Mann ohne große Gelehrsamkeit, aber von einem sehr natürlichen hellen Verstande.

      EHLERT. Das ist besser als Gelehrsamkeit.

      ROTHMANN. Sie kennen ihn nicht persönlich? – O da werden Sie eine sehr liebe Bekanntschaft machen.

      EHLERT. Ich bin aber wirklich so im Negligée, – ich werde mir wenigstens diese Sporen anlegen, damit ich mich doch um so eher entschuldigen kann.

      Er macht sich Sporen an, die auf einem Tische liegen.

      ROTHMANN. Sie hätten es wirklich nicht nöthig, denn es wird auf so etwas gar nicht mehr gesehn. Herr Werner geht oft hin, ohne angezogen zu sein. Das ist ein ganz charmanter Mann, ein wahres Original.

      EHLERT. Ja. – Sagen Sie mir doch, kommen die Schnallen in- oder auswendig?

      ROTHMANN. Auswendig, Lieber!

      EHLERT. Ich reite eben nicht viel, und da –

      ROTHMANN. Es giebt sehr wenige eigentliche Originale in Berlin, Leute von Humor und Geist; – der Herr Werner gehört zu diesen, und da halte ich mich besonders an ihn.

      EHLERT. So?

      ROTHMANN. Wenn man Menschen studiren will, muß man solche ganz vorzüglich aufsuchen.

      EHLERT. Sie sind, wenn ich fragen darf, ein Schriftsteller?

      ROTHMANN. So ein wenig, – unbedeutend, wenn ich so sagen darf; – man ist in einigen Blättern sehr gütig und nachsichtsvoll gegen mich verfahren, und daher meinen einige Menschen, ich wäre stolz.

      EHLERT. Man wird verkannt.

      ROTHMANN. Ich suche mich auf manche Zweige der Dichtkunst zu appliciren, die noch wenig bearbeitet sind; man kann dort noch am ersten Original sein.

      EHLERT. Als ich jünger war, liebte ich auch die Poesie sehr, besonders das Trauerspiel. – Es ist doch herrlich, wenn man in einem Stücke so recht von Herzen weinen kann.

      Vierter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE. WERNER angekleidet; er hat die Briefe in der Hand.

      WERNER. Ich stehe nun zu Befehl.

      ROTHMANN. Nun, so wollen wir gehn. Wir können nachher gleich zusammen zu Herrn Ahlfeld gehn.

      EHLERT, nimmt Hut und Stock. Du wirst es mir nicht übel nehmen, ich habe mir wenigstens Deine Sporen –

      WERNER, steckt die Briefe ein. Du siehst ganz reitermäßig aus. – Aber was Henker ist das für ein Stock, und das Band?

      EHLERT, beschämt lächelnd. Meine Braut hat ihn mir vor drei Jahren halb im Spaß geschenkt.

      WERNER. Und da mußt Du ihn in Ehren halten, das ist Recht. – Aber weißt Du denn gar nicht, daß Du die drei Nationalfarben am Stocke trägst.

      ROTHMANN.

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