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Ihr seid schon da? Ei, wie aufgeputzt und prächtig! Das neue Wamms und die Federn habe ich noch nicht an euch gesehn.

      WINFRED. Nicht wahr, zierlich und anmuthig? Und wenn ich so mit den Armen schlenkre, und den Mantel etwas so von der Schulter werfe, so macht sichs so ziemlich? Gelt! Seht, ist es so recht?

      LEOPOLD. Vortreflich! Ihr seid schon ein Meister, da Ihr vor kurzem nur als ein Schüler angefangen habt.

      WINFRED. Ach, Lieber, weit, weit ists noch zum Ziel. Nein, ich will mich nicht selber täuschen. — Aber sagt, wie stehts um unser Abentheuer? Wann lichten wir die Anker?

      LEOPOLD. Es ist noch zu früh. Ich werde euch schon Nachricht geben, wenn es an der Zeit ist.

      WINFRED. O was mich das glücklich machen wird, so in Eurer Gesellschaft auszuziehn, hier über die Berge, dort durch die Städte und Luft und Gefahr mit Euch theilen, und Euch immer sehn und bewundern, und von Euch lernen! Und dann spricht man von uns, und besingt uns wohl gar, und wenn uns dann die Leute kommen sehn, so heißt es: da, da gehn sie, da reiten sie die beiden jungen Wagehälse! der da vorn ist der Leopold, der da hinter drein folgt ist Junker Winfred, nicht so merkwürdig wie jener, aber doch auch nicht übel, er hats hinter den Ohren, hat Grütz im Kopf, der Teufelskerl! (umarmt Leopold.) O Lieber, Bester, Einziger, laßt uns doch bald, bald ausziehn!

      LEOPOLD. Ich sage Euch, noch ist es zu zeitig, der alte Hans von Marloff ist zu sehr auf seiner Hut, er bewacht seine Tochter wie der Drache den Schatz. Er ist geizig, ich bin arm, unsre Familie ist zahlreich, und darum muß ich zur List meine Zuflucht nehmen, um glücklich zu werden.

      WINFRED. Wieder auf unser altes Gespräch zu kommen: nichts wärs mit Euren Schwestern? O Himmel, das Glück Euer Schwager zu seyn! Freundchen, nicht tauscht’ ich dann mit dem Sultan von Babylon!

      LEOPOLD. Schlagt Euch das aus dem Sinn, es geht ein für allemal nicht. Mein Bruder Anton sieht auf Geld und Gut, und da seid Ihr nicht reich genug: Anne hängt noch immer ihrer alten Liebe nach; ihr wißt ja, wie der Hans von Marloff lieber seinen Sohn aus dem Lande getrieben als seine Einwilligung gegeben hat, sie will nun gar nicht heirathen und Euch wohl am wenigsten; Agnes muß durchaus einen reichen Mann haben.

      WINFRED. Da wäre der Blaubart für sie, der schon so viele Weiber gehabt hat. Der Mensch ist mit Weibern gesegnet.

      LEOPOLD. Seine Frau lebt ja mit ihm und glücklich.

      WINFRED. Nein, sie ist auch plötzlich wieder gestorben. Er thut nichts als Krieg führen und Hochzeit machen. Gewiß ein merkwürdiger Charakter, so widerwärtig er auch sonst seyn mag. Er soll unermeßliche Schätze in seinen Schlössern aufbewahren. Was macht denn euer zweiter Bruder, der wunderliche Simon?

      LEOPOLD. Wie immer, hängt seinen Grillen nach und grübelt.

      WINFRED. Höchst kurios! Ha ha ha! Ich muß lachen, so oft ich an ihn denke. Sagt, wie in aller Welt wird man nur zum Narren? So seinen Verstand verlieren und unklug werden, es ist doch unbegreiflich, wie es die Leute anfangen.

      LEOPOLD. Freiwillig kommen wohl die wenigsten dazu?

      WINFRED. Hm, es ist wunderlich, darüber nachzudenken: vielleicht, daß der Mensch, wenn er sich auch recht was Besonderes vorsetzt, und Glück und Sterne lassen es gelingen, und sein Vorsatz paßt für ihn, daß er dann ein Held, ein Dichter, ein Weiser, oder ein großer Luftspringer wird; fügt sichs aber, daß die Sterne und die Schicksale nicht damit harmoniren, sondern sich zwischen ihn und seine Absichten so recht mit breitem Rücken hinstellen, so wird aus dem nemlichen Menschen wohl ein simpler Narr.

      LEOPOLD. Du wirst weise, Junker, trefliche Einsichten stehn dir heut zu Gebot. Komm in den Hof, ich will dir mein neues Roß zeigen, den Schimmel.

      WINFRED. Kommt, kommt, und laßt mich ihn nachher auch versuchen! (gehn ab.)

       Inhaltsverzeichnis

      (Feld.)

      Ritter, Knechte, Heymon, Conrad, Martin an ihrer Spitze, Fahnen, Kriegsmusik, Claus.

      HEYMON. Er hat gesiegt?

      MARTIN. Ja. — Aber Ihr sagtet ja, der Mann habe einen blauen Bart.

      CLAUS. Nun, Ihr meint doch nicht, daß er ihn durchs Visir wird hängen lassen.

      MARTIN. Euer Narr spricht immer mit, wenn die verständigen Leute reden.

      CONRAD. Das hat er sich so angewöhnt, weil wir uns manchmal mit ihm eingelassen haben.

      CLAUS. Aber, meine gnädige Herrn, warum habt Ihr denn den Blaubart nicht angegriffen, als er sich noch mit seinem Feinde in den Haaren lag? Der Vortheil war ja dann offenbar auf Eurer Seite.

      CONRAD. Halt! das ist wahr! — Daran hat keiner von uns gedacht! Hätten wir doch nur unsern Rathgeber bei uns gehabt!

      HEYMON. Wirklich, wir hätten ihn angreifen sollen, dann würde er doch wahrscheinlich von zwei Feinden untergebracht worden seyn, jetzt hat er jenen besiegt, und es kann uns nun eben so ergehn. — Warum sagtest du das aber auch nicht früher?

      CLAUS. Eure Feldmusik und Eure tapfern kriegerischen Reden ließen mich ja gar nicht zu Worte kommen. Wahrhaftig, ich wollte gewiß für Euch einen ganz guten Rathgeber abgeben.

      CONRAD. Du? — Bleib du nur bei deinem Handwerk.

      CLAUS. Das gebe Gott nicht, daß Narrheit ein Handwerk sey.

      CONRAD. Was denn?

      CLAUS. Eine freie Kunst, wir sind nicht zünftig, ihr und jedermann darf ohne vorhergegangene Prüfung darin arbeiten.

      HEYMON. Fort! Wir zögern zu lange! (sie ziehn vorüber.)

      Von der andern Seite kömmt Hugo mit Knappen und Knechten.

      HUGO. Gelt? Das war ein gutes Stück Arbeit?

      KNECHT. So ziemlich, gnädiger Herr, aber es wäre Euch fast übel bekommen.

      HUGO. Ja, der Ritter, dem du den Rest gabst, setzte mir nicht übel zu.

      KNECHT. Es war Schade um das junge Blut, er hatte ganz goldgelbe Haare.

      HUGO. Was Schade? Wärs um mich weniger Schade gewesen? Meinst du so?

      KNECHT. Ha ha ha! Herr Ritter, das kann wohl nur Euer Spaß seyn.

      HUGO. Jetzt kommt, nun wollen wir es uns auch wohl seyn lassen, die Ruhe schmeckt nach solchem unruhigen Tage. — Aber seht, was ist das für eine Erscheinung dort? — Geh doch einer hin und frage, ob jene Menschen uns etwas anhaben wollen. (Knecht ab.) Es wäre mir gar recht, denn ich fühle mich noch nicht matt. Seid Ihr müde?

      KNECHTE. Nein, gnädiger Herr. (Knecht zurück.)

      HUGO. Nun?

      KNECHT. Es sind die Gebrüder von Wallenrod, sie verlangen mit Euch handgemein zu werden.

      HUGO. So? desto besser, so sind es ja meine alten Feinde! — Laßt uns sogleich anrücken. — Wie stark ist ihre Mannschaft?

      KNECHT. Stärker als die unsrige.

      HUGO. Wären die uns vorher über den Hals gekommen, so hätte sich ein sauberes Ungewitter über uns zusammen gezogen. Nun laßt die Trompeten schmettern und ihnen rasch entgegen!

      (Feldgeschrei, Getümmel, Kriegsmusik hinter der Scene.)

      CLAUS. (kömmt schnell herbei gehinkt.) Ob ich hier wohl sicher bin? — Ach, wo ist man im Felde wohl sicher? Auf wie vielen, weiten und meilenbreiten Feldern thront jetzt die Sicherheit, und ich Unseliger muß mich nun durch ein böses Schicksal gerade hier an diesem Ort der Unsicherheit befinden! — Hu! was das für eine Art ist, mit einander umzugehn! — Ist es nicht lächerlich, daß die Menschen im gewöhnlichen Leben so viele Umstände mit einander machen, und

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