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wie vor die Schuld daran, daß ich unser Baby…«

      »Dann ist er deine Liebe gar nicht wert!« brauste Stefan plötzlich auf. »Und wenn er nichts mehr von dir wissen will, dann…«

      »Stefan!« Scharf und zurechtweisend war der Ton seines Vaters, und unter dem strengen Blick zuckte Stefan förmlich zusammen.

      »Weißt du, wo Pascal jetzt ist?« wandte sich Dr. Daniel an Saskia.

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keine Ahnung. Als er nach dieser einen gemeinsamen Nacht ging, schien mir das endgültig zu sein.« Noch immer liefen Tränen über ihr Gesicht. »Und dabei könnte jetzt alles gut werden. Ich erwarte wieder ein Baby…«

      In diesem Moment stürzte Stefan aus dem Sprechzimmer und warf die Tür hinter sich zu. Betroffen sah Saskia ihm nach, dann wandte sie ihr Gesicht Dr. Daniel zu.

      »Ich glaube, ich habe ihn jetzt sehr verletzt«, flüsterte sie.

      Dr. Daniel nickte. »Ja, Saskia, das fürchte ich auch. Und das hast du nicht zum ersten Mal getan. Schon damals, vor sieben Jahren, war Stefan sehr traurig, als du einfach weggegangen

      bist. Und jetzt…« Er zögerte, dann entschloß er sich zur Wahrheit. »Stefan liebt dich noch immer.«

      Saskia senkte den Kopf. »Ich weiß, aber…« Sie stockte kurz, bevor sie leise hinzufügte: »Ich liebe Pascal, und ich glaube nicht, daß ich Stefan in der einen Woche, die ich hier bin, irgendwelche Hoffnungen gemacht habe. Ich war einmal in ihn verliebt, aber das ist lange her. Ich mag ihn sehr. Ich mag ihn von ganzem Herzen, aber Liebe… Liebe ist mehr.« Sie stand auf. »Und jetzt muß ich versuchen, Pascal zu finden.«

      Auch Dr. Daniel erhob sich. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann…«

      Doch Saskia schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Herr Dr. Daniel.« Dann lächelte sie. »Sie haben mir durch Ihre Diagnose bereits geholfen – mehr als Sie vielleicht ahnen können.«

      *

      Saskia vermied es, mit Stefan zusammenzutreffen. Sie wollte seinen Schmerz nicht noch verschlimmern. Doch es war gar nicht so einfach, ihm aus dem Weg zu gehen. Jedes Wochenende kam er nach Steinhausen, und manchmal fand er sogar während der Woche den Weg nach Hause.

      Dr. Daniel betrachtete das Ganze mit gewisser Sorge. Stefan steigerte sich da in eine Liebe hinein, die völlig aussichtslos für ihn war. Und Dr. Daniel spürte, daß Stefans Studium darunter zu leiden begann. Die Medizin interessierte ihn nicht mehr. Er versuchte nur noch, Saskia für sich zu gewinnen.

      »So geht’s nicht mehr weiter, Stefan«, erklärte Dr. Daniel, als sein Sohn am späten Mittwochnachmittag unverhofft in Steinhausen auftauchte. »Du schwänzt Vorlesungen, und Karina hat mir gesagt, daß du deine Bücher überhaupt nicht mehr anschaust.«

      Stefan schwieg zu diesen Vorwürfen. Er sah seinen Vater nicht einmal an.

      Mit einem tiefen Seufzer legte Dr. Daniel ihm eine Hand auf die Schulter. »Schau mal, Stefan, ich verstehe dich ja. Unerfüllte Liebe ist etwas Schreckliches, aber du wirst dich damit abfinden müssen, daß Saskia dich nicht liebt. Sie sucht nach Pascal.«

      Stefan nickte. »Ich weiß, aber sie wird ihn nicht finden. Wenn er es wirklich ernst gemeint hat, dann wird er dafür gesorgt haben, daß Saskia ihn nicht finden kann. Und irgendwann wird sie das einsehen.«

      »Du hoffst also, daß sie dann lieber dich nimmt, bevor sie allein bleibt.« Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Erstens glaube ich das nicht, und zweitens… würdest du sie unter diesen Umständen wirklich heiraten wollen?«

      Stefan zögerte nicht eine Sekunde. »Ja. Sie braucht einen Vater für ihr Kind, und ich werde dieser Vater sein, das schwöre ich dir.«

      *

      Ricky Schermann hielt sich fast ausschließlich in der Klinik von Dr. Sommer auf. Als Marina ihn angerufen und von der drohenden Frühgeburt erzählt hatte, hatte er nichts Eiligeres zu tun gehabt, als zu ihr zu fahren. Und auch jetzt saß er in jeder freien Minute an ihrem Bett.

      »Sag mal, Ricky, was sagt denn dein Vater, wenn du kaum noch ins Werk kommst?« fragte Marina, als ihr Mann wieder einmal um zehn Uhr vormittags bei ihr aufkreuzte.

      Ricky winkte ab. »Der ist um sein erstes Enkelkind viel zu besorgt, als daß er schimpfen würde.«

      Marina schmunzelte. »Ach so, es geht ihm nur ums Enkelkind.«

      »Unsinn«, widersprach Ricky sofort. »Du weißt genau, wie lieb er dich hat.«

      »Natürlich«, stimmte Marina zu. »Er besucht mich ja auch sehr oft. Und meine Eltern kommen ebenfalls regelmäßig her.« Sie lächelte. »Ich fühle mich so richtig verwöhnt und umsorgt.«

      »So soll es auch sein«, meinte Ricky, dann blickte er zu der Infusionsflasche hinauf. »Bekommst du immer noch Medikamente?«

      Marina nickte. »Es muß leider sein. Die Wehen haben trotz Bettruhe nicht aufgehört.« Dann lächelte sie wieder. »Aber auch in dieser Hinsicht bin ich hier bestens versorgt. Der Stationsarzt kommt mindestens zweimal täglich herein, um nach Helga und mir zu sehen.«

      Ricky runzelte die Stirn. »Helga?«

      »Das bin ich«, meldete sich die junge Frau vom Nachbarbett. »Marina und ich haben uns gestern abend auf das Du geeinigt.«

      »Ach so.« Ricky lächelte. »Ihr beiden versteht euch anscheinend glänzend.«

      Marina nickte. »Das ist auch außerordentlich wichtig, wenn man die ganze Zeit im Bett liegen muß.« Sie seufzte. »So hatte ich mir das Ende meiner Schwangerschaft auch nicht vorgestellt.«

      Liebevoll streichelte Ricky über ihr langes, kastanienbraunes Haar. »Ich weiß, Liebling, aber es ist doch besser so, als wenn das Baby viel zu früh gekommen wäre.«

      »Da hast du allerdings recht«, stimmte Marina zu. »Und wenn es dann wirklich soweit ist, bin ich wenigstens gleich an Ort und Stelle. Ich hatte sowieso Angst, daß wir zu spät in die Klinik kommen könnten. Immerhin steht der Winter vor der Tür. Und mein Geburtstermin ist im Januar. Da liegt in Steinhausen der Schnee meistens noch ziemlich hoch.«

      Ricky lächelte. »Diese Sorge bist du jetzt los. Ich habe gestern Dr. Daniel getroffen. Er meint, daß du bestimmt bis zur Entbindung hier bleiben mußt.«

      Marina nickte. »Das sagt Dr. Sommer auch.« Sie zuckte die Schultern. »Im Grunde ist es ja egal. Hauptsache, wir bekommen ein gesundes Baby.«

      *

      Nach fast einem Monat fand Saskia endlich die erste Spur. Es war Zufall. Einer plötzlichen Eingebung folgend, hatte sie bei der Firma angerufen, bei der Pascal damals beschäftigt gewesen war, als sie diesen schrecklichen Unfall gehabt hatte. Und dort hatte man ihr mitgeteilt, daß Pascal bis vor kurzem bei einer französischen Zweigstelle gearbeitet hatte.

      Saskia kramte ihre letzten Französischkenntnisse hervor und rief in Cherbourg an. Die Verständigung war schwierig, doch schließlich brachte Saskia heraus, daß Pascal von Cherbourg nach Freiburg gegangen war. Das war jetzt zwei Monate her.

      Saskia packte sofort ihre Koffer. Und als sie gerade reisefertig war und das Pfarrhaus nach einem sehr herzlichen Abschied von Hochwürden Wenninger und seiner Haushälterin Gerdi verließ, stand ganz unvermittelt Stefan Daniel vor ihr.

      »Wo willst du hin?« fragte er.

      Saskia senkte den Kopf. Diese Begegnung paßte ihr ganz und gar nicht. Sie hatte für Stefan einen erklärenden Brief hinterlassen, weil sie zu feige gewesen war, offen mit ihm zu sprechen. Doch jetzt schien es, als würde ihr nichts anderes übrigbleiben.

      »Ich fahre nach Freiburg«, erklärte sie endlich.

      Völlig fassungslos starrte Stefan sie an. »Du wolltest gehen, ohne mich… ohne Abschied? Einfach so?« Er schüttelte den Kopf. »Wie damals.«

      »Nicht ganz«, berichtigte Saskia. »Ich habe für dich einen Brief hinterlassen, in dem ich…«

      »Einen

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