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fragte Stefan.

      Saskia nickte. »Natürlich. Ich gehe sogar bis ins Erdgeschoß, und dann kehre ich ins Pfarrhaus zurück. Ich lasse mich nicht untersuchen!«

      »Doch, Saskia, ich bestehe darauf. Und wenn du nicht zu meinem Vater willst, dann bringe ich dich zu Dr. Gärtner.«

      Fassungslos starrte Saskia ihn an. »Wie bitte? Der praktiziert noch immer?« Sie mußte lachen. »Meine Güte, der muß ja schon weit über siebzig sein.«

      Stefan zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich weiß er es selbst nicht mehr so ganz genau. Aber er ist Allgemeinmediziner und kann vielleicht auch feststellen, was dir fehlt.«

      Heftig schüttelte Saskia den Kopf. »Dann schon lieber zu deinem Vater. Obwohl ich nicht weiß, was ein Frauenarzt bei mir feststellen soll. Komm schon, Stefan, vergiß es einfach. Mir war doch nur schwindlig.«

      »Du warst ohnmächtig«, berichtigte Stefan, dann ließ er sich auf keine weitere Diskussion mehr ein, sondern brachte Saskia ins erste Stockwerk hinunter.

      Dr. Daniel saß im Wohnzimmer über einem Kreuzworträtsel. Als die jungen Leute eintraten, blickte er auf, dann erschrak er. »Meine Güte, Saskia, du bist ja weiß wie die Wand. Ist dir nicht gut?«

      Rasch erhob er sich und kam auf das junge Mädchen zu.

      »Sie war gerade ohnmächtig«, erzählte Stefan. »Würdest du sie bitte untersuchen, Papa?«

      Dr. Daniel nickte. »Das ist doch selbstverständlich. Kommt, gehen wir in die Praxis hinunter.«

      Auch er griff stützend an Saskias Arm.

      »Hattest du solche Ohnmachtsanfälle schon öfter?« wollte er wissen, während sie nach unten gingen.

      Saskia schüttelte den Kopf, konnte Dr. Daniel dabei aber nicht ansehen. Sie wollte nicht zugeben, daß sie in den letzten beiden Wochen schon dreimal ohne ersichtlichen Grund umgekippt war.

      »Mir fehlt wirklich nichts«, beteuerte sie dann. »Es ist Unsinn, daß Sie solche Umstände machen. Genießen Sie doch lieber Ihren Sonntag.«

      »Es sind keine Umstände, Saskia«, wehrte Dr. Daniel ab. »Und meinen Sonntag kann ich nachher auch noch genießen.« Er schloß die Tür zur Praxis auf. »So, jetzt setz dich erst mal ins Sprechzimmer. Stefan, du begleitest Saskia. Ich muß noch rasch telefonieren.«

      Kaum eine Minute später war Dr. Daniel dann zur Stelle.

      »Also, Saskia, jetzt werden wir erst mal deinen Blutdruck messen, und anschließend nehme ich dir etwas Blut ab. Meine Sprechstundenhilfe wird gleich hier sein, um die Blutprobe auszuwerten.«

      Völlig entgeistert starrte Saskia ihn an. »Sie haben Ihre Sprechstundenhilfe am Sonntag in die Praxis zitiert?«

      Schmunzelnd schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Ich zitiere niemanden irgendwohin. Ich habe Frau Kaufmann gebeten, für ein paar Minuten herzukommen, und sie hat bereitwillig zugestimmt.«

      Trotz seiner Sorge um Saskia mußte Stefan jetzt grinsen. »Kein Wunder. Die gute Lena Kaufmann verehrt dich, aber das tun ja fast alle Frauen.«

      Dr. Daniel errötete. »Frechdachs.« Dann konzentrierte er sich auf seine Arbeit.

      »95 zu 60.« Besorgt schüttelte er den Kopf. »Der Blutdruck ist sehr niedrig. Kein Wunder, daß du umgekippt bist.« Dann legte er einen Gurt um Saskias rechten Oberarm und bat sie, die Faust zu ballen. Mit dem Mittelfinger strich er über ihre Ellenbeuge, bevor er nach der bereitgelegten Einwegspritze griff und schließlich die Nadel vorsichtig in die Vene stach.

      »So, Saskia, das war’s schon«, meinte er, nachdem er die Einstichstelle versorgt hatte. »Bleib bitte noch hier sitzen, bis Frau Kaufmann die Blutprobe ausgewertet hat.«

      Es dauerte nicht sehr lange, bis Dr. Daniel die Werte vorliegen hatte, die er brauchte. Er nickte, als habe er genau dieses Ergebnis erwartet.

      »Die Blutsenkung ist leicht beschleunigt«, erklärte er. »Außerdem leidest du unter Eisenmangel.«

      Saskia erschrak. »Ist das schlimm?«

      Nachdenklich kratzte sich Dr. Daniel am Kopf. »Ich glaube nicht, aber…« Er stockte, dann bat er: »Würdest du Frau Kaufmann eine Urinprobe geben?«

      Saskia nickte. Sie hatte plötzlich entsetzliche Angst, daß sie schwerkrank sein könnte, und machte sich insgeheim Vorwürfe, weil sie nicht schon eher zum Arzt gegangen war.

      Dr. Daniel gab Lena Kaufmann Anweisungen, dann kehrte er ins Sprechzimmer zurück.

      »Was glaubst du, Papa. Ist sie krank?« fragte Stefan hastig, solange Saskia nicht im Zimmer war.

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Stefan, ich glaube nicht. Ich tippe auf etwas völlig anderes, aber…« Er unterbrach sich, weil Saskia in diesem Augenblick zurückkehrte. Sie schien noch blasser zu sein als vorher.

      Wenige Minuten darauf trat Lena Kaufmann herein.

      »Positiv«, erklärte sie lächelnd.

      »Eindeutig?« fragte Dr. Daniel zurück, was Saskia und Stefan noch mehr verunsicherte.

      Die Sprechstundenhilfe nickte. »Kein Zweifel möglich. Ich habe den Test zweimal gemacht. Er war beide Male positiv.«

      Dr. Daniel lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah Saskia an.

      »Mein Verdacht hat sich bestätigt. Du bist schwanger.«

      *

      Es hatte etliche Minuten gedauert, bis Saskia diese Nachricht voll aufgenommen hatte. Jetzt schüttelte sie den Kopf.

      »Das… das kann nicht sein, Herr Dr. Daniel«, erklärte sie voller Überzeugung. »Ich kann doch gar kein Kind bekommen.«

      »Offensichtlich doch«, entgegnete Dr. Daniel ernst. »Ich werde dich nachher noch untersuchen, um jeden Zweifel auszuschließen. Aber jetzt sollten wir erst mal klären, was mit dem Vater dieses Kindes ist – vorausgesetzt, du hast das nötige Vertrauen zu mir.«

      Saskia senkte den Kopf, allerdings weniger wegen Dr. Daniel, sondern vielmehr um Stefans vorwurfsvollem Blick auszuweichen. Sie wußte genau, was in ihm vorging.

      »Pascal…«, begann sie leise.

      »Wie bitte?« fuhr Stefan auf. »Ich dachte, du hast ihn vor einem Jahr zum letzten Mal gesehen?«

      Saskia schüttelte den Kopf, dann hob sie langsam den Blick und sah Stefan an. Ihre Augen baten um Verzeihung, doch Stefan war zu enttäuscht, um es zu bemerken.

      »Ich habe dich nicht angelogen«, beteuerte Saskia.

      »Offensichtlich doch«, entgegnete Stefan hart.

      Beschwichtigend legte Dr. Daniel eine Hand auf den Arm seines Sohnes. »So kommen wir nicht weiter, Stefan. Ich finde, du solltest Saskia erst einmal aussprechen lassen.«

      Stefan senkte den Kopf. Sein Herz schmerzte. Er fühlte sich zum zweiten Mal von Saskia verraten.

      »Pascal hat mich vor einem Jahr verlassen«, begann Saskia leise zu erzählen. »Er wollte Abstand gewinnen, weil er mir insgeheim die Schuld an dem Unfall gab, bei dem ich unser Baby verloren habe.«

      »Das weiß ich«, erklärte Stefan, und in seiner Stimme schwang etwas wie Trotz mit. Schließlich hatte Saskia ihm die ganze Geschichte schon erzählt.

      »Aber ich weiß es nicht«, wandte Dr. Daniel ein, dann sah er Saskia an. »Bitte, sprich weiter.«

      Saskia atmete tief durch. »Vor etwas mehr als einem Monat stand er dann plötzlich vor meiner Wohnungstür. Über das Kinderheim, in dem ich arbeitete, hatte er meine Adresse herausbekommen. Ich dachte, daß nun alles gut werden könnte. Wir liebten uns doch. Wir verbrachten einen romantischen Abend und eine traumhafte Nacht, doch am nächsten Morgen… Pascal sagte, er hätte es versucht, und er würde mich auch lieben, aber er könnte das alles einfach nicht vergessen… unser Baby und…« Sie schaffte es nicht, den

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