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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Stefan, der diese entsetzliche Szene völlig hilflos hatte mitansehen müssen, sprang jetzt aus seinem Auto und lief auf die verkrümmt daliegende Gestalt zu. Als er neben ihr niederkniete, fühlte er überdeutlich, wie sein Herz einen rasenden Trommelwirbel schlug.
»Saskia! Hörst du mich?«
Seine eigene Stimme klang fremd in seinen Ohren.
Und Saskia bewegte sich nicht. Stefan war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch atmete. Er versuchte, ihren Puls zu ertasten, und atmete auf, als er das schwache, aber regelmäßige Pochen fühlte.
»O mein Gott«, stammelte jemand neben ihm. »Ich… ich konnte nichts dafür… das habe ich nicht gewollt… sie ist mir buchstäblich ins Auto gelaufen…«
Stefan sah auf und direkt in das Gesicht eines jungen Mannes. Es war der Fahrer, dessen Wagen Saskia erfaßt hatte, und er stand ganz offensichtlich unter Schock.
»Sie müssen den Notarzt rufen«, erklärte Stefan heiser, dann fiel sein Blick auf den langgestreckten weißen Bau, der hinter hohen Parkbäumen durchschimmerte. »Halt, warten Sie. Da drüben ist eine Klinik. Lassen Sie einen Krankenwagen herschicken.«
»Aber… aber Sie wissen ja gar nicht…«, stammelte der Mann, doch Stefan fiel ihm ins Wort: »Ich kenne den Chefarzt.« Dann drängte er: »Los, beeilen Sie sich!«
Der Mann nickte und lief über die Straße auf den Klinikbau zu. Währenddessen versuchte Stefan sehr vorsichtig festzustellen, wie schwer sich Saskia verletzt hatte, doch das war angesichts der vielen blutenden Wunden äußerst schwierig. Und überdies wagte Stefan es nicht, sie zu bewegen. Die Wirbelsäule konnte verletzt sein.
Doch da hörte er schon das Martinshorn des Rettungswagens. Und auch der Mann, der an dem Unfall beteiligt war, kam in diesem Moment zurück.
»Ist es… zu spät?« fragte er heiser.
»Nein, noch nicht«, antwortete Stefan leise. »Aber ich glaube, viel fehlt nicht mehr.«
Das sah auch der Arzt, der im Krankenwagen mitgekommen war. Er untersuchte Saskia nur notdürftig, dann schaute er Stefan scharf an. »Haben Sie sie bewegt?«
Stefan schüttelte den Kopf. »Ich studiere Medizin.«
»Das besagt in solchen Situationen gar nichts«, knurrte der Arzt.
Vorsichtig wurde Saskia auf eine Trage gelegt und in den Krankenwagen gehoben.
»Sie können mitfahren«, bot der Arzt Stefan an, dann wandte er sich dem Autofahrer zu. »Und Sie kommen auch mit. Sie stehen unter Schock und müssen behandelt werden.«
Nur wenige Minuten später erreichte der Krankenwagen die Klinik, und auf einem fahrbaren Bett wurde Saskia hineingeschoben. Der Arzt und Stefan begleiteten sie.
»Wer ist heute außer mir noch im Haus?« wollte der Arzt von der herbeieilenden Schwester wissen.
»Dr. Kastner«, antwortete sie. »Ich habe ihn schon informiert, Herr Oberarzt.« Dann wies sie nach vorn. »Da kommt er.«
»Es sieht schlimm aus«, erklärte der Oberarzt dem Kollegen gegenüber. »Starker Blutverlust. Vermutlich auch innere Blutungen. Darüber hinaus Oberschenkelfraktur rechts und etliche andere Knochenbrüche. Höchstwahrscheinlich auch eine schwere Schädelverletzung. Wir müssen sofort operieren.«
Dr. Kastner nickte, dann übernahm er die Patientin, während sich der Oberarzt Stefan zuwandte.
»Wer sind Sie?« wollte er wissen.
»Ihr… ihr Freund«, antwortete Stefan zögernd. »Sie war mit mir unterwegs und ist völlig kopflos aus meinem Auto gesprungen, als ich an der roten Ampel halten mußte.« Er senkte den Kopf. »Wir… wir hatten eine kleine… Meinungsverschiedenheit.«
Doch das interessierte den Oberarzt herzlich wenig. Er nickte nur beiläufig, dann meinte er: »Sie können im Aufenthaltsraum neben der Intensivstation warten.«
Er wollte gehen, doch Stefan hielt ihn zurück.
»Sie ist schwanger«, erklärte er, und seine Stimme klang dabei heiser. »Ungefähr dritter Monat.«
»Meine Güte, das auch noch«, stöhnte der Oberarzt.
»Benachrichtigen Sie Dr. Sommer?« wollte Stefan wissen.
»Was für eine Frage!« entgegnete der Arzt. »Wenn ihr überhaupt noch einer helfen kann, dann nur der Chefarzt!«
Damit drehte er sich um und verschwand hinter den breiten Doppeltüren, auf denen mit roten Buchstaben Operationssaal. Betreten verbotengeschrieben stand.
Stefan blieb stehen und starrte die sich schließenden Milchglastüren an, und erst jetzt kam ihm die Tragweite dessen, was der Oberarzt gesagt hatte, richtig zu Bewußtsein.
»Wenn ihr überhaupt noch einer helfen kann…«
Aufstöhnend schlug Stefan beide Hände vors Gesicht. »Oh, mein Gott…«
»Ist Ihnen nicht gut?« fragte in diesem Moment eine junge Krankenschwester. »Kann ich etwas für Sie tun?«
Stefan schüttelte den Kopf, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. »Ja, vielleicht doch. Ich müßte telefonieren.«
Mit einer sanften Geste nahm die Schwester Stefan beim Arm. »Kommen Sie.«
Über einen schmalen Flur gelangten sie zu einer größeren Halle, und hier waren auch etliche Telefonzellen. Stefan bedankte sich bei der freundlichen Krankenschwester, dann trat er in die schmale Kabine, nahm den Hörer ab und wählte die Nummer seines Vaters, doch niemand meldete sich.
Niedergeschlagen verließ Stefan die Telefonzelle, sah sich um und entdeckte dann im Flur eine schmale Kunststoffbank. Von hier aus konnte er die Doppeltüren, die zum Operationssaal führten, beobachten, und das war ihm lieber, als neben der Intensivstation zu warten. Von einer plötzlichen Schwäche ergriffen, ließ sich Stefan auf diese Bank sinken. Jetzt konnte er nichts anderes mehr tun, als zu warten. Und dabei saß ihm die Angst wie ein Ungeheuer im Herzen.
*
Es ging bereits auf Mitternacht zu, als Stefan zum wiederholten Male die Nummer seines Vaters wählte. Ausgerechnet jetzt meldete sich niemand.
»Bitte, Papa, sei doch endlich zu Hause«, murmelte Stefan wie beschwörend vor sich hin, während er noch einmal wählte. Er war schon fast verrückt vor Angst und Sorge um Saskia, und die Einsamkeit hier in diesem Flur brachte ihn beinahe um. Er sehnte sich danach, endlich mit irgend jemandem sprechen zu können.
Hoffnungsvoll wartete er darauf, daß sein Vater endlich an den Apparat gehen würde. Aber wieder drang nur in regelmäßigen Abständen dieses eintönige Tuten an sein Ohr, das anzeigte, daß das Telefon in der Daniel-Villa zwar klingelte, aber niemand da war, um den Hörer abzunehmen.
Resigniert legte Stefan auf, dann wanderte sein Blick wieder zu den Milchglasscheiben, auf denen mit großer Schrift Operationssaal. Betreten verbotengeschrieben stand. Er fühlte Tränen aufsteigen, und das Bedürfnis, mit irgend jemandem zu sprechen, wurde übermächtig in ihm. Doch wen konnte er um diese Uhrzeit noch aus dem Bett klingeln?
Wieder versuchte er es in Steinhausen. Er konnte einfach nicht begreifen, wo sein Vater um diese Zeit noch sein konnte. Normalerweise ging er sonntags niemals weg, und selbst wenn er Freunde besuchte, dann war wenigstens Tante Irene zu Hause.
»Papa, verdammt, ich brauche dich«, murmelte Stefan verzweifelt.
In diesem Moment lief ein grüngekleideteter Arzt aus dem Operationssaal und den Flur entlang. Stefan warf den Hörer auf die Gabel und hielt den Arzt auf.
»Wie geht es ihr?« stieß