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und ich erwarte ein Baby von ihm. Da ist es doch klar, daß ich nach ihm suchen muß. Bitte, Stefan, versteh mich. Ich kann nicht einfach hierbleiben und…«

      »Und wenn er dich nicht mehr will?« unterbrach Stefan sie. »Wenn er von dir einfach die Nase voll hat?«

      Saskia erschrak. An diese Möglichkeit hatte sie noch gar nicht gedacht.

      Stefan spürte, daß sie in ihrem Entschluß wankend wurde, aber noch bevor er etwas sagen konnte, erklärte Saskia: »Darauf muß ich es ankommen lassen. Pascal muß erfahren, daß er Vater wird. Ob er mich dann heiratet oder nicht, wird sich ja herausstellen.«

      »Und wenn er es nicht tut, wirst du daran zugrunde gehen«, prophezeite Stefan, dann schüttelte er den Kopf. »Das werde ich nicht zulassen. Ich begleite dich nach Freiburg.«

      »Aber… dein Studium?« wandte Saskia ein.

      »Das ist mir im Augenblick völlig gleichgültig. Wichtig bist für mich nur du.«

      Diese bedingungslose Liebe rührte an ihr Herz, doch trotz allem konnte sie für Stefan nur Freundschaft empfinden. Ihr Herz gehörte nun einmal Pascal – jetzt und für immer.

      Saskia atmete tief durch. »Ich nehme an, es hat keinen Sinn, dich von diesem Entschluß abbringen zu wollen.« Sie seufzte. »Also schön, dann begleite mich. Aber bitte, Stefan, versprich mir, daß du nichts Unüberlegtes tust, wenn es mit Pascal und mir…«

      »Ich bin kein Kind mehr«, fiel Stefan ihr ins Wort. »Ich weiß, welches Risiko ich eingehe. Und keine Angst… wenn Pascal dich noch liebt und dich heiraten will, dann werde ich euch nicht im Wege stehen.«

      *

      Dr. Daniel stand zufällig am Fenster seines Wohnzimmers, als Stefan Saskias Koffer in seinem Wagen verstaute und ihr dann die Beifahrertür aufhielt. Saskia stieg ein, und noch bevor Dr. Daniel das Fenster öffnen und etwas fragen konnte, hatte sich Stefan hinter das Steuer gesetzt und verließ nun schnell den Parkplatz. Ein ungutes Gefühl beschlich Dr. Daniel. Diese Abfahrt hatte so etwas Endgültiges.

      Er trat zum Telefon und wählte die Nummer des Pfarrhauses.

      »Guten Tag, Hochwürden, hier Daniel«, gab er sich zu erkennen.

      »Herr Dr. Daniel!« rief der Pfarrer überrascht aus. »Was verschafft mir das Vergnügen?«

      Plötzlich wußte Dr. Daniel nicht mehr, wie er seine Frage formulieren könnte, damit sie nicht neugierig oder gar aufdringlich klingen würde.

      »Es ist… es geht um… Saskia«, brachte er endlich hervor. »Ich habe sie gerade mit Stefan wegfahren sehen.«

      Der Pfarrer schwieg einen Moment, dann meinte er: »Was halten Sie davon, wenn Sie zu einem kleinen Plausch ins Pfarrhaus kommen. Gerdi hat Kuchen gebacken.« Er überlegte kurz. »Bringen Sie Ihre Schwester ruhig auch mit.«

      Dr. Daniel runzelte die Stirn. Er begriff dieses Ausweichmanöver des Pfarrers nicht, spürte aber, daß er hier am Telefon keine Auskunft bekommen würde.

      »Natürlich, Hochwürden«, stimmte er daher zu. »Wir kommen gern.«

      Eine knappe halbe Stunde später saßen sich Pfarrer Wenninger und Dr. Daniel in dem gemütlichen kleinen Wohnzimmer gegenüber, während die beiden Frauen in der Küche werkelten.

      »Sie haben mich nach Saskia gefragt«, schnitt Klaus Wenninger das Thema sofort an. »Sie ist heute abgereist.«

      »Abgereist?« wiederholte Dr. Daniel erstaunt. »Was soll das heißen?«

      Der Pfarrer zuckte die Schultern. »Wohin sie genau will, weiß ich auch nicht. Darüber hat sie sich in Schweigen gehüllt. Allerdings weiß ich, daß Sie diesen Pascal suchen möchte. Und es scheint, als hätte sie irgendeinen Anhaltspunkt dafür bekommen.«

      Nachdenklich rieb sich Dr. Daniel das Kinn. »Dann hat Stefan sie wohl nur zum Bahnhof gefahren.«

      Bedächtig wiegte Klaus Wenninger den Kopf hin und her. »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.« Über sein Gesicht huschte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Sehen Sie, Herr Dr. Daniel, ich bin nur ein alter Mann und darüber hinaus auch noch ein Priester. Aber ich habe Augen im Kopf. Stefan liebt Saskia.«

      »Was wollen Sie damit sagen, Hochwürden?« fragte Dr. Daniel, obwohl er die Antwort bereits ahnte.

      »Ich vermute, daß Stefan Saskia begleiten will – in der Hoffnung, sie würde Pascal nicht finden und dann seinen Ruf nach Liebe erhören.«

      Ungläubig schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Das glaube ich nicht. Stefan setzt sein Examen aufs Spiel, wenn er nicht mehr zur Uni geht. Das würde er niemals tun!«

      Pfarrer Wenninger hob beide Hände. »Im Normalfall sicher nicht, aber die Liebe ist eine Macht, die Sie nicht unterschätzen sollten, Herr Doktor.«

      *

      Die Fahrt nach München verlief nahezu schweigend. Saskia war viel zu sehr mit ihren Gedanken an Pascal beschäftigt und damit, wo sie in Freiburg anfangen sollte zu suchen. Stefan dagegen begann sich zu fragen, ob das, was er tat, wirklich richtig war. Er war im Begriff, sein Studium zu schmeißen. Wenn er wirklich mit Saskia nach Freiburg fuhr, um Pascal zu suchen, dann würde er so viele Vorlesungen versäumen, daß er das Examen keinesfalls schaffen könnte. Sicher, Saskia war ihm dieses Opfer allemal wert, aber was, wenn sie und Pascal doch noch zueinander finden würden? Wenn sie ihrer Liebe eine zweite Chance geben würden?

      Stefan hatte keine Gelegenheit mehr, sich diese Fragen zu beantworten, jetzt wandte sich Saskia ihm zu.

      »Warum tust du das?« wollte sie wissen.

      Stefan sah sie einen kurzen Moment lang an, dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße.

      »Weil ich dich liebe«, bekannte er. »Ich habe dich damals schon geliebt, und das hat sich bis heute nicht geändert.«

      Saskia senkte den Kopf. Stefans Worte weckten Mitleid in ihr, doch Mitleid war nicht gleichbedeutend mit Liebe.

      »Das ist doch nicht wahr«, entgegnete sie leise. »Du hast in den vergangenen Jahren kaum einmal an mich gedacht.«

      »Richtig«, gab Stefan unumwunden zu. »Weil ich niemals mit deiner Rückkehr gerechnet habe. Außerdem dachte ich, du wärst längst verheiratet.«

      Saskia atmete tief durch. »Das werde ich auch bald sein.«

      Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Stefan unter diesen Worten zusammenzuckte, und einen Moment lang haßte sie sich dafür, daß sie ihm so weh tat. Aber sie liebte eben Pascal, und selbst wenn sie ihn nicht finden würde oder er sie nicht mehr liebte, dann würde sie keinesfalls Stefan als Lückenbüßer nehmen. So etwas hatte er nicht verdient.

      »Das glaubst du doch selbst nicht«, hielt Stefan ihr in scharfem Ton entgegen. »Denkst du wirklich, er hätte dich verlassen, wenn er dich noch lieben würde?«

      Saskias harte Züge versteinerten. »Was fällt dir ein, so über Pascal zu sprechen? Du kennst ihn nicht… weißt nicht, wie sensibel er ist. Er hat es nicht verwunden, daß ich unser Baby verloren habe…«

      »Und er gibt dir die Schuld daran. Ein Mann, der dich wirklich lieben würde, brächte das nicht übers Herz. Dein Pascal hätte sehen müssen, wie sehr du selbst unter dem Verlust des Babys gelitten hast, und er hätte zu dir halten müssen«, erklärte Stefan in dem verzweifelten Bemühen, Saskia irgendwie für sich zu gewinnen. Er wollte ohne sie einfach nicht mehr leben!

      »Du weißt nicht, wovon du sprichst!« hielt Saskia ihm vor, dann wandte sie den Kopf zur Seite. »Laß mich aussteigen. Ich verzichte auf deine Begleitung.«

      Stefan schluckte schwer. Er wußte, daß er zu weit gegangen war.

      »Saskia, bitte, ich habe das nicht so gemeint«, erklärte er und fühlte dabei, wie lahm diese Entschuldigung klang.

      Er hielt den Wagen an einer roten Ampel an und wandte sich Saskia zu, doch noch bevor er eine weitere Entschuldigung aussprechen konnte, hatte

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