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mein Mädchen, jetzt bist du fällig, dachte sie, stand auf und zog Markus mit hoch.

      »Ich weiß ein hübsches Plätzchen, an dem wir beide völlig ungestört sind«, raunte sie ihm zu – allerdings laut genug, daß Karina die Worte verstehen konnte.

      Und als sie jetzt sah, wie sich Markus und Babs in das kleine Gartenhäuschen der Seibolds zurückzogen, sah Karina rot. Wie gehetzt folgte sie den beiden und riß die Tür auf.

      Das erste, was sie sah, war Babs, die neben Markus auf dem alten Kanapee saß. Der Schmerz der Eifersucht bohrte sich wie ein glühender Pfeil in ihr Herz, und wie eine Furie stürzte sie sich auf die vermeintliche Rivalin.

      »Du Miststück!« fuhr sie Babs an. »Warum, zum Teufel, bist du hierhergekommen? Du…« Erst jetzt bemerkte Karina, daß Babs sich gar nicht wehrte. Ja, sie schien nicht einmal erschrocken über Karinas Ausbruch zu sein – ganz im Gegenteil: Mit aller Seelenruhe zeigte sie ihr unwiderstehliches Lä­cheln.

      »Na endlich«, erklärte sie dann. »Ich dachte schon, ich müßte noch weiter gehen, bis du dann endlich merkst, daß du Markus liebst.«

      Völlig fassungslos starrte Karina das Mädchen vor sich an. »Wie bitte?« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie danach klarer sehen. »Heißt das… daß alles nur gespielt war? Du… du liebst ihn überhaupt nicht?«

      Da wurde Babs ernst. »Doch, Karina, ich liebe ihn. Ich liebe ihn mehr als alles andere.«

      Wieder schüttelte Karina den Kopf. »Aber dann… ich verstehe nicht…«

      Jetzt lächelte Babs wieder. »Das wirst du schon gleich verstehen.« Sie kostete ihr kleines Geheimnis noch sekundenlang richtig aus, dann fuhr sie fort: »Ich heiße Barbara Wagner und bin Markus’ kleine Schwester.«

      Karina hatte jetzt das Gefühl, als hätte ihr jemand mit einem Gummihammer auf den Kopf geschlagen.

      »Du bist… aber ich wußte ja gar nicht…« Und plötzlich begriff sie wirklich alles. Markus hatte ihr mit seiner Schwester ein richtiges Liebespaar vorgespielt, um sie eifersüchtig zu machen. Und das bedeutete…

      »Markus…«, stammelte Karina. »Ist das… wahr?«

      Mit einem glücklichen Lächeln stand Markus auf und legte seine Arme um Karinas Nacken.

      »Natürlich ist es wahr«, meinte er. »Schau mal, du hast mir zwar immer wieder mal gesagt, daß du mich liebst, aber ich habe gespürt, daß du dir deiner Gefühle nicht sicher warst. Und dann schlug Babs mir diese kleine Komödie vor.« Er zuckte die Schultern. »Mein Risiko war natürlich, daß du nicht eifersüchtig wirst und ich dich dann ganz verliere, aber das war es mir wert.« Jetzt lächelte er. »Und der Einsatz hat sich gelohnt.«

      Da schmiegte sich Karina ganz nah an ihn.

      »Ich liebe dich, Markus«, flüsterte sie, und diesmal kamen die Worte aus ihrem Herzen.

      Und während sich ihre Lippen immer und immer wieder fanden, verließ Babs leise das Gartenhaus. Da drin hatte sie jetzt nichts verloren. Karina war sich ihrer Gefühle endlich sicher geworden, und Markus hatte lange genug auf diesen Augenblick warten müssen – da durften diese beiden durch nichts und niemanden gestört werden.

      *

      Im Pfarrhaus herrschten Trubel und Hektik, trotzdem machten Pfarrer Wenninger und seine langjährige Haushälterin so gelöste Gesichter wie schon lange nicht mehr. Heute war es endlich soweit: Martha Heimrath, die Schwester des Pfarrers, hatte doch tatsächlich ihre Heimreise angekündigt.

      Dieser Ankündigung hatte Pfarrer Wenninger zuerst ein klein wenig skeptisch gegenübergestanden, doch nachdem Martha begonnen hatte, ihre Koffer zu packen, konnte er daran glauben, daß sie ihr Versprechen wahrmachen würde.

      »Ach, Klaus«, seufzte Martha, als ihre Koffer im Flur standen und sie auf das Taxi wartete, das sie zum Bahnhof bringen würde. »Hoffentlich kommt ihr hier ohne mich zurecht.«

      »Ich denke, wir werden es schaffen«, meinte Pfarrer Wenninger und hatte dabei Mühe, ein amüsiertes Schmunzeln zu unterdrücken. Seine liebe Schwester hielt sich noch immer für unentbehrlich.

      Martha sah sich mit einem prüfenden Blick um. »Na ja, ein bißchen Ordnung habe ich in den vergangenen Wochen hier hereingebracht. Und die Geschichte mit Johanna habe ich auch bestens geregelt.«

      Pfarrer Wenninger hüstelte hinter vorgehaltener Hand. Das klang ja, als hätte Martha alles ins Lot gebracht, dabei war es doch hauptsächlich Dr. Daniels Verdienst, aber es lag ja in Marthas Natur, solche Dinge geflissentlich zu übersehen.

      »Ich hoffe, du hast auch in Zukunft ein wachsames Auge auf Johanna und vor allem auf ihren Sohn und ihre Schwiegertochter«, erklärte Martha. »Schließlich ist es deine Pflicht, in deiner Gemeinde für Ruhe und Harmonie zu sorgen.« Sie hob den Zeigefinger. »Immerhin bist du Pfarrer, vergiß das nicht.«

      Wieder hatte Pfarrer Wenninger Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Er war jetzt schon seit mehreren Jahrzehnten Geistlicher und hatte seine Berufung noch niemals vergessen – ganz im Gegenteil. Schließlich war er ja mit Leib und Seele Pfarrer.

      »Ich werde mich bemühen, daran zu denken«, meinte er und übersah Marthas strafenden Blick.

      Zu einer Erwiderung kam sie nicht mehr, denn in diesem Augenblick hupte draußen das Taxi. Martha umarmte ihren Bruder und ließ sich zu einem innigen Abschiedskuß hinreißen.

      »Ich komme dich bald wieder besuchen«, versprach sie.

      Pfarrer Wenninger warf einen flehenden Blick nach oben. Lieber Gott, verschone mich, schien er sagen zu wollen. Schließlich würde er von dem jetzigen Besuch seiner Schwester noch einige Jahre zehren.

      Dann bestieg Martha Heimrath das Taxi und winkte, bis sie das Pfarrhaus nicht mehr sehen konnte.

      Aufatmend wandte sich Pfarrer Wenninger seiner Haushälterin zu, der die Erleichterung ebenfalls anzusehen war.

      »Das wäre überstanden«, meinte er. »Und jetzt machen wir es uns richtig gemütlich, nicht wahr, Gerdi?«

      Gerdi Schuster nickte eifrig. »Ich habe gestern abend, nachdem Ihre Frau Schwester zu Bett gegangen war, noch einen Guglhupf gebacken. Und da mache ich uns jetzt noch ein Täßchen Kaffee dazu.«

      Pfarrer Wenninger rieb sich die Hände. »Eine vortreffliche Idee, Gerdi. Und dann hoffen wir, daß wir die Schrecken der letzten Wochen rasch verwinden werden.«

      *

      Dr. Daniel wartete eine gute Woche, bevor er sich zu einem Besuch bei Gertraud Kufner entschloß. Er wollte sehen, wie die beiden Frauen miteinander zurechtkamen.

      Auf sein Klingeln öffnete Johanna Köster.

      »Herr Dr. Daniel!« rief sie erfreut aus. »Das ist aber schön, daß Sie uns einmal besuchen!« Dann wandte sie sich um und rief in Richtung Wohnzimmer: »Gertraud! Rate mal, wer eben gekommen ist!«

      Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen trat Gertraud Kufner heraus.

      »Das ist nicht schwierig, Johanna. Du hast den Herrn Doktor ja laut genug begrüßt«, meinte sie, dann reichte auch sie dem Arzt die Hand. »Ich freue mich sehr über Ihren Besuch.«

      Dr. Daniel lächelte. »Das ist schön, aber ich will Sie beide gar nicht lange aufhalten. Wie geht es Ihnen denn?«

      Johanna Köster und Gertraud Kufner tauschten einen Blick.

      »Uns geht es hervorragend«, erklärte Frau Kufner dann, und Dr. Daniel spürte, daß es die Wahrheit war. »Johanna und ich haben fast die gleichen Interessen, und ich bin froh, daß ich sie bei mir habe. Ab und zu besuchen uns auch Horst und Sandra. Die beiden sind ja ein so hübsches Paar. Und so glücklich sehen sie aus.«

      »Seit ich weg bin«, fügte Johanna hinzu.

      »So dürfen Sie das nicht sehen, Frau Köster«, wehrte Dr. Daniel sofort ab, doch Johanna lächelte.

      »Ich

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