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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Der Grund dafür sitzt vermutlich neben dir, oder?« feixte das Mädchen.
»Stimmt genau«, schmunzelte Babs, dann gab sie Markus einen liebevollen Stoß. »Nachdem dieses Scheusal mich wegen seines Studiums einfach verlassen hat…«
Dabei sprach sie das »Scheusal« so zärtlich aus, daß es fast wie eine Liebeserklärung klang – eine Liebeserklärung, die Karina das Herz schwer machte. Und zum ersten Mal fühlte sie, wieviel sie in Wirklichkeit für Markus empfand.
*
Mit sehr gemischten Gefühlen betrat Johanna Köster das Einfamilienhaus, das sie vor wenigen Wochen für sich, ihren Sohn und ihre Schwiegertochter gekauft hatte. Während ihres Krankenhausaufenthaltes hatten Horst und Sandra sie fast täglich besucht, doch Johanna hatte sich gescheut, mit ihnen über das zu sprechen, was Dr. Daniel mit ihr vereinbart hatte. Allerdings war sie mittlerweile sicher, daß der Arzt ihr die Wahrheit gesagt hatte, als er ihr versicherte, Horst und Sandra würden sie lieben. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ließ der Gedanke sie nicht los, daß praktisch sie die Schuld an Sandras Kinderlosigkeit trug.
»Mutter!« Sandra war überrascht, als Johanna das Haus betrat. »Meine Güte, warum hast du denn nicht angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt.«
»Danke, Sandra, aber es ging ganz gut so. Von der Klinik fährt ja ein Bus nach Steinhausen, und der Spaziergang von der Bushaltestelle bis hierher hat mir ganz gutgetan.« Sie warf ihrer Schwiegertochter einen prüfenden Blick zu. »Sandra… darf ich das Wochenende bei euch verbringen?«
Verblüfft starrte Sandra sie an. »Aber natürlich, Mutter! Du bist doch hier zu Hause.«
Da schüttelte Johanna den Kopf. »Nein, Sandra, das bin ich nicht… nicht mehr. Aber darüber sprechen wir, wenn Horst daheim ist.«
Aber erst am Sonntagabend kam es zu diesem Gespräch, da Johanna es immer wieder hinausgezögert hatte. Sie saßen alle zusammen im Wohnzimmer, als Johanna plötzlich in Tränen ausbrach. Sofort waren Horst und Sandra bei ihr und versuchten, sie zu trösten.
»Ich habe euch das Leben furchtbar schwer gemacht«, schluchzte Johanna.
Horst und Sandra wechselten einen Blick.
»Nein, Mutter, wie kommst du denn darauf?« wehrte Sandra ab.
Tränen rannen Johanna noch über die Wangen, als sie ihre Schwiegertochter anschaute und sich dann zu einem Lächeln zwang.
»Dr. Daniel hat recht. Du hast mich wirklich lieb, nicht wahr?«
Jetzt war es an Sandra, sich verlegen ein paar Tränen wegzuwischen. »Natürlich hab’ ich dich lieb, Mutter.«
Johanna nickte. »Wißt ihr, Dr. Daniel hat mit mir gesprochen, und ich habe eingesehen, daß ich eine Menge Fehler gemacht habe, doch das soll sich jetzt ändern. Ich werde ausziehen – gleich morgen.«
Horst und Sandra erschraken sichtlich.
»Aber, Mama, wo willst du denn hin?« fragte ihr Sohn. »Das Haus gehört doch dir, also wäre es eigentlich an uns, von hier auszuziehen.«
Energisch schüttelte Johanna den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage! Hört zu, es gibt hier in Steinhausen eine Frau – Gertraud Kufner heißt sie. Sie ist ein paar Jahre jünger als ich und hat vor einigen Wochen ihren Mann durch einen Verkehrsunfall verloren. Gertraud und ich haben uns in der Klinik angefreundet. Sie ist seit dem Tod ihres Mannes ein wenig depressiv, und Dr. Daniel meint, ich wäre ein gute Therapie für sie. Gertraud und ich haben nun beschlossen, uns ihre Wohnung zu teilen.« Jetzt lächelte Johanna. »Auf diese Weise hat sie jemanden, der sie von ihrer Trauer um ihren Mann ablenkt, und ich habe jemanden, den ich verwöhnen kann.«
In Sandras Augen trat ein glückliches Strahlen. »Heißt das, daß wir hier allein…«
Johanna nickte. »Ihr werdet hier endlich euer eigenes Leben führen und ich schwöre euch, daß ich mich nie wieder in eure Ehe einmischen werde.« Sie überlegte einen Moment, dann schränkte sie ein. »Sollte es mir doch passieren, dann bitte ich euch von ganzem Herzen, es mir zu sagen.« Unvermittelt wurde sie ernst. »Als Dr. Daniel mir sagte, daß ich Sandra bald zugrunde gerichtet hätte, war ich wie vor den Kopf gestoßen. Meine Güte, Kinder, warum habt ihr mich nicht darauf aufmerksam gemacht? Warum habt ihr das alles geschehen lassen?«
Horst zuckte die Schultern. »Du hast es doch nur gut gemeint.«
Die drei sahen sich an, dann lachten sie.
»Ich glaube, jetzt werden wir erst eine richtig glückliche Familie«, prophezeite Johanna.
Horst und Sandra tauschten einen liebevollen Blick, dann nickten sie. Und Johanna, die spürte, daß ihre Kinder jetzt allein sein wollten, zog sich leise auf ihr Zimmer zurück.
»Wer hätte das gedacht«, meinte Horst, während er seine Frau zärtlich in die Arme nahm.
»Ich bin froh, daß es so friedlich abgegangen ist«, entgegnete Sandra. »Ein Streit mit deiner Mutter hätte mir sehr weh getan, obwohl sie mich mit ihrer ständigen Fürsorge und ihrem ewigen Besserwissen wirklich fast zur Weißglut gebracht hätte.«
Horst küßte sie, dann flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich glaube, wir sollten uns bei Dr. Daniel bedanken. Und auch bei unserem Pfarrer. Schließlich haben die beiden auch uns die Augen geöffnet… das heißt, vor allem mir. Ich war ja ebenfalls blind und habe nicht bemerkt…«
»Darüber haben wir doch schon ausführlich gesprochen«, wehrte Sandra ab, dann lächelte sie geheimnisvoll. »Ich bin der Meinung, wir beide sollten uns jetzt erst einmal um Nachwuchs kümmern.«
Noch einmal küßte Horst sie. »Das ist eine ausgezeichnete Idee, mein Liebling.«
*
An einem ausgesprochen warmen Tag Ende April trafen sich Karina, Markus und Babs bei einem Studienfreund, dessen Eltern ein riesiges Schwimmbassin im Garten hatten. Während der kalten Jahreszeit war es abgedeckt gewesen, doch heute war es warm genug, um zu schwimmen. Und so hielt sich eine ganze Schar junger Leute in dem riesigen, parkähnlich anmutenden Garten auf, der zu der stattlichen Villa der Seibolds gehörte.
Ursprünglich hatte Karina gehofft, daß sie einmal mit Markus allein wäre, doch natürlich war Babs wie selbstverständlich mitgekommen. Und irgendwie beneidete Karina das junge Mädchen. Babs war so unkompliziert und machte nicht das geringste Geheimnis aus ihrer Liebe zu Markus.
Warum, um Himmels willen, habe ich nicht früher gemerkt, daß ich ihn liebe, dachte Karina immer wieder. Und wie sehr ich ihn liebe!
Sie hatte sich ein wenig von den anderen abgesondert und sich in den Schatten eines mächtigen Apfelbaums gelegt. Von hier aus beobachtete sie Markus und Babs so unauffällig wie möglich und wünschte dabei, sie wäre gar nicht mitgekommen.
Währenddessen wandte sich Babs Markus zu und lächelte ihn an.
»Mir scheint, du kommst nicht recht weiter«, erklärte sie leise, damit Karina ihre Worte nicht verstehen konnte.
Markus seufzte. »Es ist wie verhext. Ich habe plötzlich Angst, daß sie gar nicht eifersüchtig ist und mich abweisen könnte.«
»So ein Quatsch«, urteilte Babs voller Überzeugung. »Sie ist ja schon ganz grün vor Eifersucht auf mich.« Dann stand sie auf. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich die Geschichte mal in die Hand nehme.«
Argwöhnisch sah Markus zu ihr auf. »Und was willst du tun?«
Babs grinste. »Abwarten, mein Freund.«
Sie kletterte ins Bassin, schwamm etliche Runden, und als sie zurückkehrte, warf sie sich mit einem glücklichen Jauchzer auf Markus und umarmte ihn.
»Bist du verrückt?!« fuhr er sie an, doch Babs lachte nur.
»Natürlich bin ich verrückt!