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das nicht der einzige Grund.« Er wurde wieder ernst. »Es kommt bei der jungen Frau Köster noch ein gewaltiges Problem dazu. Die Schwierigkeiten mit der Schwiegermutter setzen ihr nämlich so zu, daß sie nicht schwanger werden kann, obwohl sie und ihr Mann sich sehnlichst ein Kind wünschen.«

      »Und Sie hoffen nun, daß es klappt, während Frau Köster hier bei mir in der Klinik ist?«

      Dr. Daniel nickte. »Ja. Es ist zwar nur eine kurze Zeit, aber vielleicht gelingt es mir, mit der Frau ein klärendes Gespräch zu führen. Möglicherweise kann ich sie sogar dazu überreden, das Haus in Steinhausen ihrem Sohn und der Schwiegertochter allein zu überlassen. Aber so weit will ich im Augenblick noch gar nicht denken. Wichtig ist nur, daß Frau Köster fürs erste von zu Hause weg ist.«

      Dr. Breuer überlegte kurz, dann nickte er. »Einverstanden, ich mache Ihr Spielchen mit, Herr Daniel.« Er überlegte einen Moment. »Sagen wir, für vierzehn Tage. Glauben Sie, daß das reicht?«

      Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, aber ich nehme an, es muß reichen. Frau Köster wird bald merken, daß die Geschichte mit ihrem Fuß nicht so schlimm ist, wie Sie es ihr darstellen, also wird sie sich hier auch nicht länger festhalten lassen als unbedingt nötig. Sie ist sicher, im Haus ihres Sohnes unentbehrlich zu sein.«

      Es stellte sich heraus, daß Dr. Daniel recht hatte. Als er und Dr. Breuer in die Notaufnahme hinunterkamen, hatte die Ärztin, die Johanna aufgenommen hatte, die Röntgenaufnahmen bereits hergerichtet.

      »Es ist, wie ich vermutet hatte«, meinte die Ärztin, als sie und der Chefarzt die Aufnahmen betrachteten. »Nur eine Verstauchung. Ich werde ihr einen Stützverband anlegen und…«

      »Tja, Frau Köster, ich fürchte, da müssen Sie ein paar Tage bei uns bleiben«, erklärte Dr. Breuer, wäh­rend er sich zu der Patientin umwandte.

      Völlig konsterniert starrte die Ärztin ihren Chef an. Wegen einer harmlosen Verstauchung wollte er die Frau hierbehalten?

      »Aber, Herr Doktor, dann ist meine Schwiegertochter ja ganz allein«, erklärte Johanna erschrocken. »Der ganze Haushalt und…«

      »Meine Schwester wird sich bestimmt bereit erklären, ein paar Stunden pro Tag zu Ihrem Häuschen hinüberzugehen«, fiel Dr. Daniel ihr ins Wort. »Keine Sorge, Frau Köster, für Ihre Schwiegertochter wird schon gesorgt.«

      »Na, sehen Sie«, meinte Dr. Breuer. »Sie müssen sich also überhaupt keine Sorgen machen. Und wichtig ist jetzt ja nur, daß Sie hier bei uns bleiben und Ihr Bein schonen. Eine solche Verletzung kann sehr gefährlich sein.«

      Die Ärztin, die diesen Dialog verfolgte, begriff immer weniger. War der Chef jetzt plötzlich verrückt geworden? Er redete, als würde es sich um einen komplizierten Bruch handeln, dabei…

      Die Ärztin kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, denn in diesem Augenblick wandte sich der Chefarzt ihr zu.

      »Frau Kaiser, kommen Sie doch einen Augenblick zu mir in die Ordination, damit wir das weitere Vorgehen bei der Patientin besprechen können.«

      Die Ärztin konnte dazu nur nicken.

      »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich nicht verraten haben«, meinte Dr. Breuer schmunzelnd, nachdem sie den Röntgenraum verlassen hatten.

      »Dazu war ich viel zu verblüfft«, gestand Frau Dr. Kaiser.

      Dr. Breuer lachte. »Ja, das hat man Ihnen auch angesehen. Sie spielten schon mit dem Gedanken, mich in die Psychiatrie einweisen zu lassen.«

      Die Ärztin errötete. »Nein, natürlich nicht. Aber… gewundert habe ich mich über Ihr Verhalten schon.«

      »Das glaube ich gern. Und ich will Sie auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich behalte die Patientin nur hier, um Dr. Daniel einen Gefallen zu tun.« In knappen Worten schilderte er, was er von Dr. Daniel erfahren hatte. »So, jetzt wissen Sie alles, Frau Kaiser. Wenn Sie der Patientin jetzt bitte ein Zimmer zuweisen.«

      Die Ärztin nickte. »Wird gemacht, Herr Chefarzt.«

      Dann war Dr. Breuer allein und schüttelte den Kopf.

      »Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht«, murmelte er vor sich hin. »Hoffentlich hat der gute Daniel auch Erfolg mit seiner Sondertherapie.«

      Währenddessen fuhr Dr. Daniel auf dem schnellsten Weg in seine Praxis. Er ahnte, daß hier inzwischen schon die Hölle los sein würde.

      Gabi Meindl und Lena Kaufmann atmeten dann auch erleichtert auf, als ihr Chef endlich die Praxis betrat.

      »Ich will Sie nicht erschrecken«, erklärte Lena, »aber im Wartezimmer sitzen zehn Patientinnen.«

      Dr. Daniel winkte ab. »So ähnlich hatte ich es mir schon vorgestellt.« Dann wandte er sich der jungen Empfangsdame zu. »Fräulein Meindl, rufen Sie bitte sofort bei Sandra Köster an, und sagen Sie ihr, daß ihre Schwiegermutter im Kreiskrankenhaus bleiben mußte. Gleich nach der Sprechstunde werde ich zu ihr kommen und ihr alles weitere erklären.« Bei dieser Gelegenheit konnte er sich dann gleich ein Bild von Horst Köster machen, und auf diesen jungen Mann war Dr. Daniel schon sehr gespannt.

      *

      Horst Köster war zutiefst erschrocken, als Sandra ihm von dem Unfall erzählte, und kaum hatte seine Frau ihn ein wenig beruhigt, da traf Dr. Daniel ein.

      »Wie geht es meiner Mutter?« wollte Horst sofort wissen.

      »Es geht ihr gut«, erklärte Dr. Daniel. »Machen Sie sich nur keine Sorgen.«

      Dabei betrachtete er den jungen Mann und fand ihn auf Anhieb sympathisch. Das markante, aber doch offene Gesicht, die sanften grauen Augen und das gepflegte Haar – alles in allem war er ein sehr gut aussehender Mann, und er und Sandra schienen sich ideal zu ergänzen.

      »Dann darf sie also nach Hause kommen?«

      »Nein«, entgegnete Dr. Daniel. »Dr. Breuer, der Chefarzt des Kreiskrankenhauses, möchte sie eine Weile in der Klinik behalten – zur Beobachtung.«

      Horst wurde stutzig. »Dann geht es ihr also doch nicht so gut, wie Sie behauptet haben.«

      »Doch, Herr Köster. Es gibt für Sie keinen Grund zur Sorge.« Dr. Daniel überlegte einen Moment und entschloß sich dann zur Wahrheit. »Ich habe Dr. Breuer gebeten, Ihre Mutter ein wenig in der Klinik festzuhalten…«

      Die Klingel unterbrach den Chefarzt. Sandra eilte zur Tür und kehrte gleich darauf mit dem Pfarrer von Steinhausen zurück.

      »Hochwürden, das nenne ich aber eine Überraschung«, meinte Dr. Daniel. »Daß wir uns ausgerechnet hier treffen…«

      »Hat einen ganz bestimmten Grund«, vollendete Pfarrer Wenninger den angefangenen Satz. »Ich habe gehört, daß meine Freundin Johanna im Krankenhaus ist.«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Wie rasch sich so etwas doch herumspricht.«

      »Ich habe beste Beziehungen«, entgegnete der Pfarrer mit einem raschen Blick nach oben.

      Da mußte Dr. Daniel lachen. »Das glaube ich kaum. Für solche Informationen dürfte der liebe Gott wohl nicht zuständig sein. Ich vermute eher, Sie haben meine junge Empfangsdame oder meine Sprechstundenhilfe bestochen.«

      »Der Ehrenmann schweigt über solche Dinge«, erklärte Klaus Wenninger, dann wandte er sich Horst zu. »Eigentlich bin ich ja nur gekommen, um dir den Kopf ein wenig zurechtzurücken, mein Sohn.«

      Horst war völlig perplex. »Mir?«

      »Jawohl, dir. Und tu nicht so unschuldig. Du weißt genau, wie schäbig du dich deiner Frau gegenüber benimmst.«

      »Aber, Hochwürden«, mischte sich Dr. Daniel ein.

      Pfarrer Wenninger warf wieder einen demütigen Blick nach oben und murmelte eine Entschuldigung.

      »Ich verstehe wirklich kein Wort«, beteuerte Horst. »Und ich habe keine Ahnung, woher der Herr Pfarrer mich so gut kennt.«

      »Das

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