ТОП просматриваемых книг сайта:
Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Birgit schluckte. »Wenn ich nur an diesen Stuhl denke, wird mir schon übel.«
»Auch das kann ich verstehen«, erklärte Dr. Daniel. »Aber Ihnen wäre nicht geholfen, wenn ich die Untersuchung auf der Liege durchführen würde. Zum einen kann ich da nichts sehen, und zum anderen sollten Sie versuchen, den gynäkologischen Stuhl als etwas Natürliches anzusehen. Ich weiß, daß das nicht einfach ist, und ich glaube, es gibt keine Frau, die gern da hinaufsteigt, aber der Stuhl ist nichts, wovor Sie Angst haben müssen.«
Birgit seufzte. »Ich werde mich bemühen, Herr Doktor.«
»Fein. Und wie geht es jetzt mit Ihrem Mann?« wollte Dr. Daniel wissen. »Haben Sie beim intimen Zusammensein immer noch solche Schmerzen?«
Birgit errötete. Natürlich hatte sie gewußt, daß Dr. Daniel danach fragen würde, aber irgendwie hatte sie gehofft, daß er das Thema doch nicht mehr ansprechen würde.
»Nein, Herr Doktor, ich habe keine Schmerzen mehr«, zwang sie sich zu antworten, konnte den Arzt dabei aber nicht ansehen.
Und Dr. Daniel war nicht ganz sicher, ob sie die Wahrheit sagte. War es nur Verlegenheit, die sie den Blick gesenkt halten ließ, oder hatte sie ihn gerade beschwindelt?
»Gut, Frau Hertle, dann sollten wir jetzt ins Untersuchungszimmer hinübergehen«, meinte Dr. Daniel.
Birgit bemerkte, wie ihre Hände zu zittern begannen, und am liebsten wäre sie aus dem Sprechzimmer geflüchtet. Dr. Daniel ahnte, was in ihr vorging und legte impulsiv einen Arm um ihre Schultern.
»Haben Sie doch bitte keine solche Angst vor mir, Frau Hertle«, meinte er. »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen nicht weh tun werde.«
Birgit nickte tapfer, dann trat sie hinter den dezent gemusterten Wandschirm und machte sich frei. Ein wenig mühsam kletterte sie danach auf den gynäkologischen Stuhl, während Dr. Daniel mit seinem fahrbaren Stuhl näherrückte. Er sah, wie verspannt die junge Frau war, und überlegte fieberhaft, wie er ihr helfen könnte, ihre schreckliche Angst zu überwinden.
Und gerade als er mit der Untersuchung beginnen wollte, kam ihm eine Idee. Spontan griff er nach den kleineren Instrumenten, die er normalerweise bei ganz jungen Mädchen verwendete.
»Versuchen Sie, sich zu entspannen«, bat er. »Es dauert nicht lange.«
Mit den kleineren Instrumenten ging die Untersuchung reibungslos vonstatten, obwohl Birgit noch immer sehr verspannt war.
»So, das hätten wir«, meinte Dr. Daniel, während er aufstand, dann lächelte er Birgit an. »Normalerweise müßte ich jetzt Gebärmutter und Eierstöcke noch abtasten, aber ich glaube, das lassen wir heute. Vielleicht ist es besser, wenn Sie sich ganz langsam an diese Untersuchungen gewöhnen, aber Sie müssen mir versprechen, in Zukunft regelmäßig zu kommen.«
Erleichtert kletterte Birgit von dem gynäkologischen Stuhl herunter. Von der Untersuchung hatte sie trotz ihrer Verkrampfung fast nichts gespürt, und Dr. Daniels Worte hatten ihr einen Großteil ihrer restlichen Angst genommen.
»Dieses Versprechen gebe ich Ihnen gern, Herr Doktor«, erklärte sie. »Sie sind ein so rücksichtsvoller Arzt. Ich glaube, da wird es mir bald gelingen, meine Angst völlig zu überwinden.«
*
Es regnete in Strömen, doch das war für Johanna kein Grund, sich von ihrem geplanten Spaziergang mit Sandra abhalten zu lassen. Sie hatte sogar eine große Wanderung geplant. Sie wollte den Steinhausener Rundweg beschreiten – eine Strecke von ungefähr sechzehn Kilometern.
»Das ist Wahnsinn, Mutter«, wandte Sandra ein. »Die Wege sind vom Regen völlig aufgeweicht und vermutlich ziemlich rutschig. Wir könnten doch auch zum Waldsee hinübergehen und dann…«
»Kommt gar nicht in Frage«, wehrte Johanna ab. »Ich habe mich schon so auf diese Wanderung gefreut!«
Sandra seufzte und gab nach – wie immer. Sie verließen ihr Häuschen und erreichten schon wenig später den Kreuzbergweg, der zuerst an der Praxis von Dr. Daniel vorbeiführte, dann aber rasch anstieg.
Johanna warf einen Blick auf ihren Wanderführer.
»Wir müssen bis zum Gröber-Hof, dann macht der Weg eine scharfe Rechtsbiegung, und nach weiteren zwei Kilometern müßten wir eine große Lichtung erreichen«, erklärte sie, dann marschierte sie tapfer bergauf, und Sandra folgte ihr ergeben.
Bei schönem Wetter mochte dieser knapp vierstündige Spaziergang wirklich schön sein, doch bei den heutigen Witterungsverhältnissen war er mehr als beschwerlich.
Sie brauchten schon mehr als eine Stunde, bis sie den stattlichen Gröber-Hof erreichten, dann hielten sie sich rechts und gelangten nach einer weiteren Stunde zu der beschriebenen Lichtung. Von hier aus sollte man einen schönen Blick auf das idyllisch gelegene Steinhausen haben, aber der gerade wieder einsetzende strömende Regen ließ keine Aussicht zu, doch selbst das konnte Johanna nicht erschüttern. Mit Sandra im Schlepptau quälte sie sich weiter bergauf, bis sie nach mehr als zwei Stunden endlich die Wegbiegung erreichten, die zum Waldsee hinunterführte. Von nun ab ging es durch den Wald bergab. Der Weg war beschwerlich, denn der ständige Regen machte Moos und herausragende Wurzeln glatt und rutschig. Und als sie den Waldsee schon fast erreicht hatten, passierte es plötzlich! Johanna glitt auf dem noch immer abschüssigen und recht glitschigen Weg aus und stürzte schwer, wobei sich ihr beachtliches Gewicht recht nachteilig auswirkte. Nach einer kleinen Rutschpartie abwärts blieb Johanna schließlich mit einem schmerzvollen Stöhnen liegen.
»Um Himmels willen, Mutter, was ist denn passiert?« fragte Sandra besorgt.
»Mein Fuß«, jammerte Johanna. »Ich habe mir sicher den Fuß gebrochen.«
Sandra warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie waren jetzt mehr als vier Stunden unterwegs, und sie konnte weit und breit niemanden sehen. Bis nach Steinhausen zurück mußte sie bei dem heftigen Regen bestimmt noch eine Stunde gehen.
»Glaubst du, daß du aufstehen kannst?« wollte sie wissen, doch Johanna schüttelte den Kopf.
»Wie stellst du dir das vor, Sandra? Mit einem gebrochenen Bein kann man doch nicht aufstehen.«
»Dann mußt du hierbleiben und warten, bis ich Hilfe geholt habe«, beschloß ihre Schwiegertochter spontan.
»Aber Sandra, du kannst mich hier doch nicht ganz allein liegen lassen!« jammerte Johanna.
»Es hilft ja nichts, Mutter. Schau, die Dämmerung bricht bald herein, und ich bin sicher, daß bei diesem Wetter kein Wanderer hier vorbeikommt, der uns helfen könnte.« Obwohl ihre Schwiegermutter an dem, was geschehen war, nicht ganz unschuldig war, tat sie Sandra jetzt leid.
»Ich werde mich beeilen, Mutter«, versprach sie daher, bevor sie sich raschen Schrittes weiter talwärts wandte.
So schnell es der matschige Weg erlaubte, lief sie durch den Wald und entdeckte nach einer knappen Viertelstunde in der Ferne ein Haus, das sich schon wenig später als Café entpuppte. Rasch ging Sandra darauf zu und hoffte dabei inständig, daß heute nicht gerade Ruhetag war.
Ein wenig atemlos betrat Sandra die gemütliche Gaststube und sah sich um.
»Daß sich heute jemand hierher verirren würde, hätte ich nicht gedacht«, erklärte ein junger Mann, der gerade den Kopf bei der Durchreiche herausstreckte. »Einen Augenblick, junge Frau, ich komme gleich.«
Kaum eine Minute später war er zur Stelle und lächelte Sandra freundlich an.
»Können Sie mir bitte helfen?« fragte sie ohne Umschweife. »Meine Schwiegermutter ist gestürzt und hat sich vermutlich ein Bein gebrochen.«
»Auch das noch«, entfuhr es dem jungen Mann. »Ausgerechnet heute bin ich ganz allein hier. Wir hatten bei diesem Wetter nicht mit Gästen gerechnet und schon gar nicht mit einem Unglück.« Er kratzte sich am Kopf.