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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»Und warum wollen Sie mir dann – im übertragenen Sinn – den Kopf waschen?«
»Weil du deine Frau so schmählich im Stich läßt.« In den Worten des Pfarrers schwang Strenge mit.
»Augenblick mal, Hochwürden«, fuhr Dr. Daniel erneut dazwischen. »Bevor Sie weiter mit dem jungen Mann schimpfen, muß ich erst etwas aufklären. Und vielleicht sollten wir uns setzen, denn ich nehme an, daß es ein längeres Gespräch werden wird.« Sie nahmen Platz, dann fuhr Dr. Daniel fort: »Sie beide haben sich gewundert, weshalb Ihnen bisher Kinder versagt geblieben sind. So leid es mir tut, Ihnen das sagen zu müssen, Herr Köster, aber der Grund dafür ist Ihre Mutter.«
Horst war wie vor den Kopf gestoßen. »Wie bitte? Aber Mama hat doch immer alles getan, um Sandra das Leben zu erleichtern.«
»Nein, Horst, sie hat es mir schwer gemacht, und ich habe dir das oft genug gesagt«, meinte Sandra. »Sie mischt sich in alles ein, und dabei streite ich nicht einmal ab, daß sie es im Grunde nur gut meint.«
»Und du hast versäumt, einmal ein Machtwort zu sprechen«, mischte sich Pfarrer Wenninger ein. »Genau wie dein Vater.«
Mit einer fahrigen Handbewegung fuhr sich Horst über die Stirn. »Ich kann doch auch nichts dafür. Wenn sie mich so anschaut… und… und ich hab’ sie doch lieb.«
»Und deine Frau? Liebst du die nicht?«
Horst starrte den Pfarrer an. »Natürlich liebe ich sie! Ich liebe sie mehr als alles andere!«
»Das glauben wir Ihnen ja auch«, erklärte Dr. Daniel in seiner ruhigen Art. »Herr Köster, ich verstehe, daß Sie Ihre Mutter lieben. Das ist auch ganz natürlich. Aber Sie müssen sich darüber klar werden, daß Ihre Frau den ständigen Bevormundungen Ihrer Mutter – mögen sie auch noch so gut gemeint sein – nicht standhält. Im Augenblick äußert sich das durch die Tatsache, daß sie nicht schwanger werden kann. In ein paar Jahren kann eine schwere Psychose daraus erwachsen, und zumindest damit ist dann nicht zu scherzen.«
Blankes Entsetzen zeigte sich in Horsts Zügen.
»So… schlimm…«, stammelte er, dann wandte er sich seiner Frau zu und nahm sie spontan in die Arme. »Sandra, Liebling, so schlimm ist das für dich? Meine Güte…« Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn Sandra klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn und begann haltlos zu schluchzen.
»Immer wieder habe ich es gesagt…«, stieß sie hervor. »Aber du konntest dich gegen sie einfach nicht durchsetzen. Und ich dachte… irgendwann gewöhne ich mich daran, aber… es wurde nur immer schlimmer… vor allem hier…«
Dr. Daniel gab dem Pfarrer ein stummes Zeichen, und dieser verstand. Leise erhoben sich die beiden und verließen das Haus.
»Ein Anfang ist gemacht«, erklärte Dr. Daniel. »Jetzt müssen sich die beiden erst mal untereinander einig werden, aber dabei haben wir nichts verloren.«
Mit einem gütigen Lächeln sah Pfarrer Wenninger zu der geschlossenen Haustür zurück. »Sie lieben sich, und die Liebe findet immer einen Weg.«
»Und den Stein des Anstoßes behält Dr. Breuer ja fürs erste in seiner Klinik zurück«, fügte Dr. Daniel hinzu. »Da ist Frau Johanna Köster im Augenblick auch am besten aufgehoben – und kann keinen Schaden anrichten.«
Pfarrer Wenninger hob den Zeigefinger. »Sagen Sie das nicht, Herr Dr. Daniel. Schwiegermütter finden immer Mittel und Wege, um sich einzumischen – auch aus der Ferne.
Dr. Daniel schmunzelte. »Darüber müssen Sie ja bestens Bescheid wissen.«
Der Pfarrer setzte eine gespielt strenge Miene auf. »Herr Dr. Daniel, ich warne Sie. Machen Sie sich bloß nicht lustig über mich!«
»Das würde ich nie wagen. Ich spreche ausschließlich von Ihren Erfahrungen in der Seelsorge. Und was Frau Köster betrifft – ich glaube, da können wir uns auf Dr. Breuer voll und ganz verlassen. Solange sie in seiner Klinik ist, wird sie sicher keine Gelegenheit haben, sich in die Ehe ihres Sohnes einzumischen.«
*
Markus Wagner bemerkte Karinas Zurückhaltung sehr wohl, und er wußte sie auch zu deuten. Obwohl sie behauptete, ihn zu lieben, spürte er, daß sie sich ihrer Gefühle anscheinend nicht so sicher war. Das schmerzte Markus, denn er liebte das junge Mädchen ehrlichen Herzens. In seiner Not rief er schließlich seine jüngere Schwester Barbara in Karlsruhe an und schüttete ihr sein Herz aus.
»Das ist natürlich eine blöde Geschichte«, urteilte Barbara, nachdem Markus geschildert hatte, in welcher Lage er sich befand. »Und jetzt fragt es sich, ob du deine Karina um jeden Preis behalten willst oder ob dir Ehrlichkeit wichtiger ist.«
Markus runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
»Ganz einfach. Wenn du Karina behalten willst, dann tue einfach so, als würdest du ihre Zurückhaltung nicht bemerken. Wenn du aber Ehrlichkeit willst, dann solltest du versuchen, sie ein wenig eifersüchtig zu machen. Entweder sie erkennt dann, daß sie dich wirklich liebt, oder aber sie macht Schluß mit dir.«
Markus schluckte schwer. Wenn er sicher sein könnte, daß die erste Möglichkeit eintreffen würde, dann bräuchte er keine Sekunde zu überlegen, aber die Gefahr, Karina statt dessen ganz zu verlieren, war mindestens ebenso groß.
»Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig«, erklärte Barbara da auch schon.
»Ich weiß«, knurrte Markus. »Außerdem hat deine Idee einen ganz großen Haken. Welches Mädchen würde sich auf ein solches Spiel wohl einlassen? Und ich bin nicht der Typ, der mit Gefühlen anderer spielt.«
»Das weiß ich doch, Bruderherz. Es müßte natürlich jemand sein, der über den tieferen Sinn dieser Scheinbeziehung Bescheid weiß.«
»Na also«, stimmte Markus zu. »Und das Problem ist, daß ich kein Mädchen kenne, das ein solches Manöver mit mir durchziehen würde.«
»Aber ich!« erklärte Barbara triumphierend, und während sie ihrem Bruder den Plan schilderte, der gerade in ihrem Kopf gewachsen war, ging in Markus’ Gesicht die Sonne auf.
*
Bereits drei Tage später entschloß sich Dr. Daniel, bei Johanna Köster einen ersten Vorstoß zu wagen. Schließlich konnte er nicht allzu lange mit einem Gespräch warten. Er wußte ja nicht, ob es Dr. Breuer wirklich gelingen würde, die resolute Frau tatsächlich zwei Wochen lang in der Klinik festzuhalten.
Außerdem war Horst Köster gestern bei ihm gewesen. Zwei Tage lang hatte er mit sich gerungen und sich dann zu einem ernsten Gespräch mit seiner Mutter entschlossen, doch Dr. Daniel hatte ihm abgeraten. Er fürchtete, daß Horst in seiner Sorge um Sandra womöglich einen Streit vom Zaun brechen könnte, und das wäre nicht nur für Johanna Köster sehr schlecht gewesen, sondern auch für ihren Sohn, da er seine Mutter ja von ganzem Herzen liebte. Und so hatte Dr. Daniel den jungen Mann gebeten, ihm die Führung dieses Gesprächs zu überlassen.
Unmittelbar nach Ende seiner Sprechstunde fuhr der Arzt also ins Kreiskrankenhaus, suchte aber zuerst den Chefarzt auf.
»Ah, Herr Daniel, Sie wollen sicher Ihr Sorgenkind besuchen«, meinte Dr. Breuer schmunzelnd. »Die gute Frau bearbeitet mich tagtäglich, ich möge sie endlich entlassen. Sie fühlt sich gesund und macht sich große Sorgen um ihre Schwiegertochter.«
Dr. Daniel seufzte. »Ich fürchte, das wird ein schwieriges Gespräch. Wie soll ich Frau Köster nur davon überzeugen, daß sie für ihre Schwiegertochter keine Hilfe, sondern eine Last ist?«
Dr. Breuer wurde ernst. »Das wird ein harter Schlag für sie sein.« Er überlegte. »Sie bräuchte jemanden, dem sie ihre ganze Hilfsbereitschaft zuteil werden lassen könnte. Einen Menschen, der über ihre Hilfe glücklich wäre.«
Dr. Daniel nickte zustimmend. »Ja, aber so einen Menschen kann ich mir leider nicht aus dem Ärmel schütteln.«
In diesem Augenblick