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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
»So einfach ist es leider nicht«, meinte Karina niedergeschlagen. »Er hat seit ein paar Tagen Besuch. Von einer alten Freundin.« In einer plötzlichen wütenden Aufwallung schlug sie mit der Hand auf den Tisch. »Diese Babs ist verliebt in ihn, und sie zeigt es ihm so verdammt deutlich, daß er ein völliger Ignorant sein müßte, um es nicht zu bemerken.«
Stefan lachte auf. »Meine Güte, du bist ja eifersüchtig, Schwesterherz.«
»Quatsch«, widersprach Karina. »Wir hatten ja nie eine richtige Beziehung. Es war alles nur… rein freundschaftlich. Natürlich haben wir uns mal geküßt, und er… er hat auch gesagt, daß er mich liebt, aber… eigentlich war es ein sehr lockeres Verhältnis. Und jetzt…« Sie senkte den Kopf. »Jetzt ist es eben gar nichts mehr.«
Mit plötzlichem Ernst sah Stefan sie an. »Mir scheint, da hat dich eine volle Breitseite erwischt, Karina.« Er schwieg kurz, dann fuhr er fort: »Auch wenn du nie etwas gesagt hast… ich habe gemerkt, daß du dir deiner Gefühle nicht sicher warst. Man hat es dir angesehen, wenn du von Markus gesprochen oder mit ihm telefoniert hast. Aber jetzt ist das anders. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch für mich.« Wieder machte er eine kleine Pause. »Es ist wirkliche Liebe, nicht wahr?«
Karina zuckte die Schultern. »Wenn ich das so genau wüßte. Diese ganze Geschichte mit Markus… ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber… ich mag ihn. Ich mochte ihn von Anfang an. Wir sind mittags oft zusammen in die Mensa gegangen. Man kann sich so gut mit ihm unterhalten. An mehr habe ich dabei nie gedacht… jedenfalls anfangs nicht. Dann hat er hier angerufen, und wir sind zusammen nach Steinhausen gefahren. Da war dann plötzlich alles anders. Wir waren zum ersten Mal allein… außerhalb der Uni. Und… ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. Es war ganz eigenartig. Noch nie habe ich etwas Ähnliches empfunden.«
»Klarer Fall von Liebe«, urteilte Stefan, doch Karina schüttelte den Kopf.
»Nein, unter wirklicher Liebe stelle ich mir etwas anderes vor.«
Stefan winkte ab. »Du alte Romantikerin. Du denkst wohl, es läuft so ab wie in den Büchern, die du haufenweise verschlingst.«
Karina nickte. »So war’s bei Papa und Mutti auch. Das hat er mir selbst erzählt.«
»Ich weiß, und ich bin auch sicher, daß das, was er dir gesagt hat, wirklich stimmt. Aber eine Liebe, wie unsere Eltern sie erlebt haben, dürfte ziemlich selten vorkommen. Und gerade in der heutigen Zeit glaube ich nicht, daß die Liebe wie Blitz und Donner einschlägt. Das, was zwischen dir und Markus abläuft, finde ich für eine dauerhafte Beziehung viel wichtiger als himmelhochjauchzende Liebe. Die vergeht nämlich irgendwann, aber…«
»Meine Güte, Stefan, du redest wie ein alter Mann«, fiel Karina ihm ins Wort. »Und außerdem gehört das alles nicht hierher. Gleichgültig, was ich für Markus fühle oder nicht – er hat jetzt seine Babs.«
Prüfend sah Stefan seine Schwester an. »Und das willst du einfach so hinnehmen?« Er schüttelte den Kopf. »Also, ich an deiner Stelle würde um ihn kämpfen. Denn daß du ihn liebst, ist für mich sonnenklar.«
*
Mehrere Notfälle hatten Dr. Breuer vollkommen vergessen lassen, daß er ein Treffen zwischen Johanna Köster und Gertraud Kufner arrangieren wollte. Als es ihm wieder einfiel, mußte er feststellen, daß Johanna bereits selbst die Initiative ergriffen hatte. Selbständig hatte sie das Zimmer der depressiven Patientin ausfindig gemacht und ihr kurzerhand einen Besuch abgestattet.
Zuerst war Frau Kufner davon nicht sehr angetan gewesen, doch Johanna hatte es schnell geschafft, ihre Sympathie zu erringen. Und als Dr. Breuer das Zimmer von Frau Kufner betrat, um diese auf den ersten Besuch von Johanna Köster vorzubereiten, fand er die beiden Frauen in ein angeregtes Gespräch vertieft. Leise zog er sich wieder zurück, dann breitet sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Haben Sie die beiden gesehen, Herr Chefarzt?«
Dr. Breuer wandte sich um und sah sich dem Psychiater Dr. Berg gegenüber.
Noch immer lächelnd nickte er. »Mir scheint, Sie haben eine Sorge weniger, Herr Berg.«
»Das können Sie laut sagen«, stimmte der Psychiater zu. »Nach dem ersten Besuch von Frau Köster hat sich Frau Kufner noch bei mir beschwert. Sie fand es unerhört, daß diese ›resolute Person‹, wie sie es nannte, einfach bei ihr eindrang. Das war vor vier Tagen. Jetzt sind sie bereits die besten Freundinnen.«
Dr. Breuer nickte. »Das ist sehr erfreulich. Ich werde gleich bei Dr. Daniel anrufen und ihm die freudige Nachricht überbringen.«
Dr. Daniel zögerte denn auch nicht lange, sondern entschloß sich noch am selben Abend zu einem Besuch im Kreiskrankenhaus. Doch als er Johannas Zimmer betrat, mußte er feststellen, daß es leer war. Eine Schwester konnte ihm allerdings sagen, wo er Frau Köster finden würde. Dr. Daniel steuerte also das Zimmer von Frau Kufner an, klopfte und wartete, bis er hereingebeten wurde.
»Herr Dr. Daniel!« rief Johanna Köster erfreut aus. »Das ist aber schön, daß Sie uns besuchen.«
»Ich mußte doch sehen, wie es Ihnen geht, Frau Köster«, entgegnete er, dann bedachte er die beiden Damen mit einem gütigen Blick. »Mir scheint, Sie verstehen sich außerordentlich gut.«
Frau Kufner zeigte nur ein zaghaftes Lächeln, während Johanna gleich wieder das Wort ergriff.
»Gertraud und ich sind schon richtige Freundinnen geworden«, erklärte sie lebhaft. Sie strahlte die Frau im Bett an. »Und stellen Sie sich vor, Herr Dr. Daniel, wir werden zusammenziehen. Gertraud hat gesagt, ihre Wohnung wäre für sie allein viel zu groß.«
»Ja, und ich freue mich, einen so fröhlichen Menschen wie Johanna bei mir zu haben«, fügte Frau Kufner mit leiser Stimme hinzu. »Wenn sie bei mir ist, dann habe ich gar keine Zeit, über die Vergangenheit nachzugrübeln. Dr. Breuer und Dr. Berg meinen, das wäre gut so.«
Dr. Daniel nickte lächelnd. »Damit haben die Kollegen auch vollkommen recht, Frau Kufner. Sie müssen jetzt in erster Linie an sich denken – und auch an die Zukunft.«
Gertraud Kufner nickte. »Das werde ich auch.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich hoffe, daß ich bald nach Hause darf.«
Dr. Daniel lächelte wieder. Soweit er von Dr. Breuer informiert war, hatte Frau Kufner noch nie den Wunsch geäußert, entlassen zu werden.
»Ich glaube, allzu lange wird Sie der Chefarzt hier nicht mehr festhalten«, meinte er. »Und wenn Sie erst nach Hause dürfen, dann wird Frau Köster Sie in Ihrer gemeinsamen Wohnung erwarten, oder?«
Johanna nickte bekräftigend. »Worauf du dich verlassen kannst, Gertraud!« Dann strahlte sie wieder über das ganze Gesicht. »Wir beide werden es uns schon gemütlich machen, was?«
»Davon bin ich überzeugt«, meinte Dr. Daniel, und er freute sich, daß es ihm in Zusammenarbeit mit Dr. Breuer gelungen war, eine so gute Lösung zu finden.
*
In den folgenden beiden Wochen beobachtete Karina mit wachsender Unruhe, daß sich Markus ausschließlieh um Babs kümmerte. Offiziell wohnte sie im Hotel, das anscheinend von ihrer Firma bezahlt wurde, aber die meiste Zeit hielt sie sich bei Markus auf.
Doch das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Karina gewußte hätte, daß es sich nur um einen Aufenthalt auf Zeit handelte. Das war aber offensichtlich nicht so, denn Babs bemühte sich, eine eigene Wohnung zu finden.
Und als Markus eine kleine Party mit Freunden gab, von denen Babs zumindest einige zu kennen schien, war sie natürlich auch mit von der Partie.
»Ich habe gehört, du willst dich hier niederlassen«, erklärte ein junges Mädchen, an dessen Namen sich Karina nicht mehr erinnern konnte.
»Ja, ich habe es zumindest vor«, antwortete Babs und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Sie hatte so ein ansteckendes Lächeln – ein Lächeln, das tausend Funken in ihre Augen zauberte und ihr zartes Gesicht