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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Dr. Heller zog die Augenbrauen hoch. »Kennen Sie den Professor noch immer nicht? Wenn er es für richtig hält, würde er es gewiß tun. Und ich glaube auch nicht, daß Sie in diesem Fall mit einer Klage etwas erreichen würden. Immerhin würden Professor Thierschs Worte ja der Wahrheit entsprechen.«
Niedergeschlagen sackte Dr. Scheibler in sich zusammen. »Ich kann mir also auch einen anderen Beruf suchen.«
Tröstend legte Dr. Heller eine hand auf seine Schulter. »Lassen Sie den Kopf nicht hängen, Gerrit. Schreiben Sie Ihre Kündigung, und wenn Professor Thiersch den Grund dafür tatsächlich in der Beurteilung erwähnen sollte, dann werde ich ihn notfalls bis zum Umfallen bearbeiten, damit er es sich anders überlegt.«
Dr. Scheibler sah den Oberarzt mit prüfendem Blick an. »Warum tun Sie das alles für mich?«
»Weil ich finde, daß Sie für das, was Sie getan haben, zu hart bestraft werden«, entgegnete Dr. Heller ohne Zögern. »Ich an Professor Thierschs Stelle hätte Sie Strafdienst machen lassen, bis Sie zusammengebrochen wären, aber ich hätte Ihnen nicht die Karriere verbaut.«
*
Als Professor Thiersch am nächsten Morgen sein Büro betrat, wartete Dr. Scheibler bereits auf ihn. Jetzt stand er auf und überreichte ihm wortlos ein schmales weißes Kuvert.
Professor Thiersch nahm es entgegen, dann öffnete er eine Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihr ein mehrseitiges Schreiben.
»Ich habe damit gerechnet, daß Sie meinen Rat befolgen würden, Scheibler«, erklärte er. »Deshalb habe ich gestern abend Ihre Beurteilung noch geschrieben.«
Unwillkürlich hielt Dr. Scheibler den Atem an. Was würde ihn jetzt wohl erwarten? Seine rechte Hand zitterte ein wenig, als er das Schreiben entgegennahm, dann warf er einen ersten vorsichtigen Blick darauf. Doch seine Bedenken waren umsonst gewesen. Es war eine sehr gute Beurteilung, die Professor Thiersch verfaßt hatte.
»Sie haben den Vorfall mit keinem Wort erwähnt«, stellte Dr. Scheibler fast ein wenig überrascht fest.
»Wenn ich das getan hätte, dann hätte ich Sie genausogut aus der Klinik werfen können«, meinte Professor Thiersch. »Und jetzt gehen Sie.«
Dr. Scheibler wollte dieser Aufforderung nachkommen, doch der Professor hielt ihn noch einmal zurück.
»In der Zeit, die Sie noch hier an der Klinik verbringen, möchte ich lediglich dienstlich mit Ihnen zu tun haben«, erklärte er hart. »Und ich möchte Sie auch dann nur sehen, wenn es sich nicht vermeiden läßt.«
Dr. Scheibler schluckte. Noch nie hatte er die Unerbittlichkeit des Professors so sehr zu spüren bekommen wie heute. Er murmelte einen Abschiedsgruß, dann ging er zur Tür, doch dort drehte er sich noch einmal um.
»Herr Professor, darf ich Ihnen eine Frage stellen?« wollte er wissen.
»Wenn es unbedingt sein muß«, knurrte Professor Thiersch unwillig.
»Ist es wahr, daß… ich meine, hatten Sie mich wirklich neben Dr. Heller als zweiten Oberarzt vorgesehen?«
Professor Thiersch nickte. »Ja, Scheibler, es war schon alles vorbereitet. Am kommenden Ersten hätte ich Sie zum zweiten Oberarzt ernannt.« Und plötzlich wurde er wütend. »Sie Holzkopf hatten eine beispielhafte Karriere vor sich! Ich glaube, Sie wissen gar nicht, welch ein erstklassiger Arzt Sie sind!«
Hoffnung keimte in Dr. Scheibler auf. Wenn sich Professor Thiersch zu einem solchen Geständnis hinreißen ließ, dann bedeutete das, daß er ihn nur ungern gehen ließ.
»Herr Professor, wenn Sie eine so hohe Meinung von mir haben… warum schicken Sie mich denn dann weg?« fragte Dr. Scheibler mit bebender Stimme. Vielleicht war das jetzt seine letzte Chance, Professor Thiersch doch noch umzustimmen.
Der Chefarzt erwiderte seinen Blick mit unbeschreiblicher Härte. »Weil ich meine Prinzipien habe, Scheibler, und an denen halte ich unerbittlich fest. Was Sie sich geleistet haben, lasse ich keinem Arzt durchgehen.«
»Herr Professor…«, begann Dr. Scheibler nahezu flehend, doch der Chefarzt drehte sich brüsk um und wandte ihm den Rücken zu.
»Gehen Sie mir endlich aus den Augen!« befahl er barsch, und dabei zeigte er nicht, daß ihm die Kündigung fast ebenso weh tat wie dem jungen Arzt.
*
Seit fast acht Wochen war Patricia Gerhardt wieder zu Hause, doch Dr. Daniels Worte hatte sie sich nicht zu Herzen genommen. Nach wie vor maß sie frühmorgens ihre Temperatur, um die fruchtbaren Tage möglichst genau errechnen zu können. Und dann kam sie eines Morgens aufgeregt ins Badezimmer, während Oliver sich gerade die Krawatte band.
»Ich habe keinen Eisprung!« stieß sie hervor. »Stell dir vor, Oliver, seit fast zwei Monaten habe ich keinen Eisprung mehr! Ich muß sofort zu Dr. Daniel! Dieser komische Klinikarzt muß einen Fehler gemacht haben! Womöglich hat er mir versehentlich beide Eileiter entfernt oder…«
Damit war der Punkt erreicht, an dem Oliver es einfach nicht mehr aushielt. Zwei Jahre lang hatte er Geduld bewiesen, doch Patricias jetziger Redefluß war der Tropfen, der bei ihm das sprichwörtliche Faß zum Überlaufen brachte.
»Du bist ja langsam hysterisch!« fuhr er sie an. »Für dich gibt es nur noch Fieberkurven, Eisprung und Schwangerschaft! Ich zähle doch gar nicht mehr dazu! Seit zwei Jahren bin ich für dich nichts anderes mehr als eine Zeugungsmaschine – und zwar eine, die nicht einmal richtig funktioniert.«
Und ohne Patricia noch Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, verließ Oliver das Bad und gleich darauf auch das Haus. Wie erstarrt stand Patricia mitten in der Wohnung, ohne zu begreifen, was gerade passiert war. Noch niemals hatte Oliver so mit ihr gesprochen.
»Vielleicht hatte er eine schlechte Nacht«, murmelte Patricia sich wie zum Trost zu, doch instinktiv spürte sie, daß Olivers Ausbruch nichts mit mangelndem Schlaf zu tun hatte.
Und als er am frühen Abend aus dem Büro kam und wortlos ins Schlafzimmer ging, um einen Koffer zu packen, da wußte Patricia endgültig, daß ihre Ehe nicht nur in eine Krise geraten war, sondern einen tiefen Riß bekommen hatte, der vielleicht nie mehr zu kitten sein würde.
*
Dr. Daniel war überrascht, als er am späten Abend noch Besuch bekam.
»Herr Gerhardt«, erklärte er und bemühte sich gar nicht, sein Erstaunen zu verbergen. »Ist etwas passiert?«
Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Oliver auf das gemütliche Sofa fallen, dann vergrub er das Gesicht in den Händen.
»Ich kann nicht mehr«, stieß er voller Verzweiflung hervor.
Dr. Daniel begriff, daß etwas Einschneidendes geschehen sein mußte, und wandte sich seiner Schwester zu.
»Irene, sei so lieb und mach uns Kaffee«, bat er.
Irene warf dem völlig gebrochen wirkenden Mann im Wohnzimmer einen mitleidigen Blick zu, dann nickte sie.
»Ist in Ordnung, Robert.« Sie zögerte. »Kann ich sonst noch etwas tun?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Irenchen… das heißt, vielleicht könntest du das Gästezimmer herrichten – für alle Fälle.«
Wieder nickte Irene, dann eilte sie geschäftig hinaus, um Kaffee zu kochen, den sie schon wenig später servierte.
»So, Herr Gerhardt, nun trinken Sie erst mal einen Schluck Kaffee, der wird Ihnen guttun«, meinte Dr. Daniel, nachdem seine Schwester sich wieder zurückgezogen hatte.
Mit zitternden Händen griff Oliver nach der Tasse und nippte vorsichtig.
»Können Sie mir erzählen, was vorgefallen ist?« fragte Dr. Daniel behutsam.
Oliver seufzte tief auf. »Ich kann mit Patricia nicht mehr zusammenleben. Zwei Jahre lang habe ich alles mitgemacht. Ich habe versucht, meine Gefühle nach ihren Rechnungen