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Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740948535
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Bookwire
Und erst in diesem Augenblick spürte Patricia, wie sehr Oliver sie liebte. Aber sie bemerkte noch etwas anderes – nämlich ihre eigene Liebe zu ihm. Und als sie hier, in dieser unbeschreiblichen Landschaft, in seine Arme sank, da geschah es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder nur aus Liebe.
*
Dr. Daniel glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er nach der Sprechstunde in seine Wohnung hinaufkam und seinen Sohn dort vorfand.
»Stefan, was verschlägt dich mitten in der Woche nach Steinhausen?« fragte er verblüfft.
Der junge Mann zuckte die Schultern. »Nichts Besonderes, Papa.«
»Genauso schaust du aus«, entgegnete Dr. Daniel, dann setzte er sich zu seinem Sohn und legte einen Arm um dessen Schultern. »Na, komm schon, Stefan, was hast du denn auf dem Herzen?«
Stefan seufzte. »Auf dem Herzen ist gut.«
Dr. Daniel nickte wie zur Bestätigung für sein Gefühl. »Also Liebeskummer.«
Stefan brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Das klingt, als wäre ich gerade in der Pubertät und wüßte nicht, wie ich mein Traummädchen ansprechen soll.«
»Liebeskummer hat nichts mit dem Alter zu tun«, belehrte Dr. Daniel ihn, dann sah er seinen Sohn prüfend an. »Ist es mit Rabea doch nicht das Richtige?«
»Ich weiß nicht, Papa«, gestand Stefan leise. »Ich liebe sie. Ich liebe sie grenzenlos, aber… sie trifft sich immer noch mit diesem Scheibler«, platzte er dann heraus.
Dr. Daniel zog die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
»Sie behauptet, es wäre rein freundschaftlich, und er hätte irgendwelche Probleme, aber… verdammt, ich bin eben eifersüchtig! Weißt du, wie gut der Kerl aussieht?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Da unterliegst du einem großen Irrtum, Stefan. Liebe richtet sich nicht nach dem Aussehen, und die Beziehung, die zwischen Rabea und Dr. Scheibler einmal bestanden hat, war von Anfang an auf Zeit bestimmt. Keiner von beiden hatte vor, allzuviel Gefühl zu investieren.«
»Rabea hat ihn geliebt«, hielt Stefan dagegen. »Damals, als sie mit ihm in der Camargue war, hätte sie ihn sogar geheiratet, wenn er ihr einen Antrag gemacht hätte. Das hat sie selbst zugegeben.«
»Das glaubst du ihr also, aber wenn sie behauptet, zwischen ihr und Dr. Scheibler bestünde nur noch reine Freundschaft, dann zweifelst du daran.« Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Was für Probleme hat er denn überhaupt?«
Stefan zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Es ist mir auch völlig egal. Und Rabea hüllt sich in Schweigen – angeblich aus Loyalität zu ihm.«
»Das ist aber sehr anständig von ihr«, meinte Dr. Daniel. »Ich fände es nämlich gar nicht gut, wenn sie dir Dinge weitererzählen würde, die Dr. Scheibler ihr vielleicht nur anvertraut hat, weil er sich ihrer Verschwiegenheit sicher war.«
Stefan wurde nachdenklich. Aus dieser Sicht betrachtet, sah alles doch ein wenig anders aus.
»Vielleicht bin ich wirklich grundlos eifersüchtig«, räumte er schließlich ein, dann lächelte er seinen Vater an. »Es hat gut getan, mit dir darüber zu sprechen.«
Dr. Daniel erwiderte sein Lächeln. »Das freut mich.« Er zögerte. »Und wie sieht’s mit deinem Examen aus?«
Da mußte Stefan lachen. »Du kannst es einfach nicht lassen, was, Papa? Allmählich solltest du doch wissen, daß ich über mein Studium nicht mit dir spreche.«
Dr. Daniel seufzte. »Du bist ganz schön hart zu deinem alten Vater. Sagst du mir wenigstens, in welcher Klinik du deine Assistenzzeit hinter dich bringen willst?«
Stefan zuckte die Schultern. »So genau weiß ich das noch gar nicht. Eine Weile habe ich an die Klinik von Onkel Schorsch gedacht.«
Dr. Daniel wiegte bedächtig den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht, ob das für die Assistenzzeit das Richtige wäre. Hast du mit Schorsch schon darüber gesprochen?«
Stefan schüttelte den Kopf. »Bis jetzt noch nicht, aber… weißt du, die Mikrochirurgie wäre schon etwas, was mir gefallen könnte.«
»Dafür ist immer noch Zeit, Stefan. Für die Assistenzzeit würde ich dir ein größeres Krankenhaus empfehlen.« Er schwieg einen Moment. »Wie wär’s, wenn du in die Thiersch-Klinik gehen würdest? Professor Thiersch ist zwar entsetzlich streng, aber du würdest bei ihm auch eine Menge lernen.«
Stefan senkte den Kopf. Natürlich wußte er, daß sein Vater einst bei Professor Thiersch als Assistenzarzt gearbeitet hatte, und im Normalfall hätte ihn diese Klinik auch durchaus gereizt. Aber da war nun mal der Umstand, daß ausgerechnet Dr. Scheibler dort beschäftigt war, und mit ihm wollte Stefan keinesfalls etwas zu tun haben – auch wenn es nur beruflich wäre.
»Ich könnte mit Professor Thiersch sprechen, wenn du möchtest«, bot Dr. Daniel seinem Sohn an, doch Stefan schüttelte den Kopf.
»Nicht nötig, Papa«, wehrte er ab. »Ich möchte mich jetzt noch nicht entscheiden.« Dann lächelte er. »Und wer weiß, vielleicht lande ich sogar hier in Steinhausen in der Waldsee-Klinik.«
Dr. Daniel lachte. »Ich weiß nicht, ob du da recht viel besser dran wärst als in der Thiersch-Klinik. Was die Strenge anbelangt, dürfte Wolfgang dem Professor in nichts nachstehen.«
»Aber er ist ebenfalls ein erstklassiger Arzt«, meinte Stefan. »Immerhin hat er an den wohl besten Kliniken der Welt gelernt.«
Dr. Daniel nickte. »Das ist unbestritten. Du könntest bei Wolfgang eine Menge lernen, auch wenn die Klinik nur sehr klein ist.« Er sah seinen Sohn prüfend an. »Aber ich denke nicht, daß du diesen Vorschlag ernst gemeint hast. Du hast doch am Stadtleben so viel Gefallen gefunden.«
Stefan zuckte die Schultern. »Wer weiß, das könnte sich vielleicht wieder ändern.« Er zögerte einen Moment, bevor er gestand: »Manchmal nervt mich der Lärm in Schwabing ganz gewaltig.« Dann lächelte er. »Es könnte also sein, daß ich dich in Kürze wieder mit meiner ständigen Anwesenheit beehren werde.«
Dr. Daniel legte einen Arm um Stefans Schultern und drückte ihn einen Augenblick an sich. »Damit kannst du mich nicht erschrecken, Stefan – ganz im Gegenteil. Ich würde mich freuen, dich wieder zu Hause zu haben.«
*
Dr. Scheibler war so deprimiert wie nie zuvor. Gerade hatte er wieder eine Absage erhalten, und nun wußte er wirklich nicht mehr weiter. Er hatte den Telefonhörer schon in der Hand, um bei Rabea erneut Trost zu suchen, als ihm wie ein Blitz aus heiterem Himmel Dr. Daniel einfiel.
Professor Thiersch hielt von Dr. Daniel wirklich unheimlich viel. Wenn es also jemandem gelingen könnte, den unerbittlichen Professor umzustimmen, dann nur Dr. Daniel. Und plötzlich hielt es Dr. Scheibler nicht mehr in seiner kleinen Schwabinger Wohnung. Rasch lief er die Treppe hinunter, bestieg sein Auto und fuhr in Richtung Steinhausen davon.
Erst als er das Ortsschild passierte, fiel ihm ein, daß er mitten in Dr. Daniels Nachmittagssprechstunde hineinplatzen würde. Und so entschloß er sich kurzerhand zu einem Spaziergang durch den idyllischen Vorgebirgsort. Zu Fuß erreichte er den Kreuzbergweg, der zu Dr. Daniels Villa hinaufführte, doch Dr. Scheibler ging daran vorbei und folgte dem jetzt steil ansteigenden Weg nach oben.
Er verstand sich selbst nicht mehr. Seit jeher war er ein Stadtmensch gewesen und hatte für Wanderungen nicht viel übrig gehabt – schon gar nicht, wenn sie steil bergauf führten. Doch hier trieb es ihn immer weiter vorwärts, bis er schweratmend eine Lichtung erreichte, auf der ein mächtiger Bergbauernhof stand. Ein wenig zögernd ging Dr. Scheibler darauf
zu.
In diesem Augenblick trat eine junge Frau aus dem Haus. Einknapp zweijähriges Mädchen hing im wahrsten Sinne des Wortes an ihrem Rockzipfel, und es war unverkennbar, daß sie schon wieder ein neues Leben