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und ein Stillzimmer. Alles in allem wird es eine kleine Klinik sein, aber sie bietet den Leuten, die in der CHEMCO arbeiten, Sicherheit.« Er lächelte. »Und ich habe endlich die Belegbetten, die ich mir so lange gewünscht habe.«

      »Und wer wird Chefarzt?« wollte Dr. Sommer wissen.

      Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Wolfgang wahrscheinlich. Immerhin hat er sich ja von Anfang an für den Bau dieser Klinik eingesetzt. Ich habe nur noch ein bißchen nachgeholfen. Wenn Rainer allerdings nicht gewesen wäre, dann würde es bitter ausschauen.«

      Dr. Sommer nickte. »Die ganze Ausstattung dürfte noch ein hübsches Sümmchen verschlingen. Ich wußte gar nicht, daß der junge Bergmann so viel Geld hat.«

      »Er hat ein Grundstück aus dem Erbteil seiner Mutter verkauft, um den Bau finanzieren zu können«, entgegnete Dr. Daniel, während er sich in dem Rohbau umsah. und als er sich vorstellte, wie hier die Patienten ein und aus gehen würden, da durchströmte ihn ein eigenartiges Glücksgefühl, doch das konnte die Dankbarkeit, die er für den Mann empfand, der das alles durch seine Finanzierung erst möglich gemacht hatte, nicht übertreffen.

      *

      Nachdem er das Ehepaar Sommer nach Hause gefahren hatte, hängte sich Dr. Daniel sofort ans Telefon und rief Dr. Scheibler an. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich der junge Arzt endlich meldete.

      »Gott sei Dank«, stieß Dr. Daniel hervor. »Jetzt habe ich mir schon Sorgen gemacht.«

      »Das war unnötig, Herr Daniel«, entgegnete Dr. Scheibler ruhig. »Ich habe nicht vor, mir etwas anzutun, nur weil kein Chefarzt mich mehr haben will. Ich werde München verlassen.«

      »Das ist vielleicht gar nicht nötig«, meinte Dr. Daniel. »Wie stehen Sie zu einer Übersiedlung nach Steinhausen?«

      »Wollen Sie mit mir eine Gemeinschaftspraxis führen?« Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr Daniel, aber das ist nichts für mich. Ich bin in erster Linie Chirurg.«

      »Das weiß ich«, erklärte Dr. Daniel. »Und ich denke dabei auch gar nicht an meine Praxis, sondern an die Klinik, die hier in Steinhausen im Entstehen begriffen ist.« Er schwieg einen Moment. »Sie werden sich jetzt fragen, warum ich das nicht gleich gesagt habe, aber… ich will ehrlich sein, ich habe an diese Klinik einfach nicht gedacht. Obwohl mein Freund und ich uns so sehr für den Bau eingesetzt haben, bin ich es noch nicht richtig gewohnt, daß Steinhausen in Kürze eine eigene Klinik haben wird.«

      »Eine so wortreiche Entschuldigung ist nicht nötig, Herr Daniel«, entgegnete Dr. Scheibler. Er überlegte einen Moment. »Steinhausen. Ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich wäre.« Doch dann fiel ihm die eigenartige Zufriedenheit ein, die er auf dem Bergbauernhof empfunden hatte. »Kann ich es mir noch überlegen?«

      »Natürlich, Herr Scheibler«, stimmte Dr. Daniel sofort zu. »Vielleicht sollten Sie auch den künftigen Chefarzt erst mal kennenlernen.«

      Dr. Scheibler zögerte. »Weiß er von dem Vorfall in der Thiersch-Klinik?«

      »Der Ehrlichkeit halber werde ich es ihm sagen, aber machen Sie sich keine Sorgen, Herr Scheibler. Ich kenne Wolfgang schon sehr lange, und ich bin sicher, daß er einen guten Arzt nicht einfach aufgrund eines solchen Vorfalls ablehnen wird.«

      »Wir werden sehen«, murmelte Dr. Scheibler, und Dr. Daniel hörte die Hoffnungslosigkeit aus seiner Stimme heraus.

      »Machen Sie sich keine Sorgen«, wiederholte er. »Ich bin sicher, daß Sie in Kürze wieder in Ihrem Beruf tätig sein werden.« Er überlegte kurz. »Können Sie am Mittwoch-nachmittag nach Steinhausen kommen? Da ist meine Praxis geschlossen, und auch Wolfgang wird sich bis dahin freimachen können. Dann haben wir genügend Zeit, um alles miteinander zu besprechen.«

      »Einverstanden«, stimmte Dr. Scheibler zu, und obwohl er versuchte, optimistisch zu sein, gelang es ihm nicht, daran zu glauben, daß dieser neue Chefarzt sein Verhalten so völlig anders beurteilen würde, als es an den anderen Kliniken geschehen war.

      *

      Die erste Patientin, die am Montagmorgen in Dr. Daniels Praxis erschien, war unangemeldet, aber so aufgeregt, daß die junge Empfangsdame Gabi Meindl völlig vergaß, sich zu ärgern. Normalerweise schätzte sie es nämlich nicht besonders, wenn Patienten ohne Termin erschienen.

      »Nehmen Sie noch einen Moment im Wartezimmer Platz, Frau Gerhardt«, bat Gabi Meindl. »Der Herr Doktor hat bestimmt gleich Zeit für Sie.«

      Es dauerte dann auch wirklich nicht lange, bis Patricia Gerhardt ins Sprechzimmer gerufen wurde. Dr. Daniel kam ihr mit einem freundlichen Lächeln entgegen, doch auch er bemerkte sofort die Anspannung, unter der seine Patientin offensichtlich stand.

      »Nun, Frau Gerhardt, was ist denn los?« fragte er, nachdem er Patricia Platz angeboten und sich dann ebenfalls gesetzt hatte.

      »Ich werde einfach nicht schwanger!« platzte Patricia heraus. »Jetzt waren wir fast sechs Wochen auf Gran Canaria und Teneriffa, aber es hat doch nichts genützt.«

      Einen Augenblick lang hatte Dr. Daniel den dringenden Wunsch, die junge Frau zu schütteln, damit sie endlich zur Vernunft käme. Sie hatte anscheinend überhaupt nicht begriffen, worum es in diesem Urlaub gegangen war.

      »Frau Gerhardt, ich habe niemals gesagt, daß Sie nur in Urlaub fahren müßten, um schwanger zu werden«, entgegnete Dr. Daniel so ruhig, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war.

      »Dieser Urlaub war dafür gedacht, daß Sie und Ihr Mann wieder zueinanderfinden. Sie scheinen noch immer nicht zu begreifen, daß Ihre Ehe in einer tiefen Krise steckt. Ihr Mann ist nicht mehr gewillt, Ihre Jagd nach einer Schwangerschaft mitzumachen.«

      Patricia senkte den Kopf. Sie wußte genau, daß Dr. Daniel recht hatte. Sie verhielt sich einfach unmöglich, aber sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht mehr, sich von dieser Manie zu befreien. Ihr ganzes Denken galt nur noch einem Kind, und damit hatte sie Oliver gestern so auf die Palme gebracht, daß er sie angebrüllt hatte: »Dann geh zu Dr. Daniel und laß dich künstlich befruchten, damit dieses Theater ein für allemal ein Ende hat!«

      »Frau Gerhardt.« Dr. Daniels Stimme drang in ihre Gedanken und holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Sie können schwanger werden, wenn Sie sich endlich von Ihrem selbstauferlegten Streß befreien. Sie sind doch erst sechsundzwanzig. Es ist also überhaupt kein Grund zur Panik vorhanden. Ich habe Patientinnen, die mit zweiunddreißig ihr erstes Kind bekommen haben.«

      »Ich möchte mich künstlich befruchten lassen«, erklärte Patricia, ohne auf Dr. Daniels Worte einzugehen.

      »Wenn Sie das wirklich wollen, dann müssen Sie sich einen anderen Arzt suchen«, entgegnete Dr. Daniel rundheraus. »Ich werde an Ihnen keine künstliche Befruchtung vornehmen.«

      »Aber Oliver will es doch auch!« begehrte Patricia auf.

      »Ja, weil er Ihr Verhalten einfach nicht mehr länger aushält. Frau Gerhardt, sehen Sie denn nicht, daß Ihre Ehe auf diese Weise in die Brüche geht.«

      Patricia begann hilflos zu schluchzen. »Ich will ein Baby.«

      Dr. Daniel sah ein, daß er so nicht weiterkam. Patricia hatte sich bereits so in ihren Kinderwunsch hineingesteigert, daß vermutlich nur noch eine psychiatrische Behandlung Erfolg bringen würde. Doch diesen Vorschlag wagte Dr. Daniel nicht zu machen. Psychiatrie wurde von den meisten Laien mit Verrücktheit gleichgesetzt, und eine solche Belastung wäre nicht nur für Patricia Gerhardt zu groß, sondern auch für ihre Ehe. Aber dann hatte Dr. Daniel plötzlich eine Idee.

      »Also schön, Frau Gerhardt«, meinte er. »Es gibt eine Behandlungsmöglichkeit, die ich auch vom ärztlichen Standpunkt aus vertreten kann. Es handelt sich dabei um eine Spritzenkur, die den Eisprung fördert.«

      Mit großen Augen sah Patricia ihn an. Von einer solchen Behandlungsmethode hatte sie noch nie etwas gehört. Das war allerdings auch schlecht möglich, weil Dr. Daniel sie soeben selbst erfunden hatte.

      »Kommen Sie künftig zweimal wöchentlich zu mir in die

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